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Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

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Nr. 150 - 175 (1. Juli 1898 - 30. Juli 1898)
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Regenten an den Kaiser erfolgt. Um das Zerwürfniß
habe man in Detmold übrigens schon vor der Veröffent-
lichung des bayerischen Blattes gewußt.
— Es bestätigt sich, daß die russischen Grenz-
zollämter angewiesen worden sind, vorläufig an der
bestehenden Zollbehandlung festzuhalten, weil Verhand-
lungen mit der deutschen Regierung über die streitige Frage
schweben. Inzwischen ist von der preuß. Regierung ge-
stattet worden, daß auch an einigen Punkten der ost-
prcußisch-russischen Grenze russische Gänse bis zur
nächsten Bahnstation getrieben werden dürfen.
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben den
Postsekretär Arthur Gageur aus Pfullendorf zum Postmeister
ernannt und ihm die Vorsteherstelle bei dem Postamte in Todtnau
übertragen; den Oberbuchhalter Martin Bechtel in Stockach
zum Revisor bei der Steuerdirektion, den Steuerkontroleur Otto
Stärk und den Buchhalter August Strittmatter zu Ober-
buchhaltern der Bezirksftnanzverwaltuug ernannt.
— Mit Entschließung Großh. Ministeriums der Finanzen
wurde Oberbuchhalter Otto Stärk dem Finanzamt Stockach,
Oberbuchhalter August Strittmatter dem Finanzamt
Schwetzingen und Oberbuchhalter Georg Föhre ubach dem
Finanzamt Mannheim zugetheilt.

Ausland
Schweiz. K Zürich, 22. Juli. Der Großherzog
von Baden und Gemahlin sind gestern Nachmittag 4.20
im besten Wohlsein hier eingetroffen und im Hotel Baur
au Lac, abgestiegen, woselbst dieselben den Besuch des
deutschen Consuls Dr. Klose eutgegennahmcn. Die hohen
Herrschaften statteten dem Landesmuseum einen längeren
Besuch ab, unter Führung des Direktors Herrn Angel
und der Frau des Vorstandes. Nach unternommener
Rundfahrt fand um 8 Uhr Tafel statt, zu welcher der
kais. Konsul, Herr Dr. Klcse, zugezogen wurde. Heute
Morgen 10.30 Uhr erfolgte die Abreise nach St. Moritz.
Genf, 22. Juli. Nachdem die Ausständigen den
Vermittelungsvorschlag der Regierung angenommen haben,
wurde die Arbeit heute auf allen Bauplätzen wieder
ausgenommen. Der Stadtrath beschloß die Schließung
des italienischen Klubs und die Entlassung eines Bataillons.
Ein Landwehrbataillon und die Guiden verbleiben vor-
läufig noch im Dienst.
England. London, 22. Juli. Die neuesten Bul-
letins über den Zustand des Thronerben stimmen heute
mit Privatmeldungen darin überein, daß der Fortschritt
im allgemeinen günstig sei, da die Kniegeschwulst zurück-
trete, die Schmerzen nachlassen und das Allgemeinbefinden
befriedigend sei. Als Ergebniß einer langen Consultation
des Lord Listers mit den behandelnden Aerzten ist der
Beschluß gereift, von dem Zusammenfügen der Bruchtheile
der Kniescheibe mit Draht abzusehen. Der Zwischenraum
der Bruchtheile betrug anfangs 5 Centimeter, hat sich aber
unter der Behandlung seitdem gemindert, sodaß er gegen-
wärtig nur etwas über Centimeter beträgt. Die
Hoffnung einer natürlichen Zusammensetzung ist daher be-
gründet. Gleichwohl bleibt die Befürchtung bestehen, daß
der Prinz, der schon in höheren Jahren steht und als
Rückstand eines typhösen Fiebers früher eine Schwächung
des linken Beines davontrug, nicht ohne weitere Schwächung,
wenn nicht gar ohne eine leichte Lähmung von dem jüng-
sten Unfälle genesen könnte. Auch in angesehenen medi-
zinischen Fachschriften klingt diese Besorgniß durch.
Asien. Peking, 16. Juli. Der russische Geschäfts-
träger Pawlow stellte das Verlangen, daß für die neuen
chinesischen Schiffe ausschließlich russische Instruk-
teure bestellt werden, ebenso daß in Zukunft alle Armee-
und Marine-Instrukteure Russen sein sollen. Die Chi-
nesen widersetzen sich dieser Forderung.

Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 23. Juli.
O Kunstberein. Unter der Anzahl von Bildern, welche seit
14 Tagen im Kunstverein ausgestellt sind, haben vor allen die
Landschaften von Professor Hans Gude die Aufmerksamkeit des
Publikums auf sich gelenkt — und mit Recht. Denn jene, zu-
meist in nicht allzugroßen Verhältnissen gemalten, Bilder, in
welchen sich Schlichtheit der Auffassung und Wiedergabe, ohne
alle Effekthascherei, mit sehr feiner, auch in den Farben bis-
weilen sehr schön wirkender, Ausführung verbindet, gehören wirk-
lich zu den hervorragenderen Erzeugnissen der Landschaftsmalerei
unserer Tage. Nicht große Naturstimmungen sind es, welche der
Künstler geben wollte, sondern er hat mit großer Schlichtheit die
Natur angesehen — und gerade in dieser Beschränkung liegt bei

einer Baseler Knabenschule spazierte eine Modedame umher, j
die auf ihrem Hute die reine Vogelausstellung zur Schau
trug. Die aus der Schule tretenden Knaben erblickten das
Modeerzeugniß, im Gänsemarsch gings hinter der erschreckten
Dame her, und in eintönigem Gesänge unter taklmägigem
Händeklatschen erschallte es: Mo—de—da—me, Vo—gel—mord
Mo—de—da—me, Vo—gel—mord! Fast die ganze Schule
wollte sich anschließen, und nur der Umstand, daß die Dame
in das Haus einer Verwandten sich flüchten konnte, hielt die
Jungen davon ab. die Dame durch die ganze Stadt zu be-
gleiten. Die Dame wird ihren Vogelhut wohl nicht mehr
tragen.
— Der Eisfelthu rm soll demnächst neu angestrichen
werden und zwar silbergrau, damit er sich bei der Weltaus-
stellung von 1900 mit Ehren sehen lassen kann. Es wird
ausgerechnet, daß der Anstrich 50 000 ks Oeliarbe erheischen
und zu zwei Malen je 50 Mann zwei Monate lang beschäf-
tigen wird.
— Aus Prenzlau wird eine merkwürdige Geschichte erzählt
von einem Sträfling, der das Gefängniß nicht ver-
lassen will. Dem Schlächter R-, der nach Verbüßung
einer vierjährigen Gefängnißstrafe aus der Anstalt entlassen
werden sollte, mußten vier Gefangenen-Aufseher gewaltsam
die Freiheit wieder geben, da er nicht zu bewegen war, frei-
willig das Gefängniß zu verlassen. Nachdem er auf diese
unsanfte Weise an die Luft gesetzt worden war. warf er sich
auf die Straße, von wo er erst mit Hilfe der herdeigeholien
Polizei wieder entfernt wurde.
— (E in Spitzensh awl für die Zarin.) Aus Paris
hat man der jungen Zarin Alexandra einen wundervollen Spitzen-

ihm das künstlerische, da er wahrhaftig bleibt und sich auch nicht !
versucht fühlt, durch eine gleichsam naturwissenschaftliche Charak- !
teristik dem Publikum als Kunst gerade das Gegentheil von dem !
darzustellen, wie es manche moderne Maler sich erlauben, den
höchsten Ausdruck des Wesens aber naiv, die große Einheit
erfassend zu geben, ist von jeher nur den großen Genies Vorbe-
halten gewesen. Mit der Art der Auffassung Gudes hängt auch
seine liebevolle Ausführung des Details zusammen, welches jedoch
immer dem Ganzen untergeordnet bleibt, nie den Zusammenhang
zerreißt. Auf die einzelnen Bilder einzugehen, würde hier zu
weit führen, doch wird die Betrachtung derselben gewiß eine
Freude für jeden Besucher des Kunstvereins sein, da man ja in
unserer Zeit gerade nicht verwöhnt wird mit einfachen nnd naiven
Kunstwerken.
** Konzerte. Endlich war es gestern nach mehreren, an
der Ungunst des Wetters gescheiterten Versuchen der
Harmonie-Gesellschaft gelungen, das angekündigle
Gartenkonzert für ihre Mitglieder abzuhalten. Diesmal hakle
sie Glück, einen schöneren Abend hätte man nicht ausfindig
machen können. Trotz der großen Konkurrenz war der Be-
such ein sehr zahlreicher. Es konzerlirle die Reaimentsmusik
aus Mannheim, deren Leiter, Herr Kapellmeister Vollmer,
ein interessantes, abwechslungsreiches Programm zusammen-
gestellt hat:e. Den Leistungen der trefflichen Kapelle wurde
stürmischer Beifall zu Theil, so daß sich die Kapelle, trotz der
Reichhaltigkeit des Programms, noch zu mancher Dreingabe
veranlaßt sah. — Zahlreich besucht waren auch die von der
Kapelle des in Straßburg garnisonirenden Kgl. Infanterie-
Regiments Nr. 132 Nachmittags in der Schloßrestauration
und Abends im Bremeneck abgehaltenen Konzerte. Der
Direktor der Kapelle, Herr Thaede, erfreut sich eines hervor-
ragenden Rufes unter den deutschen Militärkapellmeistern.
Ganz besondere Wirkung erzielte die für die Kapelle eigens
eingerichtete Germania-Fanfare. Auch in diesen Konzerten
wurde der Kapelle reicher langanboltender Beifall zu theil.
Unfall. Gestern Nachmittag gegen vier Uhr wurde in der
Kaiserstraße ein 4Vz Jahre altes Mädchen von einem Sandfuhr-
werk überfahren; der Fuhrmann hatte zwei Wagen hintereinander
gehängt, das Kind lief in den Hinteren Wagen hinein; die Räder
gingen ihm über den Leib; es starb gleich nach Ueberbringung
in das Josefshaus. Den Fuhrmann soll keine Schuld treffen.
Der Vaier des Kindes wurde vor etwa zwei Jahren in Neckar-
elz, wo er Bahnbediensteter war, von einem Zuge überfahren.
---- Polizeibericht. Zwei junge Leute kamen wegen Ruhe-
störung zur Anzeige.
st. Handschuhsheim, 22. Juli. Der Veteranenverein
in Handschuhsheim feiert am Sonntag, den 24. ds. Mts-, von
Nachmittags 2 Uhr an, sein 25jähriges Stiftungsfest, ver-
bunden mit Verleihung der Fahnen-Medaille und der Erinne-
rungsmedaille an die Veteranen. Das Festbankett findet im
Gasthaus zur Traube statt.
ff Mannheim, 22. Juli. (Ferienstrafkammer.) 1. Der
35 Jahre alte Taglöhner Adam Bohm „verlieh" gegen Be-
zahlung von 3 Mark seine Ehefrau an den Taglöhner Joseph
Stapf. Der ehrenwerthe Gatte wurde einschließlich einer wegen
Diebstahls gegen ihn ausgesprochenen Zuchthausstrafe von 1
Jahr 3 Monaten wegen Kuppelei zu einer Gesammtzuchthaus-
strafe von 1 Jahr 6 Monaten verurtheilt und ihm die bürger-
lichen Ehrenrechte auf 5 Jahre aberkannt. — 2. Der 13 Jahre
alte Schüler Friedrich Deck von Hilsbach wuide von der An-
klage elnes Sittlichkeitsvergehens im Sinne des Z 176 Ziff. 5
R.-St.-G.-B. frcigesprochen. Das Gericht war der Ansicht, daß
dem Jungen die Erkenntniß der Strafbarkeit seines Handelns
mangelte. — 3. Der 12 Jahre alte Volksschüler Adam Morsch
von Heidelberg entwendete am 21. März d. I. der Ehefrau
Marg. Kratzcrt in Heidelberg aus der Kommode den Betrag von
13 M. und ein Taschenmesser, am 14. Mai auf dem Philosophen-
weg stadteigenes Werkzeug im Werthe von 2 M. 50 Pf. und am
18. Mai in dem Schulhause in Neuenheim, indem er einen
Schrank sprengte, verschiedene Schreibmaterialien. Der Junge
wurde zu 6 Wochen Gefängniß verurtheilt, von der weiteren
Anklage der Sachbeschädigung aber freigesprochen. — 4. Die 26
Jahre alte Kellnerin Karoline Craiß von Diefenbach wurde,
als sie im „Reichsadler" bedienstet war, in dem gemeinsamen
Schlafzimmer Nachts von ihrer Kollegin Anna Dannbacher dabei
betroffen, wie sie deren Kleid nach Geld durchsuchte. Als wieder-
holt bestrafte Diebin wurde die Craiß wegen Diebstahlsversuchs
zu 7 Monaten Gefängniß verurtheilt. — 5. Der Hausbursche
Philipp Höhl aus Griesheim bei Darmstadt stahl seinem Onkel
durch Erbrechen einer Schatulle 300 M. und machte sich in
Heidelberg, wo er im Restaurant „Perkeo" Dienste nahm, lustige
Tage. Als die Polizei ihn wegen seiner Lebensweise aufs Korn
nahm, versteckte er den Rest des gestohlenen Geldes im Beisein
feines Kollegen, des 20 Jahre alten Hausburschen Friedrich
Klenk auf dem Speicher des „Perkeo". Seine Mitwiffenschaft
machte sich Klenk alsbald zu Nutze, indem er das Geld
aus dem Versteck holte-, und für sich in ein anderes
Versteck that. Klenk, ein wiederholt wegen Diebstahls vor-
bestraftes Subjekt, wurde zu 1 Jahr Gefängniß nnd 3 Jahren
Ehrverlust verurtheilt. Höhl wird in Darmstadt abgeurtheilt
werden. — 6. Ganz gefährliche Anlagen besitzt der kaum sechs-
zehn Jahre alte Wickelmacher Philipp Schmautz von Wies-
loch. Als er eines Samstag Abends auf der von Wiesloch nach
Rauenberg führenden Straße einem jungen Burschen, es war der
16 Jahre alte Zimmcrlehrling Lorenz Knörr von Rauenberg,
daherkommen sah, vermuthete er, daß derselbe seinen Wochenlohn
nach Hause trage und beschloß, ihm sein Geld abzunehmen. Er
bewaffnete sich mit einem mächtigen Wingertspfahl aus Eichen-
holz, lief übers Feld, um dem Wanderer den Weg avzuschneiden
und rief ihm, als er ihn beinahe eingeholt hatte, „Halt!" zu.
Knörr achtete nicht darauf, sondern suchte zu entwifchen. Nun
stürzte sich Schmautz auf ihn und streckte ihn mit einem wuch-

shawl zugeschickt. Dem Maler Felix Aubert fiel die Aufgabe zu,
mit dem Pinsel das in wunderbaren Farbentönen gehaltene
Muster auf das feine Spitzengewebe zu zaubern, und eine junge
Stickerin von Bayeux übernahm es, das entzückende Muster nach-
zubilden. Der Shawl, an dessen Herstellung sic mit Aufbietung
aller ihrer Kunst gearbeitet hat, befindet sich jetzt bereits in den
Händen der Kaiserin Alexandra, die von der wunderschönen Aus-
führung dieses Meisterwerks der Spitzenweberei und Stickerei
sicher entzückt sein wird. Das ganze Gewebe ist bei einer Länge
von 3 Metern und einer Breite von einem Meter so leicht, daß
es von Schmetterlingen fortgetragen werden könnte. Rund herum
läuft eine Borde prachtvoll nüancirter Narctssen, während das
Mittelstück ein Pleinmuster graziös hingeworfener Maiglöckchen
aufweist. Von zwei Ecken streben Rosenzweige auf; die einen
mit herrlichen La France-Rosen, die anderen mit den gelben
Rosen Rußlands. Die beiden anderen Ecken sind mit der in
feinen Goldfäden eingewebten Zarenkrone und den Initialen
Alexandras Feodorownas verziert.
— (Mo deiner H andwerks b urs ch e.) „Ich bitt' schön,
haben S' nicht eine alte, defekte Postkarte mit Ansicht?"
— (Ueberraschung.) Mama (die fortgewescn): „Nun,
Hänschen, war jemand da?" Hänschen: „Ja, ein ganz komischer
Mann, der seine Visitenkarte auf alle Möbel klebte."
— (Auf dem Lande.) Frau A.: „Sagen Sie, Frau Nach-
barin, legen Ihre Hennen gut?" Frau B.: „O, ich sage Ihnen,
ganz vorzüglich! Bis jetzt haben sie noch nicht ein faules Ei
gelegt."
— (Die kluge Mutter.) Backfisch (im Theater): „Mama,
der Lieutenant da drüben sieht mich fortwährend an!" Mutter r
„So sieh weg, aber recht freundlich!"

tigen Hieb auf den Kopf zu Boden. Knörr erhielt eine klaffende
Wunde und verlor die Sinne. Als er wieder zu sich kam, fragte
ihn Schmautz: „Hast Du Geld?" Auf die verneinende Er-
widerung des Opfers durchsuchte er ihm die Taschen, fand aber
nur ein paar Nägel. Darauf fragte er Knörr, ob er ihn kenne,
was dieser aus Furcht, Schmautz könne ihn unschädlich machen,
verneinte, obwohl er seinen Gegner vom Sehen kannte. Vielleicht
in einer Anwandlung von Mitleid gab Schmautz schließlich sei-
nem blutenden Opfer noch sein Taschentuch, damit er sich seine
Wunde auswaschen könne und machte sich aus dem Staube. Mit
Rücksicht darauf, daß die That ihn als einen ganz verdorbenen
und rohen Burschen kennzeichnete, sah das Gericht von der Ge-
währung allgemein mildernder Umstände ab und verurtheilte den
Angeklagten unter dem Strafmilderungsgrund der Jugend zu
3 Jahren Gefängniß.
Altripp, 19. Juli. Ein Bahn ass ist ent von der badischen
Station Rheinau unternahm heute Nachmittag das Wagniß,
über den Rhein zu schwimmen, büßte aber dabei sein Leben ein.
Als er dem diesseitigen Ufer schon ganz nahe war, verließen ihn
die Kräfte; er rief um Hilfe, doch konnte ihm diese nicht gebracht
werden, ehe es zu spät war.
L. 0. Karlsruhe, 22. Juli. In der rotben und schwarzen
Oppositionspresfe wurde dieser Tage viel Lärm geschlagen,
wert die dem Brauereibesitzer Graf in Staad bei Konstanz
wegen Steuerhinterziehung auserlegte Geldstrafe auf 10 000
ermäßigt worden ist. Ohne nach den Gründen zu fragen,
von denen die Staatsbehörde bei ihrer Entschließung geleitet
wurde, zeterten die Organe der genannten Presse über die
angebliche Begünstigung des „Hoflieferanten" zum Nachthelle
des Fiskus; ja ein Herrn Wacker nahestehendes Freiburger
Blatt konstalirte bei dieier Gelegenheit mit Entrüstung, daß
man seinerzeit die dem Bischof Kübel anierle gte Geldstrafe
schonungslos eintrieb, während man hier so große Milde
wallen lasse. Das ultramontane Blatt übersieht, daß es sich
dort um eine gerichtliche Strafe handelte, während hier ein
rein steuerrechklicher Fall vorliegt. Die Staatsministerialent-
schließung, durch welche die Strafe auf 10000 normirl
wurde, erfolgte nach eingehendem Vortrag des Großh. Finanz-
ministeriums, das die Angelegenheit einer gründlichen Prü-
fung unterzogen hatte. Offenbar fand das Staatsrmnisteriurn
die von den Finanzbehörden zu Gunsten einer Ermäßigung
der Strassumme geltend gemachten Gründe vollauf gerecht-
fertigt. Hätte Gras die ganze Summe von 138000 be-
zahlen müssen, so wäre ein blühendes Geschäft ruinirt und
dem Staate, sowie einer armen Gemeinde eine höchst werth-
volle Sleucrkrafr für immer entzogen worden. Dies allein
würde die Ermäßigung rechtfertigen. Außerdem aber lagen,
wie wir bestimmt wissen, noch weitere Gründe steuerrecht-
licher Natur vor, die das Verfahren der Behörden durchaus
legal erscheinen lassen.
L. 0. Karlsruhe, 22. Juli. Im Zug 257 (zwischen Mühl-
acker—Karlsruhe) wurde am 19. Juli der Betrag von 262 F-
gefunden. Der rechtmäßige Eigenthümer kann das Geld
bei der Kasse des Großh. Stationsamts I hier in Empfang
nehmen.
ffff Karlsruhe, 22. Juli. Das Atelier des verstorbenen
Bildhauers Heer soll für 6000 M. von der Stadt angekauft
werden. — Der Stadtrath beschloß, dem Kunstverein 2000 Mk.
als städtischen Beitrag zu gewähren. — In Durlach findet
nächsten Sonntag die Grundsteinlegung zur katholischen
Kirche statt. — Gestern wurde in Königs dach bei Durlach
zum drittenmal Bürgermeisterwahl vorgenommeu, die zum dritten
Mal resultatlos blieb.
L. O. Karlsruhe, 22. Juli. Die vom Stadtrath zur Prüfung
der Bahnhofsfrage ernannten Sachverständigen, die Herren Ober-
baurath Baumeister-Karlsruhe, Generaldirektor derkgl.bayr-
Staatseisenbahnen Eb e r m a y er - München und Civilingenieur
C. O. Gleim-Hamburg werden am 27. ds. Mts. zur ersten
kommissarischen Berathung zusammentreten.
L. o. Karlsruhe, 22. Juli. Prälat a. D. v. Doll beging
kürzlich in aller Stille sein 5 0 j ä h r ig e s Di enst j u b i l ä uw-
Doll war 1827 in Lahr geboren und wirkt seit 1864 als Hof-
prediger in Karlsruhe. 1883 wurde er von der Universität
Heidelberg zum I). tbsol. hon. oaaoa ernannt.
Z Baden-Baden. Die Vorbereitungen zu der I. Geflügel-
und Kaninchenausstellung, welche der Verein für Geflügel-
und Kaninchenzucht dahier in den Tagen vom 13. bis 17. August
d. Js. in der städtischen Turnhalle und auf dem davorliegende»
Platze veranstaltet, sind in vollem Gange. Die Ausstellung ver-
spricht, den zahlreich schon Angegangenen Anmeldungen nach
urtheilen, eine sehr mannigfaltige zu werden. Zur Ausstellung
gelangen alle. Arten von Geflügel, als: Hühner, Truten, Gänse,
Enten, Ziergeflügel, Fasanen, Brief- und Farbentauben, Sing'
und Ziervögel, Kaninchen aller Rassen, als: Belgische Riesen,
englische und französische Widder, Lothringer Riesen, Angor-,
Kreuzungen rc. rc., ferner Zuchtgeräthe, Futtermittel u. Literatur-
A Vom Hanauerland, 21. Juli. Die Getreideernte
ist in der ganzen Gegend im vollen Gang, Korn bereits Z»
Hause. Der Strohertrag ist ordentlich, wenn auch die Güte de»'
selben zu wünschen übrig läßt; es sind nämlich häufig gauff
Aecker gelagert und zwar vor der Blüche schon. Noch nachlhei-
ltger wirkte dieser Umstand auch auf die Körnerentwicklung uut
macht sich hier besonders bemerklich. Bis in die letzte Zeit wA
der Hafer sehr schön; doch zwei wolkenbruchartige Gewitter-
regen schlugen auch ihn in den Boden hinein. Zum Glück hast"
er schon Rispen, so daß immerhin der Schaden gering fein wird-
Auch der Tabak hat sich endlich empor gemacht und kann gs
häufelt werden, wenn auch jetzt noch manche Stöcke fehlen, oü
von Schnecken abgefressen wurden. Der Ob st ertrag
hinter dem vorjährigen Zurückbleiben, wenn sich auch die BäüllU
von der Maikäfer- und Raupenanzapfung erhalten. Die Kar-
toffeln dagegen fangen bereits an, schwarz zu werden, u>a-
den Ertrag außerordentlich beeinträchtigt. Somit ist überall »A
ein Durchschnittsertrag zu erwarten.
Metzkirch, 19. Juli. Der Bruder des Herrn BezirksarM
Dr. Mayer ist auf der „Bourgogne" ertrunken. Er war Ast
21 Jahre alt. -
— (Dienstnachrichten.) Aus dem Bereiche dc-
Ministerinms der Justiz, des Kultus und Unt^
richts. Otto Pförtner, Aktuar beim Amtsgericht EberbM
wurde zum Amtsgericht St. Blasien versetzt, Friedrich Seeg^j
Aktuar, z. Zt. Gehilfe bei der Grund- und PfandbuchführM
in Pforzheim, dem Amtsgericht Eberbach zugewiefen.

Der amerikanifch-spcrnische Krieg.
Madrid, 22. Juli. Nach einer hier Angegangen"
Privatdepesche aus Havanna landeten die Amerikas
am Dienstag Abend in der Gegend von Manzanill"'
Die spanischen Truppen, welche die Umgebung der StN
bewachten, schossen auf die Amerikaner, welche das
erwiderten. Die Mannschaften der durch die amerikanisch"
Geschosse zerstörten Kanonenboote retteten sich mit eiE
Theil ihrer Habe an Land. Man erwartet einen AnM
der Amerikaner auf Manzanillo vom Lande und

Wasser aus.
Pleye del Este, 22. Juli. Nach dem anttE
Berichte über das gestrige Gefecht bei Manzastu'
zerstörte das amerikanische Geschwader drei spanische E
delsschiffe und 5 Kanonenboote. Die amerikanischen SE
zerstörten dabei, dem ihnen ertheilten Befehle folgend,"
 
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