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Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

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Nr. 176 - 202 (1. August 1898 - 31. August 1898)
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-glich,
enommen.
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Wit Familienblättern
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irei in's Haus gebracht.
Durch die Post bezogen
Vierteljahr!. 1.25
schließlich Zustellgebühr.
^Vhon-Anschluß Nr. 82.
Ar. 189.

HÄcllittljkr AitiiW

JnsertionSgebühr
15 Pf. für die Ispaltige
Peritzet'e oder deren Raum.
Für hiesige Geschäfts- und
Privatanzeigen bedeutend
ermäßigt.
Gratis-Anschlag
der Inserate auf den Plakat-
tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulen.

Dienstag, den 16. August

Telephon-Anschluß Nr. 82.


Politische Umscha«.
Heidelberg, 16. August.
. Nach einer aus Fachkreisen stammenden Mittheilung
wll die Frage der Reform der Eisenbahnpersonen-
^arife für das deutsche Reich endgiltig in der „General-
vnferenz der deutschen Eisenbahnen" zur Erledigung
vinmen, welche Mitte Dezember d. I. in Berlin (Pots-
damer Bahnhof) stattfinden wird. Bis dahin werden die
^Verhandlungen soweit gefördert sein, daß einer defiui-
"veri Beschlußfassung nichts mehr im Wege steht, auch vor-
aussichtlich die neuen Tarife am 1. April 1899 in Wirk-
samkeit treten können. Leider ist, so lange der Thielen-
I c ^Eist in der preuß. Eisenbahnvcrwaltung herrscht,
uf eine wirkliche Reform, die das Reisebedürfniß des
Publikums anerkennt und unterstützt, nicht zu rechnen,
^elmehr darf man sich auf einen bösen Wechselbalg ge-
mußt machen, der unter dem Namen Reform eine Ver-
teuerung des Reisens bringt.
Die Nachrufe, welche die Schweizer Presse dem
Ersten Bismarck widmete, waren durchgehend würdig
galten, ja einige, und zwar die der größten Blätter,
MMeten geradezu Begeisterung für den Heimgegangenen
?Elden. Kürzlich betrachtete nun die Allg. Schweizer Ztg.
as Verhältniß Deutschlands unter Bismarck zur
Schweiz in einem sachlichen Artikel, welcher die Legende
an der versteckten Feindschaft zwischen den beiden Ländern
Rundlich lügen straft. Es heißt da: „Erst die wieder-
Mten Reklamationen Bismarcks wegen des politischen Ge-
' udels auf schweizer Boden, die dem Fürsten früher so
.dübelt wurden, haben Ordnung in die schweizer Frem-
"bnpolizei gebracht. Auch die Einigung Deutschlands hat
br Schweiz nur genützt. Ein mächtiges, friedliebendes
^ustchland gegenüber dem unberechenbaren Frankreich dient
Er Schwaz zur Beruhigung, weshalb auch seit 1870 die
Minnung der Schweiz zu Gunsten Deutschlands umge-
Awgen hat. Die großen Gesetzeswerke, die unter dem einigen
rutschland auf dem Gebiet des Obligationen-, des Straf-
Nd des Patentrechts geschaffen wurden, übten auf die Ent-
, '^lung des schweiz. Rechtslebens einen günstigen Einfluß
Auch die deutsche Gewerbegesetzgebung diente der
Hweiz. Gewerbeordnung als Vorbild und die Kranken-
rgcherung wurde geradezu kopirt. Es wird sogar bc-
uett, daß nicht noch besser abgeschrieben wurde, denn das
Utsche (Kxsxtz ist vom schweizerischen nicht überflügelt
orden. Die Reichskanzlerschaft Bismarcks hat der Schweiz
s^Erdings den Schutzzoll gebracht, aber nicht den aus-
.Hweifenden, mit dem die Franzosen einer großen Anzahl
er schweiz. Erzeugnisse die Thüre freundnachbarlichst ver-
-^Elt haben. Die Schweiz durfte an der gewaltigen
An k!^En Entwicklung Deutschlands seit 1870 redlich
, "Meil nehmen und im wichtigen Veredlungsverkehr an
r Grenze ist die Schweiz entgegenkommend behandelt
jw? Handelspolitisch ist die Schweiz unter Bismarck
Hz Scfahren, zum mindesten nicht schlechter als andere
^nder. Die Schweiz kann zufrieden sein, wenn sie mit
..^ichland in den nächsten 30 Jahren so gut fährt wie
'Er Bismarck."
b Frankreich droht ein Streik der Eisen-
m h"er, für den der rund 58 000 Mitglieder zählende
s brvand der französ. Eisenbahner eine rege Agitation ent-
let. Jahren liegt dieser Verband mit den sieben
G-s s Eisenbahngesellschaften in Fehde, einmal, weil die
'Euschaften sich weigern, den Verband als offizielle
K Etretung der Arbeiterschaft anzuerkennen, und weil die
. ^Euschaften bisher die Forderungen des Verbands zurück-
^EEsen haben. Diese Forderungen gehen in der Haupt-

sache dahin, daß alle Arbeiter und Unterbeamten nach
einem Dienstjahre endgiltig angestellt, die Gehälter erhöht,
die Arbeitsstunden herabgesetzt, die Frachtbahnhöfe Sonn-
tags geschlossen, die Bußen und Außerdienststellungen
aufgehoben und eigene Gewerbegerichte geschaffen werden.
Dazwischen laufen noch Forderungen, wie Freifahrt zweiter
Klasse auf allen Strecken, Aufhebung des „Lohnfeilschens",
der Akkordarbeit, der Prämien und Gratifikationen u. s. w.
In Eingaben an das Ministerium haben die Gesellschaften
die meisten der Forderungen als unerfüllbar bezeichnet.
Auf dem letzten Kongreß des Eisenbahnverbands, der im
Frühjahr d. I. in Paris stattfand, ist nun beschlossen
worden, den Widerstand der Gesellschaften durch Prokla-
mirung des Generalstreiks zu „brechen", zunächst aber
weitere Versuche zur gütlichen Verständigung zu unter-
nehmen. Die Versuche haben bisher zu keinem Ergebniß
geführt, die Situation hat sich vielmehr noch dadurch ver-
schärft, daß die Eisenbahngesellschaften neuerdings gegen
das von der Deputirtenkammer bereits bewilligte Gesetz
über die Regelung der Arbeitszeit des Zugpersonals (Zehn-
stundcntag) beim Senat petitionircn, damit dieser seine
Zustimmung versage. Die neuesten Nachrichten über das
Verhalten der Eisenbahner lauten demgemäß keineswegs
beruhigend. Der „Generalstreik" ist ein Steckenpferd des
französischen Eisenbahnerverbands, besonders seines Leiters
Guörard, der zur sozialistischen Partei gehört und es vor
einigen Jahren durchsetzte, daß der Kongreß der französ.
Gewerkschaften in Nantes den „Generalstreik" als das
wichtigste Kampfmittel der organisirten Arbeiter erklärte.
Ob freilich der französ. Eisenbahnerverband die Mittel zur
Durchführung eines allgemeinen Ausstands besitzt und ob
alle Eisenbahner der ausgegebenen Streikparole folgen
würden, erscheint sehr fraglich.
Wie man dem (Pariser) New-Aork Herald aus Madrid
berichtet, wird dort immer mehr die Sorge laut, was aus
den heimkehrenden Offizieren werden und wie
der Staat die Last tragen soll, die ihm in ihnen erwächst.
Schon lange klagte man in Spanien über die Unmenge
der Offiziere des Colonialheeres und über die Summen,
die dadurch verschlungen wurden. Jetzt fragt es sich, ob
man sie im Dienste behalten oder aus Halbsold setzen wird.
Für den einen wie für den andern Fall stehen solche
Schwierigkeiten bevor, daß Viele glauben, der Anstoß zu
einer Revolution könnte, wenn die Carlisten und die Re-
publikaner nicht losschlagen, von dieser Seite ausgehen.
Wie der Kriegsminister General Correa sich in einer Unter-
redung vernehmen ließ, ist in Spanien kein Platz für die
heimkehrenden Offiziere. Das Heer der Halbinsel könnte
schon deßhalb nicht vermehrt werden, weil es hierfür an
Geld mangelt und man schon nicht weiß, wie der rück-
ständige Sold der kubanischen Truppen bezahlt werden
soll. Damit diese nur eingeschifft und auf Kosten der
Vereinigten Staaten heimbefördert werden können, muß
Spanien fünf Millionen ausgeben oder sich zur Zahlung
dieses Betrages verpflichten; denn die Offiziere und Sol-
daten, die schon lange vergeblich auf Sold warteten, gehen
beinahe in Lumpen einher und müssen einigermaßen an-
ständig ausgestattet werden. Der Berichterstatter schildert
den peinlichen Eindruck, den die ersten heimkehrenden Kriegs-
gefangenen, die vergangene Woche aus einem der gekaper-
ten amerikanischen Kauffahrteischiffe in Gibraltar ans Land
stiegen, auf die Zuschauer machten, als sie den spanischen
Boden in Algeciras betraten. Sie waren mittellos, in
abgerissenen Kleidern und auf die öffentliche Mildthätigkeit
angewiesen. In dem armen Algeciras konnte wenig für
sie gethan werden und so mußten sie warten, bis die Re-
gierung die nöthigen Mittel aufbrachte, um sie zusammen-

2 Heimkehr.
Erzählung von Paul Bliß.
.nächsten Augenblick trat Fräulein Böhm, die Gesell-
KNn, ^n.
Jabr ein blasses, schlankes Mädchen, zweiundzwanzig
die A vielleicht, engbrüstig und ohne körperliche Reize; nur
lr^ffvgen waren interessant, dunkelbraun, suchend, tief ver-
»ur E und beschattet von langen Wimpern. Sie trug ein
Pchj, Einfaches aber kleidsames Gewand nach der letzten
Sesters uich als einzigen Schmuck hatte sie eine Brosche an-
Gnli7>i' ,'E sofort jeden Kunstkenner interessiren mußte, eine
Frosche, alte florentiner Arbeit.
Blis, au Geheimräthin musterte die Eintretende, und als ihr
Will- ?"f Schmuckstück fiel machte sich ein leichter Un-
dei ,hr bemerkbar.
ich 'IschEr Fräulein Böhm, ich habe Ihnen doch gesagt, daß
Und leben Aufwand in meinem Hause verbieten mutz,
zu -"ff" putzen Sie sich heraus, als gelte es, ein Freudenfest
dabei deutete die gnädige Frau auf die
Tois°7. ."eß aber auch einen mißbilligenden Blick über die
""Ette der Gesellschafterin gleiten.
v>er">>°»^Eiben Sie, gnädige Frau," stotterte das roth
"ämlA -Mädchen, „ich wußte ja nicht, daß . . . ., es ist
ivieb-v EM altes Familienstück,.ich werde es nicht
heit ^."Wecken." Sie glaubte, damit sei diese Angelegen-
^isiren wollte daran gehen, nun die Herrin zu
die Geheimräthin drehte sich um und sagte: „Nein,
Tie 'n,,"' , Hie nur, ich warte schon noch ein wenig, legen
lächelt Flbich den Schmuck ab" — und dann fügte sie leicht
lein "ö" »und wechseln Sie auch das Kleid, Fräu-
wer'f<>»^."EUE Mode ist m gar nicht Vortheilhaft für Sie;
denn das nicht selbst? Uebrigens in Ihrem
"°e iragt man doch einfache Sachen, — Sie sehen ;a aus, !

als seien Sie die Dame des Hauses. Bitte, kleiden Sie
sich um."
Das junge Mädchen stand zitternd da und wollte etwas
erwidern, aber die Worte blieben ihr in der Kehle stecken,
und schamroth vor Aerger, mit Thränen in den Augen, ging
sie hinaus.
Die Herrin sah ihr nach. Sie war empört. Das fehlte
gerade noch, daß sich das Gänschen noch mehr putzl wie ich,
dachte sie. Man kann doch nicht vorsichtig genug sein bei
derartigen Mädchen, denn immer sind sie bestrebt, sich den
Herren, die im Hause Verkehren, möglichst Vortheilhast zu
zeigen, am Ende spekulirt sie gar auf eine Heirath, — oh,
da mußte man doch aufmerksamer sein. Und eine leise Angst
überkam sie, als sie daran dachte, daß Karl auf dies Mädchen
aufmerksam werden könnte, — aber nein, das war ja einfach
lächerlich! ganz unnöthige Angst! es war ja nichts an der
Kleinen, das einen Künstler fesseln konnte, — darauf hatte
sie ja gleich beim Engagement des Mädchens Acht gegeben,
daß sie nicht etwa die erste Rolle im Hause spielen könnte,
— also die Sorge war unnütz. Sie lächelte und war wieder
ganz die gnädige Herrin als Fräulein Böhm eintrat.
„Sehen Sie, Fräulein, so gefallen Sie mir," lächelte die
Gnädige, „so weiß man, wer Sie sind, und nebenbei
gesagi, kleidet Sie das auch viel besser," — sie lächelte noch
immer.
Das junge Mädchen antwortete nichts darauf, ruhig ging
es an die Arbeit, nahm das volle braune Haar und begann
die Frisur.
Nach einigen Minuten kam der Diener und brachte eine
Karte.
Frau Geheimräthin las, lächelte und sagte: „Der Herr
möchte mich im blauen Salon erwarten." Dann trieb sie
das Fräulein zur Eile an, damit man bald fertig werde mit
der Frisur.
Die Gnädige war jetzt sehr guter Laune, sie machte
Scherze und sagte sogar „mein liebes Kind" zu Fräulein
Böhm.

gepfercht weiterzubefördern und mit spärlichen Rationen
zu speisen. _

Deutsches Reich.
Berlin, 15. August.
— Der Heimgegangene Kanzler hat bekanntlich die
„Zeitungsschreiber" mit seiner Kritik nicht geschont,
aber andererseits ist er ihnen in hohem Maße gerecht ge-
worden und hat ihre Leistungen bedingungslos anerkannt.
So sprach er sich in einem Gespräch mit Anton Memminger
von der N. Bayr. Landesztg. folgendermaßen aus:
Ich kann aus einem tüchtigen Redakteur leichter einen
Staatssekretär des Aeußern und Innern machen, bitte, denken
Sie nur an Lothar Bucher, als aus einem Dutzend Geheim-
räthen einen gewandten, leitenden Redakteur. Ein General
kann gewiß den Civilgouverneur einer Provinz machen, aber
in alten Tagen wird man kaum mehr ein Diplomat, der zur
Leitung eines großen Reiches befähigt ist, wenn man nicht das
Zeug mitbringt. Die Diplomatie ist kein Schusterstuhl, auf
dem man sitzt, den Knieriemen angespannt und einen Fleck
auss Loch setzt. Die Diplomatie ist kein Handwerk, das man
mit den Jahren erlernt und auf der Walze weiter ausbildet-
Die Diplomatie ist eine Kunst. Nehmen Sie nur die Tages-
politik. Da ich selbst als Abgeordneter für die Kreuzzeitung
geschrieben habe, spreche ich nicht wie ein Blinder von der
Farbe, sondern wie em Einäugiger unter den Blinden. Ich
meine da eine gewisse Sorte von Geheimräthen, die Alles
verstehen, aber nichts kennen noch können. Ich gebe Ihnen
gleich einen Leiterwagen voll von diesen Geheimräthen, Ju-
risten, Theologen oder auch Philologen mit lauter ersten
Noten in der Lehre und Sie können aus ihnen nicht viel
mehr als einen Schneider machen, der mit der Scheere irgend
ein geistloses Lokalblatt zusammenstellt. Das Zeug zum Re-
dakteur, der selber denkt, schafft und schreibt mit Schwung
und Kraft, muß man auch mitbringen. Die Uebung und Er-
fahrung bessert und feilt allerdings auch viel aus und selbst
das Einsperren gehört zur politischen Erziehung.
— Da die militärische Ausbildung des Kronprinzen
hauptsächlich in der Infanteriewaffe erfolgen wird, ist für
den zweiten Sohn des Kaisers eine mehr cavalleristische
Ausbildung vorgesehen, während der dritte Sohn in die
Spuren des Prinzen Heinrich treten und zum Marine-
offizier ausgebildet werden soll. Es verlautet nun, Prinz
Eitel Fritz werde seinerzeit beim 1. Leibhnsaren-Regi-
ment in Danzig-Lang fuhr cintreten. Der Kaiser hat schon
wiederholt bei dem Regimente geweilt und betont, wie
wohl er sich im Kreise des Offizierkorps des Regiments
gefühlt habe. Der ehemalige Kommandeur des Regiments
Oberst Mackensen ist vom Kaiser zum dienstthnenden
Flügeladjutanten ernannt worden, eine Ernennung, die in-
sofern einiges Aufsehen erregte, als zum erstenmal ein
bürgerlicher Offizier zum dienstthuenden Flügeladjutanten
ernannt wurde.
Kassel, 14. Aug. D er Kaiser befand sich gestern
Morgen in Gefahr. Eine Anzahl junger Damen läßt es
sich nicht nehmen, dem Kaiser bei seiner Rückkehr vom
Spazierritt Blumen, die sie auf den Wiesen von Wilhelms-
Höhe gepflückt haben, fast täglich zu überreichen. So
drängten sich die jungen Damen auch gestern wieder an
den Kaiser heran und zwar von beiden Seiten, als der-
selbe vom Herkules kam und zum Schloß zurückreiten
wollte. Der Kaiser wollte die Blumen, die ihm von links
gereicht wurden, annehmen und mußte sich, da er mit der
Linken die Zügel führte, weit aus dem Sattel biegen, um
den Straub mit der Rechten zu erfassen; im selben Augen-
blick sprang noch eine andere Dame vor, um ihre Rosen
zu überreichen. Dadurch erschreckt bäumte sich das Pferd
und machte einen Seitensprung nach rechts, so daß der
Kaiser zu Fall kommen mußte. Er nahm jedoch zum Glück
keinen Schaden; über den Unfall scherzend bestieg er, den
bereitstehenden Wagen verschmähend, ein anderes Pferd
und ritt nach dem Schloß zurück.
Nach kaum fünf Minuten, eben als die Frisur beendet
war, kam noch einmal der Diener und brachte wieder eine
Karte.
Jetzt lachte die Geheimräthin laut auf und sagte:
„Auch in den blauen Salon!" Dann, als der Diener
hinaus war, jagte sie lächelnd zu Fräulein Böhm: „Nun,
liebes Kind, heute müssen Sie mich sehr schön machen,
denn beute ist ein ganz besonderer Festtag für mich." Dann
ging sie voran in das Ankleidezimmer, wohin ihr das Fräu-
lein folgte.
Und im blauen Salon saß Herr Doktor Weinrich und
wartete. Er hatte große Gala angelegt: Frack, Claque und
Weiße Handschuhe, und auf dem Tisch lag in Seidenpapier
gehüllt ein entzückender Strauß von La France-Rosen.
(Fortsetzung folgt.)
Zum Scheffel-Denkmal in Säkkingen.
(Von Maxmilian Fuchs zu Darmstadt.)
Von Verehrern des Lieblingsdichters des deutschen Volkes,
Jos. Viktor von Scheffel, dem, wie bekannt auch in der alten
Waldstadt i. Schw. durch Errichtung eines würdigen Standbildes,
dem Heidelberger ähnelnd, die Dankesschuld abgetragen werden
soll, sind bis jetzt 13 500 Mark eingegangen, welche in der Säk-
kinger Sparkasse verzinslich angelgt sind. Dem Schreiber dieser
Zeilen, der s. Z. ca. 800 M. an den Rechner des Comite's
sandte, soll gegen Ende des Jahres ein Rechenschaftsbericht über
die eingegangenen Beiträge zugestellt und er ersucht werden,
weitere Gaben zn sammeln und nach Säkkingen abzuliefern. Die
Stadtgemeinde Säkkingen hat sich nunmehr auch bereit erklärt,
einen größeren Beitrag zu leisten. Ebenso hat der Ausschuß an
die bedeutenderen Kurorte des südlichen Schwarzwaldes Sammel-
büchsen — 30 Stück — gesendet, die voraussichtlich noch in
der gegenwärtigen Saison etwas einbringen werden.
Die Eindrücke und Anregungen, welche Scheffel in der Stadt
des heiligen Fridolin empfing, weckten das schlummernde Dichter-
talent und so entstand bald „Der Trompeter von Säktingen",
 
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