Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

DOI chapter:
Nr. 203 - 228 (1. September 1898 - 30. September 1898)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42070#0228

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext

h e i m—B asel berührt. Minister v. Brauer erklärte, daß die
verlangte Ankunftszeit in Basel eine sehr frühe Abfahrt von
Mannheim bedinge und daß ein solcher Zug nicht in dem be-
schleunigten Kurs, wie etwa V-Zug 41, durchgeführt werden
könne, da er über Heidelberg verkehren und die größeren Zwischen-
stationen bedienen müßte; die Herstellung günstiger Anschlüsse
würde ebenfalls große Schwierigkeiten bieten.
Herr E. Reis beantragt die Späterlegung des Zugs 111
Heidelberg—Mosbach um etwa 20 Minuten wegen des Besuchs
der Concerte und des Theaters in Heidelberg, sowie einen Halt
des Zugs 111 an der Peterskirche.
Die Generaldirektion erwidert, daß Zug 111 bei einer Ver-
legung um mindestens 30 Minuten später gelegt werden müßte
wegen ver Kreuzungen mit Zügen der Gegenrichtung und erst
nach Vzl Uhr Nachts in Mosbach eintreffen könne; da der Zug
zur Vermittelung des Anschlusses aus der Pfalz ab Mannheim
festgelegt sei, so müsse er alsdann in Heidelberg einen Aufent-
halt von etwa einer halben Stunde erhalten, andererseits sei
früher stets über die späte Abfahrtszeit des Zuges von Heidel-
berg geklagt worden; ein Halt eines Personenzugs auf dem
Lokalzugshaltepunkt Peterskirche könne wegen der Folgerungen
nicht ausgenommen werden.
Herr E. Reis nimmt Bezug auf die der Generaldirektion
zugegangenen .Gesuche um Herstellung weiterer Verbindungen auf
der Strecke Heidelberg—Meckesheim durch Fortsetzung einzelner
Lokalzüge.
Die Generaldirektion antwortet, daß hauptsächlich für
den Arbeitcrverkehr auf der Strecke Meckesheim—Neckargemünd
die Fortsetzung der Lokalzüge II o vor 7 Uhr Morgens und
XVII a nach 6 Uhr Abends voraesehen sei, wodurch auch eine
Späterlegung des Lokalzugs XVII a erforderlich werde.
Herr E. Reis beantragt Halten der Personenzüge 397, 62
und 79 in Kirchheim bei Heidelberg durch Kürzung der Aufent-
halte in Heidelberg und Bruchsal.
Die G eneral direktio n antwortet, daß die Station Kirch-
heim bet Heidelberg durch zahlreiche Lokalzüge bedient sei, die
Aufenthalte in Heidelberg und Bruchsal reichen jetzt schon viel-
fach nicht mehr aus, namentlich für den Postoerkehr; ein Halt
des Zugs 397 in Kirchheim bei Heidelberg sei wegen des An-
schlusses in Bruchsal nicht thunlich, weitere Halte der Züge 62
und 79 sollen geprüft werden.
Herr Baum beantragt eine Morgenverbindung von Mann-
heim nach Karlsruhe über Heidelberg, etwa durch Fortsetzung des
Zuges 117 namentlich nach den Stationen oberhalb Wiesloch.
Die Generaldirektion entgegnet, daß auf der Strecke
Mannheim—Karlsruhe am Morgen 3 Personenzüge Nr. 59, 397
und 65 über Heidelberg, sowie außerdem der beschleunigte Zug
185 und Zug 183 über die Rheinthalbahn vorhanden seien;
für den lokalen Verkehr über Heidelberg seien im Sommerdienst
die Züge 117 und III o neu eingeführt worden, und zwar in
der von den Interessenten gewünschten Lage; im Vergleiche
zu dem thatsächlichen Verkehr sei diese Zugszahl sehr reichlich
bemessen.
Herr Baum führt aus, daß im Sommerdienst Zug 12 a der
Rheinthalbahn aufgehoben und dafür von V-Zug 12 über Heidel-
berg Anschluß nach Mannheim hergestellt worden sei; seitens der
betheiligten Orte werde die Wiedereinführung des Zugs 12 a
gewünscht.
Seitens der Generaldirektion wird dargelegt, daß in der
letzten Sitzung des Eisenbahnraths ausdrücklich beantragt und
gebilligt worden sei, au Stelle des Zugs 12 a den neuen Nacht-
zug 196 auf der Rheinthalbahn einzulegen; die Eisenbahnver-
waltung erachtete diese Vertauschung für angebracht, weil für den
Verkehr nach Mannheim Zug 12 a weniger benützt wurde als
Schnellzug 111; wenn nunmehr wieder die Einführung des Zugs
12a gewünscht werde, so bedeute dies auch die Wiederaufhebung
des Zugs 196.
Se. Exc. der Herr Minister weist darauf hin, daß die Ein-
legung des Zugs 196 allgemeine Zustimmung gefunden habe,
namentlich auch in Mannheim und Ludwigshafen.
Herr Baum beantragt die Fortsetzung des Zugs 90 von
Bruchsal bis Mannheim, da Reisende nach Heidelberg und
Mannheim jetzt auf einer Unterwegsstation längeren Aufenthalt
in der Nachtzeit machen und auf den Schnellzug 16 übergehen
müßten.
Die Ge nera ldi rektiou weist auf den Zusammenhang
dieser Frage hin mit der bereits erörterten Verlegung der bad.-
württemb. Nachtschnellzüge auf die Pforzheimer Strecke, indem
die Züge 90 und 17 über Bruchsal die Fortsetzung der württem-
bergischeu Züge bilden.
Sachsen. Dresden, 31. Aug. Die Stadt Dres-
den veranstaltete heute Abend eine große Trauerfeier
für ihren Heimgegangenen Ehrenbürger Fürsten Bism arck.
In Vertretung des Königs war Generallieutenant von
Ehrenstein erschienen, ebenso wohnte Prinz Friedrich August
von Sachsen der Feier bei, an der die Spitzen der Staats-
und städtischen Behörden, eine große Anzahl höherer Mi-
litärs sowie etwa 4000 geladene Personen theilnahmen.
Superintendent Dr. Dibating hielt die Trauerrede, welcher
der Trauermarsch aus der „Götterdämmerung" voranging.
Gesänge schlossen die eindrucksvolle Feier.
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Postenführer Georg Martin in Schaffhausen die kleine goldene
Verdienstmedaille verliehen.
— Mit Entschließung Großh. Generaldirektion der Staats-
eisenbahnen wurde Stationsverwalter Martin Zähringer in
Leopoldshöhe unter Ernennung zum Güterexpedttor nach Mühl-
acker versetzt.
Karlsruhe, 31. Aug. Gestern Nachmittag sind der
Königlich Preußische Gesandte v. Eisendecher und Ge-
mahlin, sowie die Gemahlin des Flügeladjutanten Obersten
Freiherrn v. Schönau, einer Einladung der Großherzog-
lichen Herrschaften folgend, zu Besuch in Schloß Mainau
angekommen. Ferner traf gestern der Generalintendant
Dr. Bürklin zum Vortrag daselbst ein.
Als der Hauptmann v. Flemming die Verlobuugskarten
las, lächelte er befrrediat.
„Na, was habe ich Ihnen gesagt, lieber Doktor," sagte er,
«nur warten muß man können. Sehen Sie, jetzt ist unser
Terrain frei, jetzt können wir wieder auf der Bildfläche er-
scheinen."
Doktor Weinrich schüttelte bedenklich den Kopf, — er hatte
an dem einen Korb gerade genug.
„Natürlich, Sie Hasen'uß," spottete der Hauptmann, „Sie
haben ja nicht für'n Pfifferling Courage; — Donnerwetter!
so'ne Frau gleicht einer Festung, entweder man nimmt sie
mit Sturm, oder man muß sie aushungern."
Er lachte über seinen Witz.
„Und nun, Doktorchen, nun kommen Sie mit in die Wein-
stube, damit wir auf das junge Glück' einen kühlen Schoppen
trinken.
Als sie bei der dritten Flasche waren, fragte der Doktor:
„Wann wollen Sie denn anhalten bei der schönen Frau?"
„Vorläufig natürlich noch nicht, erst muß ein halbes
Trauerjahr vorübergeben, dann dürfte sie den Verlust wohl
verschmerzt haben, na und dann fange ich an."
Der Hauptmann lächelte verschmitzt, und dann tranken sie
noch eine Flasche.

Ausland.
Oesterreich. Wien, 31. Aug. Die Baronin Bertha
von Suttner sandte im Namen der österreichischen
Friedensfreunde an den.Grafen Murawiew ein Tele-
gramm mit der Bitte, dem Zaren ihren unterthänigsten
Dank und ihre Bewunderung für die herrliche Großthat
zu Füßen zu legen.
Holland. Haag, 31. Aug. Eine Sonderausgabe
des Staatsblattes veröffentlicht eine von allen Ministern
gegengezeichuete Proklamation der Königin Wil-
helmina: „An mein Volk! Ich fühle mich gedrängt,
einige Worte an Euch zu richten an diesem für Euch und
für mich wichtigen Tage; zuerst ein Wort tiefer Dank-
barkeit. Von meiner frühesten Jugend an umgab mich
eure Liebe; aus allen Theilen des Königreiches und aus
allen Gesellschaftsklassen von jung und alt erhielt ich stets
die rührendsten Beweise von Ergebenheit. Nach dem Tode
meines geliebten Vaters wurde die ganze Anhänglichkeit
an mein Haus auf mich übertragen. Jetzt bin ich bereit
und schwöre, die Aufgaben zu übernehmen, zu denen ich
berufen bin. Ich fühle mich getragen durch euere Treue;
die Anhänglichkeit, die ich bisher erfuhr, hinterläßt einen
unauslöschlichen Eindruck. Dies ist eine Bürgschaft für
die Zukunft. Die geliebte Mutter, der ich unaussprechlich
viel schulde, gab mir ein edles Beispiel in treuer Er-
füllung der Pflichten, die mir jetzt obliegen. Zeit meines
Lebens wird es mein Bestreben sein, diesem Beispiele zu
folgen und zu herrschen, wie man es von einer Königin aus
dem Hause Omnien erwartet. Treu der Verfassung
wünsche ich die Achtung vor dem niederländischen Namen
und der niederländischen Flagge aufrecht zu erhalten. Ich
wünsche, daß Gerechtigkeit beobachtet werde in der Ver-
waltung der Colonieen im Osten und Westen, und wünsche
nach Kräften zur Hebung des geistigen und materiellen
Wohlergehens beizutragen. Ich hoffe und erwarte, daß
mir niemals euer aller Unterstützung fehlen wird, gleichviel
welche amtliche oder soziale Stellung jeder einnehme inner-
halb und außerhalb des Königreiches."
Haag, 31. Aug. Die Königin Wilhelmina
nahm mit der Königin-Mutter au einem Gottesdienst in
der großen Kirche theil, an dem sich auch der Großherzog
von Sachsen-Weimar, dessen Gemahlin eine Tante der
Königin Wilhelmina war, die Herzogin Joh. Albrecht von
Mecklenburg-Schwerin, eine Tochter des Großherzogs, der
Fürst und die Fürstin von Wied, die eine geborene Prin-
zessin der Niederlande ist, sowie viele Vertreter der Be-
hörden und etwa 4000 andere Personen betheiligten.
Dänemark. Man schreibt der Franks. Ztg. aus Kopen-
hagen vom 28. August: In der kgl. Residenz herrscht
eine überaus gedrückte Stimmung, denn Alle fühlen, daß
der Tod schnellen Schrittes naht; es handelt sich nicht mehr
um Monate, kaum um Wochen; Jedermann spricht leise,
als wäre der Schreckliche schon jetzt Gast des kleinen
Schlosses, das mit den nächsten Verwandten des Königs-
paares gefüllt ist. Die alte Königin Louise, die sehr
wohl weiß, wie es mit ihr bestellt ist, sieht der nahen
Auflösung mit großer Ruhe entgegen; sie verbringt die
meiste Zeit liegend oder halbliegend und spricht nur wenig;
sie fühlt sich überaus schwach, spürt aber sonst keine eigent-
lichen Schmerzen. Sie ist immer von einer oder mehreren
ihrer Töchter umgeben, und wie sie selber in früheren
Jahren, wenn ihre Kinder krank darniederlagen, diese liebe-
voll Pflegte und nur ganz ausnahmsweise die Anwesenheit
fremder Wärterinnen gestattete, so bestehen nun auch ihre
Töchter, die Kaiserin-Witrwe von Rußland, die Prinzessin
von Wales und die Herzogin von Cumberland, fest darauf,
alle Liebesdienste, die der Zustand der kranken Königin er-
heische, persönlich zu leisten. Tag und Nacht ist abwech-
selnd eine dieser Frauen in der unmittelbaren Nähe der
Königin; auch der König verbringt die meiste Zeit bei ihr
und verläßt nur ungern das Schloß Bernstorff.
7. ordentliche Hauptversammlung des Verbandes
deutscher Gewerbevereine.
Erfurt, 28. Aug.
I.
Der stellvertretende Vorsitzende, Direktor Romberg-Köln,
eröffnete an Stelle des erkrankten Vorsitzenden, Ingenieur Berg-
Hausen-Köln, die Hauptversammlung mit Worren der Begrüßung
und betonte, daß die Gewerbevereine, wenn auch noch nicht
alles, so doch sehr viel erreicht haben. Die rückläufige Bewegung
auf dem Gebiete der Gewerbeordnung sei zum Stillstand gekom-
men. Der Schlachtruf: „Hie Zwang, hie Gewerbefreiheit!" sei
verstummt. Die Zwangsorganisationen haben nicht den Beifall
der Gewerbetreibenden gefunden. Eine große Errungenschaft sei,
daß die Gewerbevereine gesetzliche Anerkennung gefunden haben.
Die Zeit werde lehren, daß durch die Bestrebungen der Ge-
werbeoereine die Interessen der Handwerker und Gewerbetreiben-
den am besten gefördert werden (Beifall.)
Regierungsrath Siebert begrüßte alsdann die Versamm-
lung im Auftrage des Regierungspräsidenten.
Oberbürgermeister Dr. Schmidt-Erfurt wies daraufhin,
daß die große Mehrzahl der Berufsvereine die gewerblichen
Fragen nur vom einseitigen Jnteressenstandpunkte aus beurthei-
len, die Gewcrbevereine, in denen Männer aller Berufsstände
vertreten seien, haben sich aber einen weiten Blick, ein sachliches,
unparteiisches Urthetl in allen Dingen des öffentlichen Lebens
bewahrt. Deshalb seien die Gewerbevereine die berufensten
Vertreter des deutschen GewcrbestandeS. Im Namen der Bürger-
schaft und der städtischen Behörden Erfurts begrüße er daher
die Versammlung und heiße dieselbe willkommen. (Beifall.)
Der Vorsitzende des Verbandes der Thüringer Gewerbe-
vereine, Hering- Jena, begrüßte im Namen dieses Verbandes
die Hauptversammlung, Professor Lauts-Wiesbaden im Auf-
trage des Verbandes deutscher Gewcrbeschulmänner. Letzterer
gab der Erwartung Ausdruck, daß die Verhandlungen auch der
gewerblichen Jugend zum Segen gereichen werden. (Beifall.)
Sekretär Krebs-Bern überbrachte Grüße von den schweiz.
Gewerbevereinen und bemerkte, daß man in der Schweiz be-
strebt sei, die gewerblichen Einrichtungen in Deutschland nach-
zuahmen.
Es wurden hierauf Direktor Romberg-Köln zum 1. und
Hering-Jena zum 2. Vorsitzenden gewählt. Dem hierauf von
dem Direktor Spatz-Köln erstatteten Geschäftsbericht zufolge
finden die Bestrebungen deS Verbandes in den Kreisen der
Staatsregierung und den Gewerbetreibenden immer größere An-
erkennung. Im vorigen Jahre zählte der Verband 528 Vereine
mit 62290 Mitgliedern, jetzt 580 Vereine 'mit 72070 Mitglie-
dern, davon ca. 80 pCt. Handwerker. Die Beziehungen mit dem

_
stein sein für die Heranwachsende Jugend und die W s ß
Generationen, der sie auffordert, allezeit mit Gut und »

niederöfierreichischen Gewerbeverein, den schweiz. Gewerbeverei»
und dem Verbände deutscher Gewerbeschulmänner bestehen m"
bisherigen freundschaftlichen Weise Wetter.
Den einzigen Gegenstand der heutigen Tagesordnung
„Die großen Waarenbazare und ihre A»
wüchse".
Der Berichterstatter, Rechtsanwalt Dr. Schne i d e r-Ka
ruhe (Baden), äußerte sich ungefähr folgendermaßen: V,
großen Waarenbazare seien auch bereits in Deutschland zu -
öffentlichen Kalamität geworden. Nicht bloß in den große»,» ,
in den mittleren und kleinen Städten werden große ,
bazare geschaffen und das Publikum durch unverschämte Rekw^
u. s. w. angelockt. Die Inhaber dieser Bazare kennen
Standesehre, sie betreiben ihr Geschäft mit der größten Skc»p°
losigkeit und tragen daher immer mehr zur Vernichtung des M
werblichen Mittelstandes bei. Das Publikum wolle nur
kaufen, es sei demselben gleichgiltig, ob es unreell bedient >»e
Eine Belehrung des Publikums, daß es beim Einkauf i»
großen Waarenbazaren nur geschädigt werde, sei ebenso
wie die Warnung, sich den Kurpfuschern anzuvertraeu.
Karlsruhe haben in einer wegen Beleidigung staitgeflW
Gerichtsverhandlung Personal und Käufer des Großbazars
lich bekundet, daß im letzteren jede Unreellität ausgeschloße»^
während die Sachverständigen das Gegentheil behaupteten.
Grund des Gesetzes über den unlauteren Wettbewerb st>
Unwesen der Großbazare nicht beizukommen. Jedenfalls
müssen durchgreifende Maßregeln geschehen, wenn man we»
Unheil verhüten wolle. Die Waarenbazare seien mit der Gy-
industrie in keiner Weise zu vergleichen. Interesse an der ,
mehrung der Großbazare haben lediglich die Sozialdewvkm,
Diese sagen: „Die Großbazare sind der erste Schritt zum
demokratischen Zukunftsstaat". Die Sozialdemokraten
daß durch die Großbazare der Mittelstand zu Grunde gehe
die Reihen der Sozialdemokratie vermehrt werden. Der
stand sei noch königs- und vaterlandstreu und deshalb
im dringenden Interesse des Staates und der Gesellschaft,,-.,,
Mittelstand zu erhalten. Wenn der Mittelstand nicht da
dann müßte er geschaffen werben. Im Interesse der
Ordnung sei es dringend geboten, dem Bazarunwesen Z»^Ft
Durch den Umstand, daß in den Großbazaren nur Sch»»d»xj!
verkauft werde, leide der Ruf der deutschen Industrie.
Handlungsgehilfen seien nicht mehr in der Lage, sich stldsmZ,,
zu machen und auch die Hausbesitzer erleiden großen SA,
da die Ladenmiethen ganz unendlich im Preise sinken. 3» h
Rosenthalerstrabe in Berlin sollen die Häuser eine sehr
Entwetthung erfahren haben. Aber auch das Publikuw „<
durch Kauf von wenn auch billigen Schundwaaren »A A»
schädigt. Im übrigen habe niemand ein Anrecht auf den biw^j
Preis, wenn dadurch ein ganzer Stand zu Grunde gehe.
habe man Schutzzölle für die meisten Industrie- und landw.
dukte geschaffen, von denen auch die Arbeiter, da sie dadurch loh»
Arbeit erhalten, Nutzen haben. Nur die Sozialdemokraten
langen, daß das Getreide zum billigsten Preise verkauft,
ohne Rücksicht, ob dadurch der große Stand der Landwftwft^
Grunde gehe. Wenn die Bazare sich nicht ins Maßlose,
wie in Frankreich, auch bei uns vermehren sollen, dann wullZ^,
Gesetz über den unlauteren Wettbewerb dahin erweitert W
daß niemand berechtigt sei, in den Schaufenstern Lockartikel
zulegen, und es müsse außerdem eine progressive Gewerbe»,^
auf der Grundlage einer Umsatz- und Ertragsteuer einW^g
werden und zwar in einer Höhe, die geeignet sei, der VeraE
der Großbazare Einhalt zu thun. Es müsse außerdem ei»
geschaffen werden, wonach jeder Fabrikant verpflichtet sei,
Namen auf der von ihm hergestellten Waare kenntlich zu
Im Weiteren dürften sich die Kaufleute nicht als KonkU"^
befehden, sondern müßten bemüht sei», durch Schaff»»/ A
Vereine» das Standeschrgefühl zu heben. Ganz besonders w
aber das Publikum darauf aufmerksam gemacht werden, dav
billigsten immer der Einkauf, wenn auch etwas theuerer,
guter und solider Waare sei. Hauptsächlich müsse dieser
an die Frauenwelt gerichtet werden. Aber auch Pflicht
gternng sei cs, hierbei energisch mitzuhelfen und zwar eiE^r
des Sprichworts: „Doppelt hilft, wer schnell hilft." (Stürw/^
lang anhaltender Beifall.) — Es wurde hieraus beschlosst»:,^)
einer Besprechung und Beschlußfassung über den Vortrag
zu nehmen, denselben jedoch behufs möglichster Verbreitung °°
zu lassen. M
Danach wurde die Verhandlung auf morgen (Montag),
mittags 9 Uhr, vertagt.

Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 1. Sept-E
X Aus dem Stadtrath. In der gestrigen
Sitzung wurden u- a. folgende Gegenstände zur Ke»"
bezw. Erledigung gebracht: -)
1. Nach der Zusammenstellung der Stadtkasse
Verbrauchssteuern im Juni 16385 Mk. 24 Pfg. ertrage»:^,
2. Das Uebereinkommen, welches die hiesige Stadtb^,,
forstei mit dem Gemeinderathe in Gaiberg über die M
benützung der dortigen Feld- und Waldwege abgei^
hat, wurde genehmigt. , „ . »)
3. Als Mitglieder des S-Hatzungsausschuffes s»»'V
Lerren Landwirthe Lorenz Bauer und Perer Voth >»
schlag gebracht werden.
4. Die Stelle eines Architekten beim Hochbauamte
dem Architekten W- Listmann z. Zt. in Nürnberg übcrkm^
5. Für die Verbesserung des öffentlichen Aborts .
Wredeplatz sollen die erforderlichen Mittel im Gew
Voranschlag für 1899 voraesehen werden.
I Zum Sedanstage. Wieder herangenaht ist im Kreisw^)
Zeiten der Tag, der von den Deutschen als Geburtstag de»
deutschen Reiches gefeiert wird. Freude, Begeisterung »» ^
rechter Stolz erfüllen an diesem Tage die deutsche "O
allenthalben, soweit die deutsche Zunge klingt, erinnert w»
des gewaltigen Ringens und Kämpfens, das das deuts«°
zu bestehen hatte, ehe es zu der ersehnten Einheit d»r«r^l!
Herrlich hat sich der deutsche Adler — ein Symbol der
und Macht — emporgehoben; erfüllt ist deS Dichters
der zur Zeit der tiefsten Erniedrigung unseres Volkes
Gleichgesinnten zum Trost und zur Ermuthigung das er»
Wort gesungen:
Adler setz' dich oben
Auf den Felsenthron,
Deutschen Landes Hüter,
Freier Wolkcnsohn! . ,
Die zerbrochenen Stücke des früheren Reichs sind M
zusammengefügt. Sorgen wir Alle — Jeder nach st'lst,,-^
ten und Gaben — dafür, daß sie nie wieder auseina»»^
vielmehr zusammenbleiben unter dem Symbol des Adlers',, z>
derselbe Sänger, Wolfgang Müller von K»
Winter, am Schluffe der Mahnung zuruft:
Hüte, deutscher Adler,
Deutsches Volk und Land,
Deutsche Sttt' und Treue,
Deutsche Stirn und Hand.
In dem hier angedeuteten Sinn möge morgen
Wiederkehr der Sedanstag gefeiert werden. So wird er em
stein sein für die Heranwachsende Jugend und die W . jj!
Generationen, der sie auffordert, allezeit mit Gut und »
unser Vaterland und unfern Kaiser einzutreten.
8 Verkauf. Möbcltrausportunternehmer I. Kratzert »>»
das mit 2 Möbelwagen arbeitende MöbeltransportgeMM
Gottfried Wolf hier an. Dadurch erhöht sich der Mob»
park der Firma von 28 auf 30 Stück.
— Polizeibericht. Ein Dienstmann kam wegen e)
die er in einer Mrthschatt verübt hatte, zur Anzeige, eoe
 
Annotationen