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Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

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Nr. 203 - 228 (1. September 1898 - 30. September 1898)
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^k.^218

Montag, den 19. September

1898


er ihr ins Wort, „kommen Sie nur schnell, sonst fährt der
Kerl am Ende noch davon."
Durch einen Pfiff rief er einen Bahnarbeiter herbe«, der

es zuckte um den kleinen blatzrothen Mund, als ob das Weinen
ihr sehr nahe sei, aber mitHeldenmuth von ihr unterdrückt wurde.
Der Bahnhof-Inspektor, der noch in der Thür des auf

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näherte sich ihr und fragte in seinem gemüthlichen thüringischen
Dialekt: „Warten Sie hier auf jemand, Fräuleinchen?"
Das junge Mädchen zuckte bei der unvermutheten Anrede
erschrocken zusammen, faßte sich aber schnell und antwortete:
„Ja. Ich soll von hier aus obgeholt werden."
„Wohin denn?" erkundigte sich der Jnspector und heftete
dabei sein Auge auf das in ihrer Hand befindliche Taschen-
tuch. „Doch nicht etwa nach Wildenstein?"
„Jawohl, nach Wildenstein!" antwortete sie lebhaft. „Wissen
Sie etwas davon? Ich soll als Erkennungszeichen ein Taschen-
tuch in der rechten Hand kalten."
„Stimmt, stimmt alles!" rief der Inspektor. „Der Wagen
aus Wildenstein ist auch da und der Kutscher hat mir, weil
er nicht von den Pferden kann, sagen lassen, ich möchte auf
das weiße Taschentuch aufpassen, nur —" Er machte eine
Pause, sah an der jugendlichen Gestalt hinaus und hinunter
und schüttelte den Kopf.
„Nun? Was ist?" fragte sie ängstlich.
„Der Kutscher hat mir sagen lassen, es käme ein junger
Herr."
„Ach, so wird vielleicht noch ein anderer erwartet und ich
soll mit ihm zusammen fahren!" rief sie, von dieser Aussicht
nicht sehr erbaut; aber der Inspektor schüttelte den Kopf:
„Nein, er hat nur von einem jungen Herrn gesprochen und
nicht auch noch von einem Fräulein. Aber wissen Sie, der
Johann ist ein Däskopp, es wäre nicht die erste Konfusion,
die er angerichtet hat," fügte er, ihre bestürzte Miene ge-
wahrend, tröstend hinzu. „Wenn Sie sagen, daß Sie er-
wartet werden —"
„Ich bin durch ein Telegramm eingeladen und habe mich
durch ein solches für heute um diese Stunde angemeldet —"
„Na, dann wird schon alles seine Richtigkeit haben," siel

des Bahnhofs, wo ein sehr hübscher zweisitziger offener Wagen
hielt, bespannt mit zwei schwarzen Pferden, die unruhig mit
den Hufen schlugen.
„Na endlich! Ich wollte eben fortfahren, meine Pferde
wollen nicht länger stehen!" rief ihnen der auf dem Bock
thronende Kutscher entgegen, das Wort blieb ihm aber im
Munde stecken, als er des jungen Mädchens ansichtig ward,
und der Inspektor Miene machte, sie in den Wagen zu heben.
„Wa — was ist denn das? Wo bleibt denn der junge Herr?"
„Hast mal wieder auf den Obren gesessen, alter Sohn!"
lachte der Inspektor. „Nicht einen jungen Herrn, das Fräulein
hier sollst Du abholen."
Johann schüttelte sehr nachdrücklich den Kopf. „Einen
jungen Herrn soll ich abholen, bat die gnädige Frau gesagt
und der Herr Doktor, der dabei stand, meinte, es würde wohl
ein blasses schmächtiges Bürschchen sein, wenn der nicht mit-
gekommen ist, dann muß ich leer nach Wildenstein fahren."
Er machte eine Bewegung, als ob er die Zügel anziehen
wollte, aber der Inspektor hielt ihn am Arm fest.
„Unsinn, Johann! Mag sich das mit dem Abbolen nun
Verhalten wie es will, das Fräulein ist hier, will nach Wilden-
stein, wird dort erwartet, also nimmst Du sie mit. Vorwärts!"
Er gab dem Arbeiter einen Wink und im Nu war das
Köfferchen auf dem Wagen. „Steigen Sie ein, Fräulein."
„Wenn der Wagen doch für jemand anders bestimmt wäre!"
sagte sie zögernd, und auch der Kutscher brummte allerlei
Bedenken in den Bart, denen der Inspektor jedoch mit den
Worten ein Ende machte:
„Jetzt ist kein anderer da und war's ein Jrrthum, dann
kommt der Wagen zum nächsten Zug wieder, ist den Pferden
ganz gesund, wenn sie sich die Füße vertreten. Fabr' zu,
Johann." (Fortsetzung folgt.)

eröffnet. Den Reitern schlossen sich eine Anzahl sechs-
spänniger Hofwägen an mit der Obersthofmeisterin, den
beiden Palastdamen und dem Obersthofmeister der Kaiserin.
Hinter diesen Wagen schritten paarweise die Leiblakeien,
dann folgten Abtheilnngen der Leibgarde-Infanterie und
der Leibgardereiter. Nun kam der von acht Rappen ge-
zogene, schwarz drapirte Leichenwagen heran; der Sarg
verschwand fast unter der Fülle der prachtvollen Blumen-
spenden. Zu beiden Seiten des Wagens schritten Leib-
lakaien und Edelknaben mit brennenden Wachsfackeln.
Arcieren- und Trabantenleibgarden leisteten rechts, unga-
rische Leibgarden und Leibgardereiter links die Nebenbeglei-
tung. Dem Sarge folgten Abtheilungen der Arcieren- und
der ungarischen Leibgarden zu Pferde. Den Schluß bil-
deten eine Kompagnie Infanterie und eine Eskadron Kavallerie.
Der Zug nahm seinen Weg über den inneren Burg-
platz, den Michaeler- und den Josephsplatz durch die Au-
gustinerstraße und bog sodann in die Tegetthofstraße gegen
den Neuen Markt ein, wo in der Gruft unter dem un-
scheinbaren Kirchlein der Kapuziner die Miglieder des
Kaiserhauses zur letzten Ruhe gebettet werden. Von der
Augustinerkirche an traten dem Trauerzuge die Spitäler,
die Geistlichkeit, der Magistrat, der Landesausschuß, die
Räthe der Ministerien und die Hofbeamten voran.
Als der Leichenwagen vor der Hauptpforte der Kapu-
zinerkirche angelangt war, wurde der Sarg gehoben und
unter Vorantritt der Geistlichkeit in die Kirche getragen;
hier wurde er auf die in der Mitte des Raumes aufge-
stellte, rings mit brennenden Kerzen umgebene Bahre nie-
dergelassen. Es wurde sodann der feierliche Akt der Ein-
segnung vollzogen. Dann sangen die Sänger der Hof-
musikkapelle das Libera, worauf der Sarg von Kammer-
dienern und Leiblakaien gehoben und unter Trauergebeten
der Kapuziner, welche ihn mit Fackeln begleiteten, in die
Gruft hinabgetragen wurde. Hinter dem Sarge schritt
Kaiser Franz Joseph die düstere Grufttreppe hinab; ihm
folgten nur einige der Hofchargen. In der Gruft wurde
die letzte Einsegnung vorgenommen. Nach Beendigung der
Gebete übergab der Erste Obrrhofmeister dem Guardian
der Kapuziner den Schlüssel zum Sarge und empfahl diesen
seiner Obhut. Kaiser Franz Joseph verließ hierauf die
Kirche, die sich nun allmählich leerte.

Hofequipage vor dem Nordbahnhof ein und begab sich in
den schwarzdrapirten Hofwartesalon, woselbst die Mitglieder
der deutschen Botschaft, Reichskanzler Fürst Hohenlohe und
Staatssekretär v. Bülow die Ankunft Kaiser Wilhelms
erwarteten. Um 1 Uhr fuhr der Zug in die Halle ein.
Kaiser Wilhelm, der die Uniform eines österreichischen
Generals der Kavallerie trug, war bereits am Fenster
sichtbar und entstieg eilig dem Zug. Kaiser Franz Josef
schritt ihm entgegen; die beiden Monarchen schüttelten sich
zweimal die Hände und küßten einander dreimal. Beide
Kaiser waren tief bewegt. Die Umgebung bemerkte, wie
Kaiser Wilhelm dem Kaiser von Oesterreich, der sich wieder-
holt dankend verneigte, seine herzlichste Theilnahme aus-
drückte. Die Monarchen fuhren nach Vorstellung des Ge-
folges nach der Hofburg. In dem Zuge des deutschen
Kaisers trafen zwei prächtige Kränze ein, der eine
von Kaiser Wilhelm, der andere von der Kaiserin. Beide
Kränze legte Kaiser Wilhelm sofort nach seiner Ankunft
in der Hofburg am Sarge der Kaiserin Elisabeth nieder.
Wien, 17. Sept. Seit dem frühen Morgen herrschte
auf sämmtlichen Straßen und Plätzen unbeschreibliches
Leben. Gewaltige Menschenmengen strebten in
ununterbrochenem Strome dem Centrum der Stadt zu und
suchten in jenen Straßen, welche die geliebte Kaiserin
auf ihrem letzten Wege passiren sollte, Aufstellung zu
nehmen. Die sämmtlichen in Wien einlaufenden Eisen-
bahnzüge waren schon Tags vorher überfüllt gewesen und
die Morgen- und Vormittagsstunden brachten immer neue
Massen nach der Metropole. Noch düsterer, wie die Tage
vorher, erschien der Trauerschmuck Wiens. Von fast allen
Gebäuden wehten lange Trauerfahnen, Fenster und Balkons
waren mit schwarzem Luch umhüllt; auch die Bevölkerung
hat in der Mehrzahl Trauer angelegt.
In den ersten Nachmittagsstunden wurden die Straßen-
laternen angezündet, und breite, mächtige Flambeaus schlugen
zum Himmel empor. Hinter den spalierbildenden Truppen
harrte lautlos die dichtgedrängte Menge.
Glockengeläute verkündete den Harrenden mit dem
Schlage der vierten Stunde, daß die Spitze des
Trauerzuges sich in der Hofburg in Bewegung setzte.
Hier war der Sarg durch Kammerdiener und Leiblakaien
vom Schaubette gehoben und nach mehrmaliger Einsegnung
nach dem im Schweizerhof harrenden Leichenwagen ge-
tragen worden. Dem Sarge schritten voran: Zwei Hof-
kommissäre, ein Hofkapellendiener mit dem Kreuze, zwei
assistirende Hofkapläne und der Hof- und Burgpfarrer mit
brennenden Kerzen und ein Hof-Ober-Kommissär. Un-
mittelbar hinter dem Sarge, der rechts und links von
Edelknaben mit brennenden Wachsfackeln, Arcieren, ungar.
Leibgarden, Trabanten-Leibgarden und Leibgardereitern unter
Vortritt ihrer Chargen geleitet wurde, folgte der Hofstaat
der verblichenen Kaiserin.
In der Kapuzinerkirche, welche schwarz ausge-
schlagen, und deren Kniebänke und Fußboden schwarz
belegt worden waren, hatten sich der Hofstaat und die sonst
berufenen Personen, schon ehe sich der Traucrzug vom
Schweizerhof aus in Bewegung setzte, versammelt. Auf
die Meldung von dem Herannahen des Leichenzuges be-
gaben sich die bereits inooZnito vorher eingetroffenen
Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften in die Kirche auf
die bestimmten Plätze. Auf dem Platze vor der Kirche
hatten die dienstfreien Generale, Stabsoffiziere und Ober-
offiziere Aufstellung genommen.
Als die Spitze des Leichenzuges auf dem Michaelerplatze
erschien, entblößten die Harrenden die Häupter und eine
tiefe Bewegung ging durch die Menge.
Der Leichenzug wurde von einer Abtheilung Kavallerie

Deutsches Reich.
Berlin, 18. September.
— Einer Deputation Dresdener Geschäftsleute, die
vom Staatssccretär v. Podbielsky in Audienz empfangen
wurde, wurde die Einführung des Ein-Kilo-Packets
in Aussicht gestellt.
Baden, ch Aus Bade», im Sept. Innerhalb des
„Bad. Lehrervereins" vollziehen sich gegenwärtig die
Wahlen für den engeren Vorstand desselben. Die Hoff-
nung mancher „guten" Freunde des Vereins, denselben
sprengen zu können, hat sich nicht erfüllt. Die Zeit wäre,
wie das ultram. Echo und andere derartige Blätter richtig
bemerkten, die denkbar günstigste gewesen. Aber diese
Blätter und ihre Hintermänner mußten die Erfahrung
machen, daß selbst den ihnen politisch nahe stehenden
Gliedern des Vereins die Früchte, die der Baum „Ultra-
montanismus" ihnen zu bieten vermag, etwas zu herb
und bitter sind. Badens Lehrer werden auch für die Zu-
kunft einig bleiben und sich nicht konfessionell trennen
lassen. Bezüglich der Wahlen dürften zwar manche Kon-
ferenzen auch die Konfession etwas berücksichtigen. Wenn
z. B. die Herren der Konferenzen Karlsruhe, Uehlingen rc.
durchgingen, wäre kein einziger Protestant im engern Vor-

A Erscheint täglich.
"Nntags ausgenommen.
Preis
E Familienblättern
. monatlich 50 Pf.
in s Haus gebracht.
'Ä P°si bezogen
^Lttteljährl. 1.25
Beßlich Zustellgebühr.
^H°n-Anschluß Nr. 82.

4, Mein Lirdchen.
Erzählung von F. Arnefeldt.
(Fortsetzung.)
D H-
ei»k„ Schnellzug brauste heran, hatte am Bahnhof zu Kahla
^"Aufenthalt von ein paar Minuten, die kaum ausreichten,
»rz M harrenden Fahrgäste und deren Gepäck aufzunehmen
in Kahla bleibenden abzusetzen, und fuhr dann weiter.
Angekommenen nahmen schnell das bereilstehende
tzÄUhrwerk in Beschlag oder machten sich zu Fuß aus die
h>i°?°erschast, es währte nicht lange, so lag der Bahnsteig
.lehr und schläfrig in der noch recht heiß brennenden
"Mittagssonne da.
Mk- e"' junges Mädchen, das einem Bahn-Abtheil dritter
dein „ entstiegen war, blieb noch zurück und schaute mit
Grünblauen, von langen schwarzen Wimpern besäumten
Vchi-Miichtern und befangen nach rechts und nach links und
ihxin sie dann wieder staunend und bewundernd auf die
stejg e, °ie, in Wahrheit ein gutes Stück entfernt, den Bahn-
en begrenzen schienen.
ei^ Egg ein sehr einfaches, aschgraues Kleid, darüber
huem arze Pelerine und einen schwarzen Strohhut mit
^"blauen Bande, an dem ein schwarzer Schleier befestigt
en sie aber jetzt zurückgeschlagen hatte. Die Hände
Kxgf" mit hellbraunen Glacehandschuhen bekleidet, denen
laugen angesehen haben würden, daß sie schon mehr-
Hhkkewaschen und sorgfältig ausgebessert waren, ein zu-
«e-a, ,^"üefaltetes weißes Taschentuch wurde in einer etwas
LkdxjMknen Art von ihr festgeholten- Eine große schwere
lche und ein Plaidriemen mit Schirmen hingen ihr am
haar Mal war sie schon den Bahnsteig auf und ab-
i« j^lt und immer schleppender wurde der Schritt der
ichyfMarzen Zeugsliefeln steckenden auffallend kleinen,
LMM Fuße, immer gespannter und unruhiger der Aus-
°es schmalen außerordentlich fein geschnittenen Gesichtes;

den Bahnsteig mündenden Dienstzimmers stehen geblieben i das schon auf dem Bahnsteig bereitstehende schwarze Köfferchen
war, und die schlanke, magere Gestalt der auf- und ab- i der Reisenden aus seine Schultern nahm und sich auch mit
schreitenden Gestalt bemerkt hatte, trat endlich wieder heraus, ihrem Handgepäck belud, und begleitete sie nach dem Ausgang

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"^e Beisetzung der Kaiserin von Oesterreich.
Von authentischer Seite liegt folgender Bericht über
ergreifende Nachtscene: Der Kaiser an derBahre
M Kaiserin vor. Das traurige Wiedersehen bot
Mniente, die allen Anwesenden unauslöschlich in die Seele
"^geprägt sein werden.
3m Vorraum der Hofburgkapelle wartete der Kaiser
, i den Erzherzögen Franz Salvator und Joseph August
M den Prinzen Leopold und Fritz von Bayern. Als
schmerzensreiche Moment kam, da der Sarg von den
^mien und Kammerdienern zur Kirche getragen wurde,
A man, wie furchtbar erregt der Monarch war.
. Msam erzwang er sich Fassung und trat auf alle hinter
em Sarge schreitenden Personen des Hofstaates der Ver-
""chenen zu, von denen er Jedem einzeln die Hand reichte.
.. Der Sarg wurde nun auf das Paradebett gehoben.
Mer dem Sarge schritt der Kaiser an der Seite des
-^Herzogs Franz Salvator; tiefgebeugt war die sonst
.Gramme Gestalt des Monarchen. Der Kaiser kniete
dann an dem Betpult nieder und schluchzte laut aus.
Als der Obersthofmeister der Kaiserin, Graf Bellegarde,
Schlüssel des Sarges dem Obersthofmeister des Kaisers,
?dmzen Lichtenstein übergab, trat der Kaiser fast willen-
vor, und einen Schritt vom Sarg entfernt breitete
?, in wildem Sehnen die Arme weit aus und
.- 'bte zu Häupten des Sarges nieder. Sein Haupt
"k schwer auf den Sarg, er küßte den Deckel, und herz-
gleißend klang sein Schluchzen durch den Raum.
Auge blieb trocken, Alles weinte laut mit.
- Der Ceremonienmeister gab nunmehr das Zeichen, daß
vH Hofstaat und die Edelknaben sowie die Beamten und
j'Lakaien sich geräuschlos entfernten. Der Kaiser blieb
Mischen noch immer an der Bahre, den Kopf auf den
gelegt. Dann erst erhob er sich und blieb noch
N Minuten in tiefer Andacht au der Bahre. Nach dieser
^chenden Scene gewann der Monarch die Fassung
N. 3m Vorraum der Kirche erblickte er die Gräfin Sztaray.
. ü leis^, aber gut vernehmbarer Stimme fragte sie der
: „Hat Ihre Majestät sehr gelitten?"
st-, Gräfin Sztaray antwortete: „Ich glaube nicht, Maje-
Ihre Majestät war bald in eine tiefe Ohnmacht ge-
EU und durch den letzten Seufzer bald erlöst."
H Wien, 17. Sept. Kaiser Franz Josef empfing heute
Mviittag 9 Uhr die zur Beileidsbezeugung eingetroffenen
tzlreter fremder Souveräne und Fürstlichkeiten. Der
Mister des Aeußern, Graf Goluchowski, stellte diese dem
i?r vor, Mae Stunde später empfing der Kaiser die
anwesenden Souveräne, ausgenommen den König
Sachsen, welchen er bereits am Bahnhofe begrüßt
tt^Wien, 17. Sept. Kaiser Franz Josef in der
liorin seines preußischen Kaiser Franz-Grenadierregimentes
Bande des Schwarzen Adlerordens traf 20 Min.
»Q. Ankunft des deutschen Kaisers in einer offenen
 
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