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Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

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Nr. 203 - 228 (1. September 1898 - 30. September 1898)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42070#0299

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Kleine Zeitung.
/^Auerbach a.d. V>, 20. Sept. Die gestern von den Turnern
H * Frankfurt und Darmstadt im Vereinslokale, „Hotel Post" zu
veranstalteten Turnübungen führten ein überaus
s,.^"'ches Publikum in den schattigen, großen Garten des Gast-
u les. Etwa 200 Turner beteiligten sich an diesen gymnastischen
yvungen, die auch am Barren zur Ausführung gelangten. Das
ss„?2ramm für den Nachmittag enthielt Chorlieder, Gesangsolis
„ Musikstücke. Um 3 Uhr des Nachmittags wurde das Diner
«>,Vl>mmen. Eine stattliche Musikkapelle ließ während des
«ihlez ihre lustigen Weisen erschallen. Mit den üblichen Dankes-
hUen wurde gegen Abend die Versammlung geschlossen. Die
"i- und bierfesten Turner ließen es sich aber nicht nehmen,
Zur spatesten Abendstunde auszuharren. Man schied mit den
^nen Eindrücken von dem gastlichen Hotel und damit von der
^llraße, um freundliche Erinnerungen an eine durchaus ge-
wene und in voller Harmonie verlaufene Tour reicher.

Vermischtes.
, (Bi s m a r ck - P o st k a r t e n werden in einem
Ick-'E He Oesterreichs nicht befördert!) Diese Ent-
M?°ung hat die K. K. Post- und Telegraphendireklion für
Udren und österr. Schlesien gefällt. Ein Deutscher iu Deutsch-
an eine Dame und an den Deutschen Volksverein
(butilschein Postkarten aufgegeben, welche auf der Schriftseite
-Ki Md Bismarcks, eine Abbildung von Friedrichsruh und des
m b°erwalddenkmals zeigen und als Text den berühmten Spruch
^»marcks: „Wir Deutsche fürchten Goll, sonst aber nichts in der
len « enthalten. Weder die eine noch die andere Postkarte ge-
KUe an ihren Bestimmungsort. Der Absender richtete eine
j,Mwerde an die Brünner Postdirektion, welche in ihrer Erle-
jen, dem Beschwerdeführer „bekannt" gab, „daß unter die-
strw^ Korrespondenzkarten, welche wegen des politisch-demon-
yMen Charakters der darauf vorkommenden Abbildungen und
behördlicherseits theils mit Beschlag belegt, theils zur
D '. Beförderung als unzulässig erklärt wurden und bezw. bis auf
shMres uou der Postbeförderung auszuschlteßen auch die Corre-
lwik "harten gehören, welche nach Act der Eingangs erwähnten
"en Karten angefertigt sind."
auz-MDie zweite Polarreise des „Frarn".) Mit einem
Grönland zurückgekehrten Schiff sind Nachrichten von der
M."?.supschen Expedition eingetroffen, denen zufolge der „Fram"
als fünfwöchiger Reise am 28. Juli die Kolonie Egedesminde
N-i,-"ne grönländische Station angelaufen hatte. Auch bei dieser
n, ergab sich wieder, daß der „Fram" kein gutes Segelschiff
aber " schlingerte außerordentlich. Dafür ist der „Fram"
N-, Uns io tüchtiger im Eise, und darauf kommt es bei einer
wind Spedition in erster Linie an. In der Colonie Egedes-
En-d' genannt nach dem norwegischen Geistlichen Hans
becmn der hier 1721 die Eskimos das Chrtstenthum zu lehren
?' leben außer dem dänischen Verwalter und dessen Frau
Ankn ^"dert Grönländer. Letztere veranstalteten aus Anlaß der
La« Expedition ein Tanzvergnügen in einem Gebäude,
an d ^ehul-, Ball- und Leichenhaus dient, eine Vielseitigkeit,
ha»"".. dort niemand Anstoß nimmt. Die Grönländerinnen
besten'zu Ehren des Tages rein gewaschen und iu ihren
Grön, M geworfen, in dem sie nach dem Urtheil von Kennern
Gn^uds, namentlich wenn sie noch jung sind, einen schmucken
Von machen. Wie sehr die grönländischen Mädchen schon
van w Kultur beeinflußt sind, zeigt der Umstand, daß manche
kränk-, " sich die Stirnhaare nach allen Regeln der Kunst
Zwar r Getanzt wurde Walzer, Polka und Rheinländer, und
„Ast' ' Theilnehmer der Swerdrupschen Expedition schreibt,
Grazie, um die manche heimische Balldame die Grön-
beneiden könnte." Außerdem haben die Grönländer
etwa« H ihre Nationaltänze wie Susamet und Madlok, die
^rww«" ungarische Volkstänze erinnern sollen. Nachdem die
UgM"wn bet Egedesminde einen Theil der Eskimohunde ange-
hatte, fuhr sie am 29. Juli zur Colonie Godhavn, die
ierelln Disko-Insel liegt, wo gleichfalls eine Anzahl Hunde
für di s°dech jetzt im ganzen etwa achtzig Eskimohunde
«in- Schlittenreisen vorhanden sind, die bei dieser Expedition
"biwlders wichtige Rolle spielen werden.
l>«r lG r n Seher.) Aus Stockholm, 17. Sept., wird
Unser n 3lg. geschrieben: Seit den Tagen Swedenborgs hat
zur 2.,?. nicht wenige „Seher" aufzuweisen gehabt. So lebt
«in lli der Nähe von Söderasen, im nördlichen Schonen,
Stbiin-r Wischen 70 und 80 Jahren alt, der fast ganz un-
P- kaum des Lesens und des Schreibens kundig, aber
derlirn- zuverlässige Leute der Gegend es mit Bestimmtheit
— nicht selten plötzlich inspirirt wird und dann
Sonnte Ereignisse mit großer Genauigkeit voraussagt. Am
vor d Nachmittag, 3. d. M., stand er mit drei Personen
Hinim-c m Hnus im Gespräch; plötzlich schwieg er, starrte gen
H-r, et und keine Antwort, als man ihn anredete. Nach
"i einiger Minuten „erwachte" er, athmete tief auf und

" hiesigen Wittwe. Während nun der Herr Minister mit
- seinem Besitz verbleibenden zahlreichen Loosen nichts
tt"uvn, ist dem Mädchen mit dem liebenswürdigen Geschenk
lUgksust ersten Preise, bestehend in einer werthvollen Kalbin,
Lok?' Donaueschingen, 19. Sept. Abends 8 Uhr fand heute
unter Theilnahme sämmtlicher Vereine einLam Pionszug
H die Stadt nach dem Schloßhofe statt, wo Sr. K. H. dem
Herzog ein recht gelungenes Ständchen dargebracht
don o Hoch auf Se. K. Hoheit stimmten die Tausende
"Zuschauern mit stürmischer Begeisterung ein.
^Donaueschingen, 19. Sept. Der Chef des Stabes der General-
h Sektion des Ingenieur- und Pionier-Korps und der Festungen,
s-ki c.» erst Hesse, welcher zur Theilnahme an den Artillerie-
HMubungen hwr eingetroffen ist, stürzte heute früh im
-""overgelände in der Nähe der Wutachmühle, wurde vom
nuf den Kopf getreten und erlitt, wie das Donau-
M Wochenblatt erfährt, eine Gehirnerschütterung; er wurde
Wagen in sein Quartier, den Karlshof, verbracht.
A ueberlingen, l8. Sept. In der Werkstätte des Uhrmachers
im» " l> erle hier ist gegenwärtig eine sehr interessante Erfin-
M sthea. Es ist dies eine selbstthätige Eisenbahn-
"ggon.Verkuppelun g und zeigt der Mechanismus dabei
M "deutlichst größte Einfachheit und Solidität, ebenso ein
- Laschend sicheres Funktioniren der einzelnen Theile. Es sind
lOO Waggon in 20 Sekunden äußerst fest und unzerreißbar
U"wniengekuppelt, von der Maschine vis zum hintersten Wagen.
P,?bkuppeU sind beliebige Waggon nur durch einen kurzen Ruck
Bug des Wagenwärters, von der Außenseite des Zuges.
Liirn gefährliche Kriechen der Wärter zwischen die Waggons
dadurch in Wegfall kommen. Die Erfindung wird dem-
Lurden^m Kaiser!. Patentamte in Berlin zum Schutze vorgelegt
- Meersburg, 17. Sept. Gestern Mittag traf die Groß«
Herzogin auf der Fahrt nach Markdorf zur Ausste llun g
tz? weiblichen Handarbeiten hier ein. Fast zwei
„Moen weilte sie hier und besMte die im vorigen Jahr
h„,, w'dete Kinderschule, sowie das Spital und das Denkmal
Annette v. Droste-Hülshoff, das lt. Konst. Ztg. ungetheilte
Wanderung erregte.
Lokk S Vaden. In Freiburg wurde ein Italiener ver-
der nach einem Wirthschaftsstreit einen Schreinergesellen
«i, gblnem sog. Todtschlüger mißhandelte. Glücklicherweise sollen
^ Verletzungen nicht gefährlicher Natur sein. — Auf barbarische
sM" mißhandelte die Frau des Arbeiters Wuchuer in L örr a ch
vcen lljährigxn Knaben. Die rohe Mutter band das Kind mit
Mw Strick in gekrümmter Stellung fest und schlug mit einem
-der mit Nägeln gespickt war, auf dasselbe erbarmungslos
d Das Kind wurde in jammervollem Zustand ins Spital
M"wcht und die unnatürliche Mutter verhaftet.

sagte: „Wie häßlich." Als man ihn nun fragte, antwortete er:
„Heute über acht Tage werden wir vom Süden Neues erfahren;
es wird dort eine Frau erdolcht werden." Am folgenden Sonn-
abend traf die Nachricht von der Ermordung der Kaiserin
Elisabeth ein. Der Alte hat weiter vorausgesagt, daß noch vor
Ende des Jahres einer der Mächtigsten der Erde mit einem furcht-
baren Knall ermordet werden wird."
Theater- und Kunstnachrichten
Mannheim. (Großh. Hof- und Nattonaltheater.) Donners-
tag, 22. Sept.: „Hasemann's Töchter".
Handel und Verkehr.
Frankfurt, 20. Sept. Effektensocietät. 6'/« Uhr Abends.
Oesterr. Creditaktien 302'/,—IV, b. Diskonto-Kommandit 201.70
bis 60 b. Nationalbank für Deutschland 146.50 b. Dresdener
Bank 161.20 b. Banque Ottomane 110.40 B. 30 G. Bank für
elektr. Industrie Berlin 140.30 b. G. Bank für industr. Untern.
115.70 b. Oesterr.-Ungar. Staatsbahn 297°/, b. Northern 77 b.
3vCt.Portugiesen 23.50 B. 40 G, 4'/,pCt. do. 36.55 b- 4'/,pCt.
Argentinier äußere 74.70 b. 6pCt. Buenos 35.30 B. 20 G.
5pCt. Mexikaner 94.20 b. G., 3pCt. do. 24.70 b. Allgem. Elektr.-
Aktien 281.30 b. Harpener 176.60 B. 50 G. Laura 211.30 b.
Bochumer 223 —3.10 b. Helios 185.50 b. Gotthard-Aktien
142.20 b. schweizer Central 147.50 b. schweizer Nordost
105.90 b. Schweizer Union 77.10 b. Jura-Simplon 90.40 b. G.
5pCt. Italiener 92 b. G. ult.
6V« -6'/, Uhr: Creditaktien 301'/,. Concordia 253. Spanier
42.70 P. 60 G. 5pCt. Mexikaner 94.40.
Ungeachtet fortgesetzter Geschäftsstille blieben die Kurse fast
allgemein behauptet. Laura-Aktien waren gebessert.
Berlin, 20. Septbr. Heidelberger Straßen- und Bergbahn-
gesellschaft 155.25 g.
-j- Mannheim, 20. Septbr. Eine Aktiengesellschaft mit dem
Titel Mannheim-Rheinauer Transport-Gesellschaft
in Mannheim ist hier gegründet worden. Das Aktienkapital be-
trägt 2000000 Zweck der Gesellschaft ist der Betrieb des
Speditions-, Lagerhaus- und Schifffahrts-Geschäfts mit eigenen
und fremden Transportmitteln.
Viehmarkt in Mannheim, 19. Sept. Es wurde bezahlt
für 50 Ko. Schlachtgewicht: 30 Ochsen a. vollfleischige, aus-
gemästete, höchsten Schlachtwerthes, höchstens 7 Jahre alt, 72
bis 75 b. junge fleischige, nicht ausgemästete, und ältere
ausgemästete 68—70 o. mäßig genährte, junge, gut ge-
nährte ältere 66—68^., ä. gering genährte jeden Alters 60—66^ä
27 Bullen (Farren): a. vollfleischige höchsten Schlachtwerthes 56
bis 58 b. mäßig genährte jüngere und gut genährte ältere
55—56 o. gering genährte 54—55 806 Färsen (Rinder
und Kühe): a. vollfleischige, ausgemästete Färsen, Rinder höchsten
! Schlachtwerthes 68—70 b. vollfleischige, ausgemästete Kühe
höchsten Schlachtwerthes bis zu 7 Jahren 66—68 o. ältere
ausgemästete Kühe und wenig gut entwickelte jüngere Kühe, Färsen
und Rinder 62—66^L, ä. mäßig genährte Kühe, Färsen und Rinder
50- 60 ^t, s. gering genäbrte Kühe, Färsen und Rinder 40—50
113 Kälber: a. feinste Mast- (Vollm.-Mast) und beste Saug-
kälber 80—85 b. mittlere Mast- und gute Saugkälber 78 bis
80 ^l, o. geringe Saugkälber 75—78 507 Schweine:
a. vollfleischige der feineren Rassen und deren Kreuzungen im
Alter bis zu 1'/« Jahren 68-70 b. fleischige 67-68
o. gering entwickelte 66—67
SchiffSnachricUten. NorddeutscherLloyd in Bremen.
(Agenturen in Heidelberg: Josef Münch, Hauptstraße 1,
und C. Haas, Hirschstraße 13). Angekommen sind folgende
Dampfer: „Mark" am 16. Sept, in Montevideo, „Arensburg"
am 18. Sept, in Pernambuco, „Trier" am 19. Sept, in Oporto,
„Stolberg" am 16. Sept, in Port Said, „Stuttgart" am 17.
Septbr. in Port Said, „Prinz-Regent Luitpold" am 16. Septbr.
in Aden.

Wasserstandsnachrichten.

Neckar.
Heidelberg, 21.. 1,05, gef. 0,04m
Heilbronn, 20., 0,43, gef. 0,11m
Mannheim, 20., 2,71, gef. 0,05m

Rhein.
Lauterburg, 20., 3,03. gef. 0,05w
Maxau, 20., 3,19, gef 0,05w
Mannheim, 20., 2,66, gef. 0,04w

Witterungsbeobachtungen.
Heidelberg, 21. Sept. Thermometerstand (nach 6.) Morgens
7 Uhr: -i 9,0° Niederster Stand seit gestern Morgen: 4- 7,3 ;
höchster:-1-20,0" Wind: SO Himmel: zeitw. wolkenleer.
Barometerstand: Morgens 7 Uhr: 754,1 mm.

Neueste Nachrichten.
Berlin, 20. Sept. Die Kaiserin übernahm das
Protektorat über die Ausstellung vom Rothen Kreuz.
Berlin, 20. Sept. Die Post schreibt: Das griechische
Blatt Empros will aus Wien erfahren haben, Deutsch-
land und Oesterreich hätten der Ernennung des Prinzen
Georg von Griechenland zum Gouverneur von Kreta
zugestimmt. Soweit diese Nachricht Deutschland angeht,
beruht sie entschieden auf Erfindung, und was die ange-
kündigte Aenderung in der bisher von Oesterreich beobach-
teten Haltung betrifft, so halten wir auch diese nach
unseren Erkundigungen für ausgeschlossen. Zunächst haben
auch gewiß die auf Kreta interessirten Mächte Anderes zu
thun, als wieder mit Erwägung der Gouverneurfrage kost-
bare Zeit zu verlieren. Vor allen Dingen gilt es zunächst,
die Ruhe und Ordnung auf der Insel wieder herzustellen.
Köln, 20. Sept. Die Köln. Ztg. schreibt: Von ver-
schiedenen deutschen Blättern, darunter der Germania, ist
die Forderung eines französischen, im Orient auch
über nicht französische Christen und deren Anstalten aus-
zuübenden Schutzrechts mit allem Nachdruck zurück-
gewiesen worden. Nach der ganzen Lage der Verträge
und jeder vernünftigen Auslegung des Völkerrechts konnte
ein solcher Anspruch im Ernste gar nicht aufrechterhalten
werden. Da man aber trotz aller von deutscher Seite bei-
gebrachten vollgiltigen Beweise noch in einem Theile der
französischen Presse der Behauptung begegnet, daß das
französische Schutzrecht doch besiehe, ist es vielleicht nicht
ganz überflüssig, noch einmal mit ganzer Schärfe
hervorzuheben, daß Deutschland ein solches Recht,
soweit seine Unterthanen und deren Anstalten in Frage
kommen, nicht anerkennt und jedem Versuche, es aus-
zuübeu, sich widersetzen wird. Jeder souveräne Staat
besitzt Kraft seiner Souveränetät das Recht und die Pflicht,
seine Angehörigen und Anstalten in fremden Ländern zu
schützen. Das ist ein elementarer Satz des Völkerrechts,
der nur dann in Frage gestellt werden könnte, wenn eine
Macht zu Gunsten einer anderen verzichtet. Sicher ist,
daß Deutschland mit Frankreich niemals einen solchen Ver-
trag abgeschlossen hat und ein französischer Anspruch jeder
berechtigten Grundlage entbehrt. Ganz abgesehen davon,
daß im Berliner Vertrage den diplomatischen und kon-
sularischen Vertretungen der Mächte in der Türkei das offi-
zielle Schutzrecht für ihre Angehörigen anerkannt
und zugewiesen wurde, hat auch früher ein französisches

Schutzrecht über Deutsche niemals bestanden und ist von
Deutschland niemals anerkannt worden. Die fran-
zösischen Rechte gründen sich auf einen Vertrag, der
zwischen Frankreich und der Türkei abgeschlossen worden
ist, der zur Noth für diese beiden Staaten Giltig-
keit hat, soweit nicht auch er durch den Berliner Vertrag
aufgehoben ist, aus dem aber niemals französische Rechte
über deutsche Angehörige abgeleitet werden können. Weder
Frankreich noch die Türkei haben ein Recht, über die Ver-
hältnisse deutscher Unterthanen giltige Bestimmungen zu
treffen ohne Deutschlands Genehmigung. Niemand kann
einem Anderen geben, was er selbst nicht hat. Die Türkei
hat daher kein Recht, irgendwie über die deutschen Unter-
thanen und deren Anstalten zu verfügen. Wenn Frank-
reich sich in die Angelegenheiten in der Türkei lebender
Deutschen einmischt, so ist das ein offenbarer Eingriff in
die deutsche Souveränität, der zweifelsohne vom Deutschen
Reich mit aller Entschiedenheit zurückgewiesen
werden wird.
Hamburg, 20. Sept. (Franks. Ztg.) Schwindelhafte
Versuche, durch fingirte telephonische Aufträge Namens
großer Berliner Banken bei hiesigen Bankiers größere
Summen, Mk. 20000 und Mk. 70000, zu erhalten, blie-
ben resultatlos. Der Schwindler wurde in einem hiesigen
Hotel verhaftet.
Wien, 20. Sept. Kaiser Franz Joseph empfing
heute eine Deputation der Stadt Wien, die dem
Monarchen das tiefste Beileid der Stadt ausdrückte. Auf
die Ansprache des Bürgermeisters Lueger erwiderte der
Kaiser, er danke der Bevölkerung der Gemeinde Wien für
den Ausdruck der Trauer aus ganzem Herzen. Bei dem
schweren Schlage, der ihn getroffen, finde er Trost und
Linderung in dem Vertrauen auf Gott und in der Treue
und Liebe seines Volkes. Er hoffe Kraft zu finden, um
in der Erfüllung seiner Pflichten ausharren zu können.
Dem Bürgermeister die Hand reichend, betonte der Kaiser,
wie rührend und ergreifend die Trauer und die innige
Antheilnahme der Wiener Bevölkerung gewesen sei und hob
lobend die musterhafte Ruhe und Ordnung der Wiener
hervor, mit denen er sich als eine große Familie fühlte.
Innsbruck, 20. Sept. (Franks. Ztg) Der Stifter des hiesigen
Waisenhauses, von Sieberer, spendete zur Ehrung der Kaiserin
Elisabeth weitere 200000 Gulden, womit seine großartige
W a isen h a u s stif t u n g die Höhe von 1200000 Gulden
erreichte, von Sieberer verbat sich jede Ehrung seitens der
Gemeinde.
Paris, 20. Sept. Paul Meyer, Direktor der Ecole
des Charles, richtete an General P e ll i eu x ein Schreiben,
worin er erklärt, es sei dessen heilige Pflicht, zu Gunsten
Picquarts zu interveniren, damit die gegen ihn ein-
geleiteten widersinnigen Verfolgungen aufhören. Pellieux
wisse, daß Picquart nur vor das Zuchtpolizeigericht gestellt
sei, weil er die Fälschung Henrys beweisen wollte. Man
müsse Picquart nicht nur Gerechtigkeit widerfahren lassen,
sondern müsse ihm auch seinen Rang in der Armee wieder
geben. Pellieux antwortete, er könnte angesichts des ihm
vom Chef der Armee gegebenen Wortes an der Echtheit
des Schriftstückes nicht zweifeln, das ihm nur flüchtig
gezeigt worden sei. Er werde im Prozeß Picquart ohne
Haß und ohne Animosität aussagen. Er glaube an die
Schuld von Dreyfus, aber heute müsse die Armee selbst
die Revision verlangen, unbekümmert um die Konsequenzen.
Tanger, 20. Sept. Die Truppen des Sultans,
die gegen Cocoyas operirten, erhielten den Befehl, nach
Amehern, in der Nähe von Muluja, abzugehen.
Wolff's Telegraphenbureau.
Budapest, 21. Septbr. Die Ortschaft Kerta im Eßprimer
Comitat ist völlig ni eder gebran nt. Nur 7 Häuser wurden
verschont. 1 Person wurde getödtet, 50 Personen schwer verletzt.
Das Elend ist groß.
Simla, 21. Sept. 149 Pestfälle sind in der letzten
Woche in Bombay aufgetreten, gegen 470 in der vorher-
gehenden Woche. Die Todesfälle überstiegen 3000.
Candia, 21. Sept. (Reuter.) Bis gestern Abend
waren 1600 Waffen abgeliefert. Der englische
Konsul erklärte: Die englischen Behörden hätten die Ver-
antwortung für die Sicherheit der Muselmanen übernommen.
Jeder Angriff auf letztere würde ein Angriff auf die eng-
lischen Truppen sein.
Buenos-Aires, 20. Sept. (Reutermeldung.) Die Mei-
nungsverschiedenheiten zwischen den Regierungen von Chile
und Argentinien verschärfen sich. Die endgiltige E n t-
scheidung wird morgen erwartet.
Für die Redaction verantwortlich: F. Montua in Heidelberg.
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Islspllou 136. Soptilsnstrssss IS. Islspsiou 136.
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kekrorone». lüqueure, IVeln«, lämonnLe._
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iu llsllsstou Luostattullgsll, Üokmtt, b'arbs uuä Orosss, Lasssttou la
vsrsobiscksllon4.llkmaobullMll, LurLkrisks, Ooppslicartoll. 8psoialität
in Llargrstlls Kill, Llarzc Kill, Kargst Kill unä Nirtts Kill.
lanr-, Isisob- ullä Onwäungsieacton tu 8tsts asusa Kastsru.
Ik. I»i»okt v, Kauptstr. 61._
Hierzu Heidelberger F a m i l i e n b l ätt e r Nr. 75.
Inhalt: Der Stumme vom Hause d'Ämbra. Erzählung von
Lothar Brenkendorf. (Schluß.) — Gladys. Englisch von
E. F. Turner. Deutsch von M. A. (Schluß.) — Der italienische
Arbeiter im Auslände. Von Woldemar Horst. — Vermischtes.
— Literarisches.
 
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