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Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

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Nr. 255 - 280 (1. November 1898 - 30. November 1898)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42070#0526

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Karlsruhe, 17. November. Der Prozeß des Mi-
litärverbandspräsidiums gegen den Abg. Wacker
wird noch ein gerichtliches Nachspiel haben, denn voraussichtlich
wird nun Abg. Wacker gegen Revisor Häfner, der sich als Ver-
fasser des Artikels im Mil.-Ver.-Bl. bekannt hat, wegen einer
Reihe von angeblich beleidigenden Artikeln Klage erheben. So
meldet nämlich der Landsmann, der es ganz sicher wissen kann.
Vielleicht besinnt sich Herr Wacker indessen, wenn die erste Hitze
verraucht ist, eines andern, denn Ruhm kann er bei diesem Prozeß
ebenfalls nicht ernten.
— Die E i nn a h m e n der Ba d i s ch e n Bahnen haben
im Octobcr ein Mehr von 286740 Mk. ergeben. Die 3 ersten
Quartale dieses Jahres brachten ein Mehr von 4145110 Mark
gegenüber dem Vorjahre.
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Professor Karl Hoff acker in Berlin die Erlaubniß zur An-
nahme und zum Tragen des ihm verliehenen Königlich Preußi-
schen Kronenordens 3. Klasse und dem Hofjunker Wilhelm Frei-
herrn von St. Audio, attachirt der Kaiserlichen Botschaft in
Konstantinopel, die Erlaubniß zur Annahme und zum Tragen
des ihm verliehenen König!. Preußischen Kronen-Odens 4. Klasse
«rtheilt.
Karlsruhe, 17. Nov. Der Großherzog nahm
gestern Vormittag in Schloß Baden den Vortrag des Ge-
heimen Legationeraths Dr. Frhrn. von Babo entgegen.
Morgen früh werden die Großherzoglichm Herrschaften in
Karlsruhe eintreffen und den ganzen Tag dort verweilen.
Seine Königliche Hoheit der Groß Herzog hat ge-
nehmigt, daß, zum Zwecke der Fertigstellung des Be-
rathungsstoffes für die demnächst wieder einzuberufeude
Ständeversammlung, die zur Vorbcrathung der von
der Großh. Regierung vorgelegten Gesetzentwürfe bestellten
Ausschüsse der beiden Kammern des Landtags behufs
Fortsetzung ihrer Arbeiten auf den 22. November einbe-
rufen löerden.

AusIan d
Oesterreich-Ungarn. Wien, 17. Nov. (Abgeord-
netenhaus.) Bei der namentlichen Abstimmung über
die Anklage gegen den früheren Minister-
präsidenten Bade ui im österreichischen Abgeordneten-
hause stimmte die katholische Volkspartei vollzählig gegen
die Anklage, wodurch das Slaventhum eine Mehrheit von
19 Stimmen erzielte. Dipauli und andere wurden mit
Pfuirufen begrüßt, drei wilde Deutschklerikale, die für die
Anklage stimmten, mit Bravorufen. Von der Stojalowski-
gruppe, die früher für die Anklage gestimmt hatte, waren
jetzt nur Stojalowski und ein Bauer dafür, die übrigen
fünf Mitglieder fehlten. Von den Italienern fehlten die
Klerikalen und ein Triestiner, von der Schönerergruppe
Jro und Kittel. Man rief: „Diese Maulhelden! Jetzt
fehlen sie!" Als der ehemalige Minister Dr. Baern-
reither für die Anklage stimmte, ertönte lautes Bravo.
Frankreich. Paris, 17. Nov. Advokat Mornard
wird dem Kassationshofe neuerdings ein Gesuch über-
reichen, Dreyfus zurückzuberufen. Es sei un-
erläßlich, daß Dreyfus mit seinem Vertheidiger verkehre
und von den Ereignissen der letzten vier Jahre unterrichtet
werde, da er noch immer seine Rehabilitirung von Bois-
deffre erwarte.
Paris, 17. Nov. Labori hat die Erlaubniß er-
halten, Pie quart zu besuchen.
Paris, 17. Nov. Die Petite Republique veröffent-
licht heute einen Artikel unter der Aufschrift: „Ein Ge-
st ändniß des Ulanen". Darin befindet sich die Er-
klärung, die Esterhazy während des Zolaprozesses im !
Justizpalaste in Gegenwart eines Journalisten, den das
Blatt nicht nennt, sowie in Gegenwart Chincholles vom
Figaro gemacht haben soll. Esterhazy befand sich, so er-
zählt die Petite Republique, in dem Zeugensaale, als er
einen nationalistischen Redakteur folgendermaßen anredete:
„Ich habe es endlich satt, und ich bin fest entschlossen,
mit allem herauszuplatzen. Nun ja, ich bin es, der
das Bordereau an gefertigt hat, aber ich habe es
auf Befehl geschrieben. Sie wissen es alle recht
wohl. Weshalb fliehen sie mich denn eigentlich wie die
Pest? Sehen Sie dort General Billot; er hat mir vorhin
den Rücken zugekehrt, aber ich werde es ihm nicht ver-
gessen." Hier fügte Esterhazy hinzu, Billot habe ihm
80000 Franken ausgezahlt. Die Petite Republique sagt,
daß der nicht genannte Journalist Chincholle ermahnte,
von dem, was er gehört habe, nichts zu veröffentlichen.
Infolge dieses Artikels der Petite Republique entsandte
die Redaktion des Temps einen Berichterstatter zu Chin-
cholle, um ihu auszufragen. Dieser erklärte: „Ich kann
die Meldung der Petite Republique nicht in Abrede
stellen, weil sie zum Theil die Wahrheit enthält. Es
ist richtig, daß ich im Justizpalast Auslassungen von
Esterhazy mit angehört habe, die mir von der größten
Wichtigkeit zu sein schienen, und richtig ist auch, daß
diese Erklärungen sich in dem Artikel der Petite
Republique befinden. Aber ich halte mich nicht für be-
rechtigt, den genauen Wortlaut der Erklärungen Ester-
hazys wieder zu geben, weil die Worte Ester-
hazys au eine andere Person gerichtet waren."
Von anderer Seite erhielt der Temps eine Bestätigung,
daß Esterhazy geäußert hat: „Nun wohl, ich habe das
Bordereau angefertigt, aber doch nicht in Wirklichkeit, da
ich es auf Befehl geschrieben habe. Sie wissen, daß Ge-
neral Billot mit dem Geheimfonds nicht verschwenderisch
umging, und da er mir 80000 Franken ausbezahlte, muß
ich doch etwas wissen!"
Türkei. Die Pol. Corresp. meldet aus Athen, die
internationalen Truppen auf Kreta würden bis zum
Jahresschluß auf 4000 Mann und 4 Batterien vermin-
dert werden, die auf der Insel verbleiben würden, bis
eine gleich starke einheimische Truppe gebildet sei. Ebenso
sollten nur je zwei Schiffe jeder Macht verbleiben.
Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 18. November.
K Warnung vor Volta-Uhren. Im Frühjahr dieses Jahres
wurde in einigen Blättern in schwindelhafter Weise der Gebrauch

von Krankenschwester-Volta Uhren in Inseraten empfohlen. Der I
Urheber dieser Inserate, Kaufmann und Droguist Paul Strube !
aus Braunschweig, wohnhaft in München, ist nun durch Urtheil !
Gr. Schöffengerichts Bruchsal vom 19. April d. I., welches
nunmehr nach Verwerfung der gegen das dieses Urtheil bestäti-
gende Urtheil der Strafkammer des Gr. Landgerichts Karlsruhe
eingelegten Revision rechtskräftig ist, wegen Betrugs, verübt
durch die von ihm bewirkte Veröffentlichung mehrfacher, den Ge-
brauch der sogen. Krankenschwester-Volta-Uhren unter falschen
Vorspiegelungen empfehlenden Inserate zu einer Geldstrafe von
100 verurtheilt worden. Da auch, abgesehen von der be-
trügerischen Anpreisung, nach dem Urthetle Sachverständiger die
in der Ankündigung bezeichneten heilkräftigen Wirkungen der
Volta-Uhr in keiner Weise zukommen, es sich demnach bei der
ganzen Angelegenheit nur um eine Ausbeutung der Leicht-
gläubigkeit und Unerfahrenheit handelt, so kann nicht dringend
genug vor der Anschaffung der Volta-Uhren gewarnt werden.
A Schroedl'sche Brauereigesellschaft Heidelberg. In der
gestrigen Generalversammlung wurden die Vorschläge des Auf-
fichtsrathes genehmigt nnd kommt somit eine Dividende von
9 Prozent zur Vertheilung. Aufsichtsrath und Vorstand wurden
entlastet. Der statutengemäß aus dem Aufsichtsrath scheidende
Herr Carl Steingötter wurde einstimmig wiedergewählt, während
Herr C. L. Ammann wegen mannigfacher, anderweitiger
Inanspruchnahme eine Wiederwahl ablehnte.
Freireligiöse Gemeinde. Das Thema, über welches Herr
Prediger Voigt-Offenbach a. M. Samstag, den 19. November,
Abends 8 Uhr im großen Harmoniesaale a'nläßlich des Verbands-
tages der deutschkatholischeu und freireligiösen Gemeinden Süd-
deutschlands einen öffentlichen, für Jedermann zugänglichen
Vortrag halten wird, lautet: „Die neue Zeit und der alte
Glauben". Das Thema sowohl, wie auch die in weiten Kreisen
bekannte Persönlichkeit des Vortragenden dürfte nicht verfehlen,
dem Vortrage einen großen Zuhörerkreis zu verschaffen. Ueber-
haupt geben die Darbietungen der freireligiösen Gemeinde an-
läßlich ihres Verbandstages Gelegenheit, sich über die Bestre-
bungen der freireligiösen Gemeinden eingehender zu informiren.
O Fußball. Samstag Nachmittag gegen halb 4 Uhr soll ein
Wettspiel zwischen dem Fußball-Klub Frankfurt und Heidelberg
College auf dem Spielfeld der letzteren stattfinden, das für
Freunde eines schönen Spieles sehr sehenswerth werden dürfte.
U. Theater. Der genialste unserer modernen Dramatiker,
Gerhard Hauptmann, hielt gestern mit seinem „Colle gen
Crampton" auch bei uns einen triumphirenden Einzug.
Nachdem das Publikum sein Befremden, daß in dieser „Komödie"
mehr Anlaß zum Weinen als znm Lachen ist, überwunden hatte,
gab es sich dem mächtigen Eindruck, den die vollendete Lebens-
wahrheil des Stückes auf es ausübte, schrankenlos hin. Neben
dem Gast, Herrn Brehm (in der Titelrolle), machten sich von
unseren einheimischen Künstlern besonders die Herren Blank,
Stettner und Rudolph, und in der weiblichen Hauptrolle
Fräul. Heinrich verdient. Eine eingehende Besprechung der
Aufführung werden wir morgen geben.
* Zengen-Ermittelung. Auf die in heutiger Nummer ent-
haltene Veröffentlichung des Großh. Untersuchungsrichters in
Mannheim wird hierdurch noch besonders aufmerksam gemacht.
Hs Schöffengerichtsfitznng vom 17. Nov. 1) Basilius Frei,
Hausbursche aus Euabäuern, z. Zt. hier in Haft, erhielt wegen
Unterschlagung 8 Tage Gefängniß. 2) Mathilde Therese Hauser,
Kellnerin aus Eßlingen, z Zt. hier in Haft, wurde von der An-
klage wegen Diebstahls freigesprochen. 3) Friedrich Ueberle,
Fischer, Georg August Egolf, Bierbrauer, Hermann Späth, Bier-
brauer, und Franz Kar! Sauer, Fuhrmann, alle wohnhaft dahier,
erhielten wegen Körperverletzung Ueberle 1 Woche Gefängniß,
die anderen eine Geldstrafe von 20 4i Martin Krambs, Tag-
löhner, Martin Schöpf, Taglöhner, Johann Kocher, Taglöhner,
Jakob Krambs, Taglöhner, Michael Georg Rimmler, Taglöhner,
Georg Friedrich Ruppert, Taglöhner, Georg Philipp Becker,
Metzger, und Ludwig Kettenmann, Taglöhner, alle wohnhaft
in Kirchheim, sind wegen Körperverletzung und Ruhestörung ange-
klagt; es erhielten M. Krambs, Schöpf und I. Krambs je 1 Woche
Gefängniß, Kocher 1 Woche Gefängniß und 10 Geldstrafe,
Rimmler, Ruppert und Becker je 5 Geldstrafe, Keltenmann
wurde freigesprochen. 5) Georg Michael Baumann, Taglöhner
in Strümpfeldrunn, erhielt wegen Bedrohung eine Geldstrafe von
5 6) Michael Jörger, Mühlenarbeitcr in Bammenthal, wegen
Widerstands 1 Woche Gefängniß, der Mitangeklagte Heinrich
Zimmermann, Mühlenarbetter daselbst, wurde freigesprochen.
— Polizeibericht. Drei Frauenspersonen wurden in ver-
gangener Nacht wegen Umherziehens verhaftet, ebenso eine ledige
Büglerin aus Ziegelhausen, die einem Spezereihändler in Schlier-
bach 35 gcpoylen hatte. Ein lediger Kaufmann kam wegen
Ruhestörung zur Anzeige. Gestern Abend gegen 10 Uhr wurde
in der Bergheimerstraße ein braunes Pferd eingefangen. Das-
selbe wurde im Stalle zur Stadt Bergheim untergebracht.
— Leimen, 16. Nov. Zu einer erhebenden Feier gestaltete
sich verflossenen Sonntag die Uebergabe der Kaiser Wilhelm-
Erinnerungsmedaillen an die hiesigen Veteranen.
Um 2 Uhr versammelten sich im großen Rathhaussaale die Ver-
treter der politischen Gemeinde, der Kirchengemeinden und der
hiesigen Vereine. Nach einer schwungvollen, von patriotischem
Geiste durchwehten Ansprache des Herrn Bürgermeisters Lingg
wurden die Medaillen ausgegeben, worauf Herr Rentmeister
Nägele im Namen der Dekorirten dankte. Herr Pfarrer Buch
hielt die Festrede, die, zwar in schlichter einfacher Form gehalten,
doch einen tiefen Eindruck auf die Anwesenden machte. Daß
man jubelnd des Kaisers, des Großherzogs und des Vaterlandes
gedachte, ist selbstverständlich und sei hier noch erwähnt, daß der
Mannergesangverein und die Musikkapelle Leimen sich bei dieser
Feier durch verschiedene Vorträge, die vorzüglich zu Gehör ge-
bracht wurden, betheiligten. Der Rathhaussaal war mit blühen-
den Blumen und Palmen, Fahnen und Emblemen herrlich
herausgeputzt. Am Mittwoch Abend veranstaltete der Militär-
verein im Gasthaus zur „Rose" eine in allen Theilen wohl-
gelungene Nachfeier. Trinksprüche und Liedervorträqe des Män-
nergesangv.reins, des Bergkvappenverems Glückauf u. s. w.,
humoristische und instrumentale Vorträge wechselten in rascher
Reihenfolge miteinanoer ab und hielt die Anwesenden in fröh-
licher Stimmung bis spät in die Nacht hinein zusammen.
A Neckarsteinach, 18. Noo. Unser „Nimrod", Herr Ferd.
Diemer, hatte vorgestern das in unserer Gegend immerhin seltene
Jagdglück, einen Kapital-Hirsch (Sechsender) bei dem
Treibjagen des Herrn Oberförsters Hoppe-Hirschhorn auf dem
Hämmelsbacherhof-Gebiet zu schießen. Das stattliche Thier
wiegt trotz seiner Jugend vollständig ausgeweidet noch 173 Pfd,
Da Hr. Diemer die Jagdbeute in seiner eigenen Wirthschaft ver-
wendet, so ist dem Freunde eines guten Wildbratens Gelegen-
heit geboten, anf's Neue die vorzügliche waidmännische Küche
unserer „Diemeret" kennen zu lernen.
O Mörlenbach, 18. Nov. Vorigen Monat wurde berichtet,
daß ein im nahen Vöckelsbach wohnhafter italienischer
Eisenbahnarbeiter Namens Da Grava einen anderen Kollegen
wegen einer kleinen Schuld kaltblütig erdolcht hat, während er
selbst die Geschäftsleute der Gegend um mehrere hundert Mark
beschwindelte. Noch ist dieser schändliche Mordbube - er hat
nämlich bereits vier Morde auf dem Gewissen — nicht abge-
urtheilt und schon wieder versetzten gestern Italiener das sonst
ruhige und friedlich im Gebirg liegende Vöckelsbach in Auf-
regung, indem sie es zum Schauplatz einer umfassenden Revolte
machten. Eine Anzahl von ihnen revoltirten gegen ihre Haus-
herren in bedenklicher Weise; man war aber so klug und sandte
sofort eiligst nach der Gensdarmerie, und so gelang es, noch
rechtzeitig nicht weniger als sieben der Haupträdelsführer zu ver-
haften und nach Waldmichelbach in sicheren Gewahrem zu ver-
bringen, wo man ihnen ohne Zweifel klar machen wird, daß
man in deutschen Landen und selbst auch im Odenwald noch
l Mittel hat, diese gefährlichen Schreihälse kleinlaut zu machen.

Mannheim 17. Nov. Von der Rheinbrücke herabgestürzt bat
sich gestern Nachmittag der 36 Jahre alte Reallehrer Chr. B öck-
ler aus Eppingen. Der Schiffer Nikolaus Eß wein, welch«»
dem Vorfall zusah, sprang mit eigener Lebensgefahr nach und
rettete den Lebensmüden aus den Fluthen. Böckler ist von einem
schweren Nervenleiden befallen und hat aus diesem Grund de»
Tod gesucht.
Karlsruhe, 17. Nov. Unsere italienischen Gäste sorget
wirklich musterhaft dafür, daß man sie ordentlich als Land-
plage empfindet. In allen Blättern werden ihre Heldenthate»
geschildert. So lesen wir neuerdings im Markgr. Tagbl-
Raphael Franzino von Feletto, welcher am 28. v. M- hier weg«»
Münzverbrechens verhaftet wurde, wird außerdem noch wegen
eines im Jahre 1894 in Mörchingen verübten Mordversuch
verfolgt.
Steinbach. 17. Nov. Am Samstag Abend um 7 Uhr bl>e»
auf einem Bahnübergang unterhalb der Station das
Getreidefuhrwerk des Fruchthändlers Schindele aus Haslam
stecken, weil die Straße an dieser Stelle schiefwinkelig die Bah»
kreuzt und zudem der äußere Schieuenstrang, der hier eine be-
deutende Kurve bildenden Bahn ziemlich überhöht ist. Ein großes
Güterzug mit 2 Maschinen brauste daher und konnte, trotzdem
ihm entgegen geeilt, Knallpatronen auf die Schienen gelegt u»°
Haltesignale gegeben wurden, nicht mehr rechtzeitig zum Stehe»
gebracht werden. Der Fuhrmann hatte die Geistesgegenwart'
schnell die Waage mit den Pferden abzuhängen, konnte dieselbe»
jedoch vorn an der Deichsel nicht mehr los machen. Der Z»ö
erfaßte den Wagen und schob ihn einige hundert Meter vor D
her, zertrümmerte ihn vollständig und warf die Getreidesäcke n«c»
allen Richtungen hinaus, sodaß die Frucht wie gesät umherlag-
Dem Umstände war es zu verdanken, daß beim Anprall die etwas
schadhafte Deichsel abbrach, sonst wären die beiden werthvolle»
Pferde jedenfalls verloren gewesen, da sie noch vorn an bet
Deichsel angckettet waren. Ein Bahnwart erlitt durch die umh««-
fliegenden Holzstücke so schwere Verletzungen am Kopfe, daß es
des andern Tages noch bewußtlos war. Da dies, so beinern
die Schwarzw. Ztg., seit kurzer Zeit der sechste Unfall a»
selbiger Stelle ist, so wäre es gewiß an der Ze'»
den Uebergang in der Weise zu reguliren, daß die Straß«
rechtwinklig über die Bahn führt. ,
Baden-Baden, 16. Nov. Von einem schrecklichen Unglü»
wurde heute früh laut Echo die Familie des Hofkondiwrs
Schababerle getroffen. Herr Sch. bemerkte in seinem Hause eine»
scharfen Gasgeruch und fand, daß derselbe aus der im 3. un-
bewohnten Stockwerk gelegenen Küche drang. Bei Oeffnen der
Küchenthür ist Herr Sch. infolge Einathmens von Gas ohn-
mächtig geworden und später erstickt. Erst längere Zeit nach-
her wurde er vermißt und todt aufgefunden. In der Küche M
der Hahn des Gasherdes offen gewesen sein.
L.dl. Lörrach, 17. Nov. Eine junge Frau aus der Gemeind«
Wollbach wurde in dem Walde auf dem Wege nach Kandern o°»
einem jungen Italiener angefallen. Die Hilferufe der Be-
drängten ließen jedoch den Attentäter die Flucht ergreifen. D«»
Gendarmerie gelang es, den Burschen festzunehmen.
— (Dienstnachrichten.) Aus dem Bereiche de»
14. Armeekorps. Assistenz-Arzt der Reserve Dr. Römhelf
vom Landwehrbezirk Heidelberg wurde zum Oberarzt befördert-
— Aus dem Bereiche der Großh. Bad. Staats-
Eisenbahnen. Adolf Wunderle, Betriebsassistent in Kirch-
heim bei H. wurde zum Stationsverwalter ernannt.

Kleine Zeitung.
— Neustadt, 15. Nov. Eine selteneZwangsversteig«-
rung fand lt. Pf. K. heute Vormittag hier auf dem Marktplatz
statt. Es wurden nämlich einem Wirthe 2 gebratene Gäw«-
Suppenfleisch, Koteletts re. durch den Gerichtsvollzieher versteig««'-
Die Artikel fanden auch willige Abnehmer.

Vermischtes.
— Wie wir hören, soll Mitte dieses Monats Brockhaus'
Lexikon in einer neuen Ausgabe erscheinen, die deA
Ideal eines Konversations-Lexikons um einen wesentlichen Schi»,
näher kommt. Alle 17 Bände sollen an einem Tage in ne»««
Bearbeitung veröffentlicht werden, modern von A bis Z. Bish«!
pflegten zwischen dem Erscheinen des ersten und des letzten Band«d
eines Konversations-Lexikons 5 Jahre zu verstreichen. Die FE
war, daß der Inhalt der mittleren Bände dem Stande der neueste»
Forschung nicht mehr recht entsprach und der Inhalt der erste»
Bände zum Theil geradezu veraltet war, wenn man den letzte»
Band in die Hände bekam. Dies wird in der Revidirte»
Jubiläums-Ausgabe des Brockhaus' anders sein. DiO«
Ausgabe ist aus einem Gusse und vom Anfang bis zum E»°«
der jüngsten Gegenwart entsprechend. Nachdem wir die Revidin«
Jubiläums-Ausgabe selbst durchgesehen haben werden, behalte»
wir uns vor, an dieser Stelle unser Urtheil über das Geleistete
bekannt zu geben.

Theater- und Kunstnacdrichten.
Heidelberg, 18.Nov. (Stadttheater.) Sonntag wird »s»
einstudirt Marschner's „Hans Helling" gegeben. Die WE
gerade dieser Oper ist leicht begreiflich, da wir in Herrn Görg««
einen glänzenden Vertreter der dankbaren Titelpartie habe»-
Außer ihm sind in hervorragender Weise beschäftigt die Daw«»
Arnold, Mascha und Seebach und die Herren Diener, Gabelma»»
und Murauer. Die Vorstellung (die sechste im Abonnement)
gültig für die Abonnenten der ungeraden Tour.
Mannheim. (Großh. Hof- und Nationaltyeater.) Samstag
19.Nov.: „Der Barbier v n Sevilla" (Figaro: Herr Francesc»
d'Andrade als Gast).

»Handel und Verkehr.
Mannheim, 17. Nov. (Aktien.) Oberrh. Bank 123.—E"
Rhein. Creditbank 142.— G. Rhein. Hypothekenbank 168.— 7
Heidelberger Aktienbrauerei 137.— B. Schrödt'sche Brauere«-
Aktien 138.— G. Portland-Cementwerk Heidelberg 167.50
Frankfurt, 17. Nov. Effekten societät. 6'/« Uhr Abend»
Oesterr. Creditaktten 297'/?—6°/„ b. Diskonto-Kommandit 191-°»
bis 50 b. Berliner Handelsgesellschaft 161.50 b. Darmstädl«-
Bank 150.80 - 50 b. Deutsche Bank 196.80-60 b. Dresden«
Bank 157-7.10 b. ult. 157.20 etw. b. cpt. Banque Ottawa»«
161.50 b. Wiener Bankverein 2197. b. ult. Oesterr.-Ung»»
Staatsbahn 298'/»—2967, b. Lombarden 62 b. Northern 75-A
bis 60 b. Spanier 40.70 b. Allgem. Elektr.-Aktieu 265 b. A
Schuckert Elektr.-Aktien 237 b. Alkali Westeregeln 199.10 b. G-
Gelsenkirchen 180.40 b. Harpcner 168.70—168 b. HiberE
186.30 b. Laura 202-1.50 b. Bochumer 211.50-210.80 °-
Oberschles. Eisen 143.30 b. Allgem. Lokal- uud Straßenbau
212 b. Contin. Elektr. Nürnb. 138.20 b. Gotthard - Attis»
144.30 b. Schweizer Central 147 60 b. Schweizer Nordost 108.40 °-
Schweizer Union 78 b. Jura-Simplon 89 b. 5pCt. Italic»«
90.60 b. ult.
6'/'.—6'/„ Uhr: Creditaktten 2967«. Staatsbahn 296/-'
Handelsgesellschaft 161.30 P. 20 G. Bochum 211.20. North«»»
75.50. .
Bei mäßig belebtem Verkehr erfuhren die Kurse überwieg«»»
fortgesetzte Ermattung.
Berti«, 17. Novbr. Heidelberger Straßen- und Bergbau-
gesellschaft 149.75 b.
Mannheim, 17. Nov. (Produktenbörse.) Per 100 Kitt-
Weizen Pfälzer 18.25 bis —.—, Norddeutscher 18.25 bis —-7!
Azima 18.50 bis 19.75, Theodosia 20.- bis 20.50, SaxoE
bis -.-, Girka 18.75 bis 19—, Taganrog
—.—. rumänische 19.25 bis 20.—, amerikanische Winter
bis 18.50, Amerika«. Spring 18.— bis -.-, Malta-W»»»
18.25 bis 18.50, Milwaukee —.— bis —Kalifornier --
bis —La Plata —.— bis —, Kernen 18.50 bis —
 
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