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Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

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Nr. 281 - 306 (1. Dezember 1898 - 31. Dezember 1898)
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4

Telephon-Anschluh Nr. 82.

Erstes MM

«r. 287.

Dienstag, de« 20. DeeeAber

einen Kredit von


Dec. In Gegen-
wurde gestern die

Erscheint täglich.
Sonntags ausgenommen.

Aus der Karlsruher Zeitung.
Karlsruhe, 19. Dec. Der Großherzog traf
am Samstag Abend gegen 6 Uhr aus Schloß Baden in
Karlsruhe ein und nahm alsdann den Vortrag des Ge-
heimen Lcgationsraths Dr. Freiherrn von Babo entgegen.
Um halb 8 Uhr begab sich Seine Königliche Hoheit, einer
Einladung der Reserve- und Landwehroffiziere folgend, in
die Festhalle, um der dort veranstalteten Weihnachtsfeier
derselben beizuwohnen. Derselbe verweilte bis gegen elf
Uhr und kehrte dann mit dem Orient-Expreßzug nach
Baden-Baden zurück. Sonntag, Vormittag 10 Uhr, fand
in der Schloßkapclle in Baden Gottesdienst statt, welchen
der Prälat a. D. v. Doll abhielt. Diesem wohnten die
Großherzoglichen Herrschaften mit ihren Hausgenossen an.
Darnach empfing Seine Königliche Hoheit der Großherzog
den Professor Dr. Passow von der Univerfitä t Heidelberg,
welcher demselben nach seiner Rückkehr von Stockholm Be-
richt abstattere über eine Konsultation, zu der er wegen
des Gesundheitszustandes des Prinzen Gustav Adolf,
ältesten Sohnes Ihrer Königlichen Hoheit der Kronprin-
pesstn von Schweden und Norwegen, berufen war. Pro-
fessor Passow brachte ganz befriedigende Nachrichten über
den Verlauf einer Ohrenentzündung des Prinzen, welche
einen glücklichen Abschluß erreichte und der Kronprinzessin
nunmehr die für dieselbe erforderliche Abreise ermöglichte.
Die Kronprinssin traf Nachmittags 5 Uhr wohlbehalten
in Baden-Baden ein. Die Höchsten Herrschaften waren
der Kronprinzessin bis Oos entgegengefahren. Ihre
Königliche Hoheit bezog ihre frühere Wohnung. Ter hohe
Besuch wird über Weihnachten in Schloß Baden ver-
weilen. Heute Vormittag empfing der Großherzog den
Bischof von Rottenburg, Dr. Keppler. Abends fährt
Seine Königliche Hoheit nach Karlsruhe und hört dorr
den Vortrag des Geheimen Legationsraths Dr. von Babo.
Um 7 Uhr folgt derselbe einer Einladung des Offizier-
korps des Leib-Grenadierregiments zur Gedächtnißfeier des
Gefechts bei Nuits im Kasino des Regiments. Seine
Königliche Hoheit beabsichtigt, mit dem Oricntexpreßzug
nach Baden-Baden zurückzukchren.

Politische Umschau.
Heidelberg, 20. Dezember.
In der diesjährigen Krefelder Katholikenversammlung
hat bekanntlich Or. Porsch über die vielbesprochene Unter-
redung zwischen Windthorst und Bismarck in
den Märztagen von 1890 mitgetheilt, nicht Windthorst habe
jene Unterredung durch Vermittlung von Bleichröder nach-
gesucht, sondern die Vermittlung sei von einer andern Stelle
ausgegangen. Dazu hat dann die Deutsche Volkswirthsch.
Corr, folgende Version gebracht:
Herr Windthorst pflegte, wenn er in Berlin war, an jedem
Sonntag und zwar gleich nach dem Besuch des Gottesdienstes in
der Sanct-Hedwigskirche bei Herrn v. Bleichröder vorzusprechen.
Das geschah auch an dem Sonntag, der in die kritischen Tage
des März 1890 fiel und seiner Unterredung mit Bismarck am
Montag unmittelbar vorausging. Bei den bisherige» Lesarten
wird die Möglichkeit unberücksichtigt gelassen, daß nämlich weder
Bismarck noch Windthorst, sondern Bleichröder die Anregung zu
einer Unterredung der beiden andern bei diesem Sonntagsbesuche
. Windthorsts gegeben hat, wie es thatsächlich geschehen sein dürfte.
Windthorst soll sich anfangs geweigert, dann aber Herrn v. Bleich-
röder ermächtigt haben, eine Unterredung zwischen ihm und Bis-
marck herbeizuführen. Welchen Zweck Herr v. Bleichröder ver-
folgte, als er Windthorst veranlaßte, Bismarck um eine Unter-
redung ersuchen zu lassen, entzieht sich unserer Kenntniß. Sehr
wahrscheinlich oder richtiger gewiß ist jedoch, daß Herr v. Bleich-
röder, indem er die beiden Politiker in persönlichen Contact brachte,
die, wie ihm bekannt sein mußte, bedrohte Stellung Bis-
marcks stützen wollte, während in Wirklichkeit diese Unter-
redung den entgegengesetzten Erfolg hatte. Daß Herr v. Bleich-
röder häufiger activ in politische Entscheidungen eingegriffen hat,
ist bekannt. Seine Beziehungen zu Bismarck lassen es sehr be-
greiflich erscheinen, wenn er den Führer der durch die damaligen
Reichslagswahlen ausschlaggebend gewordenen Partei mit dem
Reichskanzler in Berührung zu bringen bemüht war, so daß also
die Vermittlung der Unterredung von ihm ausging, und nicht
Windthorst durch Bleichröder bei Bismarck um eine Unterredung
nachsuchen ließ, sondern Bleichröder, allerdings mit dessen Zu-
stimmung, es für Windthorst that.
Dr. Porsch hat nun die Schles. Volksztg. zu der Er-
klärung ermächtigt, daß diese Darstellung in allen w esent-
lichen Punkten richtig sein dürfte. Inwieweit Bleich-
röder mit Vorwissen des Fürsten Bismarck handelte, das
entzog sich selbstverständlich der Kenntniß des Abgeordneten
Windthorst. Letzterer nahm aber damals an, daß Bleich-
röder im ansdrücklichen Auftrag des Fürsten Bismarck
handle, später, daß die Anregungen des Herrn v. Bleich-
röder jedenfalls den Wünschen des Fürsten Bismarck ent-
sprochen hätten. Wie man jetzt erkennt, hat Bleichröder
von sich aus gehandelt und in guter Absicht einen vcr-
hängnißvollen Schritt gethan.
Die Möglichkeit einer besseren Gestaltung der Be-
ziehungen Frankreichs zu Deutschland beschäftigt
auch den Sultan. Ein Telegramm des Konstantinopeler
Korrespondenten des Berliner Tageblatt meldet: Der vor
drei Tagen in Konstantinopel angckommene Exminister
Bourgeois hatte eine längere Audienz beim Sultan, der
den Wursch ausgedrückt hatte, ihn zu sehen. Bourgeois
weigerte sich anfangs, da er nur Privatperson sei, gab
aber dem Drängen nach und erschien. Es soll dem Sultan
geglückt sein, Bourgeois' gute Dienste gegen die gegen-
wärtige türkenfeindliche Haltung Frankreichs zu gewinnen.
Der Sultan sondirte auch, ob Bourgeois, der bekannter-
maßen für ein russisches Bündniß nicht schwärmt, nicht
eine Annäherung Frankreichs an Deutschland befürworte,
worauf die Antwort ausweichend lautete. Da man in
Bourgeois den kommenden Mann Frankreichs erblickt, ist
das Gesagte nicht ohne Interesse. Nach einer anderen
Version hätte Bourgeois ein Zusammengehen Frankreichs
Mit Deutschland in allen orientalischen Fragen für sehr
Wünschenswerth gehalten. — Es bleibe dahingestellt, wie
viel an dieser Meldung des Berliner Blattes wahr ist;
aber selbst wenn sie eine Erfindung wäre, so würde sie
doch beweisen, daß die Versöhnung zwischen Frankreich
Und Deutschland eine Idee ist, mit der man sich sogar in
der türkischen Hauptstadt beschäftigt. Die Idee muß doch
Wohl in der Luft liegen.
In der St. Jameshalle in London wurde am 18. ds.
eine von dem Journalisten Stead einberufene Ver-
sammlung abgehalten, um den russischen Ab-
eüstungsvorschlag zu besprechen. Der Bischof von
London führte den Vorsitz. Eine Erklärung wurde an-
genommen, die dahin geht, daß den Vorschlag des Kaisers
don Rußland alle Freunde der Gerechtigkeit und Mensch-
lichkeit ausführen sollen, und die Bildung eines Aus-

Ausland.
Spanien. Madrid, 19. Dec. Der Kriegsminister
erklärte, wegen der kartistischen Agitation sei es
uöthig, den Effektiobestand des Herres auf 140 000 Mann
zu erhöhen. Diese Maßregel werde
20 Millionen Peseta erfordern.
Türkei. Konstantinopel, 19.
wart des Großfürsten Nikolaus
Gedenkkirche in Galataria cingeweiht. Anwesend waren
russische Militär-Abordnungen, der Botschafter Sinoview,
die diplomatischen Vertreter der Balkanstaatcn, Delegirte
des ökumenischen Patriarchen, der Patriarch von Jerusalem
und der bulgarische Exarch. Nach der Einweihung wurde
ein Tedeum anläßlich des Namenstages des Zaren abge-
halten. Am Abend fand ein großes Essen in der russischen
Botschaft statt. Großfürst Nikolaus bleibt ans Wunsch des
Sultans bis Donnerstag.
Asien. Hankau, 19. Dec. Nach einer Meldung der
Morning Post ist eine französischen Expedition
den Aang-Tsekiang nach Kwei-Tschau aufwärts gegangen.
Die Lage in der Jangtse-Provinz ist ernst. Ein
Kanonenboot befindet sich bereits oberhalb Nangking.

schusses angeregt, der ein Zusammengehen der gesummten
gesitteten Welt in diesem Punkte anzubahnen suchen soll.
— Die Engländer, welche die halbe Welt erobert haben,
können nun so ganz behaglich von der Gerechtigkeit des
ewigen Friedens und der Menschlichkeit der Abrüstung
sprechen. Seine große Flotte, sein Hauptrüstzeug, wird
England nie aufgeben. Ein großes Landheer vermag es
unter den heutigen Verhältnissen nicht aufzustellen und da
wäre es ihm sehr lieb, wenn die anderen Großmächte so
freundlich wären, sich selbst zu schwächen.
Nach einer dem Berliner Tageblatt aus Athen zu-
gehenden Meldung bestätigen dort eingetroffene Nachrichten,
daß sich bei einem Theil der Mohamedaner auf Kreta,
insbesondere in Kandia, eine sehr lebhafte Unzufriedenheit
über die Berufung des Prinzen Georg an die Spitze
der kretischen Verwaltung kundgibt. Es sei daher diesen
Nachrichten zufolge nicht ausgeschlossen, daß sich beim
Amtsantritt des neuen Oberkommissars unangenehme
Demonstrationen und vielleicht selbst neue Reib-
ungen zwischen Mohamedanern und Christen ereignen
werden. In den diplomatischen Kreisen Athens halte man
jedoch diese Besorgniß für übertrieben und hege man die
Ucberzeugung, daß sich, falls überhaupt, nur vorüber-
gehende Schwierigkeiten von geringem Umfange ergeben
könnten, deren Prinz Georg mit den ihm an die Seite zu
stellenden Rathgebern gewiß bald Herr werden würde. —
Nun, wir wollen es abwarten. Auf keinen Fall wird die
Stellung des Prinzen Georg in Kreta eine leichte sein.

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werden bei allen Postanstalten, den Briefträgern, den Agen-
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tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulen.
Telephon-Anschluß Nr. 82.

Deutsches Reich.
— Die zehntägige Frist, innerhalb welcher Wahl-
anfechtungen gegen die Mandate der Reichstags-
abgeordneten zulässig sind, ist Freitag Abend abge-
laufen. Es sind im ganzen 76 Proteste eingegangen,
außerdem find von den Abtheilungen vier Wahlen für
zweifelhaft erklärt worden, sodaß im ganzen der Wahl-
prüfungskommission 80 Wahlen zur Prüfung überwiesen
sino. In der vorigen Legislaturperiode waren cs 100.
— Die französische Regierung hat nach einer im
Journal Officiel vom 1. d. M. veröffentlichten Verord-
nung zur Verhütung der Einschleppung der San Josä-
Schildlaus auf Grund eines Gutachtens ihrer zuständi-
gen technischen Kommission die gleichen Anordnungen ge-
troffen, wie solche für Deutschland laut der Kaiserlichen
Verordnung vom 5. Februar d. I. ergangen sind. Aehn-
liche Maßnahmen sind Seitens der Niederländischen Re-
gierung bereits im Mai d. I. erlassen worden. Zur Ver-
hinderung der Einfuhr der an einer Zollstelle wegen Vor-
kommens des Schädlings schon einmal zurückgewiesenen
Obstsendungen über eine andere Zollstelle sind für Deutsch-
land ausreichende Vorkehrungen getroffen worden.
— lieber die Umsatzsteuer für Waarenhäuser
hat sich der württembergische Minister des Innern Herr
v. Pischek neuerdings folgendermaßen ausgesprochen:
Die Frage der Besteuerung der Waarenhäuser hängt zusam-
men mit der Frage der Gewährung weitgehender Autonomie an
die Gemeinden, und ich will mich jetzt im einzelnen auf diese
Frage nicht einlassen. Ich möchte nur daran erinnern, daß wir
in Württemberg bis jetzt noch verhältnißmäßig wenig solcher
großen Waarenhäuser und Versandhäuser haben, und daß es
außerordentlich schwer sein wird, die Grenze zwischen
Waareuhäusern und andern der Zusatzsteuer nicht zu unterwerfen-
den Betrieben richtig zu ziehen; denn man wird ja wohl sagen
dürfen, daß namentlich auch draußen in den kleinen Gemeinden
es eine Reihe von Geschäften giebt, die alle möglichen Gegen-
stände nebeneinander verkaufen. Aber daraus allein, daß ein
Geschäft eine Reihe widersprechender Waarenartikel führt, wird
ein Kriterium für eine besonders hohe Besteuerung wohl noch
nicht genommen werden können. Auch der Besitz von Filialen
wird ein sehr unsicheres Kriterium für eine gerechte Abstufung
bilden, weil es ja, wenn dieses Kriterium gewählt würde, sehr
leicht wäre, daß eine Filiale als ein besonderes Geschäftsunter-
nehmen mit eigener Firma etwa unter der Leitung eines Familien-
angehörigen geführt wird. Eine Umsatzsteuer, wie sie vorge-
schlagen wird, ist meines Erachtens nichts anderes als eine Ge-
werbesteuer, und zwar eine Gewerbesteuer, die auf ganz andern
Prinzipien beruht als unsere auf den Ertrag abzielende Gewerbe-
steuer. Eine nach dem Ertrag berechnete Gewerbesteuer mit einer
nach dem Umsatz berechneten Gewerbesteuer zu combiniren, scheint
mir erheblichen Schwierigkeiten zu unterliegen. Ich sehe außer-
dem einen inner» Grund dafür nicht ein, warum derjenige Kauf-
mann, der sich mit einem geringer» Gewinn an den einzelnen
Maaren begnügt und diesen Ausfall dadurch hereinbringt, daß er
vermöge größerer Umsicht seinen Umsatz steigert, in der Steuer
viel härter angesehen werden soll als derjenige, der einen größeren
Gewinn an den einzelnen Maaren nimmt, aber dem es aus sub-
jekiven Gründen nicht gelingt, seinen Umsatz auf diejenige Höhe
zu bringen, die er haben möchte.
Baden, ff Mannheim, 18. Dec. Der sozialdemokratische
Reichstagsabgeordnete Dreesbach läßt in seiner Volksstimme
verkünden, daß er großmüthig auf eine Klage gegen die hiesigen
nationalliberalen Generalanzeiger, welcher Herrn Dreesbach etwas
scharf angepackt hatte, verzichte. Die alte Geschichte von dem
Fuchs und den sauren Trauben. Es ist glücklicherweise noch
nicht so weit im deutschen Reiche, daß eine scharfe Kennzeichnung
der umstürzlerischen Ziele und Bestrebungen der Sozialdemokratie
und ihrer Führer Konflikte mit dem Strafgesetzbuch bringt. Dieser
„idyllische" Zustand und diese Knebelung der freien Meinungs-
äußerung wird erst eintreten, wen» der sozialdemokratische Zu-
kunftsstaat aufgerichtet worden ist. Der hiesige Generalanzeiger
hatte weiter nichts verbrochen, als die Sozialdemokratie und
ihren Bannerträger Dreesbach als einen Feind unserer Gesell-
schaftsordnung, unseres Staatswesens, unserer Gesetze und unserer
Kultur zu bezeichnen. Daß diese Ausführungen der Wirklichkeit
entsprechen, wird wohl kein Mensch bestreiten können.

1898.

Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 20. Dece mber.
X Aus dem Stadtrath. In der gestrigen Stadtraths-
sitzung wurden u. A. folgende Gegenstände zur Kenntniß bezw.
Erledigung gebracht:
1) Das Ergebuiß der am 12. d. M. vorgenommenen Christ-
bäume-Versttzigerung mit einem Erlös von 747 Mk. 50 Pf.
wurde genehmigt.
2) Nach der Zusammenstellung der Stadtkasse haben die Ver-
brauchssteuern im Oktober 13615 Mk. 86 Pf. ertragen.
3) Nach der Zusammenstellung der Kasse und den Aufzeich-
nungen der Verwaltung des Schlacht- und Viehhofes wurden im
November 387 Stück Großvieh, 2122 Stück Kleinvieh und 6
Pferde im Schlachthaus geschlachtet, auf dem Viehhofe aber 101
Stück Großvieh und 1613 Stück Kleinvieh zum Verkauf gebracht.
4) Zu Vertretern des Stadtrathes in der Kreisversammlung
wurden die Herren Stadträthe Däcke, Krall und Leimbach ge-
wählt.
5) Die Stipendien aus der Züllig'schcn Stiftung für Heidel-
berger Bürgcrsöhne wurden nach den Anträgen der besonderen
Kommission vergeben.
6) Der Voranschlag der Oberrealschulkasse für 1899 wurde
festgestellt.
7) Im südlichen Theil der Römerstraße soll die Gasleitung
neu gelegt werden.
8) Die Wasserversorgung des Stadttheils Schlierbach soll auch
auf die Häuser der sog. Rombachgruppe ausgedehnt werden.
9) Dem Herrn Kapellmeister Paul Radig wurde der Titel
„Städtischer Musikdirektor" verliehen.
" Ein Urtheil aus Heidelberg veröffentlicht der offizielle Handels-
moniteur in Paris. Darnach hat der Chef der „hervorragendsten
Schneiderfirma Heidelbergs" in einem Gespräch mit dem Korre-
spondenten des genannten Blattes den deutschen Stoffen ein
schlechtes Aeugnitz ausgestellt, dagegen die englischen Stoffe sehr
gerühmt. Ein deutsches Fachblatt „Las deutsche Wollengewerbe"
bringt einen ausführlichen Auszug aus den Angaben des Heidel-
berger Schneiders, und indem es dieselben mit einem einzigen
Wort als äußerst minderwerthig qualifizirt, bemerkt es, daß sie
der Wahrheit nicht entsprechen.
K Von der Postbeförderung ausgeschlossene Ansichtskarte«.
Besonderes Interesse erwecken im Winter, namentlich während
der Weihnachts- und NeujahrSzeit, Ansichtskarten mit Winter-
landschaften, auf welchen der Schnee durch Glas-, Glimmer- oder
 
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