Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 29.1908
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https://doi.org/10.11588/diglit.55854#0053
DOI issue:
Nr. 3
DOI article:Oxidieren von Silberwaren mittels Platin
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1908 - -■ JOURNAL DER OOLDSCHMIEDEKUNST „■ -33
Oxydieren von Silberwaren mittels Platin.
Zur Erzeugung einer dunklen Färbung auf Silber bleibt
die Verwendung von Platin unübertroffen. Die Leichtig-
keit, mit welcher es sich auftragen lässt, spricht auch sehr
zu seinen Gunsten. Wenn nicht die Kostenfrage zu be-
rücksichtigen wäre, so würde Platin zu diesem Zwecke
fast ausschliesslich benutzt werden. Dieses Metall ver-
dient vor allem deshalb den Vorzug, weil die erzeugte
Farbe tatsächlich schwarz und nicht grau ist und weil es
auf die einfachste Weise mittels Eintauchverfahrens oder
mit dem Pinsel aufgetragen wird. Es ist mithin kein
elektrischer Strom erforderlich, da es sich nicht um ein
elektrolytisches Verfahren handelt. Handelt es sich um
Überziehen von einzelnen Partien, so benutzt man einen
kleinen Pinsel, während sich grosse Flächen durch Ein-
tauchen, in derselben Weise wie beim Oxydieren mit
Schwefelleber, überziehen lassen. Ausserdem übertrifft
das Platinschwarz in Bezug auf festes Anhaften jede
andere Substanz, welche zum Oxydieren verwendet wird.
Man bedarf keines Lackes; weder Alkalien, Säuren noch
andere Substanzen greifen den Überzug an, und selbst
warme Cyankalilösung, welche bei dem Verfahren mit
Schwefelleber das Schwefelsilber rasch auflöst, ist ohne
Einwirkung.
Eine Anzahl Silberwarenfabrikanten benutzen zum
Oxydieren noch Schwefelleber. Viele von ihnen würden
aber Platin vorziehen, da es eine bessere Färbung erzeugt
und auch die Kosten beim Oxydieren von Waren in
grösseren Mengen nicht wesentlich höher sind; da jedoch
das Platinverfahren noch ziemlich unbekannt ist, wird das
letztere noch nicht soviel angewendet. Bei der Behand-
lung mit Schwefelleber ist die Farbe des Niederschlages
schon an und für sich nicht gut; ausserdem ist sie nicht
widerstandsfähig genug gegenüber dem Reinigen und
Putzen, dem die Waren unterzogen werden müssen.
Man löst Platinchlorid in 2, 3 Liter reinem Wasser
(Regenwasser oder destilliertes Wasser ist das beste) auf.
Wenn man dies getan hat und die Lösung klar ist, wird
1 Liter reiner Alkohol hinzugetan (denaturierter Spiritus
eignet sich nicht), um der Lösung, wenn sie auf den be-
treffenden Gegenstand aufgetragen wird, eine schnell
trocknende Eigenschaft zu verleihen. Die Lösung kann
selbstverständlich auch ohne Zugabe von Alkohol ver-
wendet werden; das Trocknen erfordert dann aber mehr
Zeit und das Oxydieren der Gegenstände wird unnötiger-
weise verlängert. Nimmt man zuviel Alkohol, so kann
sich die Lösung leicht entzünden, wenn der zu über-
ziehende Artikel über einer Lampe erwärmt wird.
Die Platinlösung ist jetzt fertig zum Gebrauch; sie
enthält ungefähr 1 °/0 metallisches Platin. Wird sie stärker
zubereitet, so geht das Oxydieren schneller vor sich, aber
der Verbrauch an Platin ist auch grösser. Die angegebene
Stärke der Lösung (etwa 1 °/0) wird genügen.
Nun folgt das Aufträgen der Platinchloridlösung und
diese wird mit einem kleinen Pinsel aufgetragen. Die
Oberfläche des Silbers muss frei von Fettsubstanzen sein,
damit sie sich gleichmässig mit Platinchlorid überziehen
lässt. Der Arbeiter überstreicht die Oberfläche und er-
wärmt sie dann über einem Bunsenbrenner, damit die
aufgetragene Lösung bald trocknet. Man muss dafür
Sorge tragen, dass der betreffende Gegenstand nicht zu
sehr erwärmt wird. Ist die Farbe noch nicht dunkel
genug, so kann noch ein zweiter Überzug aufgetragen
werden; in der Regel sind zwei oder drei Überzüge er-
forderlich.
Da das Platin mit Hilfe eines Pinsels aufgetragen wird,
so kann beispielsweise die Rückseite der zu oxydierenden*)
Gegenstände, wie bei Gabeln und Löffeln, von Platin frei
bleiben und das Platinchlorid wird nur an den Stellen
aufgelegt, wo es erforderlich ist. Wenn man in Betracht
zieht, dass nur sehr wenig Platin für diesen Zweck gebraucht
wird, so sind die Kosten im Verhältnis zu der Art der
Arbeit nicht zu hoch.
Eine Verbilligung vorstehender Methode erzielt man
auf folgende Weise: Man fügt auf je 4,5 Liter Platinchlorid-
lösung 28 Gramm Eisenchlorid hinzu; dieses löst sich sofort
in der Lösung und gibt einen ebenso schwarzen Überzug
wie reine Platinchloridlösung. Auch Kupfer kann man in
Verbindung mit Platin zum Oxydieren verwenden, und zwar
nimmt man auf je 4,5 Liter Platinlösung 28 Gramm Kupfer-
chlorid. Die Mischung wird in derselben Weise wie reine
Platinlösung aufgetragen; die Farbe ist jedoch in diesem
Falle nicht ganz so dunkel. Sie ist aber trotzdem noch
schwarz und haftet fest an.
Beim Oxydieren von Silber muss man im Auge behalten,
dass nicht alle Waren sich dazu eignen, auch darf man
nicht übersehen, dass das Oxydieren keine so einfache
Arbeit ist; dasselbe will verstanden sein und zur Erzielung
künstlerischer Effekte ist ein geschickter Arbeiter erforder-
lich. Wenn aber alle diese Bedingungen erfüllt sind, so
wird man mit keinem anderen Verfahren gleich günstige
Resultate erzielen können wie mit dem geschilderten, j. p.
*) Der Ausdruck „oxydieren“ ist hier eigentlich fälschlich ge-
braucht, da das Ganze ja ein galvanisches Überzugsverfahren vor-
stellt; indessen hat sich diese Benennung zu stark eingeführt und
lassen wir dieselbe zwecks besseren Verständnisses des Arbeits-
prozesses gelten.
Oxydieren von Silberwaren mittels Platin.
Zur Erzeugung einer dunklen Färbung auf Silber bleibt
die Verwendung von Platin unübertroffen. Die Leichtig-
keit, mit welcher es sich auftragen lässt, spricht auch sehr
zu seinen Gunsten. Wenn nicht die Kostenfrage zu be-
rücksichtigen wäre, so würde Platin zu diesem Zwecke
fast ausschliesslich benutzt werden. Dieses Metall ver-
dient vor allem deshalb den Vorzug, weil die erzeugte
Farbe tatsächlich schwarz und nicht grau ist und weil es
auf die einfachste Weise mittels Eintauchverfahrens oder
mit dem Pinsel aufgetragen wird. Es ist mithin kein
elektrischer Strom erforderlich, da es sich nicht um ein
elektrolytisches Verfahren handelt. Handelt es sich um
Überziehen von einzelnen Partien, so benutzt man einen
kleinen Pinsel, während sich grosse Flächen durch Ein-
tauchen, in derselben Weise wie beim Oxydieren mit
Schwefelleber, überziehen lassen. Ausserdem übertrifft
das Platinschwarz in Bezug auf festes Anhaften jede
andere Substanz, welche zum Oxydieren verwendet wird.
Man bedarf keines Lackes; weder Alkalien, Säuren noch
andere Substanzen greifen den Überzug an, und selbst
warme Cyankalilösung, welche bei dem Verfahren mit
Schwefelleber das Schwefelsilber rasch auflöst, ist ohne
Einwirkung.
Eine Anzahl Silberwarenfabrikanten benutzen zum
Oxydieren noch Schwefelleber. Viele von ihnen würden
aber Platin vorziehen, da es eine bessere Färbung erzeugt
und auch die Kosten beim Oxydieren von Waren in
grösseren Mengen nicht wesentlich höher sind; da jedoch
das Platinverfahren noch ziemlich unbekannt ist, wird das
letztere noch nicht soviel angewendet. Bei der Behand-
lung mit Schwefelleber ist die Farbe des Niederschlages
schon an und für sich nicht gut; ausserdem ist sie nicht
widerstandsfähig genug gegenüber dem Reinigen und
Putzen, dem die Waren unterzogen werden müssen.
Man löst Platinchlorid in 2, 3 Liter reinem Wasser
(Regenwasser oder destilliertes Wasser ist das beste) auf.
Wenn man dies getan hat und die Lösung klar ist, wird
1 Liter reiner Alkohol hinzugetan (denaturierter Spiritus
eignet sich nicht), um der Lösung, wenn sie auf den be-
treffenden Gegenstand aufgetragen wird, eine schnell
trocknende Eigenschaft zu verleihen. Die Lösung kann
selbstverständlich auch ohne Zugabe von Alkohol ver-
wendet werden; das Trocknen erfordert dann aber mehr
Zeit und das Oxydieren der Gegenstände wird unnötiger-
weise verlängert. Nimmt man zuviel Alkohol, so kann
sich die Lösung leicht entzünden, wenn der zu über-
ziehende Artikel über einer Lampe erwärmt wird.
Die Platinlösung ist jetzt fertig zum Gebrauch; sie
enthält ungefähr 1 °/0 metallisches Platin. Wird sie stärker
zubereitet, so geht das Oxydieren schneller vor sich, aber
der Verbrauch an Platin ist auch grösser. Die angegebene
Stärke der Lösung (etwa 1 °/0) wird genügen.
Nun folgt das Aufträgen der Platinchloridlösung und
diese wird mit einem kleinen Pinsel aufgetragen. Die
Oberfläche des Silbers muss frei von Fettsubstanzen sein,
damit sie sich gleichmässig mit Platinchlorid überziehen
lässt. Der Arbeiter überstreicht die Oberfläche und er-
wärmt sie dann über einem Bunsenbrenner, damit die
aufgetragene Lösung bald trocknet. Man muss dafür
Sorge tragen, dass der betreffende Gegenstand nicht zu
sehr erwärmt wird. Ist die Farbe noch nicht dunkel
genug, so kann noch ein zweiter Überzug aufgetragen
werden; in der Regel sind zwei oder drei Überzüge er-
forderlich.
Da das Platin mit Hilfe eines Pinsels aufgetragen wird,
so kann beispielsweise die Rückseite der zu oxydierenden*)
Gegenstände, wie bei Gabeln und Löffeln, von Platin frei
bleiben und das Platinchlorid wird nur an den Stellen
aufgelegt, wo es erforderlich ist. Wenn man in Betracht
zieht, dass nur sehr wenig Platin für diesen Zweck gebraucht
wird, so sind die Kosten im Verhältnis zu der Art der
Arbeit nicht zu hoch.
Eine Verbilligung vorstehender Methode erzielt man
auf folgende Weise: Man fügt auf je 4,5 Liter Platinchlorid-
lösung 28 Gramm Eisenchlorid hinzu; dieses löst sich sofort
in der Lösung und gibt einen ebenso schwarzen Überzug
wie reine Platinchloridlösung. Auch Kupfer kann man in
Verbindung mit Platin zum Oxydieren verwenden, und zwar
nimmt man auf je 4,5 Liter Platinlösung 28 Gramm Kupfer-
chlorid. Die Mischung wird in derselben Weise wie reine
Platinlösung aufgetragen; die Farbe ist jedoch in diesem
Falle nicht ganz so dunkel. Sie ist aber trotzdem noch
schwarz und haftet fest an.
Beim Oxydieren von Silber muss man im Auge behalten,
dass nicht alle Waren sich dazu eignen, auch darf man
nicht übersehen, dass das Oxydieren keine so einfache
Arbeit ist; dasselbe will verstanden sein und zur Erzielung
künstlerischer Effekte ist ein geschickter Arbeiter erforder-
lich. Wenn aber alle diese Bedingungen erfüllt sind, so
wird man mit keinem anderen Verfahren gleich günstige
Resultate erzielen können wie mit dem geschilderten, j. p.
*) Der Ausdruck „oxydieren“ ist hier eigentlich fälschlich ge-
braucht, da das Ganze ja ein galvanisches Überzugsverfahren vor-
stellt; indessen hat sich diese Benennung zu stark eingeführt und
lassen wir dieselbe zwecks besseren Verständnisses des Arbeits-
prozesses gelten.