Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 29.1908

DOI Heft:
Nr. 41
DOI Artikel:
Der praktische Graveur
DOI Artikel:
Schrift- und Monogrammsiegel
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.55854#0319

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
1 __
u
kr praktische Graveur
SH| MO ■ ■ Beilage des ■ ■
WB DER fiDLDSWMiEDEKÜNSrW
Fgw ‘jüntcr verantwort! i eher Leitung von Roh Ne obert, Drradwjj
Autor des Neuer? ns mb und Lehrender
Monogramm Album Öravivrkunst
MM enhv.
Rob. Neubert ''^jÄ^'Dresden- A. IW

Schrift- und Monogrammsiegel.

(Nachdruck verboten.)

Wenngleich versucht worden ist, für das Siegel andere Brief-
verschlüsse, Verschluss- oder Siegelmarken, herzustellen, so haben
diese Ersatzmittel der Beliebtheit des eigentlichen, künstlerisch
ausgeführten Siegels keinen nennenswerten Abbruch getan. Der
Original-Prägestempel der farbigen Papiersiegelmarken wird
übrigens meist auch vom Graveur herge-
stellt, sofern man nicht Steindruck anwendet.
Als Verschluss einer Wertsendung oder eines
wichtigen Briefes sind die Siegel-
marken nicht so sicher wie ein
Siegel. Im grossen Verkehr der
Post und Eisenbahn sind nun
allerdings wichtige Neuerungen
in Bezug auf die farbigen oder
blind eingedrückten Stempel ge-
macht worden, speziell was den
Mechanismus der Apparate und
Stempelmaschinen an-
langt; dagegen wird
das Petschaft ein
Handsiegel bleiben,
so lange es eben
nichts Besseres gibt,
und zwar gilt dies für
Private sowohl als für
Kaufleute und Behör-
den. Ein gutes Petschaft zu wählen,
wenn es sich um die Bestimmung
eines praktischen Geschenkes han-
delt, ist daher in vielen Fällen rat-
sam. Die Wenigsten denken an ein
praktisches Siegel, obwohl es sehr
oft nützlich und zugleich eine Zierde
des Schreibtisches ist. In neuerer
Zeit begegnet man häufig
hübschen, stilvollen Pet-
schaften, teils in Silber,
■ Achat usw. Die letzteren werden
oft aus Badeorten oder von Reisen heimgebracht. Für
den Juwelier wäre es gewiss eine lohnende Aufgabe, dem
kaufenden Publikum eine kleine Auswahl besserer Pet-
schafte vorlegen zu können. Viele Goldschmiede denken
indes: „Das wird bei mir nicht verlangt“. Ich kann aber
versichern, dass viele ein ganz gutes Geschäft damit
machen, nur muss man die Petschafte der Kundschaft

auch vorlegen und empfehlen. Sie lassen sich in jeder Preislage
herstellen: in einfacher kleiner Form, gepresst, gegossen, als gal-
vanischer Niederschlag, sowie auch in grosser künstlerischer Aus-
führung ziseliert und mit wertvollen Steinen besetzt.
Ist nun das Petschaft noch mit einem schönen künstlerischen
Monogramm oder Wappen graviert, so hat
es unstreitig für die Familie und deren
Nachkommen bleibenden Wert. In meiner
20jährigen Praxis sind mir schon
öfter wertvolle Siegel unter die
Hände gekommen, in Silber ge-
gossen und fein ziselierte Figuren,
mit wertvollen Steinen besetzt,
Bronzen oder künstlerisch in
Elfenbein geschnitzt usw., häufig
in Paris gekauft. Derartige Stücke
repräsentieren oft Hunderte von
Mark an Wert, und
nur ein grosser Juwelier
kann sich solche Ob-
jekte zulegen. Aber es
lassen sich auch auf
billigem Wege sehr
hübsche Muster, im
Preise von etwa 2 bis
3 Mark aufwärts, her-
Inhalt eines gesiegelten
• Paketes befindet sich,
wie schon anfangs erwähnt, ge-
wissermassen in sicherer Obhut,
denn so leicht wie eine papierne
Siegelmarke lässt sich das aufge-
drückte Siegel nicht ablösen, zumal
wenn man guten Siegellack ver-
wendet; die Post verlangt
sogar jeden Geld- oder
Wertbrief gut und reich-
lich versiegelt.
Ebenso muss im notariellen, im gewerblichen und im
Bankverkehr, desgleichen auch im Kassenverkehr der
meisten Rechnungs- und Zollbehörden unter einander,
auf Konsulaten usw. auch heute noch vielfach die Siege-
lung durch Benutzung von Petschaften erfolgen, und da
ist natürlich das erste Erfordernis: möglichst grosse und
deutliche Schrift und demzufolge auch eine dauerhafte





Schrift- und Monogramm-Siegel
Graviert von Robert Neubert, Dresden.
 
Annotationen