Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 2.1891

DOI Artikel:
Holzmosaik
DOI Artikel:
Das Oeffnen der Fenster zur Nachtzeit
DOI Artikel:
Rauchende Oefen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11379#0014

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
5eite 6

Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für „I n ne n - D e ko r a t i o n".

Zanuar-l^eft.

wlMofark.

m Pariser Industricpalast sind gegenwärtig die ersten Früchte einer Erfindung
ausgestellt, die von Einfluß auf die Entwicklung der Innen-Dekoration

as M offne n
enster ^nv Nachtzeit

werden dürfte, wir meinen die „tapisserie mosaigue <lo dois», deren Haupt-
nnterschied von der bisherigen Holzmosaik in dem rein Mechanischen bestehen
dürfte, das bei ihrer Arbeit eintritt, sobald
nur die Vorlage fertig ist. Herr Bougarel
in Paris hat dieses Mittel erfunden, durch
Nebeneinanderlcgen kleiner gefärbter Holstück-
chen die verschiedenartigsten „Gemälde" her-
vorznbringcn, die thcils texpich-, theils mosaik-
artig aussehen. Die Oberfläche einer solchen
Holzmosaik ist so glatt, daß man sie für die
feinste Tapisserie halten kann; die Zusammen-
stellung ist so fein, daß bei der gröberen
Arbeit (point clecoratik) immer noch ^00,000
Stückchen guf den Geviertmeter gehen, bei
der feineren (point äs tapisserle) aber gar
t,600,ooo. Beide Arten können entweder ge-
trennt oder im gleichen Bilde nebeneinander
in Anwendung gebracht werden, indem man
z. B. den Hintergrund, den Himmel, das
Laubwerk und den Boden mit größeren, die
Figuren hingegen, sowie Alles, was sonst
eine feinere Ausführung erheischt, mit den
kleineren Holzstückchen darstellt, was die
Farbengebung betrifft, so verfügt der Künst-
ler über t2,600 verschiedene, katalogisch ge-
ordnete Töne, er kann also die verschiedensten
Genres ansführen: Blumen, Stillleben, Land-
schaften und sogar Bildnisse. Die gefärbten
Hölzchen werden durch lein Kohäsionsver-
fahren zusammengehalten, daß weder Wärme
noch Kälte, noch Feuchtigkeit, noch Trocken-
heit sie zu trennen vermag. Dis Fläche, auf
welche die Mcsaik gebracht wird, besteht aus
vier Holztafeln, die in entgegengesetzter Richt-
ung der Fasern aufeinander gefügt sind, um
Zusammenziehung nach irgend einer Seite zu
verhindern. Da die Hölzer ganz durchtränkt
sind, kann die Mosaiktapissierie abgekratzt und
behobelt werden, ohne in Zeichnung und
Farbe die geringste Veränderung zu erleiden,
wenn also ein solches Bild beschädigt worden
ist oder die Frische der Töne verloren hat,
braucht man nur die Oberfläche zu behobeln,
nm demselben feinen ursprünglichen Farben-
glanz wieder zu geben.

Ueber das Verfahren die folgenden An-
deutungen (fast unzulängliche allerdings) nach
der „Kevue sclentitlgue": Die erste Arbeit
ist die Zubereitung der Vorlage des „Kar-
tons". „Herr Bougarel", lesen wir in dem
französischen Blatt darüber, „schreibt sein
Muster nieder, wie ein Komponist seine Roten,
und dieses Muster wird auf das Treueste
immer wiedergegeben durch einen Mechanis-
mus, der nichts von Farben und Malerei
versteht." Das Holz, wird mit Maschinen
von außerordentlicher Genauigkeit geschnitten,
auf chemischem Wege von Velen und Harzen
gereinigt und einem Druck von mehreren
Atmosphären ausgesetzt. Der „Operateur"
wählt alsdann die Hölzer der gewünschten
Farben und thut sie in eine Klassifizirungs-
maschine, von der aus sie auf den gewünsch-
ten Platz fallen. Sic überziehen sich ganz
automatisch mit einer Art Kleister, die Ma-
schine erfaßt sie, um sie zu fixiren, und drückt
sie gleichzeitig mit einer genügenden Kraft
an, um ihnen die nöthige Festigkeit zu geben.

Die Anwendungsarten der neuen Technik sind natürlich sehr mannigfaltig: wand,
Fußboden, Plafond und Möbel werden vortheil davon haben. Man verspricht
sich aber auch viel für die vervielfältigenden Künste von dieser Holzmosaik, die
„unbegrenzt dauerhafte" Kopien von Meisterwerken der Malerei in Aussicht stellte.
Schließlich rühmen die Pariser Blätter noch die „hygienische Seite" der neuen
Erfindung, durch die man den armen Bacillen, die noch so vergnügt in den
Teppichen und Tapeten Hausen, das Leben sauer machen will.

Ensere obenstehende Abbildung Nr. Z2H zeigt ein Motiv zu einer dekorativen
Füllung für ein Speisezimmer. Ausführung: Malerei, Intarsia oder Holzbrandtechnik.

ruft stets das Entsetzen der meisten, für die Gesundheit ihrer Kinder besorgten Mütter
hervor, was auch von Fachleuten und Laien über den Nutzen und die wohlthätige

Wirkung der frischen Luft auch bei Nacht ge-
sagt und geschrieben worden ist, nichts ist
imstande, in diesem Punkte die vorgefaßte
Meinung und den widerstand der Mütter zu
brechen. Au Nutz und Frommen dieser hart-
näckigen Mütter wollen wir hier im Aus-
zugs die Aeußerungen wiedergebcn, die der
I>r. Nicaisc über diesen Gegenstand in der
Sitzung vom 12. November in der medizin-
ischen Akademie zu Paris gethan hat. Herr
Nicaisc betonte, daß das erste Erforderniß
für den kranken wie für den gesunden Men-
schen eine möglichst gute und reine Luft sei.
Diese könne man aber nur dann haben, wenn
man die Luft, in der man athmct, beständig
erneuert und zwar nicht nur am Tage, son-
dern auch bei Nacht. Man hat nun in
neuerer Zeit eifrig alle möglichen vcntilations-
apparate zu erfinden gesucht. Herr Nicaise
erklärt alle diese versuche für überflüssig.
Das beste und zugleich denkbar einfachste
Mittel ist: Man öffne das Fenster. In der
Nacht wird es sich empfehlen, die Jalousien
herunterzulasfen und die Fenster nur halb zu
öffnen, die Möglichkeit einer Erkältung ist
dann vollkommen ausgeschlossen, und die
Temperatur des Zimmers wird auch im
Winter nicht unter zo—Z2 Grad sinken.
Sollte jedoch die Kälte zu groß werden, so
mag man das Fenster leise anlehnen und
Feuer im Ofen anmachen. Man muß dann
allerdings die Vorsicht gebrauchen, das Bett
so zu platziren, daß es außerhalb des Luft-
zuges zu stehen kommt, der vom Fenster bis
zum Kamin das Zimmer durchstreicht, wer
diese Vorschriften beobachtet, der wird in
frischer und gesunder Luft athmen, sein
Schlafzimmer wird niemals den unangenehmen
Geruch haben, wie ihn des Morgens die
meisten Schlafzimmer aufweisen, seine Lunge
wird gegen die Jerstörungsarbcit der Mikro-
organismen widerstandsfähiger werden, und
sein ganzer Gesundheitszustand wird sich be-
deutend heben.

'Manch ende Token.

lle Umstände, zufolge deren Besen so
häufig rauchen, stehen mit den Eigen-
schaften der Luft und Wärme in Verbindung.
Bekanntlich darf, soll ci-n Ofen guten Luft-
zug haben, die Säule erwärmter Luft nicht
mit kalter Luft Zusammenstößen, weil letztere
schwerer ist; damit sich der Schlot rascher
erwärmt, hat man unter anderen Gründen
auch die russischen Systeme erfunden und ein-
geführt. Die weite muß gleich sein im Rohr
von unten bis oben, und sie muß auch ein
gewisses Maaß haben, unter und über welches
nicht gegangen werden darf, in der Regel
nimmt man Z5—20 cm Weite; darunter
geht man nie, wohl aber darüber. Am
Schlechtesten ist es, wenn mehrere Feuer-
ungen in einen Schornstein münden, selbst
wenn derselbe die größte gebräuchliche Weite
erhält, nämlich zy—25 cm. —

Skukko-- und VlpStzegenststnde, welche durch Staub und durch das
Befühlen mit den Fingern eine ins Grau spielende Farbe bekommen, welche dann
häufig einen weißen Belfarbe- oder Bronze-Anstrich nöthig machte, der das
schmutzige weiß verdeckt und das Abwaschen erlaubt, reinigt man durch ein be-
deutend einfacheres Mittel von dem in sie gedrungenen Staube, indem man die-
selben mittelst eines Pinsels mit etwas starkem gewöhnlichen Bnchbinder-(Stärke-)
Kleister überstreicht und einige Stunden einer mäßigen Wärme aussetzt. Entweder
läßt sich der Kleister selbst in dünnen Plättchen ab, oder man zieht ihn mit Hilfe
des Messers wie eine Haut ab. Der Kleister zieht die in den Poren des Gipses
sitzenden Staubtheilchen an, und der Figur ist ihre natürliche Reinheit wiedergegeben.

Abbildung Nr. t2H. Wüllung für ein Speisezimmer.

Entworfen und gezeichnet von O. Staengle.
 
Annotationen