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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 2.1891

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Wie man in Japan wohnt, [2]
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Verfahren zum Imitiren eingelegter Holzarbeiten oder Intarsien durch Beizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.11379#0041

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Februar-Heft.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für „Znnen-Dekoration".

Seite

man m <Waxan wohnt.

(Schluß.)

wie schon erwähnt, die Fußbodcnmattcn zun, Schlafen benutzt werden,
so ist es Sitte, bevor man ein Zimmer betritt, die Fußbekleidung
abzulcqen, um jede Verunreinigung der Matten zu vermeiden. Unsere
nicht sehr lobcnswerthen Sitten, Zigarrcnaschc, Streichhölzer usw.
aus den Fußboden zu werfen, andrer übler europäischer Gewohnheiten gar nicht
Zu gedenken, sind daher dem Japaner ein Gräuel.

Das häufige waschen von Gesicht und Bänden, welches wir als selbstver-
ständlich betrachten und wozu bei uns in jedem Schlafzimmer die Möglichkeit
geboten ist, spielt in Japan eine weit untergeordnetere Rolle, man findet für das
gcknze Bans nur am Brunnen oder in der pof-vcrauda ein Waschbecken aus mehr
oder weniger kostbarem Material angebracht. Der Fußboden unter demselben ist
so angelegt, daß das Ansammeln und Stehenblcibcn des Wassers vermieden wird;
gewöhnlich ist das Becken mit Zufluß von frischem Wasser versehen, über dem-
selben befindet sich ein kleines Dach, um das pincinfallcn von Blättern zu ver-
hüten. Dasselbe trägt zugleich für den Gebrauch im Dunkeln eine meist reich
verzierte Laterne. Jedes auch nur einigermaßen bessere paus ist mit einen,
Badezimmer für heiße Bäder ausgcstattet, und da solche Bäder wenigstens täglich
einmal, gewöhnlich aber öfters genommen werden, so ist es wohl erklärlich, daß
Waschungen von Gesicht und pändeu wohl nicht so gebräuchlich und auch nicht
so unbedingt nothwendig sind wie bei uns. Für die ärmeren volksklasscn, welche
sich den Luxus eines eigenen Badezimmers nicht gestatten können, giebt cs selbst
in den kleinsten Dörfern öffentliche Badeanstalten, Pier baden beide Geschlechter
gemeinschaftlich! Diese uns sehr gewagt erscheinende Gewohnheit bringt durchaus
nicht etwa die Mizuträglich-
keiten mit sich, die man er-
warten sollte; infolge der
Gewohnheit und sehr streng-
en Ahndungen gehören Aus-
schreitungen zu den aller-
größten Seltenheiten! lleb-
rigeus trifft mau diese Sitte
auch in vielen europäischen
Seebädern an, wenn auch
mit gewissen Modifikationen.

Die Beizung der Zimmer
wird, da die leichte Bauart
der wände Schornsteine
nicht erlaubt, wenn noth-
wendig, durch Kohlenbecken,
welche in das Zimmer ge-
stellt werden, bewirkt; häufig
ist für dieselben im Fuß-
boden ein Loch ansgespart,
über welches ein hölzernes
Gestell gestülpt wird, um
das pincinfallcn von Decken
und dergleichen zu verhin-
dern ; es leuchtet ein, daß
bei derartigen peizeinricht-
nnac», sowie bei der feuer-
gefährlichen Bauweise der päuscr aus Bolz und Papier mit Stroh- und Schindel-
dächern, große Schadenfeuer nichts Seltenes sind. Als Schutz dagegen sieht man
gewöhnlich auf den Dächern eine Plattform mit großem wasscrbottich und lang-
stieligem Pinsel, mit dem man bei Feuersbrünsten auf das Dach fallende Feuer-
brände und Funken unschädlich zu machen sucht. Alles wcrthvolle im Pause aber
wird bei Fcuersgefahr sofort in den sicheren Aufbewahrungsraum geschafft, resp.
zun, sofortigen Transport bereit gestellt.

Die Rüchen entsprechen nach Lage und Größe natürlich dem Rang der
Wohnung. In kleineren Bäusern und besonders auf dem Lande dient die Rüche
auch häufig als Eßzimmer. In den Städten liegt sie vielfach an der Straße, so-
daß die pandclsleute, ohne das Baus betreten zu müssen, Zugang haben; von
den wohnräumen ist dieselbe möglichst isolirt, für wasserznfluß wird gesorgt.

Der perd besteht bei einfacheren Anlagen ans einer nur wenig über dem
- Fußboden erhöhten Steinschicht, der Rauch zieht durch eine Meffnnng in der Decke,
die zugleich als Fenster dient, ab; bei besseren Anlagen ist der perd aus Ziegeln
und Lehm mit Rochöffnungeu anfgemanert oder auch ganz aus Metall hergestellt.
Die Speisen werden zum Essen auf kleinen Brettern jedem Gast einzeln gereicht.
Auf die üblichen Speisen und ihre Zubereitung näher einzngeheu, würde uns hier
zu weit führen.

Im Allgemeine;, machen die Bauten auf den Beschauer den Eindruck von
praktisch und verständig ausgeführten Anlagen, wie sic den Anforderungen des
Rlimas und den Lebcnsgewohnhciten des Volkes entsprechen; daß die japanische
Runst nicht die Entwickelung in verschiedenen Stilartcn und Ruustperiodeu auf-
zuweisen hat, wie die Runst in Europa, erklärt sich zur Genüge aus der abge-
schlossenen Lage, sowie der vollständigen Absperrung durch die Machthaber des
Landes aus politischen Gründen, so daß der Runst keine neuen befruchtenden
Ideen von Außen zukommen konnten; bei aller technischen Fertigkeit und Ver-
feinerung des Geschmackes, wie sie sich in den Werken der Rleinkunst Japans
knndgiebt, machte daher die japanische Runst eigentlich keinen Fortschritt, sondern

blieb auf der schoi^.seit Jahrhunderten erreichten Stufe ohne merkliche Veränderung
stehen. Doch auf diesem Gebiete beginnt der europäische Einfluß an den. Alther-
gebrachten zu rütteln. Die japanische Regierung hat für die zu Regiernngszweckeu
bestimmten großartigen Neubauten die 'Nitwirkung europäischer Architekten heran-
gezogen; natürlich haben diese, wenn sie auch bei der Ausschmückung ihrer ge-
planten Bauten einzelne japanische Motive übernommen haben, in der Pauptsacbe
Grundriß und Aufbau in den ihnen geläufigen europäischen Motiven und Formen-
sprachen durchqeführt. Mb diese, wie so manches andere Element moderner
europäischer Rultur, in Japan Beimathsrccht erlangen werden, wird wesentlich
davon abhängen, ob sic sich den Anforderungen des Rlimas und der Bodenbeschaffen-
heit gegenüber als praktisch erweisen werden.

»erfahren MM -Dmjtjren eingelegter
UolMröeitrn oder Äntarsten durch Venen.

Dieses Verfahren bezweckt, auf polzobcrflächcn Verzierungen in licht-
braunen bis schwarzbraunen Farbtönen hcrzustellen, welche durchaus
lichtecht und bis zur wetterbeständigkcit haltbar sein sollen. Das
neue Verfahren besteht darin, daß man einer Aetzung der von einem
Deckmittel freigelasscnen Stellen der Bolzflächen eine chemische Einwirkung des
Lichts Nachfolgen läßt.

Ts war bereits bekannt, Flächen von Metall, Stein oder Rörpcrn organischer
Berkunft, mit Decklack zu versehen und die da ausgesparten oder aus dem Lacke

radirten Flächen zur per-
stcllung einer Musterung mit
ätzenden oder färbenden
Flüssigkeiten zu beizen. Auf
Natnrgrundoberflächen von
Bolz derartige Verzierungen
zu erzeugen, hatte indessen
stets seine Schwierigkeiten,
welche im organischen Vau
der Bolzzellen begründet sind.
Die zur Anwendung komm-
enden Lacke mußte man, da
sie meist undurchsichtig, min-
destens ätzend färbend sind,
nach der Benützung wieder
entfernen. Dies ist jedoch
beim Bolze nicht angängig,
weil jedes mechanische Ent-
fernen den weichen Flächen-
grund verletzt, jedes Wasch-
mittel aber in den Balzgrund
eindringt »nd ihn unsauber
macht.

Es kommt also darauf
an, zunächst für die Aetzung
oder Färbung von polzober-
flächen eine» so farblosen,
nachhcriges Entfernen nicht »öthig ist,
welcher vielmehr als Schutzdecke sitzen bleiben kann und auch nicht, wie sonst Deck-
lack durch Glanz stört. Ein derartiges ueues Deckmittel fand .sich nach vielen
mühevollen versuchen in einer konzentrirten Lösung von Rautschnck in Chloroform.

Damit die Lösung bei», Aufträge» auf die Polzfläche nicht in der Richtung
der polzzellen auslänft, wird zunächst (wie es für Malerei auf polz schon bekannt
ist) eine Tränkung der Flächen mit Alannlüsung vorgenommen.

Nachdem auf die mit dem einactrockueten Alaun vorbereitete Fläche die
Aeichnungsumrisse in einer bekannten wetze anfgetragen sind, wird unter deren
Berücksichtigung das schnell trocknende Deckmittel aufgetragen. Darauf tränkt
man die freigelasseuen Stellen der polzoberfläche, ohne daß man auf die Zeichnnngs-
nmrisse besonders zu achten braucht, mit einer Lösung von doppelchromsaurem
Rupferoxyd, und nachdem diese einaesogen, aber noch nicht trocken ist, mit einer
Lösung von Psckbgallnssänre.

Did so behandelte, zunächst noch unansehnliche polzfläche wird jetzt den,
Hellen Tageslichte ausgesetzt, welches allmälig durch chemische Umsetzung i„ Gegen-
wart und unter Mitwirkung der polzfaser die Bildung einer lichtbeständigen und
chemisch fast unzerstörbaren, einen Farbstoff darstellende Verbindung zwischen dem
Rupfcrsalz oder der.pyrogallussänre hervorruft. In etwa :r Stunden entsteht
auf diese weise au den geätzten polzsrellen ein mehr oder weniger dunkles Brau».
Nach vielem Suchen fand sich endlich das Chromknpfersalz in Verbindung mit der
Pyrogallnssäure als zweckwäßigstes Mittel, eine unlösliche beständige Färbung
unter Lichtwirkung aus polzfaser herzustelleu.

Es werden die beiden genannten Lösungen in sehr verschiedenen Lösungs-
verhältnissen, und zwar von v^er Theileu Salz beziehungsweise Säure auf hundert
Thcilc destillirtes Wasser bis zur Ronzentration der Lösungen zur Anwendung ge-
bracht. wählt man eine stärkere Rupfersalzlösung und darauf eine schwächere
Lösung von pyrogallussäure, so erhält man iu's Grauliche spielende Farbtöne,
und umgekehrt bei schwächerer Rupfersalzlösnng und stärkerer jdyrogallussäure-

Abbildung Nr. xqz. UchuilKlislh von L. Distelhorst, Karlsruhe.

durchsichtigen Decklack zu finden, dessen
 
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