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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 2.1891

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Leinen-Damaste
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Hofmann, Albert: Mein Wohnungs-Ideal, [7]
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Teppich-Ausstellung im Handels-Museum in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.11379#0088

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Mai-Heft.

Seite 7f.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für „I nn en-D ek o r at io n".

bisshero doselbst ins Werck hat richten können". (Notiz von Distel in der
Zeitschrift für Museologie, Iahrg. VIII, S. Ist.)

Bei einigen Objekten mit kurfürstlich sächsischen Monogrammen ist
ohne Weiteres anzunehmen, daß sie sächsischer Fabrikation sind. Dem
größten Theile der übrigen Damaste ist, da sie mit diesen gleichartig
km Muster sind, dieselbe Herkunft zuzuschreiben. Zur weiteren Be-
gründung des sächsischen Ursprungs
dient ferner der Umstand, daß eine
der vielen Patronen, welche das
Königliche Kunstgewerbe-Museum
aus Groß-Schönau erworben hat,
genau mit einem gegebenen Muster
übereinstimmt.

^ Die auf den Damasten ange-

r V / sebcnen Jahreszahlen können im

" ' ^ ^ ^ Allgeineinen als genau für die Ent-

stehung der Muster nicht gelten.
Die Herstellung derselben im Web-
stuhl war früher weitaus zeitrauben-
der, also kostspieliger als heute.
Deshalb wurden sie Jahrzehnte hin-
durch gewebt, so lange, bis sie —
veraltet erschienen. So erheben die Groß-Schönauer Weber bereits
im Jahre (7st6 die Klage, der Artikel könne kein Erwerbszweig
werden, da die Muster das Lager nicht vertrügen und zu rasch ver-
alteten. Aus der kostspieligen Einrichtung erklärt sich die augenschein-
liche, weil ungenügende Abänderung mancher Muster. Z. B. wurde
bei einzelnen der ursprüngliche, rapportirende Grund theilweise durch
äie Wappen ersetzt.

Ecklösungen wurden für besondere Bestellungen oft neu eingesetzt
amd gingen dann häufig ohne Fehler und Stilunterschiede mit der
älteren Bordüre nicht zusammen, wie in Taf. l, 3; st, i; st 3; st, 4; st, s;
7, 2; 8, 5; 20, .->; 2(, 1; 2H 3; 2s, 5; 22, s; 2ä, 4; bei Taf. 9, 1 wird
die Einfassung von drei verschiedenen Theilen gebildet.

Häufig wurden auch Bordüren, die für „auf Spitz" gezeichnet
sind, nur einfach gewebt, wenn dies die gewünschte Tuchbreite nicht
anders gestattete. Die Muster erscheinen in diesem Falle unvollendet
(in der Bordüre zur Hälfte, in der Ecke nur zum Viertel).

Abbildung Ar. 472. „Winter",
xiiotiv zum Bemalen einer Tellers.

Es sind enthalten auf:

Taf. s—Z abgepaßte Servietten, d. h. solche, bei denen in dem-
selben Tuche das Muster keine Wiederholung gestattet.

„ st—7 abgepaßte Bordüren, die mittleren mit den Fonds.

„ 8 —so Servietten, bei denen Fond und Bordüre rapportiren,

also beliebig viele Wiederholungen in einem Tuche
gestatten.

„ (7—(8 rapportirende Fonds.

„ 19—2ä „ Bordüren z. Th. mit Ecklösungen.

Es eignet sich das Werk infolge dessen neben Zeichenschulen und
Musterzeichnern im Allgemeinen, speziell für Fabrikanten von Möbel-
stoffen, Gardinen, Linoleum, Tischdecken re.

Zur näheren Information fügen wir eine Probetafel (die Hälfte
einer Tafel in Originalgröße) der Publikation unserem heutigen Hefte bei.

TeMH-KuWllimg im Kandcts-Uuseum zu Wien.

E>n der am sä. November v. I. unter dem Vorsitze des Ministerial-
rathes Grafen Latour im K. K. Handelsmuseum abgehaltenen
Sitzung der kunstgewerblichen Abtheilung dieser Anstalt wurde die
Anordnung einer größeren Ausstellung von orientalischen Teppichen
in den Räumen des Museums beschlossen. Diese Ausstellung, für
welche die Zeit vom s. April bis sö. Juni d. I. in Aussicht ge-
nommen, soll vor Allem eine möglichst vollständige Sammlung muster-
giltiger moderner Teppiche der verschiedenen Produktionsländer
des Orients bieten, außerdem aber sollen alte Einzelstücke hervorragender
Art aus dein Besitze von Liebhabern, Aluseen und Händlern vorge-
führt werden, und wird in dieser Richtung auch auf die Mitwirkung
des Auslandes gerechnet. Wiewohl sich der orientalische Teppich in
jenen Kreisen des Publikums, dessen Geschmack eine gewisse Ver-
feinerung bekundet, allgemeiner Beliebtheit erfreut, sind Kenntnisse
über Werth und Herkunft dieses Erzeugnisses im Allgemeinen nur
spärlich verbreitet, wie denn auch die Literatur über orientalische
Teppiche nur wenig bietet. Man will darum den Anlaß dieser
Ausstellung benützen, um außer der Herausgabe eines beschreibenden
Verzeichnisses die Veröffentlichung einer umfangreicheren, mit Illu-
strationen versehenen Studie über orientalische Teppiche zu veranlassen.
Die Anmeldungen für diese Ausstellung werden im Museum entgegen-
genommen.

innerhalb der englischen Malerwelt; ja fast Alles, was heute den
Stolz der Nation auf malerischem Gebiet bildet, ist eine Zeit lang in
der Gefolgschaft der „Esthetics" gewesen. Ich nenne beispielshalber
oiur Dante Rossetti, einen der Begründer der Bewegung, Burne Jones,
E I. poynter, Holmann, Hunt, I. E. Millais, Frederik Leighton,
L. Alma-Tadema, W. B. Richmond unter vielen Anderen. Außer-
ordentlich war die Agitationskraft, die man entfaltete, stark genug,
um eine Zeit lang das öffentliche Interesse in weitgehender Weise in
Anspruch zu nehmen, nachhaltig genug, um namentlich in koloristischer
Umsicht einen Einfluß auf das englische Kunstgewerbe zu gewinnen,
die voraussichtlich dauernd bleibt." (Dohme.) In dieser Richtung wird
nun, wie schon angedeutet, die frühere streng symmetrische, harmonische
und rhythmische Komposition nicht nur verlassen, sondern mit beharr-
licher Absichtlichkeit dem Hause nach Außen der Ausdruck der maler-
ischen Gruppirung zu verleihen versucht, dem dann im Innern durch-
aus das Bestreben, die Räume so zu einander zu legen, wie es am
meisten der Bequemlichkeit zuträglich erscheint, entspricht. Diese Kon-
sequenz wird bis auf die Schornsteine und Dachziegel durchgeführti
„Der Bau wird in ein Konglomerat verschieden' hoher, verschieden
-ausladender und oft sogar verschieden dekorirter Theile aufgelöst."
And dabei ist das Haus immer nur für eine Familie berechnet, „er
will sich in seiner Welt für sich ausleben, ungestört und ohne zu stören.
Nicht etwa, daß er in seinem Privatleben sich anders gebe als im
gesellschaftlichen Verkehr. Auch im intimen Kreise der eigenen Fa-
milie tritt der Engländer viel weniger aus den ihm zur zweiten Natur
gewordenen Schranken und gesellschaftlichen Sittung heraus als andere
Nationen." Die Welt und die Glückseligkeit in der Familie, das ist
das hohe Ideal des englischen Familienhauses und es sei auch das
unserige. Schlichte Einfachheit, ungezwungene Natürlichkeit, ungetrüb-

ter Frohmuth und sich bescheidende Anspruchslosigkeit das sind die
Grundpfeiler eines glücklichen Familienlebens, soweit sie vom Menschen
abhängig sind. Dazu tritt freilich als eine edle Gabe Gottes die an-
dauernde Gesundheit.

Das Ideal einer Wohnung in ihrer geschlossenen Gesammtheit
und allen ihren Nebenbedingungen bleibt eine Art des Heims, wie
es uns Heinrich Geffcken in dem bescheidenen Besitze für den Sommer
und Herbst schildert, welchen die Gräfin Eircourt, deren Salon zur
Zeit der Restauration in Paris eine der ersten Rollen spielte, nach
den Stürmen des Jahres (8st8 in einer Kottage auf der Telle de
St. Tloud (an der Grenze der Waldung von Malmaison bei Paris)
erwarb. „Sie verstand es", berichtet Geffcken, „Haus und Garten
zu einem idealen Landsitz zu machen. Die Einrichtung war sehr ein-
fach, aber von gediegenem Komfort, der große Salon zu ebener Erde,
voll Licht und gefüllt mit Erinnerungen von Reisen und berühmten
Personen; die Bibliothek hatte den besonderen Reiz, daß die meisten
Bücher Geschenke der Verfasser waren, der Garten der allmälig ver-
größert ward, und die anstoßenden Wälder, die sich bis zur kaiserlichen
Meierei von Ville d'Avrey hinzogen, boten schattige Spaziergänge.
Der Aquädukt von Marly begrenzte die weite Aussicht. Die Gräfin
hatte neben ihrem Salon nur ein bescheidenes Schlafzimmer. Eircourt
wohnte im ersten Stock, daneben befanden sich drei Fremdenzimmer
oder vielmehr cllambres cl'amis, wie die Gräfin sagte, deren eines
im Sommer fast ständig ihr alter Hausfreund Graf Belveze einnahm,
einer der geistvollsten Franzosen, der mit allen Gefühlen des ancien
resffme und der Unabhängigkeit des vornehmen Mannes das feinste
Verständniß für die Gegenwart, die beste französische Liebenswürdig-
keit und einen sprudelnden Humor verband.

(Fortsetzung folgt.)
 
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