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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 2.1891

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Reliefmalerei
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Malerei auf mattem Glase
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https://doi.org/10.11588/diglit.11379#0124

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Seite sOH.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für „Innen-Dekoration".

Juli-Heft.

Frauenschenkel von Meerschaum, die Zehen zum Mundstück verun-
staltet, zu rauchen und was dergleichen Abgeschmacktheiten mehr sind.

Gerade deshalb aber, weil diese durchgehende Attrappenfabri-
kation der schlimmste Feind einer gesunden Entwickelung des Aunst-
gewerbes ist, muß einmal Sankt Grobianus zur Hilfe gerufen werden,
um mit diesem Mummenschanz aufzuräumen.

Wenn erst einmal das Publikum die unbehagliche Empfindung
bekommt, daß die Ansammlung solchen gedankenleeren kunstge-
werblichen Maskenwcrkes

nn

Zimmer den deutlichsten Rück-
schluß auf das künstlerische Ban-
ausenthum des Bewohners her-
beiführt , so werden die Fabri-
kanten auch endlich lernen müssen,
statt ihrer kindischen Nouveaute-
Fexereien Maaren auf den Markt
zu bringen, die das Streben ver-
rathen, den Gegenstand so aus-
zubilden, daß er seine Bestimmung
und Art und Stoff seiner Her-
stellung in möglichst vollendeter
Meise zur Erscheinung bringt.
Dann birgt unser Zimmer nicht
mehr veraltete Mitze, sondern
dauernd vorbildliches, im wahren
Sinne „stilvolles" Aunstgeräth. —

der verschiedenen eingesetzten Tafeln und Stücke zeigen. Es wird viel-
mehr eine schöne gleichmäßige Fläche gebildet.

Der Erfinder hat mit seiner Reliesmalerei auch schon ganz hübsche-
Erfolge erzielt. Sie wurde bereits in Stuttgart in verschiedenen Salons,
Privatwohnungen und Neubauten (wo hauptsächlich Thürfüllungerr
damit bemalt wurden), sowie auch im Toilettenzimmer Ihrer Map
der Aönigin Olga von Württemberg verwendet, woselbst Decke und-
Wände mit Stickerei-Imitation gemalt wurden.

Mir können Herrn Reinwald-
ob seines originellen Verfahrens-
sowie wegen des ihm hierfür aus-
gestellten Patentzuspruches nuv
gratuliren und glauben sicher,
daß die Erfolge nicht lange auf
sich warten lasfen werden.

Wetirfmalerej.

(D. R.-P. 56,qü8).

ine hübsche Erfindung hat
M. Reinwald, Dekora-
tionsmaler in Stuttgart, mit
seiner Reliefmalerei gemacht. Die-
selbe eignet sich hauptsächlich da-
zu, Thürfüllungen, Holztäfelung-
en, Mandflächen mit plastischen
Malereien zu verzieren, und durch
billige, einfache HerstellungSchnitze-
reien oder Aartonpierrearbeiten
in der Dicke von 3—5 mm und
mehr zu imitiren. Ein nam-
hafter Vortheil bei Herstellung
der Reliefmalerei liegt in der
äußerst einfachen Behandlungs-
weise, sowie daß sie auf jedem
Holz, Verputz, altem Anstrich usw.
aufgetragen werden kann und
kein Modell oder Form zur An-
fertigung nöthig ist, sondern Alles
nur mit dem Pinsel anfgetragen
wird. Als Grundlage dient das
Flachornament. Dieses wird durch
öfteres Aufträgen einer Farbmasse
hergestellt, wobei die als Relief
stehen bleibenden Flächen resp.

Zeichnungen mit einer Fixirfarbe
auf den Untergrund anfgemaltoder
schablonirt, und nach dem Trock-
nen dann auf ganz einfachem Mege mittelst Schwamm und Pinsel
durch Herauswaschen weiter entwickelt werden. Ist auf diese Art
das Flachornament hergestellt, so kann es durch Aufträgen einer ver-
hältnißmäßig kompakten Farbmasse mit dem Pinsel weiter ausgebildet
werden. Es können hierdurch ohne allzugroße Vorübung eine schöne
scharfe Modellirung und reizende Effekte erzielt werden. —

Als Manddekoration auf Verputz hat diese Art Plastik oder
Malerei den großen Vortheil vor Gips oder Aartonpierre, daß die
ganze Mandfläche in einer Masse auf einmal hergestellt werden kann,
sich deshalb auch nicht, wie bei letztgenannten Materialien, Ansätze

Abbildung Nr. 200. WUffclllHvSNk. Entwurf von kf. Güting.

alevei auf mattem

lem gelernten Aünstler wird-
es nicht schwer fallen, eine
Glasplatte zu Dekorationszwecken
irgend welcher Art mit hübsch
wirkenden Verzierungen zu ver-
sehen; der einfache Handwerker
aber, dessen Beruf eine andere,
wenn auch nicht minder vielseitige
Ausbildung voraussetzt, kann
häufig seine Erzeugnisse dekorativ
nicht so vervollständigen, wie er
wohl gerne möchte und wie es
manchmal von ihm verlangt
wird. Und doch lassen sich bril-
lante Dekorationen oft ohne be-
sondere Vorbildung und leichten
als es das hübsche Aussehen ver-
muthen läßt, Herstellen. Eine
angenehme ins Auge fallende
Malerei auf mattem Glase wird
nach der folgenden Vorschrift ohne
viel Mühe zu erzielen und für
dekorative Zwecke mit viel Vor-'
theil zu verwenden sein. Zur
Ausführung derselben nimmt
man, nach dem „Schweiz.Gewerbe-
blatt", eine starke Glasplatte und
schleift dieselbe auf der hohlen
inneren Seite mittelst eines eiser-
nen Ringes, feinen Sandes und
Massers gleichmäßig matt. Dis
zu übertragende Zeichnung wird
mit Bleistift, welchen man später
verwischt, auf der trockenen, mat-
ten Seite des Glases, wenn es
nicht regelmäßige Arabesken sind,
verkehrt gezeichnet. Sind jedoch
hellere Farben zu verwenden, so
ist es rathsamer, die Aonturen
mit verdünnter Farbe mittelst
Pinsel aufzutragen, da sonst der Bleistift auf der rechten Seite durch-
schimmern würde. Die brauchbarsten Farben sind fein angeriebene
Oelfarben. Es ist stets daran zu denken, daß die untere, nichtmattirte
Seite des Glases zur Ansicht kommt und man bei den Deckfarben
gleich den genau gemischten Ton auf die betreffende Stelle bringen
muß. Legt man auf geeigneten Stellen, bei gelben Lasurtönen, kleine
Stückchen Staniol ein, so erzielt man ein brillantes Ansehen.

Das Auli«Wrft enthält als Extrabeilagen: „Salon-Einrichtung aus
der Zeit Louis XIV." — „Füllung zu einem Rokoko-Möbel, für farbige Aus-
führung in Malerei a la Watteau gedacht". Entworfen von Prof. Th. v. Kramer.
 
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