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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 2.1891

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Hofmann, Albert: Mein Wohnungs-Ideal, [5]
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Das Einrahmen kostbarer Bilder
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Silberspiegel-Lampenschirme
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Deutsches Kunstgewerbe-Museum in Genf
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https://doi.org/10.11588/diglit.11379#0070

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April-Heft.

Seite 33.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für „Inn en - D e ko r a t i o n".

Einvahmen

HMei den, Linrahinen der Bilder wird in den meisten Fällen noch
unpraktisch verfahren. Für gewöhnlich wird das Glas
in den Falz des Bilderrahmens gelegt, hierauf
kommt unmittelbar das Bild zu liegen, und
letzteres wird dann mit einer hölzernen Rück-
wand belegt. In manchen Fällen wird auch,
um dem Eindringen des Staubes zwischen den
Fugen entgegen zu treten, die Rückwand mit
Papier überklebt, und damit glaubt man ge-
nug gethan zu haben. Bei kostbaren Bildern
ist jedoch diese Methode vernunftwidrig. Hat
man z. B. einen Rupferstich, so wächst dieser
aus, d. h. ein Theil des in der Druckerschwärze
enthaltenen Oels tritt aus die Oberfläche und
beschmiert das Glas, wenn auf diesem un-
mittelbar das Bild ruht. Wechselt die Tempe-
ratur und ist der Feuchtigkeitsgehalt der Lust
ein verschiedener, so schwitzen die Gläser selbst
dann, wenn dieselben in einem trockenen Raume
sich befinden; ja nicht selten kommt es vor,
daß das Wasser tröpfchenweise am Glase
herunterfließt. Liegt ein kostbares Bild un-
mittelbar am Glase an, so wird es demnach
Abbildung ,6o. "aß. Ls bilden sich in kürzester Zeit Wasser-,
U»venrc--Vg>'e. Staub-, bei Rupferstichen auch Oelflecken; durch
Pilzvegetation entstehen Moderflecken.

Um diese Uebelstände zu vermeiden, ist das Glas im Rahmen
mit Rleisterpapier so dicht zu verkleben, daß weder Staub noch Pilz-
,keime durch die Falzsugen eindringen können. Hierauf wird — und
dies ist das wesentlichste — das Bild (Rupfer- oder Stahlstich) auf
einen „Blindrahmen" geklebt, der an seinen breiten, dem Papier zu-
gekehrten Schenkeln so abgefaßt werden muß, daß das Bild nur an
den äußersten schmalen Flächen, etwa zwei bis drei Millimeter breit,
aufliegt. Sonst darf der Blindrahn,en die Rückseite des Bildes
nirgends berühren. Zwischen Glas und Bild werden Pappenstreifen
in den Falz des Rahmens eingelegt, um eine Berührung des Glases
unmöglich zu machen. Das Bild stiftet inan nur leicht und überzieht

die Rückseite nicht mit einer hölzernen Rückwand, sondern mit einem
Bogen stark geleimten Papiers. Bei kostbaren Bildern sollte das
Linrahmen nie anders vor sich gehen, als nach letzterem Verfahren.

SMevsxiegel ^ Lampenschirme.

Vermehrung des Lichteffektes bei Beleuchtungen jeder Art hat
Firma S. Hausmann in Wien in ihrer großartig an-
gelegten elektrogalvanischen Fabrik, nebst den glatten, mit echtem Silber
belegten Papierbogen auch solche Rartons erzeugt, aus welchen
Lampenschirme aller Art und Größe fabrizirt werden.

Die Wirkung, welche diese Lampenschirme gegenüber den gewöhn-
lichen Schirmen Hervorbringen, ist eine überraschende. Das gelbe
Licht wird in reinweißes verwandelt und die Leuchtkraft verzehnfacht.
Man hat wohl solche Schirme aus Metall oder Glas, jedoch mit
geringerer Reflexwirkung, außerdem dürsten die obengenannten Schirme
wohl schon durch ihre Rnzerbrechlichkeit und Billigkeit den Vorzug
vor allen anderen verdienen.

Deutsches Nunstgewevöe--Museum tu Nens.

«Meitens des deutschen Ronsuls in Gens war neulich zur Hebung
der deutschen Ausfuhr nach der Schweiz der Vorschlag gemacht
worden, in einer der Hauptstädte der romanischen Schweiz, am besten
in Genf, ein deutsches Runstgewerbe-Museum zu errichten, welches
als Verkaufs- oder Vermittelungsstelle zu dienen hätte. Dieser Vor-
schlag war damit begründet worden, daß Tausende von Freu,den jährlich
in Gens verkehren, meistens Touristen, die kaum die Fabrikationsorte
in Deutschland besuchen und oft überhaupt nicht nach diesem Lande
gehen. Sie würden, so war weiter hervorgehoben worden, hier die
j schönen Erzeugnisse deutschen Gewerbefleißes kennen lernen, die ihnen
in ihrer Heimath unter französischen oder englischen Namen verkauft
werden, und Adreßkarten mitnehmen, die erfolgreicher sein dürsten
als manche andere Reklame. — wie den Mittheilungen auswärtiger
! Blätter zu entnehmen ist, ist man der Verwirklichung dieser Anregung
j näher getreten und find über die praktische Ausführung desselben
^ Gutachten eingeholt worden. Als der Muster- und Patentschutz in
der Schweiz nicht bestand, konnte man Bedenken gegen eine solche
dauernde Ausstellung haben und Nachahmung fürchten; jetzt ist für
diese Befürchtung kein Grund inehr vorhanden.

Gleichen finden dürfte. Ein Stück Italien, aber eigentlich strenger
und edler als der zopfige Garten des Rubens. Das Hauptstück ist
eine Fontaine aus Vicenza von entzückenden Proportionen. Die
Hauptschale ruht aus vier sphynxartig behandelten Rossen (Hippocam- !
pen! der Vers.), aus dieser, die mit Löwenköpfen geschmückt ist, erhebt
sich ein aus herrlichen Figuren gebildeter Träger, welcher der kleine-
ren Schale als Stütze dient, oben ein putto mit dem Delphin. Im
grünen Gebüsch leuchtet eine marmorne weiße Venus des Sanswino,
des langjährigen Freundes und Raineraden des alten Tizian, die sich
selbander an den Spässen des nichtsnutzigen, aber genialen Schalkes
Pietro Aretino ergötzte. Die zum Museum emporsührende Freitreppe
trägt wie eine Rrone eine herrliche gewaltige Schale aus weißem
Marmor, wie Lenbach sagt, aus Venedig stammend. Auch sie ist
durch lebendig springende Fluth mit Leben und Seele begabt. Doch
treten wir in die Vorhalle. Pompejanische Basreliefs grüßen von
den wänden, es ist ein Raum von antik geschlossener Schönheit und
Stimmung. Hinauf ins obere Stockwerk, da ist das Museum. Drei
ineinandergehende Räume mit Balkon dem Garten zu. Welche Pracht,
welcher Geschmack! Gewaltige Thürfassungen aus belgischen: Mar- ,
mor, der in: Schliff den Glanz des Achats hat. Strahlende Decken
in der mannigfaltigsten und überraschendsten Erfindung. Die Thüren
reich ornamentirt. Ein höchst originelles Prachtportal führt in den
Hauptraum. Alles voll Bilder an den Wänden. Lenbach-Porträts,
darunter ein unvergleichlich markiger, goldig schimmernder General
von der Tann. Er hängt gerade über einer großen vortrefllich er-
haltenen tieffarbigen Landschaft von Jakob Ruysdael. (Berl. T. XIX.,
5. Juli.) Das Heim ist ein Runstwerk edelsten und hoheitsvollsten
Gepräges bis auf das aus Seide, pelzen, Gobelins und Sammet ge-
schaffene kostbare Boudoir. Es ist das Heim edler, hoheitsvoller

Menschen. Er, begeisterter Schwärmer für die Alten, karg im Worte,
aber gedankenreich, sie eine aristokratische Sylphide. Es ist der ge-
läuterte Rünstler-Individualismus, den dieses Heim ausathmet.

wir werden bei dieser Schilderung unwillkürlich an das Leben
Tizians erinnert, wie es uns Anton Springer so begeistert und farben-
prächtig schildert. Tizian, der glänzende Maler der venetianischen
Genußpoesie, des venetianischen, durch Reichthum und politische Er-
folge aller Art auf eine berauschende Höhe gebrachten, von der Runst
durchtränkten Lebens, Tizian, der Freund von Raffern und Rönigen,
dem äußere Glücksgüter reichlich flössen und dem auch der Sinn, sie
zu genießen, von der Natur verliehen war, der sich gewandt auf
höfischem Boden bewegte, nicht kroch und nicht strauchelte, der das
Leben nicht in engen und kleinlichen Schranken kennen lernte, dem es
freundlich zuwinkte und einlud, Besitz daran zu nehmen, dieser Mann
stand vielbeneidet von seinen Rollegen da. Dieses sorgenlose Genuß-
leben drückt sich auch in seinen Bildern aus: „Man erinnere sich nur
an die Schilderung, die ein Zeitgenosse von Tizians Leben in seinen
Mußestunden entworfen hat, an die Gesellschaft feiner und witziger
Männer und anmuthiger Frauen, die sich in Tizians Landhause ver-
sammelte, wie süßer Wein und leichter Scherz die Geister belebte,
Tanz und Gesang die Seelen heiter stimmte, und wie dann, wenn
Ermüdung drohte, ein Blick auf das Meer, «uf die flüchtigen Gon-
deln, die es durchschnitten, der Harfen- und Liederklang, der von diesen
schallte, die fröhliche Empfindung wieder weckte und zum neuen Ge-
nüsse aufsorderte — und man wird sich über den rauschenden Jubel,
über die vollendete Glückseligkeit, welche die Titanischen Gestalten,
wahre Prachtexemplare der Menschheit, athmen, nicht wundern."
(Springer, „Die bildenden Rünste und ihre weltgeschichtliche Ent-
wickelung", Seite 6Hfl.) (Fortsetzung folgt.)
 
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