Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 2.1891

DOI Artikel:
Gesundes Wohnen
DOI Artikel:
Von der Innen-Ausstattung des Reichstagsgebäudes in Berlin
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11379#0062

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Leite -s8.

Zllustr. kunstgcwer bl. Zeitschrift für „Zunen-Oekoratieni".

April-Heft.

jefunLes Woytten.

Irei Dinge sind's, die gesundes Wohnen ermöglichen, drei Dinge, die jeder
Bewohner eines krauses in der Hand hat, falls dasselbe nnr den Bedingungen
der Hygiene, wie sie uns bekannt sind, entsprechend gebaut ist. Diese drei
drei Dinge, deren Anwendung allerdings unsre volle Ansinerksamkeit erfordert, sind
reine Luft, richtige Wärme, gutes Licht.

Reine Luft kann man sich in seinen Zimmern nur durch fleißiges Lüsten
verschaffen und um dies zu erleichtern, wähle man die größten Räume zum Wohn-
nnd Schlafzimmer. Da wird mancher fragen, wann soll man lüften? Möglichst
zu jeder Zeit und selbst während der Nacht kann man sich durch Gffenhalteu eines
Fensters im Nebenzimmer oder eines Nberlichtes im Schlafzimmer frische Luft ver-
schaffen. Unsere Geruchs-
organe lassen uns aber
bei der Prüfung der Luft
auf ihre Reinheit oft im
Stich und deshalb ist es
jedem zu empfehle«, sich
nach dem Walpertschen
selbstthätigen Luftprüfer zu
richten.

Fortwährendes Vffen-
halten von Fenstern und
Thüren geht aber nicht an
und darum ist es nöthig,

Ventilatoren anzubringen,
welche das Geschäft des
Luftaustausches beschleu- >
nigen. Dazu dieneu die
Luftzufuhr- und Luftabfuhr-
löcher in der Zimmerwand,
der Schornstcinventilator
und, wie wir der „Naturw.

Wochensch." entnehmen, der
Wiel'sche Mantelofen. Der
Schornsteinventilator hat
den Vorzug, das Zimmer
zu lüften, selbst wenn das
Haus noch geheizt wird, da
die über den Schornstein
streichende Luft in demselben
saugend wird.

Jeder Zimmerofen trägt
schon zur Vermittelung des
Luftwechsels bei, indem er
die Luft erwärmt, die da-
durch nach oben steigt, und
indem er die Verbrennungs-
luft selbst dem Zimmer ent-
nimmt und durch den
Schornstein entführt. Der
Wiel'sche Mantelofen ist so
konstruirt, daß die nach dem
Gfen strömende Luft von
einem denselben umgebenden
Mantel ausgenommen wird,
der durch eine Röhre mit
dem Schornstein in Ver-
bindung steht und die Luft
immer wieder abgiebt, so
daß ein fortwährendes
Strömen vom Zimmer nach
außen stattfinden muß.

Auch von Infektions-
keimen soll jeder in seinem Zimmer nach größter Möglichkeit die Luft rein-
halten und zu diesem Zwecke sorgsam darüber wache», daß solche nicht durch
die Kleidung verschleppt oder durch ansteckende Kranke in's Haus gebracht werden. !
Reinlichkeit ohne Wasservergeudung beim Zimmerfege» ist das
beste Schutzmittel gegen Ansteckungen. Zum allgemeinen Wohlbefinden gehört die
richtige Temperatur, welche für die Zimmerluft des wohnraumes zwischen -s- Gr. >
bis 20 Gr. L. liegt, dabei darf man jedoch nicht vergessen, der Luft den nöthigcu
Feuchtigkeitsgehalt zu geben. Dies geschieht am besten, wenn man «ine stäche Schale
mit Wasser aufstellt, uota bens, aber das Wasser niemals ganz verdunsten läßt.
Die richtige Temperatur mit der nöthigen Feuchtigkeit trägt viel zur Behaglichkeit
und Annehmlichkeit der Wohnung bei.

Zum Dritten übt die Lichtmenge, die den Räumen unsres Aufenthalts zu-
geführt wird, großen Einfluß auf unser körperliches und geistiges Wohlbefinden
aus. Helle, freundliche Zimmer machen freundliche Menschen, dunkle verdüstern
den Geist. Aber auch die künstliche Beleuchtung verdient sorgfältige Beachtung.
Man hat für Helles Licht zu sorgen. Das hängt ab einmal von der mehr oder
weniger vollkommenen Verbrennung des Leuchtmaterials, andererseits von der
Wegführung der durch die Verbrennung entstehenden Kohlensäure. Die Brenner
müssen rein gehalten werden, die Zimmerluft soll sich nicht erhitzen und die direkte

Abbildung Nr. fsZ. Willavü--Salan im Schlosse St. Lloud.

Strahlenwirkung in der Kopfhöhe der Bewohner ist als gesundheitsschädlich zu.
meiden; darum sind Kronleuchter und Hängelampen, besonders aber die elektrische
Beleuchtung immer zu empfehlen. — Ls ist viel in's Auge zu fassen, wenn man
sich seine Wohnung gesund erhalten und sich darin behaglich fühlen will, aber
audaucrudc Gesundheit ist dafür auch das höchste Gut, daß man sich durch eigene
Aufmerksamkeit und guten Willen erhalten und festigen kann.

^on Lev rAlltt e tt- Du § sta tttttt 9
ües WejchStagsgeöäuöes in Berlin.

ober die künstlerische Ausstattung des Reichstagshanses hielt der Erbauer
desselben Baurath wallot am f2. v. M. einen Vortrag im Berliner

Künstler-Verein. Wie der
Vortragende ausführte, wer-
den im Vestibüle der Süd-
seite acht Sandsteinstatuen
einstiger deutscher Kaiser
aus der Reihe von Karl
dem Großen bis Maximi-
lian II. zur Ausstellung
kommen. Das Vestibüle der
Nordseite wird in seinem,
künstlerischen Schmuck die
Zeit vor Karl dem Großen
berücksichtigen. Die Hauxt-
cingangshalle der Westseite,,
welche nur bei feierlichen
Gelegenheiten benützt wer-
den dürfte, soll durch ge-
malte Fenster und ent-
sprechenden Schmuck ein
nationales Gepräge erhalten.
Die dahinter liegende, die
ganze Breite des Gebäudes
durchquerende Wandelhalle,
welche den runden Kuppel-
raum durchschneidet, wird
den Glanzpunkt der Innen-
räume bilden. Ein Monu-
mentalbild , welches die
Kuppel schmückt, soll in
allegorischer Darstellung die
Neubegründung des Deut-
schen Reiches verherrlichen.
Ferner werden in der
Wandelhalle theils Decken-
gemälde, theils Skulpturen
in allegorischer Form die
neuere deutsche Geschichte
zum Gegenstand haben.
Das Vestibüle für die Bun-
desrathsmitgliedcr erhält ge-
malte Friese, welche Landes-
und Städtewaxpen zeigen.
Der große Sitzungssaal wird
bei 2y in zu f8.f6 in genan
die gleichen Abmessungen
besitzen wie jener im Ge-
bäude an der Leipzigerstraße.
Mit dieser Ausdehnung ist
die äußerste Grenze, welche
für eine gute Akustik ge-
zogen werden muß, erreicht.

Um letztere besonders günstig,
und den gemachten zahlreichen Erfahrungen entsprechend zu gestalten, erhält der
Saal an allen seinen Wänden und auch an der Decke Holzbekleidung, daneben
wird das rechtwinklige Auflagern der Decke auf die Wände vermieden werden.
Gleichviel bleiben in gewisser Höhe größere Flächen für Malereien zur Verfügung,
und zwar sollen hier nicht Darstellungen allegorischen Inhalts, sondern Schilderungen
wirklicher Vorgänge ihren Platz finden, weil diese auf die Dauer verständlich bleiben
und das Interesse an ihnen mit ihrem Alter wächst.

Hinsichtlich der Gesammtausstattung betonte der Vortragende, daß keine^
große Pracht entfaltet werden solle, doch dürften bei dergleichen monumentalen
Bauten Surrogate für echtes Material und schlechte Arbeit unter keinen Umständen
zur Verwendung kommen. Er wies zum Schluß noch auf die erziehliche Wirkung
hin, welche große Bauausführungen auf das Kunstgewerbe und die Kunsthand-
werker im Gefolge haben, wobei er die kunstgewerbliche Entwicklung in Frankreich
und Gesterrcich als Beispiel ausührte.

Sn unfoev Vellage van Minorch Metzel haben wir zu bemerken,
daß dieselbe nur durch ein versehen die Unterschrift „Plafond-Dekoration"
trägt. Dieselbe ist vielmehr das Detail eines Nischenaltars aus dem Benediktiner-
Kloster in Amorbach, jetzt im Besitze des Fürst!. Leiningen'schen Hauses.
 
Annotationen