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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 2.1891

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Japanische und chinesische Erzeugnisse als Dekoration, [2]
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Ein Juwel des Wiener Barock
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Falke, Jakob von: Poesie in der Wohnung, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11379#0028

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Seite (8.

Februar-Heft.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für „Inn en -D eko r at io n".

die zwar künstlich ausgeführt find und auch Effekte erzielen, jedoch bei
weitem nicht so das Auge auf sich ziehen, wie die bunten grellen
Farben. Namentlich gilt dies letztere bei den Malereien. Zst das
Papier, welches hierzu verwendet wird, schon ganz anders, wie ein
bei uns erzeugtes — es zeichnet sich durch Dünne, dabei Steifheit, Fein-
heit und große Dauerhaftigkeit aus — wie groß ist erst der Unter-
schied in der Zeichnung,
in der Farbenverwend-
ung. Wie drollig und
putzig nehmen sich die
Figuren von Männlein
und Weiblein aus; da-
zwischen blicken uns ein
großer Schirm, ein Zelt,
der ewige Reiher und
im Hintergründe kegel-
förmige Berge entgegen.

Und diesem Gemisch
verdanken es die Sticke-
reien und Malereien,
daß sie — die einzelnen
Theile eines solchenOfen-
schirmes — als Wand-
dekoration, statt unseren
Gemälden und Stichen
verwendet werden. Ein
solches Gewebe oder
Bild, umrankt von über-
seeischem Gewächs, zwi-
schen welchem einige
muntere Thierchen an-
gebracht sind, wahrlich
eine reizende Gruppir-

una! Ganz dasselbe wird auch auf dünner durchsichtiger, Tüll oder
Gaze ähnlicher Seide erzeugt, in Bambus- oder in anderen leichten
Rahmen gespannt und als Fenstervorsetzer verwendet. Und ist es
dem Auge nicht zuträglicher, statt dem einfarbigen, monoton wir-
kenden blauen oder grünen Gazegitter am Fenster einem lebensvollen,
phantastischen Bilde zu begegnen?

Abbildung Nr. Vetviebenes Mttlttillglkkev von jdcinl Stotz, Stuttgart

Ml -Juwel Lev Wiener

!as dem Prinzen Eugen von Savoyen (703 vom Architekten Lukas-
^ v. Hildebrand mit hochherrlichem Luxus erbaute Winterpalais in
Wien wurde noch rechtzeitig vor seiner gänzlichen Verwüstung gerettet.
Die dort geschaffene künstlerische Pracht hat der Finanzminister

in einer Anwandlung
von Uunstmäcenthum
auf Staatskosten gründ-
lichst restauriren lassen.
Diej heiklen Arbeiten
aller Aunstzweige, welche
das glänzende Palais
enthält, erheischte eine
mehrjährig dauernde
Thätigkeit und die Wahb
bewährter Künstler. Zu
den Hauptobjekten dieser
Restauration zählen die
Renovirung des grandi-
ösen Treppenhauses und>
Vestibules, die Apparte-
ments und dabei beson-
ders der rothe und blaue
Saal, wie das sogen,
„goldene Aabinet". Die
Deviguy'schen Plafonds
wurden von ihren häß-
lichen Zuthaten befreit,,
neue sechs panneaux äla.
Louis XIV. aus Gold-
grund geschaffen und
die Miniaturmalereien

auf Goldsond und die prachtvollen Supraporten auf Goldfolio zur ur-
sprünglichen Geltung gebracht. Der Fassade, die sich in imposanten
Pilastern und drei Portalen gegliedert, wurden auf der Attika (8 neue
mythologische Sandstsinstatuen zugefügt, während von Anderen die Reno-
virung der Reliefs und der Atlantengruppen mit aller Aunstreinheit ausge-
sührt wurden, so daß das Palais wieder in alter Herrlichkeit prangt.

'oesie Ln Lev Woymmg.

Von Z. v. Falke.

(Fortsetzung und Schluß.)

^as Hell oder Dunkel, in der Farbe nämlich, wird von dem
mehr oder minder Licht abhängen. Viel Licht in der Wohnung
Atz, läßt uns eine dunklere Wand vertragen oder selbst wünschens-
wertst erscheinen, während man im Allgemeinen eine mittlere Hellig-
keit der Farbe zu diesem besonderen Ziele empfehlen kann. Uebrigens
wollen wir keineswegs in Abrede stellen, daß auch eine in Hellen
Farbentönen dekorirte Wohnung in uns stimmungsvolle Reize er-
wecken kann. Das Reich der Farben ist so überaus mannigfach, die
Töne so zahllos zu nuanciren, demnach die Verbindungen der Grund-
farben mit den schmückenden Farben fast unendlich zu nennen, aber
wie sie unendlich sind, so kann man auch unendlich damit fehlen, denn
es gehört wohl das feinste Gefühl dazu, die Farben poetisch zusammen-
zustellen, und dieses Gefühl ist überaus selten.

Will man Studien machen und sich leiten lassen, so finden wir
dasjenige, was wir brauchen, am ersten und entsprechendsten in den
Dekorationen der pompejanischen Häuser, weniger in denen des Orients,
welche, so schön sie sind, doch nicht gerade den Eindruck Hervorrufen,
den anheimelnden, gemüthvollen, bei aller Kraft der Farben, doch
still harmonischen, den wir für den poetischen Reiz unserer Wohnung
verlangen. Wohl aber lassen sich orientalische Teppiche mit verwenden.
Wie in jenen antiken Häusern als Grundfarbe an den Wänden Roth,
Grün, Blau (selbst Schwarz) verwendet wurden, so können wir auch
unsrerseits diese Farbe benutzen, aber es ist mit Roth, Grün, Blau
und Gelb allein nicht gethan, es kommt dabei ganz vor Allen: auf

den besonderen Ton dieser Farben an; sind die Töne giftig, wie z. B.
unser gewöhnliches Grün, oder kalt und roh, so werden wir uns-
vergebens damit abmühen. Die Töne müssen warn: sein, nicht kalp
nicht grell, nicht stechend. Mit Roth und Grün, einem warmen
Olivengrün werden wir wahrscheinlich leichter und gefahrloser zum
Ziele kommen als mit Blau und Gelb, obwohl auch dieses möglich ist.

Mit der einen Farbe allein aber ist es nicht gethan und eben-
sowenig mit Licht und Farbe allein; wir haben auch noch die Ver-
zierung auf der Wand, die gesammte Ausstattung und selbst-
verständlich auch den Plafond zu bedenken. Wollen wir ein Muster
auf der Grundfarbe der Wand, wie es unsere Tapeten gewöhnlich
haben, so darf dieses nur von ruhigster Wirkung sein; je bunter,
um so schlechter für unseren Zweck. Falls die Wand den Schmuck
von Bildern oder anderen angenehmen Kunstgegenständen erhält, ziehen
wir die einfarbige Wand vor, abgerechnet Fries oder Bordüre.
Goldene Dessins, wenn das Gold so ganz und gar gedämpft ist wie
auf der japanischen imitirten Ledertapete, ist sehr wohl zu verwenden;
nur mit unseren modernen goldgemusterten Tapeten wird sich schwerlich
die gewünschte Stimmung erreichen lassen.

Wie gesagt, auch Farbe allein thut es nicht, wenn sie auch
überall an den Wänden, auf dem Fußboden, an allen Textilstoffen
im Ge,nach richtig gestimmt ist. Es macht sich auch das Mo biliar
geltend, sowohl nach seiner Beschaffenheit, wie nach seiner Fülle oder
nach seinem Mangel. Vor allen Dingen darf das Gemach nicht leer
erscheinen, auch die Wände nicht. Die Leerheit starrt uns an und
erregt ein eisiges Gefühl. Aber auch Ueberfülle, Ueberladung darf
nicht vorhanden sein, nicht so, daß wir uns nicht bewegen können,
daß wir uns nicht umdrehen mögen, aus Furcht, einen Gegenstand
umzustoßen oder herabzuwerfen, oder irgendwo hängen zu bleiben und
 
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