Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 2.1891

DOI Artikel:
Etwas über Ausstattung von Vorzimmern
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11379#0030

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
^eite 20.

Illustr. k u nstZ e wc r b l. Zeitschrift für „Z n n e n - D e k o r a t i o n".

Februar - Heft.

1wa§ üöev MusstaLtttttg von Wov^imntemt.

in Vorzimmer, von dein wir untenstehend gleichzeitig eine Ab-
bildung bringen, muß im Gegensatz zu anderen Zimmern z. L.
einem Sprechzimmer, welches meistens einfach und bescheiden
gehalten wird, um die Konversation durch auffallende Gegen-
stände und Schmucksachen nicht abzulenken, reicher und komfortabler
ausgestattet sein, schon damit der darin verweilende sich die Zeit des lvartens durch
Anschauung der Gegenstände so angenehm als möglich vertreiben kann. Das Vor-
zimmer soll dem Besuchenden gewissermaßen sein, was einen. Buch die Vorrede
ist, es soll ihm unsre gesellschaftliche Stellung, unfern Reichthum, unfern Rarakter
und die Fülle unsres Geschmacks angeben. Busfon sagt au irgend einer Stelle:
„Der Stil ist der Mensch", und er hat Recht mit seinem Aussprüche, denn in unser»,
Möblement zeigt sich dem aufmerksamen Beobachter unser ganzes Thun, unser
Temperament, soziale Stellung, Sitten usw., kurzum, man könnte die Möbel, das
ganze Arrangement derselben mit einiger Gedankenfreiheit ein Spiegelbild des
Besitzers nennen. Getreu dem eben Gesagten muß ein Vorgemach mit angenehmer
Eleganz, ähnlich derjenigen der Renaissance eingerichtet sein, die Pracht des Zeit-
alters Louis XIV., die verführerische und zügellose Fantasie unter Louis XV. oder
die zarte und bescheidene Anmuth aus der Zeit Louis XVI., sie alle sind hier am
Platze. Lin solcher Raum kann in einfachen, noblen Motiven ausgeführt, es
können in-
deß auch
mitderver-
schwender-
i s ch st e n
Prachtent-
saltung die
v e r schie-
densten Er-
zeugnisse
angebracht
sein. Das
Vorzimmer
kann «Ord-
nung, Me-
thode, ja
eine ge-
wisseStren-
ge athmen
oder es
kann im
krassen Ge-
gensatz den
allbekann-
tenWorten
Boileaus
Recht ge-
geben wer-
den: „daß
bisweilen
eine hüb-
sche Unord-
»ungkünst-
lerische
Wirkung
hervor-
d r i n gt".

Unter allen
Umständen

muß jedoch die Schwerfälligkeit vermiede» werden. Wenn in einem Vorzimmer in
der That Alles am rechten Platz steht, wenn Spiegel, Bilder, Fayencen, Statuetten
und Statuen, Vasen, Waffen, Malereien usw. mit bestem Geschmacke geordnet sind,
so muß uns doch immer noch die Erwägung bleiben, ob Alles auch so arrangirt ist,
daß es nicht massig wirkt oder gar die Bewegungsfreiheit des Lintretenden hemmt,
denn ihren eigentlichen Rarakter darf diese Abtheilung der Wohnung nie verleugnen,
sie soll ein zwangloser Durchgangs- und kein dauernder Aufenthaltsort sein. —
In Nachstehendem geben wir ein kurzes Beispiel zu einem hübsche» Arrangement
für ein Vorzimmer:

Schöne Holzvertäfelungen, welche eine mit erhabener Pressung versehene
reich vergoldete Ledertapete oder Gobelin nach oben hin umrahmen, können die
dekorative Grundlage bilden. Die Thür möglichst breit, reich mit Schnitzereien
verziert, nach oben durch ein zierliches Gesims, auf eben solchen Säulen ruhend,
abgeschlossen, das Ganze durch eine nicht weit in die Thür hineinragcnde hübsch
jedoch leicht gehaltene Portiere abgeschlossen. Jetzt gruppiren wir die Möbel und
zwar in der Art und Zusammenstellung, wie es gerade der Bau des Zimmers am
Besten zuläßt- Neben einer kleinen Bank in Renaissance, welche mit gestickten
Rissen oder dergleichen belegt ist, werden wir einige große Lehnsessel mit breiter
Rückenlehne im Stile Louis XIV. wählen, worauf nöthigenfalls ein Bediensteter
bequem seine Nachtruhe halten kann. Dazu ein Ranaxee in demselben Genre,
über welches man pelze, Mäntel nsw. fallen lassen kann und gegenüber diese,» ein
starker Tisch mit kräftigen Beinen, von der Mitte der Decke eine herabhängende

Laterne in getriebenem Lisen oder ziselirter Bronze. Diesem fügen wir dann noch'
einen soliden Schirmständer, einen venetianischen Spiegel, einige Fayencen, ein odev
zwei gefällige Bilder hinzu. Alles soll das Gepräge des Festen und Rrästigeir
tragen, denn wir dürfen nicht vergessen, daß wir uns an einem Brt befinden,,
wo fortwährend Bewegung herrscht, wo gelegentliches Stoßen, Anschlägen durch
allzuziehende Pelze usw. nicht zn den Seltenheiten gehört.

Hat man sonst vielleicht »och eine leere Wandstäche, dann schmücke man
diese etwa mit einigen Waffen, man wähle dazu aber möglichst alterthümliche-
und solche, welche bei unseren Besuchern, speziell vielleicht etwas nervösen
Damen, von Hause ans den Gedanken an's „Geladensein" ausschließen. Jagd-
trophäen sind nach Möglichkeit zu vermeiden und unter keinen Umständen sind
Hirschgeweihe oder dergleichen für einen solchen Raum zu wählen, denn abgesehen^
daß sie durch ihre dürren und unregelmäßigen Formen zur übrigen Dekoration
gar nicht passen, machen sie aus den Beschauer fast immer den Lindruck des Er-
künstelten. Stellen wir noch eine hübsch in Rupfer getriebene Schaale oder ein
lebensfrisch arrangirtes Blumenkörbchen auf den Tisch und legen einen echten
Smyrna-Teppich auf's Parkett, um die Schritte der Rommenden und Gehenden zn
dämpfe», und richten an einer der Seitenwände ein kleines Plätzchen ein, um als
versteckter Raum für abzulegende Rleider zu dienen, dann dürfte, da wir das

Arrange-
ment von
Gardinen
und vor-
hängen
nicht in den
Rreis un-
serer Be-
trachtung-
en ziehen
wollen, das
vorz im -
mer reich,
ohne an-
maßend,
luxuriös,
ohne prah-
lerisch zu
sein, ein-
gerichtet,
sich würdig
den folgen-
den Zim-
mern an-
passen und
nicht ver-
fehlen, daff
der Fremde
oder Unbe-
bekannte,
der zum
ersten Mal
seinen Be-
such macht,
sich ein gu-
tes Urtheil
über uns.
bildet.

Vrllpguch alten Seikungsiinpirves. Wenn man pelzwerk, Tuch
oder dergl. in alte Zeitungen einschlägt, darf man sicher sein, daß dieselben nicht
von den Motten angefressen werden, denn die Druckschwärze wirkt gerade so gut,
wie Rampher. Aus dieser Ursache ist es auch gut, Zeitungspapier unter Fußboden-
Teppiche zu lege». Ebenso wirkt Zeitungspapier, indem es keine Luft durchläßt,
erhaltend ans Artikel, die luftdicht verschlossen sein sollen. Ein Rrug Wasser mit
einem Stück Eis darin hält im heißeste» Sommer über Nacht, ohne daß das Eis
im Wasser schmilzt, wenn der Rrug ganz in Zeitungspapier eingehüllt ist.

Mavmov fU veinigrn. Marmorxlatten halten sich gut und verlieren
ihre frische Farbe nicht, wen» man sie nur mit heißem Wasser ohne Zusatz von
Seife (diese schadet der Farbe) reinigt und darauf achtet, daß keine Flüssigkeit
in dieselben eintrocknet. Haben sich bereits Flecken von Mein, Raffee, Bier und
dergleichen gebildet, so reinige man mit verdünntem Salmiakgeist, sehr verdünnter
Salzsäure, Lau de Javelle, Gchsengalle, oder man nehme eine «ZZnantität frisch
gelöschten Ralk, rühre ihn zu einer breiartigen Ronsistenz mit Wasser an, trage
den Brei mit einem Pinsel gleichmäßig aus die Flecke» und lasse den Anstrich 2
bis 2 Tage ruhig stehen, bevor man ihn abwäscht. Sollten die Flecken nach ein-
maliger Anwendung noch nicht verschwunden sein, so wiederholt man das Ver-
fahren. Wendet man Eau de Javelle an, so gieße man vorsichtig auf jeden
Flecken t bis 2 Tropfe» und spüle mit Wasser nach. Auch ein Gemisch von gleichen
Theilen Alkohol und Aether oder auch Salmiakgeist soll im Stande sein, Wein- und
Bierflecken ans Marmor in kurzer Zeit zn vertreiben.

Abbildung Nr. t25. Worftiiimrv in rinrill fl'krnzöstschrn Wrvkfchaftshklusr.
 
Annotationen