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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 2.1891

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Einfaches Verfahren zur Herstellung von Fenster-Dekorationen
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https://doi.org/10.11588/diglit.11379#0098

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Seite 80.

Zllustr. ku n st gewe rb l. Zeitschrift für „Zn n e n-De ko ra t io n".

Zuni-Heft.

Einfaches Mevfayven -uv Herstellung
von Eenstev^^dekovationen.

Die Nachfrage für dckorirte Fenster und Fenstervorsetzer in niedriger
Preislage führt zu dem Bestreben, neue Verfahren ausfindig zu machen,
die es ermöglichen, mit mäßigem Aufwand an Zeit und Geldkosten
geschmackvolle Dekorationen herzustellen. Selbstverständlich können
Glasmalereien oder Verbleiungen und jede andere wirklich künstlerische Verglasung
nicht in Betracht kommen, wenn der Käufer nur eine mäßige Summe anlegen
will; man muß dann zu Diaphanieen seine Zuflucht nehmen oder zu einfachen,
dilettantenhaften Arbeiten, wie solche nach folgender Anleitung zu erzielen sind.

Mit wenig Kosten und Mühe wird, nach dem „Diamant", eine hübsche
Dekoration hergcstellt, wenn man ein
Lhromo- oder sonstiges Bild auf die
Glasscheibe klebt und dann das Pa-
pier abrcibt, sodaß die Farben des
Lhromobildes auf dem Glase haften
bleiben. In erster Linie schneidet
man das Bild, das man zu übertragen
wünscht, in die der Scheibe ent-
sprechenden Größe. Hierauf befeuchtet
man das Glas mit Weingeist und
reibt es mit einem trocknen Stücke
Seidenstoff vollständig rein. Dann
giebt man dem Glase einen gleich-
mäßigen Ueberzug von gutem trans-
parenten Firniß und läßt gründlich
trocknen. Das Bild wird nun in
eine Mischung getaucht, bestehend
aus einem (puart Wasser und vier
Eßlöffel Essig. Ist es völlig durch-
näßt, so legt man es auf einen
Bogen Papier mit der Bildfläche
nach oben, so daß diese trocknet,
während die untere Seite feucht bleibt.

Nun bringt man einen zweiten Ueber-
zug von Firniß auf das Glas und
legt das Bild mit der Bildfläche dar-
auf, doch so, daß keine Luftblasen
entstehen, da sich diese nachher als
weiße Flecken bemerkbar machen. Ist
das Bild sorgfältig auf dem Glase
befestigt, so läßt man die Arbeit fünf
oder sechs Minuten ruhen, nimmt
dann ein trockenes Lhamoisleder und
reibt damit sanft über die Rückseite
des Lhromos, bis das Papier fast
vollständig abgerieben ist, während
das Bild auf dem Glase haftet.

Diese Verrichtung muß sehr sorg-
fältig ausgeführt werden; denn wenn
etwas von der Farbe abgerieben wird,
ist das Bild selbstverständlich verdorben.

Hat man das Papier auf diese Weise
entfernt, so giebt man dem Bilde
einen Ueberzug von Firniß, der zu-
sammengesetzt ist aus einer Unze
Kiefernbalsam, einer Unze Weingeist
und einer Unze Terpentingeist. Man
legt es hierauf bis zu völliger
Trocknung bei Seite, nimmt dann
ein Stück feinstes Sandpapier und
übergeht es damit sorgfältig, bis die
Vberfläche glatt ist. Zum Schluß

giebt man einen nochmaligen Firnißüberzug und läßt dann trocknen. Auf diese
Weise dekorirte Fenster haben ein sehr hübsches Aussehen und eignen sich speziell
für solche Räume, in denen kein starkes Licht erforderlich ist oder wo eine Aus-
sicht nach einem unschönen Hofe oder dergleichen vorhanden.

Nach einem anderen neuen Verfahren, zu dessen Ausübung ebenfalls keine
besonderen Talente, sondern in der Hauptsache Sorgfalt und Geschmack nöthig ist,
überzieht man die zu dekorirende Glasscheibe mit einer Gelatinelösung gleichmäßig
und bringt dann sorgfältig ein Blatt japanisches Seidenpapier darauf, das nach
dem Trocknen mit einer Malerei in Lasurfarben dekorirt wird. Die hierzu er-
forderliche Zeichnung wird mittels Pausverfahrens übertragen und die Umrisse
nach Art der dekorativen Glasmalerei mit dunklen Strichen nachgezogen. Durch
einen Ueberzug von Firniß oder Lack erhält die Malerei die nöthige Vollendung.
Wesentlich erleichtert wird dieses Verfahren, wenn man sich zum Aufziehen eines
mit einem Holzschnitt bedruckten japanischen Seidenpapierbogens bedient und diesen
glatt und faltenlos auflegt. Das Bild wird mit Farben geschmackvoll ausgemalt
und wenn getrocknete Gräser und Moose zur Verfügung stehen, mit solchen gefällig
geziert. Derartige Scheiben eignen sich besonders für Vorsetzer und erhalten ein
besonders gediegenes Aussehen, wenn eine Glasscheibe darüber gelegt und das

Ganze mit einem Netallrahmen zusammengefaßt wird. — Diese Arbeiten können
zwar auf die Bezeichnung Kunstwerke keinen Anspruch erheben, von geschickter Hand
angefertigt, werden sie jedoch nicht unbeachtet bleiben. Dazu kommt noch, daß dir
Herstellungskosten nur gering sind.

u ueöensteyenSev Mökntöung.

S^In den meisten Staaten des Abendlandes, besonders aber in Deutschlands
Vesterreich, der Schweiz, Frankreich und England hat sich neben der Haus-
industrie ein Stickerei - Gewerbe herangcbildet, das in einzelnen Gegenden zum
Fabrikationszweig erweitert worden ist. Auch hier, wie auf fast allen Gebieten
des industriellen Schaffens, treten die Leistungen der Maschine neben der Hand-
arbeit als gleichberechtigt auf, indem sie sich in gleichem Fortschritt mit dem mensch-
lichen Erfindungsgeiste in überraschender weise vervollkommnen, sodaß gegen-
wärtig auch das Schwierigste nicht
mehr unerreichbar erscheint. Die Neu-
zeit hat sowohl durch besondere Hand-
fertigkeit als durch sinnreiche Ein-
richtungen der Stickmaschine wahrhaft
Bewundernswürdiges hervorgebracht
und nehmen wir Veranlassung, unse-
ren Lesern in nebenstehender Abbild-
ung eine derartige MaschinenstickereH
einen Tischtepxich aus dem groß-
artigen Etablissement von Taplin L
To. in Glasgow vor Augen zu führen.
Die Ausführung ist in der weltbe-
kannten Art der Axminster - Teppiche
gehalten, ein kühner, aber wohlge-
lungener versuch, in der mechanischen
Weberei mit der Kunstarbeit von
Beauvais zu wetteifern.

Neue Teppich--Unterlagen

von der Rorveiolr Larpet ?Lper Oo.
in Norwich (Lonnecticut), Nordame-
rika. Dieselbe bestrhen aus drei oder
mehreren Lagen zusammengefalteten
Papieres, welches in endlosen Rollen
erzeugt und direkt auf dem Fußboden
mit Stiftchen befestigt wird. Große
Elastizität und Dauerhaftigkeit sind
die bemerkenswerthen Vorzüge dieser
Texpichunterlagen, die überdies durch
ihre geringe Wärmeleitungsfähigkeit
das betreffende Zimmer warm halten.
Der von dem Teppiche aufgenommene
Staub sammelt sich in den Falten der
Unterlagen an und kann aus den-
selben sehr leicht entfernt werden.
Teppiche mit solchen Unterlagen ge-
währen einen weichen geräuschlosen
Tritt und nützen sich weniger rasch-
ab als ohne Unterlage.

Abbildung Nr. ;?8. Vewebte Tisch--Decke nach Axminster Art.

Thllrklinkrn und Weitster»
riegel aus Trllulose. Die pyri-
tzer Lellulosesabrik stellt seit einiger
Zeit Thürklinken und Fensterriegel
aus Lellulose her. Die betreffenden
Gegenstände, welche in der Masse ge-
färbt werden, erhalten ihre Form
durch einen gewaltigen Druck, der
sie zugleich mit dem Netallkerne un-
trennbar verbindet. Die Festigkeit
und Härte des Materials ist so be»
deutend, daß dasselbe dem Drucke der schärfsten Messerschneide widersteht und
daher anderen Materialien nicht zurücksteht. Eine solche Thürklinke aus Lellulosr
kanu in Bezug auf Schönheit und Glanz mit jeder Hornklinke wetteifern und
hat noch den Vorzug eines um fünfzig Prozent geringeren Preises. Lin Beweis^
wie unverwüstlich das Material ist, mag der sein, daß dasselbe auch zur Herstell-
ung von Isolatoren, welche doch der Feuchtigkeit in hohem Grade ausgesetzt find„
mit vortheil verwendet wird. Knöpfe, Broschen, Messer-, Stock- und Schirm-
Griffe werden in täuschender Nachahmung anderer Materialien von derselben
Fabrik schon längst hergestellt. Ein Versuch dürfte sich gewiß lohnen.

Vorrichtung ?um Entstäuben von Wutzböden und Teppichen.

Patent von Josef Vavrich in Prag. Bei dieser Vorrichtung ist eine Bürstenwalze
mit einem sich selbstthätig auf- und abbewegenden Klopfer verbunden, welcher
den Staub aus dem Teppich schlägt, während die Bürstenwalze denselben in einen
Sammelkasten befördert. Dieser Klopfer wird auch durch eine zweite Bürstenwalze
ersetzt, welche eine der ersteren Walze entgegengesetzte Drehung erhält. In dem
Gehäuse sind ferner Tücher angeordnet, in welche sich der aufsteigende Staub
setzen kann. Der Preis eines solchen „Teppich-Reinigers" ist uns nicht bekannt.
 
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