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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 2.1891

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Das Berliner Kunstgewerbe-Museum
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https://doi.org/10.11588/diglit.11379#0171

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5eite f^6.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für „I nn e n-D e ko ra ti o n".

Oktober-^eft.

Ras ^evtLnev

zieht wieder einmal durch hochbedeutsame Erwerbungen die Aufmerksamkeit in
besonderer Meise auf sich. So sind jetzt in ihm die deutschen Glasge-
mälde ausgestellt, zu denen die Zeichnungen aller Wahrscheinlichkeit nach von
Dürer stammen. Dieser hatte für das Iwölfbrüderhaus in Nürnberg, das nach
seinem Stifter, dem Patrizier Mathäus Landauer, das Landauerkloster genannt
ist und heutzutage die Nürnberger Kunstgewerbeschule enthält, ein berühmtes
Meisterwerk, das sogenannte Allerheiligenbild, gemalt, das, vollendet, heute
eine der hervorragendsten Zierden des Belvedere in Wien bildet, während der
prachtvolle alte Renaissancerahmen dazu sich jetzt im Nürnberger Rathhause be-
findet. Die noch heute erhaltene Allerheiligenkapelle dieses Landauerklosters ent-
hielt nun ausgezeichnete Glasgemälde, namentlich in den Fenstern hinter dem das
Allerheiligenbild umfassenden Hauptaltar, sie waren noch bis zum Anfang dieses
Jahrhunderts in dieser Kapelle, und nach allgemeiner Ansicht stammten sie gleich-
falls von Albrecht Dürer, und zwar gleichfalls aus einer Stiftung Landauers.

Im Anfang dieses Jahrhunderts sind sic alsdann heimlich veräußert worden
und verschwunden, bis sie vor etwa Jahresfrist wieder auftauchten, als ein-
zelne Theile derselben von einem schlesischen Gutsbesitzer, der sie auf dem
Speicher seines Hauses gefunden hatte, nach Leipzig zur Miederauffrischung
gesandt worden waren. Damals erkannten gleich Professor Hasselberger
sowie Anton Springer, daß sie aus den Fenstern der oben gedach-
ten Allerheiligenkapelle herrührten, und diese Abstammung
unterliegt jetzt keinem Zweifel mehr. Der Kaiser wandte
sofort der Erwerbung dieses Schatzes seine lebhafte Teil-
nahme zu, und heute gehören sie den preußischen Kunst-
sammlungen zu eigen an. Sie haben im Kunstgewerbemuseum
eine sehr glückliche Aufstellung gefunden, die vor Allem die
große Farbenpracht dieser werthvollen Glasfenster zur Gelt-
ung gelangen läßt. Das Mittelstllck stellt den dreieinigcn
Gott dar, sitzend auf dem sternenbesäten Himmelsbogen,
während er den einen Fuß auf die Erdkugel stützt, umgeben
auf beiden Seiten von zwei prachtvoll ausgeführten schwe-
benden anbetenden Engeln und einer Anzahl reizender Lngels-
köpfc. Die Dreieinigkeit Gottes findet ihren eigenartigen
Ausdruck dadurch, daß der bei oberflächlicher Be-
obachtung einheitlich erscheinende bärtige Kopf
aus drei Köpfen zusammengesetzt ist; auf die
Erdkugel ist eine schöne bergige Landschaft ge-
malt, im Reichsapfel in der linken Hand spiegelt
sich in zarter Ausführung der Widerschein eines
Fensters. Rechts und links von dieser Haupt-
tafel befinden sich je zwei Seitengemälde, auf
der einen Seite die thörichten und die weisen
Jungfrauen, vor dem stimmlichen Bräutigam
knieend, und dahinter der knieende Stifter
Landauer mit seiner Familie und ans der
anderen Seite die Besiegung des Teufels
durch die Lngelschaaren und das Dpfer
Abrahams. Die Ausführung aller dieser
Tafeln, die ganz vorzüglich erhalten sind,
muß sowohl was die ganze Komposition
wie Zeichnung der einzelnen Figuren,
vor Allem die Karakterisirung der Köpfe
und die Farbengebung betrifft, als so
hervorragend anerkannt werden, daß sie
nur das Werk eines unserer größten
deutschen Meister sein können. Die
Unterschrift unter den Tafeln, zu denen
noch zwei weitere Seitentafeln und zwei
runde Scheiben gehören, bezeichnen als Zeit der Herstellung das Jahr ;508, also
die Höhezeit des Dürer'schen Schaffens und die Blüthezeit deutscher Kunst. Auch
der Stil der Glasgemälde steht mit der Annahme, daß Dürer ihr Zeichner fei,
durchaus in Uebereinstimmung. Man darf freilich nicht außer Acht lassen, daß
die Frische und Feinheit einer Handzeichnung bei Uebertragung in die Technik
der Glasmalerei durch fremde Hände, auch wenn sie, wie in diesem Falle, mit
Meisterschaft ausgeführt ist, immerhin in etwas leidet. Trotzdem tragen besonders
die Theile, die durch Malerei mit Schwarzloth auf einzelnen Glasstücken ausgc-
führt sind, wo die Bleifassung keinen integrirenden Theil der Zeichnung bildet,
also die Hände, die Gesichter, Theile des Faltenwurfes, die Landschaften und
Wolken, vollständig den Karakter von Dürers Kunst. Unter allen Umständen
wird man annehmen müssen, daß die Vorlagen in Dürers Werkstatt und unter
seiner Leitung ausgeführt worden sind. Die Reparatur und Ergänzung der
Fenster hat Professor Hasselberger in Leipzig auf die geschickteste Weise vollendet,
wichtigere Theile waren fast nur in den Mitteltaseln verloren gegangen, wo
mehrere Engelsköpfe neu angefertigt werden mußten.

Dann ist eine neuerworbene Sammlung türkischer und persischer
Wandfliesen gegenwärtig im Lichthofe des Museums ausgestellt. Ihre Ent-
stehung, so berichtet das „B. T.", fällt in das sechzehnte und siebzehnten Jahr-
hundert; aus mohamedanischen Andachtsstätten, in deren Innenräuinen sie die
Wanddekoration gebildet haben, sind diese Kacheln zu uns herübergeführt worden,
wir haben hier orientalische Majoliken vor uns, deren Farbenwirkung den
italienischen Arbeiten dieser Art aus der Renaissancezeit ähnlich ist. Das ist auch

ganz natürlich, denn der Grient erst hat die Technik farbiger Glasur dem Abend-
lande vermittelt; wahrscheinlich hat sie sich vom Alterthum her unter den Arabern
lebendig erhalten.

Die durchgehende und nur in geringem Naaße variirte Grundform dieser
türkischen Grnamente ist die stilisirte Blume mit arabeskenförmig gewundenen
Stielen und davon ausgehenden Blättern. Eine Vielheit der Ausgestaltung ist
vermieden zu Gunsten der kraftvollen Entwickelung; die in die Mitte eines Gr-
namentfeldes angeordnete Blnme kommt der Form einer geschlossenen Tulpe nahe,
zwischen dem Muster bleibt stets reichlich Raum übrig. Dieser ruhigen Gemessen-
heit und Kraft der den Grnamentkarakter voll wahrenden Formen entspricht die
Einfachheit der Farben; sie bestehen nur aus leuchtendem Blau von mittlerer
Tonstufe und aus sattem Grün, beide auf gleichmäßig weißem Untergrund; und
zwar erscheint das Grün lediglich in der Mitte des Grnaments am Sriel, zu
beiden Seiten umschlossen von der die Vberhand behaltenden blauen Farbe,
welche auch regelmäßig für die Blüthe angewendet ist. Alles dies in Ver-
bindung mit dem satten Ton der Farben verleiht dem Muster große Ruhe
und ein kraftvolles Gepräge; man muß hierbei in Rücksicht ziehen, daß die
Leuchtkraft der Emaille durch die gedämpfte Lichtstimmung im Innenraum
einer Moschee gemildert wird. Durch den im Lichthof an einzelnen Wänden
hergcstellten Aufbau der Fliesen erhalten wir nun eine an-
schauliche Vorstellung von der Wirkung, welche diese Wand-
dekoration an ihrer ursprünglichen Stelle geübt hat. Die
Aneinanderfügung der Kacheln ist nicht etwa in der weise
geschehen, wie auf unseren Tapeten, in denen das Muster
sich aus derselben, stets wiederkehrenden Grnamentform zu-
sammensetzt und keine Gliederung dem Auge Ruhe gewährt,
sondern hier sind senkrecht aufsteigende, schmale Wandfelder
aus den Kacheln zusammengefügt und bilden so eine in sich
organisch zusammenhängende und abgeschlossene Dekoration;
dicht daneben aber sehen wir ein anderes Grnamentfeld
von gleicher Abmessung in Höhe und Breite, das zwar
in demselben Stil und Farbenkarakter gehalten ist, indessen-
doch in der Grnamentform Unterscheidungsmerkmale ge-
nug trägt, um sich nicht mit dem hart daneben
stehenden Muster zu decken. In dieser weise ist
auch mit den kantigen Pfeilern verfahren; eine
FlLchonseite gleicht niemals vollkommen der
andern. Eine Gliederung der Wände wird wie-
der durch flache Nischeuausschnitte mit maurischen
Bogenformen herbeigeführt. Diese Stellen wer-
den durch solche kleine rothe Teppiche verhüllt,
wie sie hier ebenfalls ausgestellt worden sind;
ihre Grundfläche ist von tiefrother Farbe, und
außer der Borde bildet die ebenerwähnte, mau-
rischen Bogen nachgebildete Form die ein-
zige Zeichnung des Gewebes. An der unteren
Seite einer wandfläche gewahrt man hin
und wieder eine Fläche mit einem Koran-
spruch in arabischer Schrift auf röth-
lichem Untergründe.

In der Farbenerscheinung sind dieser
türkischen Wanddekoration ähnlich einige
wenige miterworbene Architekturglieder
von Wänden, zusammengesetzt aus Flie-
sen persischer Herkunft. In der
Grnamentform unterscheiden sie sich da-
durch, daß an Stelle der stilisirten Blume
und Pflanze mehr der geometrische Ka-
rakter tritt. Auch sind die Grnamentglieder kleiner und dichter aneinander ge-
stellt; so wird die Ruhe durch die Vielheit beeinträchtigt.

Mrurrlöschmilkel für das Waus. Mit Alaun gesättigtes Wasser ist
in hohem Grade geeignet, Feuer zu löschen, indem sich der Alaun aus der Lösung
auf den brennenden Gegenstand niederschlägt, ihn inkrnstirt und dadurch den Zu-
tritt des Sauerstoffes verhindert. Die durch Reklame berühmt gewordenen Flaschen
mit Feuerlösch-Flüssigkeit, welche man in das brennende Feuer zu werfen hat,
enthalten gewöhnlich nichts als starkes Alaunwasser, natürlich zwanzigmal so
theuer, als wenn man sich selbst alte Flaschen mit gesättigtem Alaunwaffer füllt
und für den Fall der Noth zur Hand hält. Ls empfehlen sich naturgemäß für
den Zweck besonders dünnglasige Flaschen, welche bei der Benutzung leicht zerschellen.

ipkpirv auf Metall ?u kleben. Papier, welches auf Metall mit
Kleister, Gummi oder Leim befestigt werden soll, löst sich meist bei nächster Ge-
legenheit ab und läßt dann auf der Metallfläche, besonders wenn sie recht glatt
ist, die Schicht des angewendeten Klebstoffes zurück. Dies kommt besonders oft
bei den billigeren Wanduhren vor, bei denen die papierenen Zifferblätter auf
Zinkplatten angeklebt sind. Man hat nun ein Verfahren gefunden, welches jenen
Uebelstand beseitigt, indem man das Metall in eine starke und heiße Lösung von
Waschsoda legt, mit einem sauberen Lappen vollkommen rein abreibt, Iwiebelsaft
auf die Metallfläche aufträgt und dann das Papier in der gewöhnlichen weise
auflegt. Auf diese weise auf Metall aufgeklebtes Papier läßt sich gar nicht
mehr ablösen.

Abbildung Nr. 2Z7. Uhr IN Wronze mit Marmorunterlage.
 
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