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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 2.1891

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Einiges über das Boudoir
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Hofmann, Albert: Mein Wohnungs-Ideal, [1]
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Schmiedeeisernes Chorgitter
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Aus der Hinterlassenschaft der Comtesse de Dalanglart
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https://doi.org/10.11588/diglit.11379#0038

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Februar-Heft.

Illustr. kunstgewerb l. Zeitschrift für „I nnen-D e ko ra ti o n".

Seite

Hewifie Lebhaftigkeit geben. Für die Möbelstoffe wird man blumige
Muster vorziehen, bei welchen die Farben mit den Möbeln und dem
Wandtone in nicht zu starkem Kontrast stehen. Das Material wird
ein womöglich leichtes, die Verwendung der Gardinen reichlich sein,
um dem Raum den Eindruck des nun einmal beliebten „Duftigen"
Zu geben, um ihm von der derben Wirklichkeit möglichst viel zu
nehmen. Der Spiegel darf nicht fehlen, denn
hier legt die Frau des Hauses die letzte Hand
un ihren Schmuck, wenn sie sich zum Feste
rüstet, hierhin will sie die Freundin führen,
um ihr eine Falte, eine Locke zurecht zu rücken.

^chmiedeisernes °El)or-
gitter.

(Vergleiche die Beilage.)

AW as im heutigen Heft unseren Lesern zur
Darstellung gebrachte kunstvolle schmied-
eiserne Parkthor, dessen Original im Jahre
(888 in der Münchener Kunstgewerbe-Aus-
stellung den Eingang der badischen Abtheilung
Zierte und bei allen Beschauern ungetheilten
Beifall fand, ist vom Professor Levy in Karls-
ruhe entworfen und von der kunstfertigen Hand
Franz Brechenmachers in Frankfurt a. M. zur
Ausführung gebracht worden. Der Verfertiger
ist eine bekannte Erscheinung auf dein Gebiete
der modernen Schmiedekunst. Er verfügt über
eine eminente Technik, die Hand in Hand geht
mit einem ausgebildeten Sinn für Schönheit
der Linie und Anmuth der einzelnen Formen im
Ornament, und man meint, das spröde unge-
lenke Metall füge sich unter seinen formenden Händen, wie weicher
Thon dem Bildhauer. Dabei weiß aber Brechenmacher seiner Fan-
tasie stets Zügel anzulegen, so daß seine Werke niemals schwülstig
und überladen erscheinen. Der junge Meister ist als Ornamentiker
ein Anhänger des Realismus, soweit dies die Natur des Schmiede-
eisens erlaubt, und hat z. B. in der Herstellung von Blumen und
Blättern schon geradezu Vorzügliches geleistet. Auf die Ausbildung

der Technik, namentlich in Bezug auf das Reinschmieden der Arbeiten,
ist sein Beispiel nicht ohne fruchtbringende Wirkung geblieben. Am
Deutlichsten erwies dies die bereits erwähnte Münchener Ausstellung
vom Jahre (888. Hier konnte man die Einwirkung seiner Arbeiten,
welche in Karlsruhe (887 preisgekrönt wurden, deutlich wahrnehmen.
Eine solch' bedeutende Begabung, wie die, welche diesem Meister des
Kunstgewerbes zu eigen, konnte natürlich nicht
lange unbemerkt bleiben, und so ist ihm
denn auch schon auf verschiedenen Ausstell-
ungen die wohlverdiente Anerkennung zu
Theil geworden und unter anderen besonderen
Auszeichnungen verlieh das bayerische Ge-
werbe-Museum dem Meister die goldene
Medaille der König Ludwig-Preisstiftung,
gewiß ein schöner Sporn, seine Technik noch
immer größerer und hervorragenderer Voll-
endung entgegenzuführen.

Abbildung ;38. Mvanleuchter ans Schmiedeeisen.

Entwurf v. Baumstr. Griesebach. Ausführung v. p). Marcus.

us der MntrrllrssellsHKft der Vom-
tesse de ValmnUnvt wurden zwei
Schränke „ä bauteur ck'appui" (Brusthöhe)
aus der Zeit Ludwig XV., in blau lackirtem
Holz mit Platten aus?äte tenckre ^.It-Levres,
von dem berühmten Ebenisten dieser Kunst-
epoche Burl, für — ((ö 000 Francs verkauft.
Diese beiden ihrer ganzen Dekoration nach
äußerst seltenen Kunstmöbel hatten allerdings
noch dadurch ein besonderes geschichtliches
Interesse, daß sie dem Marineminister, Siegel-
bewahrer und Direktor der Porzellanmanu-
faktur in Sevres, Lomte cle Nuckault, gehört
hatteil. Line Kommode derselben Epoche,
mit Koromandellack, bunte und vergoldete Figuren auf schwarzem
Grunde, erreichte den Preis von (7> 000 Francs; ein Blumenbecken aus
?äte tenäre 7Nt-3evres H.000 Francs; ein bonlmur clu jour (Kästchen
für Kleinodien) in Holzmarqueterie mit Plättchen von ?Lte tencire,
(<>00 Francs usw. Gesammtsumme (-(ö760 Francs. Bei den hohen
Preisen, die für derartige Seltenheiten gefordert und gezahlt werden,
muß man auf die Echtheit natürlich doppeltes Augenmerk richten.

rief Arndt, das Gefühl in Tausenden und Abertausenden nachem-
pfindend begeistert aus. Die tiefgemüthvolle und herzliche Begeisterung
war eine beispielslose und nie geahnte. Bei der Beleuchtung an-
läßlich der Siegesfeier wußte das arme Mütterchen neben den Lichtern,
die es in kummervoller Armuth durch Einstecken in eine geschnittene
Aartoffcl mühselig zum Stehen brachte, nichts besseres auszuhängen,
als die Briefe des Sohnes aus dein Felde.

Und als sich nun nach dem glücklichen Verlaufe der Freiheits-
kriege das Herz des Deutschen wieder frei erheben konnte, als das
Etaatsgefüge, freilich noch unter kleinlichsten Verhältnissen, wieder
anfing, sich zu festigen, da sollte die zunehmende Konsolidirung nicht
ohne Einfluß auf die Familie und mit ihr auf die Wohnung bleiben.
Wohl hatten die Städte noch ihr äußeres Ansehen bewahrt. Noch
standen die alten Mauern und Thore, Ueberreste aus dein Mittel-
alter, in welche die aufstrebende Generation Friedrichs des Großen
zum Theil schon Bresche gelegt hatte. Noch reiht sich am Marktplatz
Giebel an Giebel in lebhaft geschwungener Form, und die Häuser,
wenn sie auch in putz und anderem unechtem Material erbaut sind,
zeigen doch einen gewissen Wohlstand, der sich bis zu den Tagen der
Erniedrigung Preußens stetig steigerte. Noch umzogen hübsche Alleen,
wenn auch zum Theile durch die Stürme des Krieges vernichtet, die
Städte, und wieder ist in diese nach der todtenähnlichen Stille der
Kriegszeiten einiges Leben eingezogen. Aber in den Familien, im
Innern der Häuser und in der Wohnung selbst sieht es trostlos aus.
Allenthalben völlige Verarmung und äußerste Dürftigkeit. Waren
schon die letzten Jahrzehnte des (8. Jahrhunderts in Folge mangeln-
den Wohlstandes ohne jedes Kunstbcdürfniß und folgte die Wohnung
dieser Kunstlosigkeit, sodaß dieselbe von einigen Stimmen sogar zum
Prinzips erhoben wurde:

„Denn Alles soll anders sein und geschmackvoll,

„Wie sie's heißen, und weiß die Betten und hölzernen Bänke.
„Alles ist einfach und glatt, nicht Schnitzwerk oder Vergoldung
„Will man mehr".

se> zeigt die Wohnung nach den Befreiungskriegeil, selbst bei nicht
unbemittelten Familien nur die dürftigste Ausstattung, die eben zur
Befriedigung der nackten Bedürfnisse des Lebens ausreichte. Es zeugte
schon von einem gewissen Wohlstände, wenn der Boden statt einen
Anstrich zu tragen, mit einfachen Dielen belegt war, welche allwöchentlich
eine große Scheuerung über sich ergehen lassen mußten und hierauf
mit weißem Sande bestreut wurden. Ls war noch kein Zeichen
großer Dürftigkeit und Armuth, wenn die Wände des Zimmers, die
mit einer schlechten Kalkfarbe bemalt waren, ein kümmerlich auf-,
patronirtes Ornament zeigten und die Decke in Hellem, durch die Zeit
bereits getrübtem Weiß erstrahlte. Papiertapeten, so schlecht sie auch
sein mochten, galten schon als das Zeichen eines beginnenden Luxus.
Aus früheren Zeiten halten sich einige wenige Möbel in die Zeiten
der Verarmung herübergerettet. Vor Allein der mit dem Rauine eng
verbundene Thonofen, der in seiner ganzen nüchternen Steife und
Kälte, weiß glasirt oder auch nur angestrichen, eine Ecke des öden
Raumes einnahm. Sofa, Stühle und Tische sind, wenn die Familie
in guten Verhältnissen war, als polirte Mahagonimöbel erhalten und
zieren in ihrer steifen Kälte, die sie unter den gräzisirenden Bestreb-
ungen des Ausganges des (8. Jahrhunderts und unter dem ersten
Kaiserreiche angenommen hatten, die nüchternen Wände. Ein Stück
Wand verdeckt der einfache Spiegel, dessen kunstlose, viereckige Um-
rahmung höchstens durch eine mit Strahlenkranz umgebene Sonne
ausgezeichnet wird, eine künstliche Sonne, wo eine natürliche Sonne
mit ihren die Herzen belebenden Strahlen so nothwendig gewesen wäre.

«Fortsetzung folgt.)
 
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