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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 2.1891

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Falke, Jakob von: Bronze und Eisen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11379#0130

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Aerausgeber^tkFriuderKoeH inDariüstrpt,

halbjährlich !Ncnk 7i.—
halbjährlich -lik. «>.—.




Die Zeitschrift für „Irmen-Dekoration" ist
bei der deutschen Reichs - Post unter Nr.
3037 der Post-Zeitungsliste eingetragen.

Verbreitet in Deutschland, Gcsterr.-Ungarn, überhaupt in fast allen Kulturstaaten.
Vertreter s. Gesterr.-Ungarn: SpielhagkN H Schuvich, Wien I, Kumpsg. 7,
in Leipzig: Vkt. Schmidt, (Querstraße 2(. Erhältlich durch jede Buchhandlung.

Kleinere Beträge sind stets vorauszube-
zahlen. Einzelne pefte kosten Mk. (.25.
Telegramm-Adr.: Verlag Koch, Darmstadt.

II. Jahrgang. NarmstaSt, im Mugufl Mj.

Muguft-^Weft.


Nachdruck unserer Vriginal-Artikel ist nur mit unsrer Erlaubniß gestattet.

ron?e un

Von I. v. Falke.

ronzc und Eisen haben sich oftmals den Platz in der Aunst
und in der Industrie bestritten. Wer von ihnen ist zuerst

in die Welt gekom-
men, d. h. zuerst in
der Entwickelungsge-
schichte der Mensch-
heit aufgetreten? -—
Bronze ist ein kom-
plizirtes Metall, Ei-
sen ist ein einfaches;
alle Vernunft spricht
dafür, daß das Eisen
zuerst von den Men-
schen benutzt worden
sei. Dennoch hat die
Wissenschaft von der
praehistorischen Men-
schen-Geschichte ge-
glaubt, sich dagegen
erklären zu müssen;
sie hat drei Zeitalter
angenommen, je nach
dem Material der
Funde, und hat das
Bronzezeitalter dem
Eisenzeitalter voran-
gestellt. Richtig aller-
dings ist, daß Gegen-
stände aus Bronze in größerer Zahl gefunden werden, als Gegenstände
aus Eisen, und auch mit mehr und größerer Aunstarbeit daran, aber

das leicht rostende Eisen ist vielfach in der Erde zerstört worden, und
was übrig geblieben, das erscheint zugleich und neben Bronzegegen-
ständen. Jene Zeitalterbestimmung ist daher mindestens zweifelhaft,
und es ist erlaubt, dem Auftreten des Eisens in der Geschichte ein
gleiches Alter zuzuschreiben wie dem der Bronze.

Wenn Bronze in den Fundstücken mehr Aunst zeigt als Eisen,
so ist die Ursache, daß jenes Metall mehr Eigenschaften besitzt, welche
für Schmuck und Aunstarbeit geeignet sind, als das Eisen. Man
kann sagen (verhältnißmäßig), Bronze ist ein künstlerisches, Eisen ein
nützliches Metall. Nichtsdestoweniger ist die Zeit erschienen, wo auch
das Eisen zu künstlerischer Verwendung kam. Bronze schmiegt sich
gegossen und gehämmert ebensowohl in zarte wie in scharfe Formen;
Wenn neu, glänzt sie wie Gold, wenn alt, umzieht sie sich mit einem
schönen grünen oder bräunlichem Glanze. Sie hat und behält daher
Farbe und ist deshalb in ihren eigenen Eigenschaften allein zum Schmuck
oder zu Aunstgegenständen geeignet. Eisen dagegen ist dunkel und
glanz- und farblos, und wenn es vor Alter und in der Feuchtigkeit
oxydirt, gewinnt es den häßlichen Rost, die Farbe der Zerstörung.
Es ist daher für sich allein ungeeignet zu feineren Arbeiten des
Schmuckes oder der Dekoration und bedarf in diesem Falle der Ver-
bindung mit anderer schmückenden Technik und anderem glänzendem
Material. Was es für sich allein an Aunstgegenständen schaffen
kann (der Regel und seinen Eigenschaften nach), das sind größere
Gegenstände der Nützlichkeit in künstlerischer Form, welche durch
Treibung, durch Aushämmerung entsteht, denn es ist die Eigenschaft
des Eisens, sich unter dem Schlage des Hammers zu dehnen, zu
biegen und Formen anzunehnien; aber diese Aunst hat sehr enge
Grenzen. Sie ist spät erwacht und gehört in ihrer Ausbildung erst
dem Mittelalter an.

Dagegen verliert sich die Aunst der Bronzebearbeitung in uner-
denkliche Zeiten, bis zu denen wir, wenigstens in Europa, kaum
hinaufreichen können, wenn auch wohl weitaus die meisten Fundstücke
Zeiten angehören, die in anderen, in den südlichen Ländern, längst zu
den historischen zählen. Diese Gegenstände, soweit sie künstlerischer
Art sind und nicht zum Haus- und Ariegsgebrauche dienen, sind vor-
 
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