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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 2.1891

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Bodenschatz, Lorenz: Ausschmückung und Einrichtung der Wohnräume, [1]: unter besonderer Berücksichtigung der Wahl der Tapeten
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Hofmann, Albert: Mein Wohnungs-Ideal, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11379#0060

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Seite ^6.

Illustr. kunstgcwerbl. Zeitschrift für „Inncn-Dekoration".

April-Heft.

Kunstindustrie ist es heutzutage auch dem weniger Bemittelten ermög-
licht, seine Räume künstlerisch und harmonisch, auf jeden Fall
aber gemüthlich auszuschmücken und einzurichten.

Ls scheint uns daher gar kein unpassender Stoff zu sein, wenn
wir hier an der Hand von Autoritäten über die Zimmer-Dekoration,
und zwar vorzugsweise bezüglich der T a p e t e n b r a n ch e, einige
Winke geben. Wir bemerken hierbei, daß uns das Studium der
Werke der obengenannten Autoren, sowie das eigene Interesse an
der Sache, hervorgerufen durch
eine langjährige Thätigkeit in
der Tapetenbranche, zu dieser
Arbeit veranlaßte, daß wir uns
wohl bewußt sind, für die Ar-
chitekten, Kunstindustriellen, De-
koratäre usw. durchaus nichts
Neues zu bringen, wohl aber
von Interesse für einen immer-
hin noch großen Theil von Fach-
leuten und neu für den größten
Theil des Publikums. Selbst-
verständlich kann es aber auch
nicht unsere Aufgabe sein, über
die verschiedenen Stilarten
und deren Anwendung
Aufklärung zu geben, sondern
wir wollen nur versuchen, über
Zimmerdekoration im Allge-
meinen und je nach Bestim-
mung der einzelnen Zim-
mer die übereinstimmenden An-
sichten hervorragender Kapazi-
täten auf diesem Gebiete in kurzen Zügen darzulegen. Betrachten
wir die Innentheile eines Zimmers, so finden wir drei Haupt-
bestandtheile: Fußboden, Wand und Decke.

Der Fußboden ist horizontal angeordnet, er ist der Raum
zur Aufnahme der Bewohner und gewährt diesen sowie den Ge-
rüchen sicheren Standort; auch ermöglicht er dadurch, daß er eben
ist, eine unbehinderte Ortsveränderung. Er ist also vor allen
Dingen eine ebene Fläche und muß unbedingt in Bezug auf

Dekoration als solche behandelt werden. Der Fußboden duldet durch-
aus kein Relief, und kein Theil des Zimmers, weder Wand noch
Decke, verlangen so gebieterisch die Anwendung des Flachorna-
mentes, ohne jede Andeutung von Licht und Schatten, als er, fei
es nun Malerei, parket oder Teppich. Man vergegenwärtige sich
nur einen Fußboden, dessen Malerei, Mosaik oder parketterie etwa
ein durchbrochenes Gitterwerk oder mit der Spitze nach oben
gestellte Würfel vorstellt, und man wird zugestehen, daß es das Ge-
fühl eines sicheren Einhergehens
auf demselben unbedingt stören
muß, die Zeichnung eine stete
(Jual für das Auge ist. Auch
das Belegen mit Teppichen, wo-
rauf Landschaften mit Bäumen,
Wolken, Himmel usw. dargestellt
sind, oder worauf sich figürliche
Abbildungen, etwa Kindergrup-
pen oder Thiergestalten befinden,
sind unmotivirt und gehören
nicht dahin, wo sie mit Füßen
getreten werden. Besitzen wiv
doch sowohl in Steinfließen, wie
auch in Parketterien und Tep-
pichen mustergiltige Vorbilder
genug, und erinnern wir in Be-
zug auf Teppiche nur an die
von allen größeren Fabriken nach
orientalischen Mustern angefer-
tigten Fußbodenbelege aller Art
mit ihrer farbenprächtigen Flach-
ornamentik. Auch das mehr und
mehr in Aufnahme kommende und in jeder Beziehung zu empfehlende
Linoleum bringt fast durchweg gute Muster.

Berücksichtigen wir noch das Gesetz, daß die Farben eines
Zimmers von unten nach oben allmälig Heller werden sollen, so
müßte der Fußboden möglichst dunkel, jedenfalls aber dunkler wie
die Wand und die Decke am hellsten gehalten sein.

Mit dem zweiten Hauptbestandtheil des Zimmers, mit dev
Wand, verhält es sich etwas anders. Hier findet die unmittelbare

Abbildung Nr. 15;. Pvivsk--Wildev--Sklon aus dem XVII. Scchrh,

Dein

Von Albert Hofmann-Reichenberg.

(Fortsetzung.)

c fühlen, daß Alles in derselben Fantasie erdacht und unter
derselben künstlerischen Leitung ausgeführt wurde. Nichts,
bis aus das Metallwerk an den Thüren und Fenstern, das
nicht in meisterhafter Vollendung gearbeitet worden wäre, und doch
nichts irgendwo, das sich als besondere Leistung hervordrängte. Die
Rückwand des Atriums ist durchbrochen: eine breite, sanfte Treppe
in glänzenden, reinen Marmorstufen thut sich auf. Man blickt bis
zu ihrer Höhe, wo eine Statue steht, Sulamith in halbfliegenden Ge-
wändern, als komme sie uns entgegen. Auf den die Treppe rechts
und links begleitenden Wänden sind bacchifche Szenen gemalt: die
Familie, die in Rom Grund und Boden besitzt, hat bei Ausgrab-
ungen Sarkophage gefunden, und die Szenen der zwei bedeutendsten
darunter als Gemälde hier reproduziren lassen. Alle diese Malereien
hat ein in Rom arbeitender Maler nach sorgfältig vorher gezeichneten
Kartons leicht und liebenswürdig ausgsführt, ein Sizilianer, dessen
Thätigkeit bisher besonders dem Schmucke der wieder aufblühenden
Städte Siziliens gewidmet war. Die Statue ist von einer Mailänderin,
die, ebenfalls in Rom arbeitend, als Bildhauerin dort anerkannt be-
rühmt ist. Niemals bin ich in dieses Haus eingetreten, ohne die
entzückende Heiterkeit zu empfinden, die diese Gemälde, diese Skulp-
turen, diese Architektur ausathmen. Und, um es noch einmal zu be-
tonen: All' das nicht für die Welt, sondern nur für die
eine Familie geschaffen, die es bewohnt. Und, um auch dies noch
einmal zu sagen: Alles natürlich, selbstverständlich, be-

haglich und Alles modern, wie frisch gepflückte Blumen
und Früchte, an deren Schönheit wir uns hier er-
freuen."

Line andere, nicht minder ausgesprochene Individualität tritt
uns in einer Schilderung entgegen, welche Paul Güßfeld in seinen
Erinnerungen an den Prinzen Friedrich Karl von Preußen gibt.
(Deutsche Rundschau XUVI. (886 Seite (8ö.) Zu Dreilinden in der
Nähe des Wannensee's bei Berlin hatte sich Prinz Friedrich Karl
ein Jagdschloß von bescheidenen Dimensionen errichtet, das die be-
scheidene Inschrift: „Klein, aber mein" und eine Krone trug. Der
Prinz war ein gewaltiger Nimrod und sicherer Schütze, und von hier
aus wandelte er wie ein einfacher Landmann durch die Forste, deren
jungen Nachwuchs er selbst pflegte und die er am Abend und am
frühen Morgen auf dem pürfchgang durchstreifte. „Wenn die Knos-
pen sprangen und das erste Maigrün den Bann des Winters löste",
dann entfloh er dem Geräusche der Hauptstadt und dem Glanze des
Hofes, um hier in schlichter Einfachheit seiner Lieblingsbeschäftigung
nachzugehen, ungezwungen und heiter. Oft wurden Gäste, deren Zahl
nie sO überschritt, aus Berlin und Potsdam nach Dreilinden entboten,
die Einsamkeit zu unterbrechen. Diese fanden sich dann in dem an-
muthigen Speisezimmer des Jagdschlosses zu Dreilinden zusammen,
dessen Raum so beschränkt war, daß der quadratische Tisch mit den
gewaltigen Lehnstühlen kaum noch den nöthigen Raum für die Diener-
schaft ließ.

Wer den waldartigen park durchschritten hatte, der sah in der
Mitte desselben das Jagdschloß sich erheben. Eine schmale Vorflur
führte zu der Treppe, von welcher aus man oben zunächst in ein sehr
kleines Empfangszimmer gelangte, an welches ein Arbeitskabinet in
kaum größeren Abmessungen anstieß. Die im Karakter des Prinzen
 
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