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II. Lahvgang.
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Nefemöev^Wefl.
mfve 'Wohnung von Minst unö -Wetzt.
Von Jakob von Falke.
(Forts, und Schluß.)
;uch dagegen ist nichts zu sagen, wenn man bei der Thüre
Rahmen und Füllung in verschiedenen Tönen hält, als
bestände sie aus verschiedenen
farbigen Hölzern.
Das bescheidene Zimmer
unserer Großväter, dem far-
biger Reiz unbekannt gewesen
war, hatte dennoch die gleiche
Empfindung erregt, und man
hatte mit weißen Gardinen
rechts und links am Fenster die
Härten des Lichts und der ge-
raden Linien gemäßigt. Zur
lichten Wand, zum weißen
Plafond war das auch ganz
angemessen gewesen; der
Zweck war erreicht, wenn
auch ohne Reize und Anmuth.
Nun aber war die neue Woh-
nung mit ihrer Farbe ge-
kommen ; die weiße Gardine auf dunkler Wand hätte den Fehler nur
vergrößert, man mußte Farbe zu Farbe bringen, um auch nach der
neuen Weise die Harmonie herzustellen. Dies veranlaßte zunächst den
erweiterten, nunmehr nothwendig gewordenen Gebrauch farbiger Vor-
hänge, welcher bisher der vornehmen Wohnung fast ausschließlich zu
eigen gewesen. Die farbige Haltung der Wand setzte sich somit über
einen Theil des Fensters fort, aber der übrige Theil behielt sein
scharfes Licht, nur daß die Grenzlinien sanfte Biegung erhalten hatten.
Um einen weiteren Uebergang vom dunklen Vorhang zum Hellen
Licht zu haben, stellte sich als gutes Ulittel die durchbrochen und klar
gearbeitete Gardine ein und zwar in zweifacher Weise, einmal, indem
sie, zu beiden Leiten hinter den Vorhängen angebracht, mit breiter
Borde hervorkam, zum anderen, indem sie in einem einzigen Stück
so vor dem Fenster hing, daß sie den ganzen übrig bleibenden Licht-
raum aussüllte. Diese letztere Art ist natürlich in einem Arbeitsraum
übel angebracht, da sie dem Zimmer nur ein Dämmerlicht gestattet;
dort, wo man aber nur zu sitzen, zu träumen, zu plaudern, Besuche
zu empfangen hat, im Salon, da ist sie immerhin zulässig, und es ist
auch die bevorzugte Art des französischen Salons.
Ukit beiden Arten erreichte unser Gemach durch den klaren,
weitmaschigen, weißen Vorhang den angegebenen Zweck, allein künst-
lerisch betrachtet, war es immer noch ein breiter, weißer Fleck in der
allgemeinen farbigen Harmonie. Dem künstlerischen Verlangen voll
und ganz zu entsprechen, muß auch das Fenster, das Glas selber
Farbe erhalten, und diese letzte Nothwendigkeit rief konsequenter Weise
die Anwendung der alten Glasmalerei auch in der Wohnung, im
bürgerlichen Hause wieder hervor, einer Aunst, welche nach langer
Zwischenzeit die Airche bereits wieder in Uebung gebracht hatte.
Sie brauchte nur übertragen zu werden, die Anstalten, die technischen
und künstlerischen Aräste waren vorhanden. And so ist denn mit
dieser schönen Runst, welche ebenso geeignet ist mit der Tiefe und
Leuchtkraft ihrer Farben dem höchsten Glanze zu dienen, die höchste
Wirkung zu üben, als sie sich still und bescheiden, ja beruhigend, weil
dämpfend, in die Behaglichkeit der bürgerlichen Wohnung einfügt, —
so ist denn mit ihr unserem Hause jener verklärende Reiz wieder ge-
geben, in welchem wir die Poesie der mittelalterlichen Wohnung
suchen und zu finden glauben. Und in der That beruht die An-
ziehung, welche die alte Wohnung auf unser Gemüth ausübt, ganz
insbesondere auf der Mitwirkung der gemalten farbigen Fenster. Das
Licht, das so glänzend und doch gebrochen und spielend durch die
bunten Scheiben bricht, erfüllt das Innere des Gemachs mit leuch-
tendem Schimmer und verklärt jeden Gegenstand in demselben. Aller-
dings ist in ihrer heutigen Anwendung für das Haus die Glasmalerei
noch als Ausnahme zu betrachten, und auch nicht jedes Zimmer ist
Kalbsährlich 2Nark H.—
halbjährlich Mt. 6.-77-,