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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 2.1891

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Orientalische Eck-Dekorationen auf Seite 269
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Ergebniß unseres Preisausschreibens vom April 1891
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https://doi.org/10.11588/diglit.11379#0198

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5eite (70.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für „I nn e n - D e k o r a t i o n".

November-t^eft.

richtungen und zwar stellt Nr. 244 ein „Speisezimmer" mit daranstoßendem Rauchzim-
mer dar, dessen Plafond und Vertäfelung in gebeiztem Lichen- und Fichtenholz aus-
geführt sind. Abbildung 245 zeigt ein „Herrenzimmer" mit Portierenabschluß und
malerischem Lrker, zwilchen Lrsrerem und dem Salon gelegen. Die Decke ist in
italienischem Nußholz mit Lschenfüllung gehalten, in beiden Zimmern haben leichte
und graziöse Glasmalereien Verwendung gefunden, wir haben vielleicht später
Gelegenheit den eben bereotcn Lrker in besonderer Abbildung zu bringen.

DieEntwllrfe zu den Stieacnaeländern Nr. 246, 247 u. 248 sind aus der kunst-
fertigen Hand des Architekten Richard Dorschfeldt in Magdeburg hervor-
gegangen und ist der Trexxcnxfosten ron Nr. 24k in dunklem Marmor gedacht,
während die Ranken und Blüthen, welche sich an dem Pfosten emporwinden, sowie
das eigentliche Lrcxxenoitter in Schmiedeeisen mit Vergoldung der Blumen und
Blüthen auszuführen sind. Zu Nr. 247 dürste am besten hellgebeiztes Eichenholz
zu verwenden sein. Der das Geländer tragende Greif und das Rankcnwerk in
Holzschnitzerei. Für Nr. 248 endlich ist dunkelgebeiztes Nußbaumholz in Aussicht
genommen. Der heraldische Löwe mit dem Aartoucheschild ist aus demselben Holz
geschnitzt und kann das Schild zur Anbringung des Wappens oder Monogramms
des Hausbesitzers in farbiger Ausführung, oder zu sonstigen Emblemen benutzt werden.

Das von einem jungen aufstrebenden Künstler Jos. Goller, Dresden
für Glasmalerei entworfene Fenster — Abb. Nr. 2S0 dürfte besonders für Treppen-
häuser praktische Verwendung finden können, genannter Künstler übernimmt
neben der Herstellung von Entwürfen auch die Ausführung derartiger Fenster.

Die H au s ei ngan gst h ü r No. 25t, deutsche Renaissance, in gewichstem
Eichenholz gedacht, überhebt uns durch die beigegebenen Details von selbst einer
weiteren Beschreibung. Der Entwurf und die Zeichnung stammen von Architekt
Conrad Lllenberger in Karlsruhe.

Nr. 252 stellt eine Seitenwand zu einem „studentischen Kneipzimmer" in
gothischenr Stil dar und stammt von dem, auf der Münchener Kunstgewerbeschule
wiederholt prämnrten Zeichner Beruh, wenig, von welchem wir in einem der
nächsten Hefte Gelegenheit haben werden noch einige weitere, ebenso originelle als
trefflich durchgeführte Entwürfe zu reproduzieren, die sicher Beifall finden werden.

Das Lüsterweibchen Nr. 254 in Holzschnitzerei, echten Hirschgeweihen und
getriebener schmiedeeiserner Arbeit rührt aus der rühmlichst bekannten „Sächs.
Bronzewaarenfabrik vorm. K. A. Seifert in Wurzen her und ist beson-
ders für electrisches Licht berechnet, kann aber auch ebenso für Gaslicht oder auch
für beide Beleuchtungsarten zusammen geliefert werden.

Schon in früheren Heften hatten wir des Gefteren Gelegenheit meisterhaft
ausgeführte schmiedeeiserne Gebrauchs- und Luxusgegenstände aus der Kunstwerk-
statt der Firma Gebrüder Armbrüster in Frankfurt a. M. zur Abbildung
zu bringen; auch der in Nr. 255 dargestellte Wandarm in getriebener schmiedeeiserner
Arbeit giebt wiederum ein schönes Zeugniß von dem hervorragenden Können ge-
nannter Firma, sowohl was geschmackvolles Arrangement des Blatt- und Arabeskcn-
werkes, als auch vollendete Technik in der Behandlung des Schmiedeeisens anlangt.

Die Rokokothür — Nr. 25K stammt ebenfalls aus dem eingangs erwähn-
ten Atelier von Dtto Fritzche und wurde in Zirbelholz ausgeführt mit creme-
farbigem Anstrich und schwacher Vergoldung versehen, über der Thür entsprechende
reiche Stuckoerzierung, an geeigneten Stellen gleichfalls vergoldet.

Das Büffet, Nr. 257 von L. Heydccker jr. in Kempten entworfen,
weicbt insofern etwas von der alltäglichen Ausführun, ab, als die mit hübschen
Nessingbeschlägen verzierten vcrschließthnren mit Butzenscheiben versehen sind.

Abbildung Nr. 2S0 endlich zeigt ein Eck-Arrangement von Palmen usw., auf
welches wir in einem speziellen Artikel noch genauer zurück kommen.

Ls bleiben uns nun noch die beiden „Extra-Beilagen", deren eine sich selbst
karakterisirende „M 0 t i v e fü r P !a s onds", entworfen von Architeckt p. Grün d-
ling, Leipzig zeigt, während die andere, aus dem Atelier von Architekt F. Thielc
in Cöln stammend, ein „S p c i s ezi m me r" im altenglischen Styl darstellt. von
allen Stilarten, welche sich für ein Speisezimmer eignen, ist wohl besonders die alt-
engliiche Renaissance zu bevorzugen und wird nickt nur wegen der Einfachheit und
Bequemlichkeit, sondern hauptsächlich der Solidität halber darauf zurückgegriffen.
Im vorliegenden Entwurf besteht das Mobiliar, Thür, Lambris und Deckengeiims
aus grünlich-grau geräuchertem Eichenholz mit schwarzen Applikationen. Die Wände
sind in einem feinen kremefarbigen Anstrich zu lassen, die Decke ebenfalls, nur nock
etwas Heller, also beinahe weiß. Bezug der Stühle und des Kanapees besteht aus
braunem Leder, der Erker-Abschlußvorhang mit Lambrequins aus hellbraunem woll-
plüsch mit leichter Stickerei. Das Erkergeländer ist in mattem Schmiedeeisen gehal-
ten, den Fußboden bedeckt ein echter Smyrna - Teppich. Die Verglasung der Fenster
besteht in den unteren Flügeln aus Spiegel-, in den oberen aus Kathedralglas. Die
im altenglischcn Stil eigentlich nicht vorkommende Erhöhung des Erkers ist mehr
den Anforderungen modernen Geschmackes entsprungen und Rechnung tragend.—

Orientalische Vek^Nekoralion auf Seite 2öS.

Nr. 2S0 stellt ein Dekorationsmotiv aus den Geschäftslokalen der Firma
Gtto Becker 8: Eo., Berlin VV., Kronenstraßc 47, dar und ist die Ausfüllung
einer Ecke durch ein Arrangement einer Phönix-(Dattel-)palme oben und in der
Mitte und gegen die Basis durch eine Fächerpalme und eine kleinere Art, Trinax
genannt. Zur Belebung des geschaffenen Arrangements dient eine auf einer
Säule befindliche Büste. Um die Säule ist ein marokkanischer bunter Shawl ge-
schlungen. Die Wände sind mit orientalischen Erzeugnissen des Lagers genannter
Firma dekorirt und umrahmt die Dekoration der rechten Seite eine griechische
Landschaft in Gel gemalt. Unter dem Rahmen rechts liegen persische Lampen
und Waffen, im Vordergrund steht ein arabisches Tabouret in moucbe arsbl-
Arbeit, auf welchem ein alter Sarazenenhelm ruht. An der linken wand steht ein
japanisches Schränkchen und darüber hängt ein ebensolches Tableaur feiner Gold-
lackarbeit mit Elfenbein- und Perlmutter-Einlagen. Auf dem Boden links liegt
ein seltenes Exemplar eines echten alten Kameclhaarteppichs (Schirwan).

wiefkaflen.

Arcbltelck Pr. ll/I. in N Sie irreil mit der Annahme, daß die beiden sehens-
wertsten Lustschlösser „Rosenstein" und „wilhelma" bei Stuttgart während der
Regierungszeit des jüngst verstorbenen Königs Earl entstanden sind. Dieselben
wurden vielmehr auf Befehl des Königs Wilhelm I. von Württemberg nach Ent-
würfen des Professors der Architektur vr. Wilhelm Bäumer (jetzt in Straßburg)
aufgeführt und bilden Hauptanziehungspunkte der Residenzstadt.

/Ub. 8ck. ln 6. Unter Papier-Skulptur-Arbeit ist eine neue Art von Dilet-
tantenarbeit zu verstehen. Der Name Paxier-Skulpturarbeit ist eigentlich nicht
ganz zutreffend, denn es handelt sich um ein Umschneiden und Herausheben be-

grenzter Flächen aus dickem Karton mittelst Schnitzinessers und Stichels. Daher
entspräche etwa „Karton-Schnitzarbeit" besser dem Wesen der Sache.

llelens V. in p. Beide Texpichsorten „Echt Brüssel" und „Tapestry" sind-
ungeschoren. Die Fäden gehen bei „Brüsseler" unten durch, sodaß man auf der
Rückseite Spuren des Musters erkennt, während „Tapestry" auf der Rückseite gran
aussieht, ohne jeden bunten Faden. Der Preisunterschied liegt hauptsächlich darin,
daß zur Herstellung der „Brüsseler" echte wolle verwendet wird, was bei „Tapestry"
nicht der Fall ist. Auf die weitere Frage erhalten Sie baldigst Auskunft.

lVIöbelscbrelner Mb. 8. ln 8. Modersiecke, welche durch Feuchtigkeit an den
Rückwänden von Möbeln entstanden sind, beseitigen Sie am einfachsten durch
Bestreuen mit pulverisirtem Schwefel, einem Feinde jeder Pilzbildung. Bei an-
haltender Feuchtigkeit ist das Verfahren zu wiederholen.

prsu lllttergutsbesltrer Vers v. lVI . . . .y, 8t. Petersburg. Wir haben bereits
vor einiger Zeit Gelegenheit genommen mit der Schriftstellerin Frau Ida Barber,
welche speciell in Gesterreich durch ihre geistvollen Plaudereien aus dem Gebiete
der Innen-Dekoration bekannt ist, in Verbindung zu treten, sind also Ihrem
Wunsche schon zuvorgekommen und können Ihnen die freudige Mittheilung,
machen, daß im Januarheft n. I. der erste Beitrag genannter Dame erscheinen wird.

prellrsu von Itr. ln ?. Als bestes Schutzmittel gegen das Schwarzwerden
der Silbergeräthe hat sich unseres Wissens eine Lösung von Celluloid sog. Zapon-
lack erwiesen. Die Silstersachen werden einfach in eine solche Lösung getaucht und
überziehen sich danach mit einer dünnen Lackschicht, welche vor dem Gebrauch der
Gegenstände leicht entfernt werden kann. — Recht aut soll sich auch ein Lin
schlagen der Silbersachen in sogen. Bleiwcißpapier bewähren, jedoch ist der Ge-
brauch wegen der Giftigkeit dieses Papicres nicht recht zu empfehlen.

MvgrömUunsrrrs ^reisauKschrrjöens

vom April (89 (.

Am Sonntag, den N. Gktobcr fand seitens des preisrichteikollcgiumsl der
Herren Direktor Behr und Professoren Luthmer unö Müller, die Prüfung
der auf unser Preisausschreiben für perspektivische Entwürfe von Wohn--
und Mrpräsrnlatiansräumen eingelaufenen Konkurrenz-Arbeiten statt. Trotz
der mehr als reichen Nachfrage nach den Spezial-Bedingungen des Preisausschreibens
ist die Betheiligung leider eine relativ schwache zu nennen und können wir nur
annehmen, daß seitens der in Frage kommenden Künstler die Aufgabe durchweg
schwieriger aufgefaßt wurde, als es in unserer Absicht lag.

Es gingen im Ganzen von Z2 Bewerbern (4- Vntwürfe ein, von welchen
nur drei als den Anforderungen entsprechend bezeichnet bezw. xrämiirt werden
konnten. Gbwohl nach Ansicht der Herren Preisrichter streng genommen die Zu-
erkennung eines ersten Preises nicht hätte vor sich gehen sollen, fand die Zu-
ertheilung eines solchen trotzdem statt und geben wir in Nachstehendem das Er-
gebniß der Kritiken nach Maßgabe der Stimmenmehrheit:

Voller Preis: Entwurf eines Schlafzimmers mit dem Motto: „Zeige mir, wo
M. ssv.— du schläfst und ich sage dir, wie du lebst". Das Ganze ist etwas
flüchtig gezeichnet, aber von malerischer Wirkung und flott in
der Komposition. Der Zeichner zeigt eine vollkommene Be-
herrschung der Formen.

Sivrilev Preis: Entwurf eines Speisezimmers mit dem Motto: „8uum ouique",.
M. sl)0.— zeigt eine anerkennenswertste Bravour und abgeschlossenes Bild.

, Die Komposition dagegen ist nur wenig originell und nicht frei
von einzelnen Unfeinheiten.

Dritter Preis: Entwurf eines Wohnzimmers mit dem Motto: „K'-rrt pour I-r
W. 7-ö.— irmlsnn" ist gut und originell im Arrangement der Möbel, aber
trocken im Detail. Der Vortrag ist vielfach schülerhaft.

Vine vierte Seichnnng : Entwurf eines Wohnzimmers mit dem Motto „König-
see", im Arrangement durchaus malerisch, flott und elegant in
der Icichenmanier, ist dabei aber leider so flüchtig, daß an eine
prämiirung nicht gedacht werden konnte, dagegen wurde der
Entwurf zum Ankauf empfohlen.

Die Eröffnung der die Sinnsprüche enthaltenden Briefumschläge stellte fol-
gende Herren als prämiirte Bewerster fest:

l. Preis, Motto: „Zeige mir wo du schläfst rc."

Marl Späth, München, jetzt Stuttgart, Kunstgewerbeschule.

II. Preis, Motto: „8uum ouigue"

Architekt A. Vammelmann, Darmstadt.

III. preis, Motto: „K'art pour In maison"

Alfred Warnemünde, Veipfig.

Zum Ankauf empfohlener Entwurf, Motto: „Königsee"

Seemann Werte, Berlin ki>v.

Die zuerkannten Beträge, sowie die nicht in Frage kommenden Zeichnungen
dürften gleichzeitig mit diesem Heft in die Hände der bezgl. Herren Bewerber
gelangt sein, welchen wir auch an dieser Stelle nochmals unsern verbindlichsten
Dank abstatten für ihre Bemühungen, mit der Bitte unserm Unternehmen auch
ferner die gleich freundlichen Gesinnungen bewahren zu wollen. Djx Per--
üjfrntlichung der prämiirlrn Seichunngrn fall mit dem Aanuar»Sejt
beginnen.

Die Schriftleitung

der illustr. kunstgewerbl. Keilschrift für Httnen-Sekoratiott
Ulexander Koch.

Uovtfetzung und Schluß des Meuillelons

Unsere Wohnung von Linst und ^etzt

von I. v. Falke

erscheint im D e ? e M ü kV - A e ft. "HÜG
 
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