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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 2.1891

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Böttcher, F.: Das Bemalen der Möbel, Gefäße und sonstiger Geräthe mittels Emaillefarben
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Ersatz für Holzmosaik-Arbeiten
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https://doi.org/10.11588/diglit.11379#0170

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Oktober-Heft.

Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für „Znnen-D ekoration".

Seite (^3.

gravirten Linien vergoldet und die zwischen denselben liegenden Orna-
mente, Wappen und Embleme, Blätter und Blumen bemalt, oder
auch man malt gleich (ohne Gravirung) auf die polirte oder noch
besser matt gehaltene Fläche. Vor allem eignet sich diese Emaillefarbe
auch für geschnitzte Rokokomöbel, die farbig gehalten und bemalt
werden sollen. Zunächst erhalten dieselben den gewünschten Grundton,
zu welchem weiß allerdings nicht anzurathen ist, da dasselbe ungemein
kalt wirkt und später auch, namentlich wenn die Möbel der Ofen-
wärme oder der Sonnenhitze ausgesetzt sind, gelb und zwar verschieden
gelb wird. Am besten ist es, man benutzt zu dieser Grundfarbe
Elfenbeingelb, noch besser aber hellblau oder hellgrün, alsdann werden
die Blumen, Blätter und sonstigen Ornamente dunkler gehalten und
zart abgetönt, einzelne, aber nur wenige Stellen können auch vergoldet
oder versilbert werden. Diese Art Möbel machen, weil sie geschnitzt
und auch bemalt und ziemlich reich sind, allerdings in Verbindung
mit passenden Bezügen, Vorhängen und Tapeten, einen prächtigen
und noblen Eindruck. Zn jüngster Zeit ist für den Salon oder das
Boudoir der Stil Ludwigs XVI-, als das neueste und geschmackvollste
anerkannt worden. Derselbe kann auch in verschiedener Weise, Schwarz
mit Porzellan und Bronce, oder auch in Malerei und mit Schnitzerei
versehen oder
sonstwie zur
Ausführung
gelangen. Mö-
bel in diesem
Stil werden,
wenn mit Ma-
lerei gewünscht,
von Linde an-
gefertigt, ge-
schnitzt werden
die Pilaster,

Füllungen,

Gliederungen
und Aufsätze
und dann das
Ganze bemalt
und wenn sol-
ches in geschick-
ter und stilge-
rechter Weise
geschieht, so
wirken solche
Möbel, in Ver-
bindung mit
passenden Va-
sen, Uhren, Bil-
dern, Stoffen
und Tapeten
äußerst fein und
elegant, und ist

nur zu wünschen, daß sich dieser Stil, der am Ende der sechziger
Jahre in Deutschland Mode war und in Frankreich noch nicht
aus der Mode gekommen ist, auch wieder bei uns allgemein und
dauernd einbürgere, da er für das Damenzimmer oder einen kleinen
Salon trefflich paßt und wie schon angedeutet, verschieden behandelt,
reich und einfach und in allen Holzarten und Manieren ausgesührt
werden kann und überaus zierlich, gewissermaßen einfach und doch
hochelegant ist. Möbel für Gartenhäuser, Herren- und Rauch-
zimmer, überhaupt solche, welche von weichem Nadelholze angefertigt
und braun gebeizt werden, können auch, mittels passender Orna-
mente, die mit Emaillefarben aufgemalt werden, in bester und
schönster Weise dekorirt werden. Za es ist sogar die Möglichkeit ge-
boten, daß alte Möbel, die entweder durch schöne Arbeit sich aus-
zeichnen oder die aus Großmutters Zeiten stammen und unscheinbar
wurden, wieder mit wenig Mühe und Geldkosten aufgefrischt werden
und ein würdiges Aussehen erhalten könnten, dies umsomehr, als die
Farbenskala der Fabrik eine umfangreiche ist, da sie aus H8 verschie-
denen Tönen besteht, die außerdem noch gemischt werden können.
Doch auch Wandteller, Blumenvasen, Tischblätter, Zardinieren, Am-

peln usw. können in dieser Weise behandelt werden und bilden dann
eine wahre Zierde für jedes Zimmer. Mit der durch die Horn
und Frank'schen Farben so außerordentlich erleichterten Emaillemalerei
hat sich ein neues kunstgewerbliches Gebiet erschlossen, das um-
fassendster Ausbeutung entgegengeht, insofern sich diese Malerei nicht
nur der Fachmann, sondern auch jeder kunstsinnige und einigermaßen
farbenkundige Laie zu Nutze machen kann, ganz besonders aber
dürfte dieselbe in der vornehmen Damenwelt als angenehmer künstler-
ischer Zeitvertreib viele Freunde erwerben.

Ersatz für ^olZmofark^DrSeLten.

IiDolzmosaik-Arbeiten zu ersetzen, und zwar ohne Anwendung von
Papierschablonen oder Patronen, bei gleichzeitiger größerer
Dauerhaftigkeit und Billigkeit derselben, ist der Zweck einer patentirten
Erfindung von Simon Dreyfuß in Hagenau.

Dieses Verfahren besteht darin, daß man die gewünschte Zeich-
nung auf der Vorderseite des Fournirs mit schwarzer Areide oder
blauem Aopirstift punktirt verzeichnet und darauf mit einer besonderen
Zmprägnirungsmasse mittelst Stahlfeder fein ausführt und trocknen

läßt. Diese Zm-
prägnirungs-
masse besteht
aus 60 Theilen
Rienruß, sOO
Theilen Rup-
servitriol und
50 Theilen Spi-
ritus. Nach er-
folgter Trock-
nung der Zeich-
nung werden
dieFournire ca.
20 Stunden in
klarem,sich fort-
während er-
neuerndem
Wasser gewa-
schen. Hierdurch
erreicht man,
daß die Zeich-
nung nicht nur
fixirt wird, son-
dern schließlich
auf der Rück-
seite des Four-
nirs erscheint,
also dasselbe
vollständig
durchdringt. Da
die Zeichnung

sowohl in den Umrissen als auch in der ganzen Fläche nicht nur aus
das betreffende Fournir aufgetragen ist, sondern auch dasselbe durch-
dringt, so ist hierdurch für die bisher für diesen Zweck verwendeten
Mosaikplatten ein billiger und dauerhafter Ersatz gefunden, weil die
vollendete Arbeit nur, wie vorher erwähnt, aus einem zusammen-
hängenden Fournir besteht, dessen Struktur nicht durchschnitten ist.

Wir hielten es für angezeigt, obiges Verfahren mitzutheilen,
jedoch dürste unsres Erachtens langes Ueben und probiren dazu ge-
hören, ehe es dem Verfertiger möglich ist, dem Publikum derartig
verzierte Möbel anzubieten.

-Hu oSrnflrtzenüer MöMSung.

ÄMer im Rokokostil von Professor Hermann Aolb in Stuttgart ent-
worfene Wandschirm wird sich nach der uns vorliegenden farb-
igen Ausführung ganz besonders anmuthig und effektvoll ausnehmen
in zartvioletter Malerei auf crsmefarbigem Grund, die Amrahmung
ebenfalls in creme, jedoch etwas dunklerer Tönung mit Vergoldung
der erhabenen Stellen.

Abbildung Nr. 23S. Wsndfchirm im Moküko--Stil. von Prof. Ls. Kolb.
 
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