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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 2.1891

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Der Goldrahmen
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Farbige Fotografien
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https://doi.org/10.11588/diglit.11379#0161

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September-Heft.

Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für „Znnen-D ekoration".

Seite (37.

otSvatzmen.

s^AUW^ch will es gestehen, ich muß mir erst Muth machen, wenn ich über den
Goldrahmen schreiben will. Ls ist so ein schrecklich erhabenes Ding,
dieser Goldrahmen; er thront in so unangefochtener Herrlichkeit an
^ daß mich's ordentlich durchschauert: sollte diese Unange-

fochtenheit eine Unanfechtbarkeit sein? Und er gilt auch für etwas so ganz außer-
ordentlich „Feines". Sieht man auf seine goldene Uhr, so meint man schon, man
habe etwas, und sie ist doch nur ein paar Guardratzoll groß, welche Ehrfurcht muß
man vor dem Guardratmcter Goldes empfinden, der dort rahmenförmig über das
Zimmer strahlt und alles Andere in den Schatten stellt.

Auch in meinen kühnsten widerspruchsgelüsten versteige ich mich nun nicht
zu der Behauptung, daß dieses Strahlen nicht unter Umständen wirkungsvoll, ja
schön sein könne. Lin Goldrahmen kann ein Flimmern ins Zimmer bringen, das
nicht nur reich, sondern auch reizend und in jeder Weise anmuthig wirkend ist.

Aber ich möchte mir zunächst erlauben, darauf hinzuweisen, daß jedes Bild
mit seinem Rahmen in künstlerischer Bezieh-
ung zweierlei werthe hat, die man mitein-
ander in Linklang bringen soll: einen Werth
für sich und einen schmückenden, d. h. einen
Werth für die Umgebung, und daß es eine
Rohheit ist, eine Sache tot zu schlagen, in
der Meinung, daß sie als schöne Leiche noch
besser „ausfieht". Meine These aber ist: der
Goldrahmen schlägt die meisten Bilder tot
oder er schädigt doch wenigstens ihre Lebens-
kraft. Fragen wir uns einmal, was eigent-
lich ein Rahmen für das Bild selber zu be-
deuten hat. Zweierlei find seine Wirkungen,
beide hängen innig mit einander zusammen.

Erstens: er löst das Bild von seiner
Umgebung ab, er isolirt es. Der Maler, der
uns z. B. in eine Landschaft blicken läßt,
verlangt von uns, daß wir das Auge ganz
anders „einstellen", wenn wir sein Gemälde
besehen, als wenn wir den Schrank besehen,
der daneben steht, er verlangt, daß wir uns
in sein Bild „hineinsehen" sollen. Diese Ab-
trennung der Umgebung erleichtert nun der
Rahmen, er giebt uns gleichsam ein Fenster,
durch das wir aus der Wirklichkeit in die ge-
malte Welt hinaussehen. Je kräftiger der
Rahmen ist, je besser gelingt ihm diese Wirk-
ung — und wir wollen dem Goldrahmen
nicht abstreiten, daß er sie in hohem Grade
erreichen kann. Ls wäre auch sonst seine
dauerhafte Beliebtheit wenigstens bei den
„Laien" kaum erklärlich — daß die Künstler
in den seltensten Fällen überzeugte Verehrer
des Goldrahmens sind, ist nach meinen Be-
obachtungen so gewiß, wie daß sie sich dem
Geschmack des Publikums, ja den Anforder-
ungen einiger Ausstellungsvorstände gegen-
über hinsichtlich seiner Anwendung in einer
Zwangslage befinden. Aber der Rahmen
hat noch eine zweite Aufgabe zum mindesten
in den meistern Fällen. Es ist eine physiolog-
ische Unmöglichkeit, daß ein Bild die Lichtkrast
-er Wirklichkeit erreiche: weder ein Tag-
noch auch ein Nachtbild kann dies. Es
ist aber auch, wie Jedermann weiß, eine bis auf wenige Ausnahmen sehr
wichtige Sache, daß Bilder möglichst lichtstark erscheinen — nicht möglichst stark
beleuchtet, sondern möglichst stark leuchtend, leuchtend wie aus innerer Kraft heraus,
so daß sie der Natur so nahe komme, wie möglich. Und weshalb nehmen wir
nun z. B. das doch in Wahrheit gegen das Licht des Sonnentages so spärliche
Licht der Theaterbühne für Tageslicht hin? Aus demselben Grunde, aus welchem
wir Abends, wenn die Hausmauern dunkler sind, als die von der Lampe erleuchteten
Stuben, doch von der Straße her tief in diese Hineinblicken können, während wir
am Tage von außen her nichts des Inneren erkennen können, obgleich es doch
drinnen an und für sich Heller ist, als am Abend. In dunkler Umgebung erscheint
alles Heller: deshalb verdunkelt man die Umgebung der Theaterbühne, den Zu-
schauerraum. Auch das Bild soll Heller, leuchtender wirken, deshalb, selbstverständlich,
nimmt man dafür stets einen dunkeln . . .

Ja so, man nimmt ja zumeist einen Goldrahmen. Das hell leuchtende, das
womöglich gar blitzende Metall umfaßt das weniger leuchtende Farbenbild —
und statt der aufhellenden Wirkung tritt eine verdunkelnde ein. Man verengt
die Pupille, die erweitert werden sollte, man blendet, wo gedämpft werden sollte.

Handelt fich's um rein dekorative Bilder, um Gemälde, die also gar nicht
ihrer selbständigen, sondern nur ihrer schmückenden Wirkung wegen da sind, so
ist der Schaden der Goldrahmen freilich nicht groß, im Gegentheil, so können sie
unter Umständen sogar am Platze sein, wo ein feinerer und tieferer, wo vor
allem ein selbständiger Gehalt der Gemälde da ist, dort jedoch treten die Gold-
rahmen als schwere Beschädiger des Eigenlebens der Kunstwerke auf, wenn uicht

ganz besondere Ausnahmesälle vorliegen. Man vergleiche nur einmal z. B. im
Berliner Museum die Bilder in Gold- mit denen in dunkeln Rahmen. Aber an-
genommen, in einer bestimmten Wohnung mit vielen Goldrahmen säße Jeder um
ein Ansnahmebild, das er wenigstens nicht verdürbe: ist denn diese haufenweise
Anwendung von Goldrahmen in unfern Wohnungen an und für sich wirklich
schön? Ich leugne durchaus nicht die in ihrem Reichthum feine Wirkung, die
geschickt vcrtheilte Goldrahmen Hervorrufen können, aber ich gestehe auch, daß ich
weit häufiger, als einer solchen, einer anderen Wirkung begegnet bin, die höchst
bezeichnend ist für den Geist des Parvenü- und Plebejerthums, der die meisten
unserer „vornehmen" Wohnungen beherrscht. Der Eindruck des Traulichen, An-
heimelnden, der behaglichen Ruhe, wird durch ein Uebermaß der vergoldunaen
fast regelmäßig zerstört, aber auch der Karakter des Festlichen, den in Privat-
wohnungen zudem doch höchstens der „Salon" ausdrücken will, erhält durch un-
vorsichtige Goldhäufung leicht den häßlichen Beigeschmack des protzigen, während

man an vornehmer Feierlichkeit verliert. Wo
es am Platze ist, wo es mit Maß, Vorsicht
und Geschmack angewendet wurde, da ist
Gold gar oft erst „das Tüpferl über'm i",
das das Ganze fertig macht. Aber das
Tüpferl über'm i ist trotz seiner Wichtigkeit
doch nicht die Hauptsache beim i — wir
müssen dafür sorgen, daß der Goldglanz die
übrigen guten Dinge hebt, nicht aber durch
sein Uebergewicht beeinträchtigt. Vorsicht also,
wo es gilt, die passenden Bilderrahmen zu
wählen: Schönheit und Prunkerei sind zweier-
lei Dinge. (Das Kunstgewerbe v. ^.)

Markige Wotogvsfien.

rMi ie wissenschaftliche Welt ist seitens des
Herrn Lippmann, Professors der Na-
turwissenschaften in der Sorbonne, durch eine
hochsensationelle Mittheilung, welche er in
der letzten Sitzung der französischen Akademie
der Wissenschaften veröffentlichte, auf das
Nachhaltigste überrascht worden. Dieser Ge-
lehrte legt nämlich eine Entdeckung vor,
nach der die ganze Farbcnskala des Sonnen-
sxektrums auf einer lichtempfindlichen Platte
genau so getreu hervorgerufen werden kann,
wie Umrisse oder Schatten bei den jetzigen
Negativs und Abdrücken der Fotografie.
Ebenso ausgezeichnet gelang dem Erfinder
die Reproduktion einer Glasmalerei in den
glänzenden Farben des (Originals. Das Pa-
tent- und technische Bureau des Herrn Richard
Lüders in Görlitz hat vor einiger Zeit von
ähnlichen versuchen eines Franz Veres, Foto-
grafien in beständigen Farben herzustellen,
berichtet. Während aber über das Geheim-
niß dieses Verfahrens ebenso tiefes Schweigen
herrscht als über die weiteren Erfolge, hat
Lippmann, nach einer Mittheilung desselben
Bureaus, den weg angegeben, auf dein er
zu seiner wunderbaren Erfindung gelangte.
Er machte nämlich die Beobachtung, daß, wenn anstatt einer ununterbrochenen
Lichtwelle ein zum Beispiel durch Inferenz hervorgebrachter oder gebrochener
Lichtstrahl durch eine fotografische Platte ging, das Silber der Gelatine-Bromid-
platte sich nicht in einer Masse niederschlug, sondern in Lagen von nicht einmal
der Stärke der Seifenblasen sich absetzte, und zwar entsprach jeder Farbe eine
gewisse Stärke der Silberschicht. Diese Schichten, die sich in der Stärke genau
nach der Wellenlänge der Lichtfarben richten, haben nun aber die weitere Eigen-
schaft, daß sie nur die Farbenstrahlen des Sonnenspektrums durchlassen, durch
welche sie hervorgerufen wurde, also z. B. die von der rothen Farbe hervorge-
rufene Silberschicht lediglich die rothe Farbe usw. Auf diesem Prinzip beruht
Lippmann's wunderbare Entdeckung, die im Falle des Sonnenspektrums und der
Glasmalerei schon die überraschendsten Resultate erzielt hat. Die Zukunft wird
es lehren, ob das Verfahren auch auf Landschaften oder Porträts anwendbar wird.

Uolxmürmev ?u vertilgen. E. Z. schreibt in der Zeitschrift „Für's
Haus": Jüngst rieb ich mit feinem Terpentinöl einige xolirte Möbel ab, unter
diesen befand sich auch ein Tisch, in welchem der Holzwurm seine Arbeit begonnen
hatte. Ich goß auf die Tischplatte etwas Gel, und zu meinem Erstaunen kamen
eine Menge häßlich grauer Würmer aus den Lächern gekrochen. Am nächsten
Tage sah ich wieder nach, und in den verschiedenen Löchern, aus welchen sie noch
nicht ausgekrochen waren, staken die Bösewichter vertrocknet. Nun halte ich immer
Umschau, und wo sich eine verdächtige Stelle zeigt, drücke ich mit einem mit Del
getränkten Schwämmchen daraus und reibe natürlich mit einem feinen Läppchen
wieder nach.

Abbild. Nr. 220. Povlrrrr im Stil Wouis xvl. s. Beschr. s. tS8.
 
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