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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 2.1891

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Schwinghammer, Eugen: Faltige Stoffgehänge
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Oktober-Heft.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für „I nn en - D eko ration".

Seite (53.

Mn unsere geehrten Möonnenten!



Je mit durchweg vortrefflichen textlichem und illustrativem In-
halt, welch' letzterer theilweise als direktes Vorlage-Material
gelten kann, ausgestatteten Hefte des laufenden Jahrganges
unsrer Zeitschrift für „In n en - D ekora ti o n" werden unseren ge-
schätzten Lesern die Neberzeugung von der absoluten Innebaltung
unsres zu Anfang dieses Jahres dar-
gelegten redaktionellen Programms ge-
bracht haben und gleichzeitig die Ga-
rantie bieten, daß wir auch in Zukunft
mit dem Ausbau unsres Unternehmens
progressiv weiterschreiten werden. Die
neuerdings stattgehabte Erwerbung
einer ganz bedeutenden Anzahl muster-
gültiger Original-Entwürfe, bei
deren Ankauf wir die weitgehendsten
Geldopfer nicht gescheut haben, sowie
die am (. Oktober zur Eröffnung und
Beurtheilung gelangenden Ergebnisse
unseres „Preisausschreibens",
für welches ebenfalls bereits eine
Fülle von Entwürfen vorliegen und die
daraus resultirenden weiteren dauern-
den Verbindungen mit hervor-
ragenden Aünstlern, welche den
Ureis unserer bewährten Mitarbeiter
um ganz Erhebliches erweitern, werden
uns in die angenehme Lage versetzen
dem nächsten Jahrgang wiederum
einen noch bedeutend werthvolle-
ren Inhalt zu geben, zumal wir
auch zur Lieferung von Textbeiträgen
erweiternde Verbindungen mit re-
nommirten Fach-Autoren ein-
gegangen sind. — Die bei dieser
Ausgestaltung unsrer Zeitschrift er-
forderlichen unausbleiblichen und regel-
mäßig wiederkehrenden hohen Unkosten
zwingen uns vom (. Januar n. I.
ab eine kleine Erhöhung des Bezugs-
preises eintreten zu lassen, und zwar
von M. 5.—, Ausland M. 6.—>, auf
W. 8.—, Ausland W. 9.— pro
Halöjahv. — Der geringe Aufschlag
von nur M. 3.— pro Halbjahr, wird
bei einem Vergleich mit anderen ähn-
lichen Zeitschriften ergeben, daß der
Bezugspreis unsres Blattes noch immer
um mindestens 2S o/g billiger ist
als derjenige jener Blätter; ob und
um wieviel Prozent aber der Inhalt
unsrer Zeitschrift werthvoller und
die Herstellung kostspieliger ist, das
zu beurtheilen, überlassen wir willig
unseren verehrten Abonnenten. — Ein
einziger der von uns gebrachten Original-
Entwürfe, den der Architekt, der
Aunstgewerbetreibende oder der
um Ausschmückung seines Heims be-
mühte private zur praktischen Verwerthung zieht, wird in jedem Falle
den Bezugspreis reichlich aufwiegen. Wir zweifeln daher nicht, daß uns
auch im nächsten Jahre unsere hochgeschätzten Leser die alte Gunst be-
wahren werden und versichern dafür wiederholt unserm Geschäftsgrund-
satz »Raotis non verbis«: — „Durch Thaten, nicht durch Worte"
— auch ferner getreu, stets vom WulkN NUV das Neflr zu bieten.

Die Lchriftlsitung und Geschäftsstelle der


Abbildung Nr. 2H2. Sksnkmhv im Rokoko-Stil

Aufgen. im kzl. baffr. National-Museum von R. Spaeth.


Illustr. kunstgewbl. „Zeitschrift für Itmen-Sekoration

Mltrge -Dtoffgehänge.

Zu unsrer Beilage von Eugen Schwing Hammer.

enn dem Dekoratör die Zeichnung eines Stoffarrangements
zu Händen kommt, so stellt er sich wohl im ersten Moment
die Frage: „Wie muß der Stoff ungefaßt werden, um
den Faltenwurf so gestalten zu können, wie er bildlich dargestellt ist?"

Nun sind allerdings bei manchen Falten-
gehängen komplizirte Aunstgriffe nöthig,
die auch von dem geühten Praktiker
manchmal nicht so leicht herausgefunden
werden. Ob nun gerade diejenigen
Stoffarrangements, welche den Deko-
ratör vor ein solches, schwierig zu
lösendes Problem zu stellen scheinen,
gerechtfertigt sind, das beantwortet
sich von selbst durch die Anführung
der Begeh welche dem Dekoratör in
erster Linie beim Entwerfen einer
Stoffdekoration gegenwärtig sein muß,
gleichviel, ob er eine sog. „aus dem
Ganzen drapirte" oder eine nach geo-
metrischen Grundsätzen „zugeschnittene"
Dekoration im Auge hat. Unter dem
in erster Linie angeführten, aus dem
Ganzen drapiren, versteht man diejenige
Art, welche der Aünstler zwecks Er-
reichung von Faltenwürfen anwendet,
nach welcher die Aonfektioneuse die
Rockdrapirungen der Damenkostüme
anordnet und welche der Dekoratör
bei Verwendung von „abgepaßten Vor-
hangshawls" (in letzter Zeit auch viel-
fach quergestreiften) gebraucht. Im
anderen Falle, wo es sich um zuge-
schnittene Drapirungen handelt, werden
selbige in ihre einzelnen Theile zerlegt
und diese einzeln zugeschnitten.

Handelt es sich nun uni Dekorationen,
die bei der Anfertigung nach der einen
oder der andern der beiden Ausführ-
ungsweisen in Betracht kommen, für
beide Arten ist die eine Regel gleich
bindend, nach welcher unter allen Um-
ständen die Eigenschaft der „Natürlich-
keit" gewahrt werden muß, nach welcher
es auch dem Laien sofort möglich ist
^ zu konstatiren, wo der Anfang und das
Ende des zur Drapirung verwandten
Stoffes zu suchen ist.

Das in vorliegender Beilage gege-
bene Motiv zeigt eine zugeschnittene
Stoffdekoration. Die scheinbar um die
Gallerte geschlungene Partie besteht
aus sechs einzelnen Theilen: aus drei
Festons, aus einer doppelten Röhren-
falte zur Verbindung der beiden links-
seitigen Festons und aus zwei End-
zipfeln, welche selbstverständlich beim
Aufhängen an die anstoßenden Festons
angenäht werden, wie auch die Röhrenfalte an die Festons befestigt ist.

Der zweimal hochgeraffte Vorhangshawl, welcher vom Fußboden
bis zur oberen Raffung dasselbe Stoffquantum beansprucht, wie der
linksseitige, gerade herabfallende Shawl, erhält über der oberen Raffung
eine bedeutende Verbreiterung, welche durch einen, ebenfalls nach geo-
metrischen Regeln konstruirten, extra zugeschnittenen Ansatz, den sog.
„Shawl-Ansatz" ermöglicht worden ist. Die Schnurgehänge und Quasten
über der Drapirung sollen der Dekoration ein leichtes, gefälliges r ud der
übrigen Wanddekoration entsprechendes, reicheres Gepräge verleihen.
 
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