Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 2.1891

DOI Artikel:
Der deutsche Kachelofen
DOI Artikel:
Fensterscheiben, welche die Feuchtigkeit anzeigen
DOI Artikel:
Die größten schmiedeeisernen Thore
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11379#0091

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Mai-Heft.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für „Znnen-D eko r a t i on".

Seite

^rv deutsche Hachetofeu.

<er Kachelofen, unerläßlich im echten deutschen Heim, war schon seit !
alten Zeiten wegen seiner Nützlichkeit ein geehrtes, ja vielleicht das j
geehrteste Stück vorn Hausgeräthe. Im zs. Jahrhundert besonders j
war er im Hause eine Hauxtzierde. Die Töpferei hat ihm zu dieser !
Zeit eine im höchsten Grade künstlerisch vollendete Form gegeben, die ihn mit
Recht an die Spitze aller kunstgewerblichen Erzeugnisse stellte.

Wir sehen dies in zahlreichen Museen. Es leuchtet ein, daß der Gfen
dieser Zeit einen großen Einfluß ausübte auf die trauliche Gemüthlichkeit der
Wohnung; wo wäre die Poesie der Spinnftuben ohne ihn und was die Erzähl-
ungen der lieben Großmutter? „Setzt Euch auf die Bank des warmen Kachel-
ofens, dieser ist ein Brütncst trefflicher Gedanken", singt Scheffel. Auch Professor
Ferdinand Luthmcr singt dem deutschen Bfen ein Loblied und schreibt in
„Vom Fels zum Meer" über denselben: „Unser vielgeschmähtes Klima, in dem, !
nach dem Ausdruck jenes geistreichen Südländers,
der Sommer nur dadurch kenntlich ist, daß es drei
Monate im Jahre weniger stark schneit, hat doch >
das Gute gebracht, daß der Mensch sich das Innere
seines Hauses so behaglich als möglich gestaltet und
daß er namentlich dem wärmesxender schon früh
ein Gewand von künstlerisch verschönter Form ge-
gönnt hat. Die Feuerstelle bildet ja den natürlichen
Mittelpunkt des Hauses. Ja, Semper lehrt uns,
in ihr den Reim aller Monumentalbaukunst zu
sehen: der urzeitliche Nomade in Mesopotamien ist
gezwungen, sich für die Feuerstelle in der Fluß-
niederung einen Lrdaufwurf zu schaffen: der Herd
auf dem künstlichen Lrdhügel ist der erste Monu-
mentalbau, von dem der Mensch nur schrittweise
zu den Göttertcmxeln auf Terrassenbautcn vorzu-
schreiten braucht. Auch im antik-römischen Hause
ist der im Salon aufgestellte Vocus, der Hausaltar,
der zu feierlichen Gelöbnissen, Verlobungen, Ver-
tragsabschlüssen angezündet wird, nichts als das
Symbol des Herdes, der Feuerstelle des Hauses, an
welcher auch das Gast- und Asylrccht geübt wird.

Aber die rechte Ausbildung des Bfens war doch
den nordischen Völkern Vorbehalten; in Deutschland
und der Schweiz, in Skandinavien und Rußland
haben wir die Heimath des Thonofens zu suchen.

Nur er, mit seiner milden nachhaltigen Wärme
vermag uns das Behagen eines geheizten Zimmers
empfinden zu lassen. Bei allen anderen Erwärmungs-
arten ist die wohlthat mit irgend einer Dosis Un-
behagen verknüpft. Die Italienerin hat von vor-
herein darauf verzichtet, einen geheizten Raum zu
bewohnen. Das Sealdino, das Fcuertöpfchen mit
glimmenden Holzkohlen, kann nur eine lokale Er-
wärmung erzielen. Nicht viel anders wirkt der
Kamin, den wir deshalb auch nur in Ländern von
mildem Klima finden, wie Frankreich und England;
wo er bei uns eingeführt ist, pflegt er oft nur die
Maske eines tüchtigen Thon- oder Lisenofens zu sein.

Wohl mag sich's bei dem knisternden Flacker-
seuer der Holzscheite prächtig plaudern, — die Ge-
schichten, die uns Souvestre colu du keu" er-
zählt, sind behaglich genug — aber im Grunde
wird der Mensch am Kamin doch ähnlich behandelt,
wie ein Braten am Spieß, mit dem einzigen Unter-
schiede, daß es seiner eigenen Intelligenz überlassen
bleibt, wann er sich an einer Stelle für genug ge-
röstet erachtet, um sich umzudrehen. Die Zentralheiz-
ungen — ihre Zahl ist bekanntlich Legion — haben
etwas Brutales, Unausweichliches, das sie zu
schlimmen und unbehaglichen Zimmergenossen macht. Möge die Technik, die ja
in ihncn ihre Lieblingskindcr sicht, sie dieses Karakters entkleiden; erst dann
werden sie für Räume, in denen das Behagen wohnen soll, brauchbar sein. Vor-
läufig möchten wir sie in öffentliche Lokale, Kasernen, allenfalls in die Vestibüle
und Treppenhäuser unserer Wohnungen verweisen.

Der eiserne Gscn ist das Sinnbild unserer nomadischen Wohnungsverhält-
uisse, zumal wenn er konsequenteiweise, wie es am Niederrhein geschieht, zum
mobilen Hausstand gerechnet und aus einem Miethshaus ins andere mitgenommen
wird. Ein Feuerherd, der seine Stelle wechselt! man sollte den Begriff einem
alten Griechen oder Römer, der in unser modernes Leben versetzt würde, einmal
klar zu machen suchen!

Solcher respektlosen Behandlung sicht sich, der Kachelofen nicht ausgesetzt.
Er war im Hause, ehe all das mobile Gesindel, die Tische, Schränke, Sofas und
pianinos da waren, und er wird seine Ecke mit monumentaler Ruhe behaupten,
wenn geschäftige Hände den ganzen Kram einmal hinaustragen: ihn trägt man
nicht fort." Soweit Professor Luthmer. —

Um so schmerzlicher muß es berühren, wenn wir mit dein Verfall

der Renaissance auch das Ende der künstlerischen Form des alten trauten
Bfens erblicken müssen. Weit über ein Jahrhundert war die Herrlichkeit des
deutschen Kachelofens entschwunden, als er, der neuen Richtung des Geschmackes
folgend, wieder zu seinen alten schönen Formen und farbigen Glasuren zurück-
kehrte. In nicht geringem Maße verdanke der Kachelofen die Wiederherstellung
seiner alten Pracht der Kunsttöpferei von Hausleiter «L Lisenbeis in Frank-
furt a. N. An der Hand alter schöner Briginalmodelle und Formen, welche durch
langjährigen unermüdlichen Eifer gesammelt wurden, hat das Institut der Ge-
nannten unter Beihülfe namhafter Künstler neue Formen geschaffen und die alten
dem Gebrauch der Jetztzeit angexaßt. Zwei Jahrzehnte schon arbeitet die Fabrik
mit unablässigem Fleiße an der Vervollkommnung ihres Fabrikates, und man darf
sagen, mit dem größten Erfolg! — was villeroy LBoch in Mettlach und
die sächsische Po rz e l lanfa brik zu Meißen in ihren resp. Fabrikaten bedeuten,

das bedeutet Hausierter^: Eise nbeis in
Bezug auf künstlerisch und technisch vollendete
Herstellung des Kachelofens. Die auf allen nam-
haften Ausstellungen der letzten fünfzehn Jahre
der genannten Firma zu Theil gewordenen höchsten
Auszeichnungen geben davon beredtes Zeugniß.
Misere nebenstehende Abbildung gibt ein treffliches
Bild über die Leistungen des Etablissements.

Gothik und Renaissance sind es, in denen die
Hausleiter'schen Fabrikate brilliren; befindet sich doch
die Fabrik in Nürnberg, der Stadt der Gothik und
der deutschen Renaissance. Im Z7. Jahrhundert trat
der verfall der Renaissance ein, es begann das
Barock. Auch in diesem Stile leistet das Etablisse-
ment Hervorragendes. Vollends das leicht beschwingte
zierliche Rokoko, das sich in neuerer Zeit zum Tages-
stil zu machen bemüht, zeigt von dem künstlerischen
Schaffen der Firma, wie unsre Abbildung Nr. ;72
zeigt, welche den Händen zweier hervorragender
Künstler entstammt. In gleicher Höhe mit den
Fortschritten bei der Erzeugung der Besen steht
auch die technische Einrichtung in Bezug auf deren
Heizfähigkeit. Neben der Feuerung für Holz und
Kohlen werden auch Regulir-Fülleinrichtungen für
Kohlen und solche zu kontinuirlichem Feuer konstruirt.

Abbildung

Machelofen im

Nr. ^75.

M0K0K0--KM.

UenstevMeMen,

welche die Werlchkiglrrit aii^eigen.

Line hübsche Verwendung der Kobalt- und
Nickelsalze, welche bekanntlich jede Feuchtigkeits-
veränderung durch bestimmten Farbenwechsel an-
zeigen, lehrt Rückert im „Rep. anal. Chemie". Be-
streicht man Fensterscheiben, Tapeten oder ähnliches
mit Lösungen von: a) Chlorkobalt p, Gelatine
Wasser zoo, k>) Lhlorkuxfer x, Gelatine zo, Wasser
zoo, c) Lhlorkobalt z, Gelatine 20, Wasser 200,
Nickeloxydul o,7S, Lhlorkuxfer 0,25, so sind die
Flächen bei trübem Wetter farblos, bei Hellem
Wetter: bei z blau, bei 2 gelb und bei 2 grün.

Wie größten

fchmieöeeifevnerl Wore.

Die größten schmiedeeisernen Thore, welche je
in einer deutschen Stadt angefertigt wurden, wird
die Metropole des deutschen Reiches aufzuweisen
haben, und werden dies die Thore sein, mit denen die
nach dem Schloßplatz gelegenen Portale I und II des
Königlichen Schlosses und das Hauptportal im
Losander von Gocthe'schen Triumphbogen an der Schloßfreiheit versehen werden.
Das Thor für das Hauptxortal des Eosander'schen Triumphbogens besitzt eine
Breite von 8 m und eine Höhe von etwas über 9 m, während die beiden anderen
Thore je eine Breite von q. m und eine Höhe von 7 m anfweisen. Eine besondere
Schwierigkeit in der Konstruktion dieser Abschlüsse lag darin, daß die nach außen
ausschlagenden Thüren sich freischwebend tragen sollten, während es sonst üblich, daß
die Flügel auf Räder gesetzt und mittelst derselben über Schienen bewegt werden.
Im vorliegenden Falle ist nun diese Schwierigkeit in so geschickter weise gelöst
worden, daß der wachhabende Posten die freischwebende gewaltige Eisenlast mit
Leichtigkeit hin- und herzubewcgen vermag, wie bedeutend die letztere ist, geht
daraus hervor, daß der Portalabschluß II unter Hinzurechnung der beiden Pforten
nicht weniger als xgo Zentner wiegt. Die Ausführung der im Barockstile ge-
haltenen Thore geschieht nach Angaben der König!. Hof-Bauverwaltung in den
Werkstätten der Firma Ed. Puls in Berlin.

Unsrem heutigen Hefte liegt ein Prospekt der Firma Vsvl Wsvdknev
in Vsterndovf a. M. bei, worauf wir besonders aufmerksam machen.
 
Annotationen