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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 2.1891

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Hofmann, Albert: Mein Wohnungs-Ideal, [3]
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Zu unseren Beilagen
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https://doi.org/10.11588/diglit.11379#0057

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März-Hest.

Zllustr. ku n stgewe rb l. Zeitschrift für „Zn n en-De ko ra t io n"

Seite -(3.

u unseren Weilagen.

unsrer heutigen „Eck-Dekoration" eines Rokoko-Salons haben wir
ersten Male das Vergnügen, den Entwurf eines änßerst talentvollen
begabten jungen Künstlers, Paul Stossek, unseren Lesern vor Augen führen
Z» können. Das genial angelegte Arrangement dürste sicher allgemeinen Beifall
finden, und freuen wir uns, schon
heute mittheilen zu können, daß wir
in Zukunft öfters Gelegenheit haben
werden, Zeichnungen des genannten
Künstlers in der „Innen-Dekoration"

Zu bringen. An Band der Angaben
des Zeichners geben wir in Nachstehen-
dem einige allgemeine Notizen, wie
sich derselbe im Großen und Ganzen
die Ausführung gedacht: Der Grund-
ton der Decke und wand mit Verzier-
ungen ist in Hellen, luftigen Farbcn-
töuen lackirt oder auch in polirtcm
ksolz, in beiden Fallen mit reicher Ver-
goldung zu halten. In gleicher weise
auch die Möbel. Die Felder der wand
bleiben entweder glatt oder werden
mit großblumigem Seidenstoff bespannt.

Die Vorhänge an den Fenstern und
vor der Wandnische, sowie die Bezüge
der Sitzmöbel sind aus schwerem, gold-
durchwirktcm Brokatstoff. Die Decken-
felder, sowie die Wandnische werden
mit Gemälden ä In Watteau ausge-
füllt. Einige Erzeugnisse Chinas und
Japans, welche im Rokoko-Stil häu-
fig zur Anwendung gebracht wer-
den, bringen in ihrer eigenartigen
Ausführung und Farbengebung, in der
vorliegenden Zeichnung in Gestalt eines
Wandschirmes und verschiedenervasen,

Pagoden usw. in das Ganze eine
änßerst wirkungsvolle und angenehme

Abwechslung. — Unsre weitere Beilage stellt eine „Plafond-Dekoration" aus
dem in allen Touristenkreisen bekannten, besonders für Architekten und Künstler
hochinteressanten Fürst!. Leiningen'schen „Residenzschloß Amorbach" (Bayern) dar,
und dürste unsres Erachtens eine genauere Beschreibung überflüssig sein. Die
Dekoration kann ebenso gut nach dem (Original in bemaltem Stuck, als auch nur
in Malerei ausgeführt werden, wir werden in einiger Zeit noch eine weitere
Dekoration aus diesem Lustschloß unseren Lesern vor Augen führen.

wiefk asten.

Abbildung Nr. tZo. Wickenkiffrn im Uokvkostil von m. Rothschild.

krsu ksbrllcinspekloc p. in 6. Zur Reinigung von Kronleuchtern haben wir
in Nr. vorn vorigen Jahrgang eine anleitende Notiz gebracht.

llllolar liV. in 8.. 7ritr 7b. in 2.., krcbitelck 8. in 8.. lVlöbel- und velcorLtionL-
gesckStt in 7., Kunstschlosser l.. in 0., llentner bl. in vkio., lVlijbelrelclmer X. in l..,
»rclntekt 8. in Kairo. Leider oder eigentlich erfreulicherweise können wir den ganz

unerwartet stark nachbestellten I. Jahr-
gang nicht mehr komxlet liefern, wir
verweisen auf die bezügliche Anzeige
im heutigen (fest und bitten um Be-
nachrichtigung, ob wir das II. Semester
senden sollen.

König!. voniünenrstli 8ck. in 8r. In

Nr. Z8 vor. Iahrg. finden Sie als Ex-
tra - Beilage eine äußerst wirksame
Thürdekoration für ein Herrenzimmer.

7rsu Leneralin v. 6., Lxcollenr. In
einem elegant und stilvoll eingerichte-
ten Vorzimmer sollte man Geweihe
als Dekorationsstücke vermeiden.

8anl<ior 8ck. in 8. Vortreffliche
Imitationen von Glasmalereien sind
die Grimme ä: Pempel'sche» Diapha-
nien. Genannte Leipziger Firma sendet
Ihnen Katalog gern kostenfrei zu.

Lrisda in der llntermarli. Das „Be-
kenntniß - Buch" wird Ihnen jeden-
falls viele angenehme Stunden in Ihrer
Waldeinsamkeit bereiten. Sie müssen
nur danach trachten, die Blätter mög-
lichst schnell von Freunden und Frennd-
innen mit Antworten versehen zn
lassen, um sich dann an den Erinner-
ungen weiden zu können, weitere
zwei Exemplare haben wir Ihrem
Wunsche gemäß an die uns aufge-
gebenen Adressen abgesandt.

krau 61. ä. in 8. (württemb.). des-
gleichen nebst freundlichem Gruß.

Mreissusschrriliru. Der ver-
band der keramischen Gewerbe Deutsch-
lands erläßt ein Preisausschreiben,
Entwürfe für Dekorationsmalerei zu
einem Tafelserviee betr. Die Malerei
soll für Schmelzfarben bezw. Muffel-
saiben berechnet, der Entwurf neu und
eigenartig sowie von malerischem Karakter sein, ohne die Grenzen der Flächen-
malerei zu überschreiten. Ls ist der Nachweis Zu führen, daß die Dekoration in
ihren Motiven den lZanpttheilen eines vollständigen Tafelgeschirrs angcpaßt werden
kann, zn welchem u. a. ein Tafelaufsatz, eine Frnchtschaale, ein Suppengefäß, eine
Gemüseschüssel, Salznäpfe usw. gehören. Das Muster muß außerdem so theilbar
sein, daß es auch aus Messerböckcn, Löffeln und Lisschalen erkennbar wiederkehren
kann. Für die besten Einsendungen, die bis zum 25. Mai l. Is. in den pänden
des Pros. Alex Schmidt in Kobnrg sein müssen, stehen 550 M. Prämien zur Verfügung.

Fährlichkeiten im Anblick der ewig schönen und ewig sich verjüngenden
Natur im Dienste der Wissenschaft ein Leben der stillen Arbeit, ein
der Familie geheiligtes und im Genüsse der Natur gestärktes Leben
zu führen. Zn solchen stunden malte ich mir dann in meiner Fan-
tasie aus, wie ich wohl mein Hein: gestalten würde, wie ich mir
insbesondere das geistige Leben in demselben einzurichten gedächte.
Zndem ich das Gebilde meiner Fantasie hier zu schildern unternehme,
werde ich oft genöthigt sein, auf verwandte Beispiele zurückzukommen.
Ich unternehme es gleichzeitig in der stillen Hoffnung, daß meine
Schilderung Anregung geben möge, das individuelle Leben des höher
denkenden Einzelnen der sozialen Gefahr, in die unsre Zeit nach
Tagen höchster idealer Erfolge eingelaufen ist und aus abschüssiger
Bahn mit bedrohlicher Schnelligkeit weiter geleitet, zur Versöhnung
mit sich selbst, zur Versöhnung mit dem Leben zu retten.

Der Aarakter einer Wohnung der gebildeten Stände wird durch
Zwei Hauptmomente vornehmlich bestimmmt: Durch das Familien-
leben und durch das gesellschaftliche Leben. Nein Gebildeter kann
sich diesen beiden Momenten entziehen. Zn beiden kann der Zndivi-
dualismus des Bewohners am klarsten zum Ausdruck kommen. Für
das Heim gilt so recht das Wort Lessings:

„Es eifre Zeder seiner uybestochenen

„Von Vorurlheilen freien Liebe nach."

Ts ist gewiß kein Zufall, daß uns die Schilderungen, welche Aünstler
wie Walther Firle, Alaus Meyer, Gotthard Auehl und Andere in
Znnenräumen und dem sie erfüllenden sonnenscheinvollen, gemüth-
reichen Leben entwerfen, uns so zu gewinnen vermögen. Es ist der
unbesiegbare Zndividualismus, der, abseits von den Launen und den
Foxderungen der großen individualitätslosen Menge, lediglich seinen
Tedanken lebt und diese in den sie umgebenden Dingen zum Aus

druck bringt, die Dinge mit den: Empfindungsvermögen und den:
feineren Seelenleben einer feinsinnigen Natur vermählt, der hier die
Brücke vom Aünstler zum Beschauer schlägt. Zn anziehender Weise
schildert Hermann Grimm aus der Umgebung von Lugano ein Heim,
welches so recht nur für die Bedürfnisse und Anschauungen der ein-
zigen Familie geschaffen ist, die es bewohnt. Zch setze die Stelle aus
der „Deutschen Rundschau" XIII 3, Seite ^32, hierher: „Nicht weit
von den: auf die Stadt herabsehenden Bahnhofe erhebt sich eine Villa,
der man ihre Zugend von Weiten: schon ansieht. Zn eigenthümlicher
Verbindung antik-griechischer und moderner Formen ist sie ausgeführt.
Zch habe nichts gesehen, was dieser Architektur ähnlich sah, es ist
eine individuelle Schöpfung. Vom Garten aus treten wir in ein
Atrium ein, das die Wohnstube der Familie bildet, die dieses Haus,
das man großartig und bescheiden zu gleicher Zeit nennen kann, für
sich gebaut hat. Nur für sich, kein Schaustück für Fremde, denen
es nur zufällig sich öffnet. Alles ist bemalt in diesen: Raume.
Römische Säulen tragen die bunte Decke. Die Wände erfüllen Fresko-
malereien. Der Wechsel der Zahreszeiten ist in großen Gemälden
daraus dargestellt, Szenen altgriechischen Lebens, aber in moderner
Bewegung ausgefaßt, jugendliche Frauen- und Mädchengestaltei:, die
Blumen in einen Tempel tragen, lebensgroße Gestalten, so lebendig
auf der wand gemalt, als seien es Porträts. Zun: Theil sind es
auch Porträts. Rechts führt eine Thür in ein Zimmer mit kostbaren:
echtem Hausrath in modern persischem Geschmacke, links ein anderes,
das in den: gleichen einfachen Reichthun: in: Stile der Renaissance
gehalten ist. Man fragt, wie sich das vertrage? Ausgeglichen
werden diese Gegensätze durch den unverkennbaren Stempel der Ent-
stehung all' dieses Schmuckes in der neuesten Zeit und durch den
ihnen verliehenen persönlichen Reiz. (Fortsetzung folgt.)
 
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