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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 2.1891

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Bodenschatz, Lorenz: Ausschmückung und Einrichtung der Wohnräume, [2]: unter besonderer Berücksichtigung der Wahl der Tapeten
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https://doi.org/10.11588/diglit.11379#0077

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verbreitet in Deutschland, Mesterr.-Ungarn, überhaupt in fast allen Aulturstaaten. Kleinere Beträge sind stets vorauszube>

Die Zeitschrift für „Innen-Dckoration" ist
bei der deutschen Reichs-Post unter Nr.
tzOtz? der Post-Zeitungsliste eingetragen.

Erhältlich durch jede Buchhandlung. Telegrainin-Adr.: Verlag Koch, Darmstadt.





Erscheint

bezogen

halbjährlich Nlcirk 5.—

halbjährlich Mk. 6.'—-.


II. Aayrgang. NsvmftaSl, im War Mj. War-Weft.

Nachdruck unserer Briginal-Artikel ist nur mit unsrer Lrlaubniß gestattet.

tnSschmuMung und 'Wrnrrchlmrg Lev

Moynräume

Allier besonderer Berücksichtigung der Kahl der Uaxeien.

Von L. Bodenschatz.

(Fortsetzung.)

ir kommen nun zu dem dritten
Hauptbestandtheil des Zimmers,
zu der Decke. Durch sie wird
die Bildung des abgeschlossenen Raumes
vollendet. Änd uns bei der Dekoration
der beiden vorbesprochenen Haupttheile
des Zimmers, nämlich des Fußbodens
und der Wand, bestimmte, unabänderliche
Gesetze gegeben, die wir zu beachten haben,
so ist bei Ausschmückung der Decke der
Fantasie des Künstlers umfassenderer Spiel-
raum aus diesem Grunde geboten, weil sich die Decke als ruhige,
Angestörte Fläche über uns ausbreitet, weder von Möbeln
verstellt, noch durch Bilder und dergleichen verhängt werden kann.
Freilich sind auch hier bestimmte Regeln zu beachten, und soll nament-
lich die Decke nicht den Eindruck der Schwere, sondern neben dem
Gefühl der Sicherheit den der Leichtigkeit machen. Bedingt
ist auch die Ausschmückung der Decke durch die Art derselben, ob
Balkendecke, Gewölbe oder Spiegeldecke, welch' letztere, als in den
bürgerlichen Wohnhäusern am meisten vorkommend, hier vorzugsweise
in Betracht kommt und den Malern, Stuckatören und Vergoldern ein
großes Feld für ihre künstlerische Fertigkeit bietet. Bekanntlich war
die Decke in den Häusern der Patrizier, in öffentlichen Gebäuden und
Palästen von jeher eine mit Vorliebe ausgesuchte Fläche für Künstler,

und die größten Meister der Renaissance-Epoche haben die Decke als
Fläche für ihre theilweise bedeutendsten Kunstwerke benutzt. (Rafael,
Michel-Angelo u. A.)

Nur in den bürgerlichen Wohnhäusern war die Decke seit
Ende des vorigen Jahrhunderts in unverzeihlicher weise vernachlässigt
und breitet sich als eine kalte,, weiß getünchte Fläche über uns aus.
Indessen ist auch hierin eine Besserung eingetreten. Man wendet der
Ausschmückung der Decke wieder mehr Aufmerksamkeit zu, und der
Plafondmaler tritt jetzt immer inehr in die ihm gebührenden Rechte
ein. Auch das Tapezieren der Decke mit eigens dazu ange-
fertigten Tapeten und Borden wird vielfach angewandt. Soll die
Ausschmückung der Decke in größeren, reich ausgestatteten Zimmern
der Dekoration des Ganzen angepaßt werden, und kommen hierbei
Zeit und Geld nicht so sehr in Betracht, so ist jedenfalls die Arbeit
eines geschickten Malers vorzuziehen, andernfalls aber bieten in neuester
Zeit Plafondtapeten mit ihren breiten Bordüren ein sehr schätzens-
werthes, auch in künstlerischer B e z i e h un g beachtenswerthes
Material.

Nachdem wir die drei Haupttheile des Zimmers besprochen,
erübrigt es noch einiger Nebentheile zu erwähnen, nämlich Thüren,
Fenster und Sockel. Hier begegnen wir nun auch einem Miß-
stande, der erfreulicher Weise immer mehr verschwindet. Es ist dies
der aus der Rokokozeit an uns überlieferte weiße Oelfarbenan-
strich, der uns Thüren und Fensterrahmen mehr aus Porzellan
hergestellt erscheinen läßt, als aus dem Material, aus welchem sie
wirklich angesertigt sind, nämlich aus Holz. Jetzt ist man denn end
lich wieder so weit gekommen, daß man dem Material sein Recht
läßt, indem man Metall wie Metall, Holz wie Holz und Stein wie
Stein behandelt, und Thüren resp. Fenster mit Holzfapbenanstrich
und Maserung versieht, was dem Auge einen behaglichen Eindruck
verschafft, auch zu unseren heute angewandten kräftigeren Farbentönen
unendlich viel besser harmonirt. Fort also mit den weißen Thüren
und Fenstern! Lassen wir der Natur ihre Rechte und versehen erstere
je nach der Tapete, mit helleren oder dunkleren Holztönen, mit der
charakteristischen Maserung: Eiche, Nußbaum usw., in deren Her
 
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