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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 2.1891

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Deutsche Gobelin-Stoff-Tapeten
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Metallspiegel mit unsichtbaren, durch Reflexion hervorzurufenden Bildern, Zeichen, usw.
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https://doi.org/10.11588/diglit.11379#0064

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Seite d-

April-Heft.

Zllustr. kun stg ew e rb l. Zeitschrift für „Z n n e n - D e ko ra 1 i o n".

entsche dvöettn^ Mapeten.

^nter der Bezeichnung „Gobelin-Stoff-Tapete" wird durch die
Firma Zoseph Jeimann in Berlin (Nochstraße Z)
auf dem Gebiete der N)andbekleidung eine Neuheit in den
Handel gebracht, worüber wir Folgendes erfahren: Man war in
Fällen der Anwendung von Stoffen auf stumpf wirkende Stoffe, wie
Sackleinen oder Zute angewiesen, die man mit der Schablone bedrucken
lassen mußte, ein Verfahren, welches bei wenig befriedigender Wirk-
ung immer verhältnißmäßig theuer bleibt. Die von Z. Heimann
fabrizirten Stofflapeten erscheinen berufen, diese Lücke auf dem Ge-
biete der Wandbekleidung auszufüllen, da diese Tapeten überall an-
wendbar, von schöner Wirkung und dabei nicht theurer sind, als ge-
preßte Papiertapeten.

Die Gobelin-Stofftapeten werden aus einem Gewebe hergestellt,
bei welchem nach dem Wortlaut der Patentschrift (D. R.-P. sfiöTD,
Nlasse 86 Weberei) nur die Nette aus gesponnenem Garn gewählt,
als Ginschlag dagegen roher Flachs genommen wird. Der ungespon-
nene Stengel wird in seiner natürlichen Länge angewendet, so daß
man Gewebe von einer bestimmten,
von der Länge des Stengels ab-
hängigen Breite erhält, bei dem
daher der Ginschlag nicht zwischen
dem Nettengarn schlangenförmig
hin- und hergewunden, sondern
jedesmal an der Längsseite des
Gewebes abgesetzt ist.

Die weitere Verarbeitung des
rohen Gewebes erfolgt zunächst,
um dasselbe geschmeidig und gleich-
artig zu machen, durch chemische
Behandlung unter hohem Dampf-
druck, dann aber unter einer starken
Pressung zwischen einem kräftigen
Walzensystem. Der ursprünglich
runde Ginschuß erscheint dann breit
gedrückt und durch die Nette in
längliche, kleine Vierecke getheilt,
das fertige Gewebe zeigt ein glattes,
flaches Norn, wodurch, da der Flachs
den natürlichen seidenartigen Glanz
behält, in jeder Beleuchtung andere
reizvolle Effekte erzeugt werden.

Das leuchtende, auf der Wand
vollständig klar erscheinende Norn
verleiht dem Gewebe ein außer-
ordentlich karakteristisches Gepräge.

Das Bedrucken geschieht mit Hand-
formen und nur mit echten chemischen

Farben, die in einem Dampfbade fixirt werden. Zuletzt werden die
Stoffe nochmals durch Walzen gezogen. Bedruckt werden die Tapeten
in der bekannten Fabrik von Nöchlin, Baumgärtner äc Gie. in
Lörrach. Für die praktische Verwendung besitzen die Stofftapeten
den Vorzug, daß dieselben sich nicht nur aufspannen, sondern auch
aufkleben lassen, so daß auch rund angelegte Wände, z. B. in Treppen-
häusern, mit dem Stoff bekleidet werden können. Das Verfahren
dabei ist dasselbe, wie bei imitirten Velour- oder Ledertapeten. (Die
Breite der Stoffe beträgt 70 cm, die durchschnittliche Länge 50 m.)

Die bis jetzt erschienenen Muster sind, wie das von der Ngl.
Zenralstelle für Gewerbe und Handel herausgegebene „Gewerbeblatt
aus Württemberg" mit Recht hervorhebt, durchweg gediegen. Die
Muster lehnen sich theilweise an klassische Vorbilder an und wirken
sämmtlich durch gute Formen und geschickt gewählte Farben. Der
Fabrikant hat eben eine Reihe tüchtiger Zeichner gewonnen, die die
Verwendung der besten Vorbilder sich zur Aufgabe stellen.

Aeber die Verarbeitung der Gobelin-Stofftapeten lassen wir
gleichzeitig noch einige nähere Anweisungen folgen: Die Stoffe können
ausgeklebt und aufgespannt werden. Grsteres Verfahren empfiehlt
sich am meisten, besonders für Treppenhäuser und Norridore; bei

Abbildung Nr. ,22. Schrank in

nicht geradlinigen Flächen ist dieses Verfahren allein anwendbar. Den
NIeister bereite man aus Roggenmehl möglichst steif und verwende
nur frischen Nleister. Nachdem die einzelnen Bahnen abgetheilt sind,
wird der Rand mit Messer und Lineal abgeschnitten und dann der
Länge nach mit Nleister bestrichen. Der frisch bestrichene Stoff ist ge-
schmeidig, und lassen sich die Bahnen durch leichten Druck der Hand
bequem exakt aneinanderschieben. Soll der Stoff ohne Makulatur
aufgekiebt werden, so sind die Wände vorher gehörig abzureiben und
zu lei,neu.

Beiin Aufspannen kann der zur Befestigung nöthige Holzrahmen
sowohl im Verputz, der alsdann vorher auszustemmen ist, als aus
den, Vexputz angebracht werden, letzteres ist bei noch nicht trockenen
Wänden zu empfehlen, damit der Stoff nicht fest auf der Wand auf-
liegt. Auch unverputzte Wände können bespannt werden. Beim
Ausspannen wird der Rand, der Zeichnung folgend, mit der Hand
! umgebogen. Die Bahnen werden in der Falze zuerst mit langen
I Stichen aneinandergereiht und dann mit der Maschine fest abgenäht.

Die auf der Rückseite vorstehenden Enden reihe man mit weißen
^ Fäden rechts und links auf. Nachdem der Stoff fest gespannt ist,

werden die Reihfäden von außen
herausgezogen. Für die Gobelin-
Malerei ist der Heimann'sche Go-
belinstoff in Ansehung der eigen-
artigen Struktur des Gewebes her-
vorragend geeignet.

^etallMegel
mit ullstchtvarrn, durch Ne--
siexion yervorMrufeuden
Vildrrn, Seichen usw.

Hie bekannten japanischen Wun-
derspiegel dürften durch das
nachstehende, von Philipp Rosenthal
und Narl Wegener in Moskau er-
fundene Verfahren wieder auf den
Schauplatz treten.

Der Gegenstand vorliegender Er-
findung bezieht sich auf ein Verfahren
zur Herstellung von Metallspiegeln
mit Bildern oder Zeichen, welche
beim Gebrauch des Spiegels als
solchen, unsichtbar sind, somit die
Güte des Spiegels nicht beeinträcht-
igen. Läßt man dagegen den Spie-
gel beleuchten und die Lichtstrahlen
ausTeine Fläche oder einen Gegen-
stand reflektiren, so wird das bis-
her bei Ansicht des Spiegels unsicht-
bare Bild durch die reflektirenden Lichtstrahlen aus der Fläche, bezw.
den, Gegenstände hervorgerufen werden.

Wie .solche Spiegel hergestellt werden, wird in der „Zllustrirten
Wiener Gewerbe-Zeitung" beschrieben:

Zur Herstellung der Spiegel kann man Metall jeglicher
Art verwenden. Man nimmt z. B. Eisen oder Stahl oder irgend ein
anderes geeignetes Metall und gibt demselben die gewünschte Form
des Spiegels. Die Spiegelfläche wird sodann gehärtet und hieraus
polirt. Aus der polirten Spiegelfläche wird hierauf ein erhöhtes oder
vertieftes Bild angebracht. Alsdann wird die Spiegelfläche wiederum
polirt, und zwar so lange, bis das Bild bei,,, Ansehen des Spiegels
nicht mehr sichtbar ist und die Wirkung des Abspiegelns nicht mehr
beeinträchtigt wird. Durch die Aenderung der Struktur des Metalls
bei Anbringung der Bilder wird jedoch durch die zweite Politur das
Bild nur unsichtbar und erscheint wieder, wenn der Spiegel beleuchtet
und die Lichtstrahlen von demselben aus eine andere Fläche reflektirt
werden. Die Bilder auf den polirten Metallspiegeln können durch Aetzen,
Graviren, Pressen und andere geeignete Operationen hervorgebracht
werden; man kann sich hierzu auch der Sandstrahlgebläse, des Gravir-
stichels, des Preßstempels und anderer geeigneter Mittel bedienen.

AM-

Wufikaiiliihvlz M>s dc»> XVI.
 
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