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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 2.1891

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Bötticher, Georg: Papiertapete und Linoleum, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11379#0051

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März-Heft.

Illustr. kun stg ew e rb l. Zeitschrift für „I nnen-Dekoration

Seite 3k.

^apievtapete unö Emoleum.

von Georg Bötticher.

o

(Schluß.)

auch die letzteren: die „Tretonnes" — den Fall ge-
setzt, sie wären im echten, rechten Tapeten-Rarakter gehalten,
(was keineswegs der Fall ist und gar nicht sein kann,
da sie ja zunächst als Möbelstoffe gedacht sind und nur durch den
unverständigen Zug der Mode, die Möbel- und Wandbekleidung von
gleichen: Stoff vorschreibt, zur Aufnahme gelangt sind — kommen nur
für den Wohlhabenderen in Frage, da ihr Preis, auch der der ge-
ringsten Sorten, noch immer erheblich theurer als der schon sehr vor-
nehmer, feiner Papiertapeten ist.

Noch eins wäre hier zu er-
wähnen. Man könnte mit Recht
auf die Dauerhaftigkeit
der Stofftapeten Hinweisen,
der gegenüber die der Papier-
tapeten nur sehr gering ist. Dies
muß unbedingt zugegeben wer-
den. Aber einmal ist dies bei
der Art unsres modernen Woh-
nens nicht ein wesentlicher Nach-
theil, denn länger als zehn Jahre
bewohnt durchschnittlich selten je-
mand seine Miethsräume, und so
lange hält eine Papiertapete aus,
und zweitens liegt geradezu in der
langen Dauer eines Wandstoffes
eine nicht unerhebliche Gefahr für
die Inwohner des Zimmers, in-
dem die Ansammlung von Staub
und Mikroben, die das Gewebe an
und für sich erleichtert, in so
langer Zeit beinahe gewiß eine
Gesundheitsbeeinträchtigung der
Bewohner zur Folge haben muß.

Dieser Umstand ist es auch, .
der den Hausbesitzern es gerade-
zu zur Pflicht machen sollte, ältere,
etwa 20 oder 30 Jahre an der
Wand hängende Tapeten zu ent-
fernen und durch neue zu ersetzen,
da dieselben (durch den langen
Gebrauch, obwohl'Idas Papier
das Festsetzen der Arankheitsstoffe
nicht begünstigt, infizirt sein oder
gar wohl noch giftige Farben,
wie deren früher angewendet
wurden, enthalten können.

Jeder sollte auch darauf halten,
daß bei dem Ueberzug in eine
neue Wohnung die Wände neu
tapezirt würden, da es immerhin
sehr leicht möglich sein kann, daß
die darin befindlichen Tapeten
von bisherigen kranken Miethern
Ansteckungsstoffc an sich tragen. Tin Neutapeziren nach je fünf oder
sechs Jahren ist, abgesehen von der wohlthuenden ästhetischen Wirkung,
die eine Abwechslung gewährt, auch in gesundheitlicher Beziehung
eine empfehlenswerthe Maßregel. Auch dies ermöglicht die Papier-
tapete auf eine verhältnißmäßig sehr billige und nur wenig unbequemer
die häusliche Ruhe störende Weise. So haben wir denn im verlaufe
unsrer Betrachtung erkannt, daß die Papiertapete als

p yrsundyritlich öefte,

S. künstlerisch sehr kochstekenve, den kesseren Stoffs
taprlrn evenkürtigr,

F. villigstr und praktischste IVandöeklridung

bezeichnet werden muß, da sie alle Nachtheile der Stofftapeten und der ge-
malten Wand nicht besitzt, sondern die Hauptvorzüge beider in sich vereinigt.

2. Sa§ Ailwleum, auch Korktexxich genannt.

lieber die gesundheitliche Bedeutung dieses Fußbodenbelags ist
in: Anfang dieses Aufsatzes bereits eingehend gesprochen worden.
Ts erübrigt nur noch, es im Vergleich zu anderen Fußboden-Be-
kleidungen zu betrachten und seinen ästhetischen Werth als Schmuck-
gegenstand sowie die Rostenfrage ins Auge zu fassen.

Außer den besseren Arten von Teppichen: Smyrna, Brüsseler

und englischen Fabrikaten, die das
Linoleum in praktischer Hinsicht
an Weichheit, Schutzfähigkeit ge-
gen Aälte allerdings übertreffen,
hat es noch eine MengeAonkurren-
ten, wie z. B. Filz, Wachstuch,
Matten, Strohgeflechte, Gummi
und die mannigfaltigen Sorten
geringerer Teppichstoffe, die ihm
aber sämmtlich an Dauerhaftig-
keit, Dichte und in vielen anderen
Eigenschaften nicht gleichkommen.
Ts hält den Fußboden bei
Weitem wärmer als Wachstuch,
Geflechte oder dünne Teppiche,
gestattet dabei eine bessere Venti-
lation wie die schädlichen Gummi-
linterlagen, ist bedeutend wider-
standsfähiger gegen Nässe und
Aälte als Filz, es dämpft den
Schall der Tritte mehr als alle
die genannten Stoffe und ermög-
licht, gleich Gummi und Wachs-
tuch, die es an Haltbarkeit über-
trifft, eine schnelle und mühelose
Reinigung.

Daß es in dieser Hinsicht und
in Folge seiner glatten Oberfläche,
die weder Staub noch Mikroben
einzudringen und sich festzusetzen
gestattet, auch den kostbarsten
Teppichen (und diesen ganz be-
sonders) in gesundheitlicher Be-
ziehung überlegen und vorzuziehen
ist, das ist schon des Näheren
ausgeführt worden. Das Gleiche
gilt von seiner Haltbarkeit.

Wir kommen nun zu der Be-
trachtung über seinen Werth als
Schmuckgegenstand. In dieser
Hinsicht wird es sich mit den
vornehmeren Erzeugnissen der
Teppichindustrie nicht messen dür-
fen. Der Noblesse der Formen,
dem Lüster, der Farbenpracht und
Tiefe eines Smyrnateppichs hat es nichts an die Seite zu stellen;
aber schon mit den geringeren Teppichen, und gar mit den Filz-
Matten-, Wachstuch- und anderen Fußbodenbelägen kann es dreist
auch in künstlerischer Hinsicht konkurriren. Bereits haben verständige,
Fabrikanten eine große Anzahl dem Material angemessener, stilvoller
Muster in Linoleum auf den Markt gebracht, und die wachsende
Beliebtheit dieses immer inehr in Aufnahme kommenden Stoffes wird
ihm sicherlich zu immer künstlerischer Gestaltung verhelfen. Seiner
glatten Oberfläche angemessen (die Masse besteht aus einer Vermisch-
ung von Aorkpulver und Leinöl auf wasserdichtem Segeltuch), wird
die Formengebung, soll sie stilvoll, d. h. karaktervoll sein, der des
Wachstuchs ähnlich sein müssen oder allenfalls an den Rarakter der
Holzintarsia oder der Steinmosaik anklingen dürfen. Derartige oft

EM

Abbildung Nr. Wrnflev--Nkkovskion für einen Salon.
 
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