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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 2.1891

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Böttcher, F.: Das Bemalen der Möbel, Gefäße und sonstiger Geräthe mittels Emaillefarben
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https://doi.org/10.11588/diglit.11379#0168

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Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für „Innen-Dekoration".

Oktober-Heft.

emalen öcv

efäße unv fonstjgrv

evättze mittels

maillefavöen.

von F. Böttcher.

^ie farbige Behandlung der Zimmereinrichtungen, insbesondere
der Möbel ist eine immer wiedcrkehrende, und seien wir
gerecht, auch berechtigte Forderung des Publikums, und
wurde derselben auch von verschiedenen Leiten, mit mehr oder weniger
Erfolg, Rechnung getragen. Theils wurden die Möbel matt und blank
und mit blitzenden Broncebeschlägen, theils von verschiedenfarbigen
Hellen Hölzern und mit schwarzmatten Beschlägen versehen, theils
gravirt und vergoldet, theils mit gebrannten oder geschnitzten Füllungen,
Friesen und Lisenen geschmückt, oder mit Intarsien usw. bekleidet und
in neuerer Zeit werden, und zwar mit Erfolg, Möbel oder doch ein-
zelne Theile derselben, Gefäße und sonstige Gegenstände, welche zum
praktischen Gebrauch oder auch zur Dekoration dienen, mit Emaille-
farben bemalt. Obwohl die Emaillemalerei uralten Ursprunges ist,
so ist sie doch erst in jüngster Zeit wieder an das Tageslicht befördert

für Medaillons, Uhren usw. beliebt, seitdem war aber ihre Technik
fast ganz in Vergessenheit gerathen und Emaille wurde nur noch bei
Herstellung von metallenen Geräthen für den Hausbedarf, da es die*
selben dauerhafter macht und ihnen zugleich eine glatte und glänzende
Oberfläche verleiht, in Anwendung gebracht. Da gelang es ein neues
Verfahren zu entdecken, welches die Emaillemalerei, deren Ausübung
in früheren Zeiten nicht nur eine große Technik, sondern auch ein
umständliches Verfahren erheischte, von neuem auferstehen ließ, ihr zu.
neuem, vielleicht noch mächtigerem Glanz und Ansehen zu verhelfen
geeignet erscheint, die Herstellung der Emaillefarben in den verschie-
densten Nuancen zum sofortigen Gebrauch, wie wir es nicht anders
bei den Oel- und Aquarellfarben gewöhnt sind. Das Verdienst für
diese Epoche machende Erfindung gebührt den Herren Horn und
Frank in Berlin, die erst vor kurzer Zeit mit derselben an die

Abbildung Nr. 25H. Modernes Schlafzimmer in französischem Vefchmack. Entworfen von lsi Toussaint.

worden. Auf Thon malten mit Emaillesarben schon die alten Assyrer,
und Persien sowie Arabien waren die Länder, von welchen aus die
Aenntniß der Herstellung emaillirter Fließen und Thongefäßc nach
Spanien gelangte, von wo aus sie sich wieder weiter über Mallorka (Ma-
jorka daher „Majolika") nach Italien und Deutschland verbreitete. Ganz
Hervorragendes wurde geleistet; wir erinnern nur an die aus dem
7. Jahrhundert stammende eiserne Arone zu Monza, an den Trag-
altar von Eilbertus von Aöln im Welfenschatz, an das Reliquiarium
der heiligen drei Aönige in Aöln, die beide aus dem zwölften Jahr-
hundert auf uns gelangt sind. Hinwiederum dürfen wir aber nicht
glauben, daß nur in diesen Ländern die Emaillemalerei auf eine hohe
Ltufe der Vollkommenheit gelangt war, vielmehr beschäftigen sich auch
Thinesen und Japanesen schon von Altersher mit dieser Aunst und
die herrlichen und zuweilen prachtvollen von ihnen hergestellten Vasen
zeigen uns zur Genüge, zu welcher Meisterschaft es diese Völker ge-
bracht haben. Noch bis zum Anfang unsres Jahrhunderts war die
von Jean Taubin erfundene, der Porzellanmalerei verwandte Emaille-
malerei mit verglasbaren Farben auf weißem Lchmelzgrund, besonders

Oeffentlichkeit getreten sind, die aber doch schon einen bedeutenden
Erfolg aufzuweisen haben, daß damit allein der hohe Werth
ihrer Erfindung zur Genüge documentirt ist. Die Anwendung dieser
Farben ist eine ungemein einfache, die Erlernung eine leichte, da be-
sondere Vorkenntnisse nicht erforderlich sind, und somit die Ausübung
dieser Manier für jeden Form- und Farbekundigen (Bildhauer oder
Maler) keine allzuschwierige. Mit Hilfe dieser Emaillefarben
können nicht nur Töpfer-, Porzellan-, Glas- und Metallwaaren, son-
dern auch Holzgegenstände (Figuren, Albumständer Aleiderhalter,
Lpiegelrahmen, Möbel rc.) bemalt werden. Will man z. B. eine Füllung
mit Emaillemalerei versehen, so ist es vor allen Dingen nothwendig,
daß dieselbe z. B. von Linde oder Erle sei und gut abgeputzt ist; zunächst
wird dieselbe mit Lpirituslack oder schwacher Politur bestrichen, dann^
wenn es nothwendig befunden werden sollte, mit feinstem Papier ab-
geschliffen und alsdann mit den von oben genannter Fabrik fertig
gelieferten Farben bemalt. Oder auch, man benutzt Nußbaum- oder
schwarze Füllungen, gravirt dieselben, zu welchem allerdings auch
passende Zeichnungen verwendet werden müssen, dann werden die
 
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