Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 2.1891

DOI Artikel:
Das Thürknarren
DOI Artikel:
Briefkasten
DOI Artikel:
Bücherschau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11379#0024

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Seite s-p

Illustr. kun stg ew e rb,l. Zeitschrift für „Innen-Dekoration".

Zanuar-k)eft.

Hürknavrrn.

elche Nacht eine gedankenlose traditionelle Gewohnheit im Gewerbeleben
ausübt, davon kann jeder jstrebsame Handwerker erzählen. Linen recht
lehrreichen Beitrag hierzu hat das „Bayerische Industrie- und Gewerbeblatt"
veröffentlicht, den wir hier in seiner originellen, humoristischen Form abdrucken.

„So schmieren Sic doch die Thiire, man versteht ja
sein eigen Wort nicht mehr vor dem vcrd-Geknarr!" G

„Oie ist schon oft und erst gestern wieder geölt wor-
den, aber da hilft Alles nicht."

„Dann ist sie eben schlecht gemacht."

„Li, Sie haben Sie ja selbst gemacht, Herr .... und
Sie, Herr ...... haben Sie angeschlagen!"

Dieses Gespräch zwischen zwei ehrsamen Rentnern
und dem Wirthe hörte ich jüngst als zufällig einziger
weiterer Gast mit an.

Erlauben die Herren, mischte ich mich ein, Ihnen
einmal zu erklären, wie ich diesem anscheinend unver-
meidlichen Nebelstande in meinem Hause gründlich abge-
holfen habe: Bei einem nöthig gewordenen größeren Um-
bau desselben habe ich die einzelnen Dornahmen sorgfältig
geprüft und nach meiner Gewohnheit dabei auch den jetzt
üblichen Thürbeschlag nicht vergessen, wobei ich zu folgen-
dem Resultate kam:

Bei den früher üblichen Thürangeln ruhte die Last
der Thiire mit dem Rande des Bandes auf dem horizon-
talen Schenkel der Angel, was zu starker, oft geräuschvoller
Reibung Anlaß gab. Das jetzige, sogenannte Fischband
sollte dem abhelfen, indem die ganze Last auf den schmalen
Reibflächen zwischen der Spitze des Zapfens und dem
Grunde der Pfanne sich bewegt. Es muß daher bei rich-
tiger Konstruktion der Zapfen etwas länger sein, so daß
die beiden Bänder sich gegenseitig nicht berühren. Nach
alter Gewohnheit schlägt man das Fischband wie die
frühere Thürangel mit nach oben gerichteten Zapfen an.

Die schmale Reibfläche, an welcher das Schmieröl, auch
wenn man sich die Mühe machte, es dahin zu schaffen,
nicht haftet, nutzt sich bald ab und die blechartigen Theile
des Bandes reiben sich aufeinander mit dem bekannten er-
bärmlichen Geknarr, während das Gel einfach abläuft und
häßliche Flecken macht.

wie wär's, Meister, wenn wir einmal die Sache um-
drehen und den Theil mit dem Zapfen 'und zwar natür-
lich den letzteren nach Abwärts gerichtet, an die Thiire,
den pfannentheil an den Thürpfosten befestigen?

Ja, können thut man das wohl, aber man thut's
doch nicht.

Nun, sdann machen wir es einmal so verkehrt, ich
trage allein die Verantwortung.

Gesagt, gethan, das Fischband wurde mit abwärts
gerichtetem Zapfen an die Thüre geschlagen und das
Problems war gelöst. Jeder Tropfen '(Del jsenkte sich ab-
wärts bis zur Reibfläche an der Spitze des Zapfens und
erfüllte seinen Zweck bis zum kleinsten Rest.

Nach Jahr und Tag aber, während ich gerade verreist
war, begab es sich, daß meine alte Thüre sich etwas ge-
senkt hatte und der Meister half, wie üblich, durch Unter-
legen zweier Ringe nach, was natürlich bei ^so 'erschweren-
den Umständen nicht ohne einiges Knurren über die ketzer-
ische Neuerung abging. Indem nun aber die beiden
Bandtheile an den eisernen Ringen sich rieben, fing das schon vergessene Ge-
knarr erst recht wieder an. Da kaufte ich mir für einige Pfennige ein Stückchen
Messingstab von der ungefähren Dicke des Zapfens, sägte mittelst einer Laubsäge
ein paar Scheibchen davon ab und warf sie in die Pfanne. Da war dem Uebel
wieder abgeholfen und die Reibung von Eisen auf Messing ging noch viel leichter.

Sie sind halt so ein Düftler, meinte dann einer meiner Zuhörer. Nein,
sagte ich, nur ein Grübler, der überall fragt: Warum? Und dieses „Warum"
sollte ein jeder Handwerker sich zur täglichen Erinnerung über seine Werkstatt
schreiben, da würde er sich und seinen Kunden manchen Aerger ersparen.

wjefkasten.

Da es uns absolut unmöglich ist, alle Anfragen direkt zu beantworten, wollen sich die Einsender
hier zu erledigender Fragen freundlich:? mit den Sriefkastennotizen begnügen.

KrckitsKt l. Ihr interessanter Aufsatz kam für's erste Heft leider zu spät,
in einem der nächsten Hefte wird er indeß bestimmt Aufnahme finden.

6srl l». in 6. Ueber die Entwickelungs-Geschichte der Papiertapete und
ihrer Vorgänger wird in der ersten Hälfte des neuen Jahres aus berufenster
Feder ein umfassendes Werk in unserm Verlag erscheinen.
. Die Anschaffungskosten werden sich durch Herausgabe in

Lieferungen leicht tragen lassen.

Kunstfreund in /t. Der Zeichner unsres Titelkopfes:
Maler Heinrich Wetzel ist Lehrer an der Kunstgewerbe-
schule in Frankfurt a. M. Auch farbige Entwürfe liefert
genannter Künstler in vortrefflicher Ausführung.

f? lobn l>. in Union Kill. Wenn Ihnen daran liegt, unser
Blatt in Zukunft schneller zu erhalten, dann kann das
nur durch direkte Sendung geschehen, durch den Buch-
handel dauert die Zustellung immer etwas länger.

k^rau ltslene 8cbm. Wir haben Ihren Brief dem Autor
des betr. Artikels zur Erledigung überwiesen.

llenlnsr Keine. Ilr. Siegeilacktropfen entfernen Sie von
dem Tuche Ihres Schreibtischs durch reichliches Betupfen der-
selben mit Spiritus, welcher den Siegellack vollständig auflöst.

8psrsams llaustrau. Für Reinigung der Tapete gibt
es mannigfache Mittel, z. B. das einfache Abreiben mit
Brot; aber wiederholt und nicht dringend genug wollen
wir Ihnen von die'er am Unrechten Platze angebrachten
Sparsamkeit abrathcn. Sie bekommen jetzt schon recht
schöne Tapeten in modernen Mustern für so wenig Geld,
daß die Koste» einer Erneuerung dieser mit Recht gefürch-
teten Träger von Krankheitskeimen in gar keinem ver-
hältniß zur Neuanschaffung stehen.

tokannu W. in 8t. Die Reinigung der durch Petroleum
beflekten Portiere lassen Sie am Bosten aus chemischem
Wege bewirken. Die weltbekannte Anstalt von Spindler,
welche in fast allen Städten Filialen hat, ist wohl für
diesen Zweck am empfchlenswerthesten.

Waldröscbsn sut lHttsri,ut V. bei I.. Mbgleich gerade
nicht für die „Innen - Dekoration" geeignet, wollen wir
Ihnen die Frage dennoch beantworten. Der Ausspruch:
„Ich gedenke einen langen Schlaf zu thun" usw., welchen
Sie „sinnreicherweise" in Ihrem Schlafzimmer anbringen
lassen wollen, läßt Schiller Wallenstein vor seiner Ermord-
ung thun. vielleicht dürften Sie doch einen besseren Spruch
finden, wir wollen hier nur den einen erwähnen: „Morgen-
ftund hat Gold im Mund".

k^rau k^nds K. wir empfehlen Ihnen die Lektüre des
Büchleins von L. Bodonschatz über „Ausschmückung und
Einrichtung der Wohnräume", erhälklich für 60 pfg. in
jeder Buchhandlung oder direkt von uns.

Ld. t. 8. in öraila (Rumänien). Dhne alle Portokosten
können Sie unser Blatt durch E. Poppescu's Buchhandlung
dort beziehen. Probenummer der „Tapeten-Zeitung" sand-
ten wir direkt per Post.

mchtvfchau.

für Gas. Für das P-Uais des Freiherrn von Lramer-
Ulet, in München angef riigt und eniworfen von Paul

Th. Skrmltnn: Wrchikrlrloitische und o-kna-«
mentale Wormenleliue. Verlag von Karl Scholtze,
Leipzig. Mit ca. 2^0 Holzstichen. Preis broschirt M. jo.—.

Dieses ausgezeichnete, in Lieferungen erschienene Werk
liegt zur Zeit komplet vor uns, und hat uns dessen Lektüre
eine wirkliche Freude bereitet. Bei gediegener technischer
Ausführung ist hier ein zeitgemäßes Thema mit einer Ge-
wandtheit und Sachkenntniß behandelt, die das Buch weit
über das gewöhnliche Niveau kunstgeschichtlicher Werke
erhebt. Wir haben schon längst ein Werk vermißt, das
die Grundlage für das Studium des Schönen in der räum-
lichen Gestaltungswelt darbietet. Ietzk liegt ein solches
vor und wird nicht zum geringsten Theil Mitwirken, daß
der elementaren Lehre von dem Schönen durch die Ver-
mittelung des Zeichenlehrers in der Schule oder durch
Selbststudium eine systematischere Behandlung zu Theil wird als bisher. In den
Anfangskapiteln bietet uns der Verfasser mit großer Umsicht und gehaltreicher Kürze
eine allgemeine Abhandlung über die Schönheits- und Farben-Wirkungen, führt
uns dann durch neun Abschnitte auf alle Gebiete der architektonischen und orna-
mentalen Formenlehre und gibt in fesselnder weise Anleitung zur Verwendung
der verschiedenen Vrnamente und Stilarten vom frühesten Alterthum bis zur
Gegenwart. Solchen, welche sich noch einem eingehenderen bezüglichen Studium
hingeben wollen, wird ein angefügter Hinweis auf die einschlägige Literatur ge-
wiß eine willkommene Beigabe sein, vom Verfasser für Schule und Haus bestimmt,
wünschen wir dem Werk auf dem selbstbezeichneten Gebiete aus voller Ueberzeug-
ung die weiteste Verbreitung.
 
Annotationen