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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 2.1891

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Bötticher, Georg: Papiertapete und Linoleum, [3]
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Damenarbeiten auf kunstgewerblichem Gebiete
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Die Hofpianoforte-Fabrik von Rud. Ibach Sohn, Barmen
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https://doi.org/10.11588/diglit.11379#0052

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Seite 3il.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für „Innen-Dekoration".

DBirz-hest.

recht gelungene Muster liegen denn auch schon in Linoleum vor. Als
eine Verirrung dagegen muß es bezeichnet werden, wenn, wie es wohl
geschehen, Fabrikanten dieses Stoffes Teppichmuster mit allem Farben-
reiz und dein Aarakter des Gewebes nachzuahmen suchen. Dies wird
und kann nicht gelingen und ist von vornherein verfehlt.

Ruhige, noble, geometrische Muster in nicht zu Heller harmonischer
Farbengebung dürften das dem Stoff Angemessenste sein.

Schließlich ein Mort über den Kostenpunkt. Einige Arten
Teppiche dünnsten Gewebes, Wachstuch und die leichten Gestrebte der
Japaner werden sich allenfalls billiger als Linoleum im Preise stellen.
Aber die bei Weitem größere Daüerhaftigkeit letzteren Stoffes, die
geradezu Mwerwüstlichkeit zu nennen ist, gleicht diesen Preisunterschied
nicht nur aus, sie läßt das Linoleum als das im Grunde genommen
Billigere erkennen. Allen anderen Fußbodeubelägen gegenüber ist
auch der faktische Preis des Linoleums ein niedrigerer.

Der Quadratmeter eines Smyrnateppichs, die einzige Fußboden-
bekleidung, die an Haltbarkeit mit dem Linoleum konkurriren kann,
stellt sich auf Mk. 20—30, der Quadratmeter des Linoleums aus
ca. Mk. 3.30. Wir haben also auch beim Linoleum das Ergebniß
zu verzeichnen, daß es unbedingt als

j. gesundheitlich hefte,

2. auch für künstlerische
Vinrichlungen geeignete,

S. praktischste und verhält-
nistmästig hitligste Knst-
hodenütkleidnng anzusehen ist.

von

Mjr Wofplülloforte - Mit link

lid. «HlZach -Dosin,

^menarveitett auf
kunstgewevkljchem
LevLete.

Al IN 'Kunstgewerbemuseum zu Köln war
eine Anzahl Malereien aus Por-
zellan, Fayence, Holz, Stoff und verwandte
Arbeiten ausgestellt, welche ans allgemeine
Beachtung Anspruch machten. Die Mehr-
zahl derselben ist von Lehrerinnen
der städtischen Schulen angefertigt,
welche in einem besonderen Kursus
muf Kosten der Stadt eine weitere
künstlerische Ansbildung erhalten.

Die „Licbhaberküuste" spielen heute
bereits eine große Rolle in der
Erziehung. Zum mindesten muß
zugegeben werden, daß die bilden-
den Knuste im weitesten Umfange
dasselbe Recht in der Existenz zu
beanspruchen haben, wie die Musik;
ja, sie haben den Vortheil, daß durch
stümperhafte Ausübung die Mitmen-
schen weniger belästigt werden, als

durch schlechtes Klavicrspicl und schlechten Gesang. Reben natürlicher Anlage
kommt cs bei künstlicher Erziehung selbstverständlich auf einen guten methodischen
und zielbewußten Unterricht an. Wenn der Lehrer selbst ein Dilettant ist, kann
der Schüler nichts lernen, und zum Theil ist der unmethodische Unterricht am
Meisten daran schuld, daß die Liebhaber-Arbeiten in Deutschland so erheblich zn-
rückstehen gegen derartige Arbeiten in England. Sodann macht sich bei vielen
Arbeiten das Fehlen bezw. die ungenügende Benutzung guter Vorlagen geltend.
Die Sucht unserer Damen, Alles mit Gänseblümchen und Vergißmeinnicht oder
, großen Bouquets zu bemalen, ohne Rücksicht ans Zweck, Größe, Material nsw.
'des zu schmückenden Gegenstandes, scheint geradezu unüberwindlich. Und doch
zeigt ihnen jedes Stück japanischer Kunst, jeder noch so schlechte Lackkasten, wie
inan Pflanzen und Thiere behandeln muß, wenn sie als Schmuck, als Nrnament
. verwandt werden sollen. Bei tüchtiger und gründlicher Schulung eröffnen sich den
Frauen und Mädchen auch vielfache (Quellen für ihre Versorgung, und werden
Arbeiten auf kunstgewerblichem Gebiete nicht nur besser entlöhnt, sondern sind
auch anregender und mofft weniger anstrengend als etwa Näh- und Strickarbeiten.

Abbildung Nr. z-zr. Miarüno illl NaKvKoffll, von Rud. Ibach Sohn.

Nachträglich möchten wir noch bemerken, daß der in Nr. 2-z vorigen Jahres
wiedergegebene Artikel „Kunst und Kritik" aus dem in Berlin erscheinenden
„Atelier" herstammte und Herrn Architekt Peter Walls zum Verfasser hatte. Die
betreffende s. Z. am Schluffe des Artikels angebrachte bezügliche Notizzeile war
leider beim Druck abgefallen.

Die Schviftlcikung dev „Innen--Dekoration".

NMeute, wo in allen Industriezweigen ein Wettbewerb herrscht, wie er schärfer
kaum gedacht w rdeu kann, wo der Kampf ums Dasein das ganze Können
des Gewerbefleißes auf die härtesten Proben stellt, ist es ungleich schwerer als
vor fünfzig Jahren, einen großen Namen zu erwerben oder einen erworbenen
auch nur zu behalten. Mn so größer steht in einem solchen Kampfgewühl eine
Firma da, wenn sie, wie die in der Neberschrift genannte, nicht nur einen fast
hundertjährigen geachteten Namen in Ehren zu bewahren, sondern auch denselben
mit immer neuen Auszeichnungen zu schmücken, über den ganzen Erdkreis bekannt
zu machen und sich zu emem Welthause im besten Sinne des Worts cmporzu-
schwingcn verstanden hat. Im Jahre Z7Y-Z von Johannes Adolf Ibach,
dem Großvater des jetzigen Lhess, in bescheidenstem Naßstabe gegründet, ist das
Haus jetzt wohl das älteste und unbestritten eines der größten Deutschlands ge-
worden, dessen berühmtes Lrzeugniß nicht nur in allen Gauen des Vaterlandes
erklingt, sondern auch in alle Wclttheile hinausgeht, den Franzosen und Eng-
ländern überseeische Märkte wegnimmt und der deutschen Industrie den weg in
immer neue Absatzländer bahnt. Daß drei Generationen denkender Männer immer
nur das eine Ideal verfolgt haben, die möglichst vollkommensten Pianos zn bauen,
ist der Schlüssel zu den großen Erfolgen dieser Firma. Mit den reichen Erfahr-
ungen der Vorgänger und eigenem feu-
rigen Unternehmungsgeist ausgerüstet, hat
sie stets allem wahren Fortschritt gehul-
digt, Alles geprüft, das Beste behalten
und damit selbst ihren guten Anthcil bei-
getragen zur Entwickelung des deutschen
Pianobaues, der sich in den letzten zwanzig
Jahren die Welt erobert hat.

Da indeß der Geschmack unsrer Zeit
im Piano nicht allein ein Musikinstrument,
sondern auch ein Möbel will (letzteres
leider oft vorwiegend), so verwendet das
Haus Rud. Ibach Sohn ganz besondere
Sorgfalt aus die äußere Ausstattung sei-
ner schönen Instrumente; es hat dieselbe
zu einer Spezialität entwickelt, in der es
unerreicht dasteht, vor einigen Jahren
schrieb die Firma bedeutende Geldpreise
aus für die besten Entwürfe stilgerechter
Gehäuse in deutschen Renaissance, und
hatte die Freude, die besten Kräfte Deutsch-
lands sich an der Konkurrenz betheiligen
zu sehen. Das glänzende Resultat war,
außer einer Menge prächtiger Zeichnungen,
die jetzt allmälig zur Ausführung
kommen, die ständige Mitarbeiter-
schaft einiger der ersten Künstler,
durch welche das Haus im Stande
ist, korrekte Gehäuse jeden Stiles,
jeder Nation und jeden Zeitalters,
in Haus- und Zimmer-Einrichtung
genau entsprechend, zu liefern.

Ls wurde eine eigene Abtheil-
ung für Kunstschreinerei in der
Fabrik gegründet und so vortreff-
lich organisirt, daß jetzt ein stilge-
recht ausgestattetes Instrument (unter Garantie der Korrektheit bis ins Detail)
zu demselben Preise hergestellt wird, wie ein entsprechend reiches gewöhnlichen
Geschmacks. Alle Entwürfe, Zeichnungen usw. werden stets gratis geliefert,
einerlei, ob Auftrag folgt oder nicht. Doch auch für den minder Begüterten,
dessen einfacheres Meublement ein prnnkloses Piano fordert, ist in reichem Naaße
gesorgt durch eine große Auswahl von schlichteren und schlichtesten, aber stets
höchst geschmackvollen Gehäusen, welche aus dieser Fabrik hervorgehen; und die
edlen Eigenschaften des Innern bleiben bei allen stets dieselben.

Das vorstehend wiedergcgebene pianino im Rokokostil entstammt der welt-
bekannten Firma, welche im vorliegenden Heft wiederum ein Preisausschreiben
erläßt, auf welches wir noch besonders aufmerksam machen.

Im König!. Nunftgemepbe--Mufeu»l ;u Merlin ist seit Anfang
Januar die Ausstellung der Neu-Erwerbungen für die Sammlung geöffnet. Das
Hauptstück derselben, ein getäfeltes Zimmer in weiß und Gold mit gemalten
Wandfüllungen eine höchst zierliche französische Arbeit der Zeit um Z720, ist in
einen an die untere Gallerie anstoßenden Raum eingebaut. Die übrigen Er-
werbungen haben im Lichthof ihren Platz gefunden. Hervorzuheben sind unter
ihnen mittelalterliche Bronzen, zahlreiche Fayencen und Porzellane, spanische Eisen-
arbeiten, eine Reihe von Zinnschiisseln, ein Schrank voll Gold und Silberarbeiten,
vier Schränke erlesener Stoffe und Stickereien, eine Wand farbiger Kacheln, die
dem Museum als Geschenk Sr. K. H. des Prinzen Leopold überwiesen wurden,
und eine Reihe von Möbeln, worunter ein mittelalterliches Büffet, Schränke des
zs. und Z8. Jahrhunderts und zahlreiche Stühle verschiedener Form. —
 
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