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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 2.1891

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Kumsch, Emil: Pflanzen-Studium und Stil, [1]: Vortrag, im Zusammenhang mit den gleichzeitig stattgehabten Ausstellungen im Königlichen Kunstgewerbe Museum zu Dresden über "Die Anwendung von Naturformen in der dekorativen Kunst", gehalten am 21. Januar 1891 im Dresdener Kunstgewerbeverein$von E. Kumsch
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https://doi.org/10.11588/diglit.11379#0066

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April-Heft. Zllustr. k u nstg e we r b l. Zeitschrift für „Inn en - D e ko r a ti o n".

anftritt, ist keineswegs als Ueberrest des Akanthuskultus zu betrachten, es hat
vielmehr das Blatt der Artischocke zur Urform.

Mt welcher Ausdauer sich übrigens derartige falsche Auffassungen aufrecht
erhalten können, zeigen ferner die ebenfalls der Gothik angehörenden „Granat-
apfelmuster" der Gewebe. In den durch Kreuzfahrer uud sonstige Verbindungen
aus dem Grient zu uns gekommenen Geweben war es allerdings der Granat-
apfel, der das Hauptmotiv der betreffendenden Gewcbemuster bildete. Im Abend-
lande fehlte jedoch das Vorbild dazu, und es wurden ähnliche Formen dafür ein
geführt, wie der Distelkoxf, die Ananas, die Artischocke. Namentlich war es die
Elftere, die ihrer symbolischen Bedeutung nach für kirchliche Zwecke besonders ge-
eignet erschien, wozu sich ferner noch der weithin wirkende Ausdruck des betreff-
enden Musters gesellte.

Die vornehme, farbenfreudige Ren a i ssan c e nahm in der Hauptsache den
Formenschatz der Antike herüber. Außer dem Akanthus, der natürlich eine Um-
bildung erfuhr, tritt eine Pflanzenform nicht besonders hervor, dagegen gewinnt
der menschliche und thierische Körper mehr Einfluß auf die Grnamentbildung.

In der Zeit der Spätrenaissance wurden durch die Gstindische Han-
delsgefellschaft neue Pflanzen aus Gst-Indien nach Holland eingeführt, deren
bisher ungeahnte Schönheit die fischblütigen Holländer in eine hochgradige Schwär-
merei zu versetzen vermochte. Vor Allem war es die Tulpe, die hierzu Veran-
lassung gab; heute erscheint es uns fast unglaublich, daß eine Zwiebel für Blumen
bestimmter Färbung bis zu 20,000 Mark bewerthet wurde. Solche Schätze konnte
sich natürlich die Kunst nicht entgehen lassen, und so sehen wir denn im 17. Jahr-
hundert die Zwiebelgewächse Tulpe, Krokus, Hyazinthe, Narzisse auch in der
Dekoration wuchern.

waren in den früheren, streng stilisirten Kunstpcrioden die Pflanzen
oft schwer zu erkennen, so ändert sich das jetzt, die Pflanzen kommen der Natur
ziemlich nahe, aber infolgedessen gehört große Uebung dazu, die Zeit zu bestimmen,
der ihre Anwendung entstammt. Häufig müssen hierzu die Anordnung, die mehr
oder weniger üppige Durchbildung usw. Anhalt bieten.

In der dekorativen Kunst des breitspurigen Barock, das auch ein der
Gothik entstammendes schwerfälliges Blattwerk bevorzugt, und des koketten Rokoko,
welches durch kapriziöse, womöglich jede Symmetrie meidende Muschelformen sich
kennzeichnet, ist der Rcichthum an verwendeten Pflanzen zu groß, als daß man
alle aufzählen könnte. Nur eine eigenthümliche Verarbeitung möge noch erwähnt
sein, die als Lhinoiserie bekannt ist und, der Zeit Ludwig XIV. entstammend, erst

! ca. ;770 ihren ausgesprochenen Vertreter in dem französischen Zeichner pillment
fand. Namentlich spricht sich eine Vorliebe für chinesische Dach- oder Schirm-,
vielleicht auch Pilzformen auls, zu denen das Prinzip tritt, ganz verschiedenartigen
^ Pflanzen angehörende Formen auseinander wachsen zu lassen, oder dieselbe Form
in stetig abnehmender Größe übereinander anzuordnen.

wenn wir übrigens heute von „Mode" sprechen, so dürfen wir nicht
! glauben, daß wir uns hierbei im Gegensätze befinden zu der früheren goldenen
Zeit. Auch in ihr gab es einen Wechsel, ein Fortschreiten im Geschmack inner-
halb der verschiedenen Stile. So wurde im Jahre von den Schmiedeberger
Leinendamastwebern die Klage erhoben, die dort neu eingefiihrte Damastweberei
könne ein lohnender Erwerb nicht werden, da die Muster das Lager nickt ver-
trügen, zu schnell veralteten.

Es erscheint naheliegend, anzunehmen, daß jeder Stil mit der möglichst
getreuen Nachbildung der Natur angefangen habe, um mit der Steigerung des
Kunstverständnisses mehr und mehr zur stilisirten Kunstform überzugehen, und
! doch würde diese Annahme eine irrige sein. Jede Kunstperiode begann, wenn sie
^ nicht die Erbin des Formenschatzes der vorhergehenden war, mit den strengsten
j Formen, die einfach dem Unvermögen der Zeit entspringen, die Wiedergabe in
vollkommener weise zu bewirken; so wie unsere Kinder mit der unfreiwillig
strengsten Stilisirnng ihrer Menschenformen beginnen, sehen wir es heute noch bei
den Völkern, die auf einer niedrigen Kulturstufe stehen. Alle verwenden mit
Vorliebe einfache geometrische Formen, und wenn sic sich zur Verwendung von
Formen der organischen Natur versteigen, geschieht auch dies durch Zurückführuuq
auf wesentlich geometrische Forme».

Nur nach uud nach ist mit dem erhöhten Vermögen der Wiedergabe anck
das Gefühl und Verständniß gewachsen. Die Stilisirnng verfeinert sich bis zur
j Höhe der Kunstperiode, um nach deren Ueberschreitung in dem Bemühen, die
Natur zu kopiren, dem Verfalle zuznschreiten. Die höchste Kunst wird also
! nach meiner Meinung die sein, welche, ohne in Natur n ach b i l d ung zu verfallen,
! die Natur am feinsten empfindet, ihrem Reigen am weitesten zu folgen vermag.

Einer Beobachtung sei noch Erwähnung gethan. Fast in jeder der späteren
Stilxerioden waren Pflanzenstudien nach der Natur vertreten, deren Urheber sicher
der Meinung gewesen sind, nichts als die reine Natur zu zeichnen, und trotz-
dem waren sie als Leute ihrer Zeit zu erkennen, war es möglich, aus ihren
Arbeiten die Zeit ihrer Thätigkeit annähernd festzustellen.

(Schluß folgt.)

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130 ein breit, in allen Karben, KIsässsr ^pprst; 8a1lnv1, 130 em breit, in vsr-
sebiedenen (juaiitäten und ssbr feinen Karben; VItrage-8tolk«, glatt u. gemustert
in versekiedsnsn tjnalirären, Breiten null Karben; Matratren-Dreilv in grosser
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