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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 2.1891

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Hofmann, Albert: Hochzeitstruhe aus dem Palazzo Strozzi in Florenz
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https://doi.org/10.11588/diglit.11379#0055

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März-Heft.

ZIlustr. kunstge werbt. Zeitschrift für „Z nn en- D eko ra 1 ion".

Seite Zf.

roch?eitKtruhe aus dem ^WalaM in Wloren^.

Von Albert h o sman n -R ei chen b erg.

^ie Truhe ist eines der wenigen Möbelstücke, mit welchen die
transalpinischen Mohnräume mit den cisalpinischen in Be-
ziehung treten. Oer grundsätzliche Unterschied beider: das
transalpinische Mohnhaus ein Steinhaus, das cisalpinische ein
Holzhaus, tritt auch in der Innenausstattung der Räume insofern
zu Tage, als in ersterem das Holz mehr in den Hintergrund, in
letzterem aber in herrschender Meise in den Vordergrund tritt. Daneben
zeigt der italienische Znnenraum eine geringere
Zahl von Einrichtungsgegenständen, als der
nordische, wobei nicht zum Geringsten die Ur-
sache mitwirkt, daß das italienische Leben gleich
dem Aulturleben aller Völker eines milderen

Alima's sich mehr außerhalb als innerhalb
des Hauses abspielt, ein Umstand, der sich so
auffallend kund gibt, daß inan selbst die in-
timsten Verrichtungen, ganz abgesehen von der
Thätigkeit der Handwerker, sich außer dem
Hause vollziehen sieht.

Bei dem grundsätzlichen Unterschied ist also
das einzig Verwandte
die Truhe. Sie dient
als Ausbewahrungs-
geräth vorwiegend
lextiler hausschätze,
erreicht aber in der
italienischen
Renaissance
häufig eine so
große Form,
daß sie den
gleichzeitigen
Aarakter des
Sitzmöbels,
welchen die
nordischen
Truhen lange
Zeit beibehal-
ten, bald ver-
liert und in
der selbständ-
igen Entwick-
lung als Aas-

tenmöbel fortschreitet. Eines der besten Beispiele hierfür, eines der
schönsten Beispiele zugleich für die ganze Aunsttischlerei und Bild-
schnitzerei der italienischen Renaissance ist die hier in Abbildung
wiedergegebene Hochzeitstruhe aus dem Palazzo Strozzi in Florenz
wit den Wappen der Strozzi und Medici, gefertigt im Jahre saf2
ln Florenz. Zn der ganzen Aomposition und profilirung spiegelt sich
die ganze Trotzigkeit und Strenge der Florentiner Verhältnisse wieder,
welche ja auch die mächtigen Paläste zeigen. Wenn es ein karrier-
istisches Möbel für den Umstand gibt, daß auch die Entwicklung des
Aleingeräthes gleich der Entwicklung der ganzen Aunst dem Einflüsse
der jeweiligen Aulturverhältnisse unterliegt, so ist das hier gegebene
<in vorzügliches Stück zur Zllustrirung dieses Gesetzes.

Die Truhe baut sich auf einer mächtig entwickelten Basis, welche
ln der Aufeinanderfolge der Gliederungen der attischen Basis ähnlich
ist und durch eine nach abwärts laufende Sima mit einer Plinthe in

Abbildung Nr. ^8. Uoch?eikstvuhe aus dem Wsla??o SkvvM IN Maren?. Gefertigt !. I. ZL12.

Beziehung tritt, als rechteckiges Aastenmöbel aus, dessen mittlerer
Theil durch drei Füllungen gebildet und durch ein architravirtes Ge-
simse abgeschlossen ist. Ueber diesem Gesimse erhebt sich ein niedriger
Ausbau. Sämmtliche Gliederungen sind auf das Reichste geschnitzt,
ohne daß dadurch der edle, monumentale Aarakter des Möbels Ein-
buße erlitte. Die ablausende Sima der Basis ist mit einem feinen,
nach den Formen der italienischen Renaissance umgebildeten Anthemien-
Ornament geziert, während der kräftige Wulst in großen Formen
geschnitten ist. Das darüberliegende perlstäbchcn vermittelt den Ueber-
gang zu der gleichfalls mit einem Anthemienornamente geschmückten
Hohlkehle, über welche ein Rundstab mit Flechtwerkverzierung sowie
ein Glied mit Herzlaub ruhen. Die auf der Basis sich erhebende
senkrechte Wandfläche zeigt in der Mitte eine große, leere, breit ge-
lagerte Füllung, an welche sich in den beiden Ecken aufrechte Füll-
ungen mit den in vorzüglichster Weise in Hochrelief geschnitzten
wappenhallenden putti anschließen. Die putti wiederholen sich auch
an den beiden Aurzseiten der Truhe. Das architra-
virte Arömmgsgesimse zeigt aus der oberen Platte
des Architraves ein feingeschnitztes Ornament von

Rosenranken, währ-
end die Hängeplatte
mit dem symmetrisch
und unrythmisch an-
geordneten Wappen
der Strozzi —
drei Halb-
monde — ge-
schmückt ist.
Der niedere
Aufsatz zeigt
ein 3-förmig-
es Ornament,
dessen Verbin-
dungsglieder
durch Palm-
etten ausge-
zeichnet sind.
Besonderes
Augenmerk
verdienen die
im Stile des
Donatello etc.

geschnitzten, keck und frisch entworfenen Skulpturen der Puttenge-
stalten, von denen sich auf jeder Seite 2 Figuren befinden.

Die glejche Abbildung zeigt ferner einen Stuhl der Florentiner
Renaissance des XVI. Jahrhunderts, dessen Form sich in ihren großen
Hauptzügen bei Stühlen dieser Zeit öfter wiederholt. Es sind die
symmetrisch zusammengestellten Voluten, deren Zwischenräume mit
Aartuschen, Maskarons, Palmetten, Blumenkelchen usw. in flotter
Schnitzerei, welche das Schnitzmesser deutlich erkennen läßt, gefüllt
sind. Die breiten Flächen der Voluten sind mit einem Laubornament
gefüllt. — Die Truhe ist gegenwärtig im Besitz des Aönigl. Aunst-
gewerbe-Museums zu Berlin.

Vlfenbtin ?u bleichen. Durch Anseuchtcu von vergilbten Llfenbein-
Uunstwerken mit Wasser und Aussehen der so befeuchteten Gbjekte unter Glas-
glocken oder eigens dafür znsammengefngten Glastafeln, an das direkte Sonnen-
licht, wird das durch Alter gelbgefärbte Elfenbein wieder rein und weiß werden.
 
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