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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 2.1891

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Die Wohnungs-Einrichtung eines kalifornischen Millionärs
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Seite 98.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für „Znnen-Dekoration".

Juli-Heft.

oynungs ^Einrichtung

eines kalifornischen

ie innere Einrichtung des Palastes, den sichI. L. Flood, der Bonanza-
könig, auf dem Gipfel von Nob pill gebaut hatte, wurde kürzlich
von den New-Parker Möbelfabrikanten, die den Kontrakt für die
innere Ausstattung des Gebäudes hatten, dom Eigenthümer über-
liefert. Seit einer Reihe von Monaten waren 120 Kunsthandwerker mit der inneren
Ausschmückung dieses Prachtbaues beschäftigt gewesen, und mit Stolz können sie
jetzt auf ihr vollendetes Werk blicken, das an Großartigkeit, Schönheit und voll-
endetem edlen Geschmacks sich in seiner Art mit nichts vergleichen läßt. Nit
ungeheurem Geldaufwands sind aus aller Perron Länder kostbare polzarten, herr-
liche Gemälde, prächtige Vasen, werthvolle Steinarten, schwere Teppiche, schöne
Tapeten und Bronzen herbeigeholt worden, um die Gemächer dieses Palastes zu
schmücken, und da
Alles von kunst-
sinniger pand ge-
ordnet ist, bietet
das Ganze ein vol-
lendet schönes Bild.

Bei der großen
Eleganz, welche die
Einrichtung aus-
zeichnet, macht sich
doch eine gewisse
vornehme Einfach-
heit geltend. Das
paus, aus „braven
stone" errichtet,
der aus dem Gsten
importirt worden
ist, hat 10s Fuß
Front, ist 190 Fuß
tief und 65 Fuß
hoch. Es ist im
römischen Stile ge-
baut. Der Paupt-
Eingang befindet
sich unter einem
Portikus, der von
16 dorischenSäulen
getragen wird und
zu dem eine breite
Freitreppe führt.

Durch prachtvolle,
mit Bronze beschla-
gene Thüren aus
englischem Eichen-
holze tritt man in
das Gebäude. Das
Vestibül hat Fuß-
boden und Decke
aus Nosaik, und
die wände sind mit
numidischem Mar-
mor bekleidet.Durch
eine zweite Thür
tritt man in die
Vorhalle, deren
Fußboden auch aus
Mosaik hergestellt
ist, während den
Plafond ein Ge-
mälde ziert, das
von der Meister-
hand des französ-
ischen Malers Ga-
lan herrührt. von
hier aus blickt man
in die Palle, deren
Wände mit Maha-
goni von San Do-
mingo getäfelt sind und aus welcher breite Treppen, hergestellt aus derselben polz-
art, nach der oberen Etage führen, in welcher sich die Schlafzimmer befinden.

Im Stile der flämischen Renaissance gehalten, macht diese Palle einen
überaus vornehmen Eindruck. In der Mitte der Palle steht eine prachtvolle
Vase aus Söores-Porzellan, eine der größten, die existiren. Die Vase ist von
altetruskischer Form und von Farbe blau wie I-upis vasull. Um die Mitte der
Vase schlingt sich ein rosa Streifen, der in niedrigem Relief eine Gruppe tanzen-
der Genien zeigt. Das Kunstwerk kostet 12000 Dollar (etwa H8 000 Mark). Schwere
Portieren, alte Gobelins verdecken die Eingänge zu den Gemächern, welche an
die Palle stoßen. Zur linken Seite der Vorhalle befindet sich die Bibliothek.
Schränke, Stühle, Tische sind aus Walnußholz geschnitzt, das der Kaukasus ge-
liefert hat; schwere Ledertapeten bedecken die wände und ein prachtvoller Kamin

aus Verda Lampaca-Marmor vollendet den Schmuck dieses Zimmers. Zur rechten
pand tritt man aus der Vorhalle in den in indischem Stil ausgestatteten Lmpfangs-
salon. Die Wände sind mit Seidenplüsch überzogen und den Fries bilden kunstvolle
Teakholzschnitzereien, die aus Indien importirt worden sind. Die Möbel sind mit
indischen Stoffen überzogen und aus Teakholz geschnitzt, und indische Teppiche
bedecken den Boden. Der Kamin reicht bis an die Decke, zs Fuß hoch, und ist
aus persischen Kacheln angefertigt, die Spiegel haben Rahmen aus Ebenholz, ver-
ziert mit Gold, und die Gardinen an den Fenstern sind aus golddurchwirkten
indischen Seidenspitzen angefertigt.

Der Speisesaal ist im Stile der italienischen Renaissance gebaut. Der untere
Theil der Wände ist mit gebeiztem Eichenholz getäfelt, dcr obere Theil mit alten

Gobelins, Jagd-
szenen darstellend,
bedeckt. Den Pla-
fond ziert ein Ge-
mälde des Pariser
Malers Levy, den
Triumphzug des
Bacchus darstell-
end, ein Kunstwerk
ersten Ranges, und
an einer Wand steht
das Buffet, ein
Prachtstück, mit
herrlichen Bronze-
verzierungen. Der
hohe Kamin ist
aus chinesischem
Marmor gebaut.
In dem Sprech-
zimmer findet man
den Stil Ludwig
XlV.vertreten. Ge-
stickte Sammttape-
ten verhüllen die
Mauern und ein
mehrere Zoll dicker
Axminster - Teppich
bedeckt den Fuß-
boden. Auf der
einen Seite erhebt
sich ein enormer
Kamin aus mexi-
kanischem Bn?x.
Die Decke wird
durch ein Galan'-
sches Bild „Die
Dämmerung" ge-
schmückt, und der-
selbe Maler hat den
Fries gemalt. Der
Ballsaal ist weiß
und Gold im Stile
des Direktoire's
und mit einem Ka-
min aus Porzellan
versehen. Ein luxu-
riöses Frühstücks-
zimmer, das dabei
einen sehr gemüth-
lichen Eindruck
macht und in dein
sich die Familie ge-
wöhnlich aufhalten
wird, schließt die
Zimmerreihe in
dem unteren Ge-
schosse. Im oberen
Stock befindet sich

das Rauchzimmer, dessen wände mit gebeiztem Kirschholz getäfelt und mit Perl-
mutter ausgelegt sind. Durch einen Dom aus Vpalglas dringt das Licht von
oben in das Zimmer. Die Möbel sind mit persischen Stoffen überzogen und das
Ganze ist im orientalischen Stile gehalten. In dem Damenzimmer, das eine
hellblaue Seidentapete hat und mit Portieren von schwerem hellblauem Seiden-
sammt ausgestattet ist, erkennt man den Stil Louis XIV. Lin reizendes Gemach
ist Fcäul. Jenni Flood's Schlafzimmer im Stile Marie Antoinette's. Die Möbeln,
Thüren usw. sind aus xolirtem Ahorn, das in gefälligem Kontraste zu der zart-
blauen Seidentapete steht. Auf dem Fries haben Amoretten Platz gefunden, von
Galan gelieferte Kopien der Amoretten, welche das Boudoir der unglücklichen
Königin im schönen Trianon zierten. Auf der Decke sind Blumenguirlanden ge-
malt; der Kamin ist aus Mnyx; das Gastzimmer im> holländischen Stile gehalten. —
 
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