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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 2.1891

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Böttcher, F.: Norwegische Volksindustrie
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Neue Wandgetäfel-Platten
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https://doi.org/10.11588/diglit.11379#0135

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Leite ssfl.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für „Innen-D ekoration".

August-Heft.





haben, vermißt man die Töpferei vollständig, wohingegen Weberei
und Stickerei, sowie Arbeiten in Holz und Metall einen für ihr Ge-
deihen günstigen Boden gefunden haben. Besonders gilt dies für die
Holzschnitzerei, die schon von der ältesten historischen Zeit
an höchst werthvolle Arbeiten hinterlassen hat. Ts braucht
in dieser Richtung nur an die alten Airchen erinnert zu
werden, deren Schnitzereien sich durch ungewöhnlichen Fan-
tasie-Reichthum, vereint mit Sicherheit in der Behandlung
des Ornaments und großer technischer Fertigkeit auszeich-
nen. Während aber die Aunst in älterer Zeit beinahe im
ganzen Lande mit Glück getrieben wurde, ist sie nach und
nach in den meisten Orten ausgestorben oder in Vergessen-
heit gerathen und führt jetzt nur noch ein einigermaßen
lebenskräftiges Dasein in einzelnen Distrikten, wie Thele-
marken, Gudbrandsdalen und Hardanger. Ohne Zweifel
könnte doch dieser Theil des Hausfleißes durch verständige
pflege dazu gebracht werden, in manchem der Bezirke,
wo er früher geblüht hat, wieder Wurzel zu fassen. Die
hauptsächlichsten Bedingungen für das Gedeihen dieser natio-
nalen Holzschnitzkunst sind gewiß noch immer vorhanden
in der angeborenen Anlage der Bauern, ihrer Handfertig-
keit und ihrer Vorliebe für dergleichen Arbeiten wie auch
in dem Ueberfluß brauchbaren vorbildlichen Materials.

Soweit die Nachrichten über das Leben, die Sitten und
Gebräuche der Vorfahren zurückgehen, ist auch die Teppich-
weberei in diesem Lande geübt und sind Teppiche in
großer Ausdehnung zur inneren Ausschmückung der Wohn-
räume angewandt worden. Diesen Brauch hat man weit
bis in unsre Zeit hinein beibehalten, und diesem ist es
denn auch zu danken, daß tüchtige Arbeiten dieser Art
noch vorhanden sind. Inwieweit die Teppichweberei haupt-
sächlich an einzelne Gegenden, und in diesem Falle an
welche sie geknüpft ist, läßt sich zur Zeit wohl kaum
bestimmen. Nach dem zu urtheilen, was sich jetzt noch
findet, muß die Aunst im nördlichen Theil von Gudbrands-
dalen, woher das Aunstindustriemuseum
zu Thristiania seine schönsten Teppiche hat,
sehr hoch gestanden haben. Zur Zeit ist
es, soweit bekannt, nur Hardanger und
umliegende Distrikte, wo noch künstlerische
Arbeiten verfertigt werden.

Von allen Arbeiten des nationalen
Aunstfleißes ist wahrscheinlich die Stickerei
im größten Umfange geübt worden, aber
an die Ausschmückung der Aleidung ge-
knüpft, hat auch diese sich mehr und
mehr nach den mehr abseits liegenden
Gebirgs- und Fjord - Distrikten, wo der
Bauer noch seine alten Nationaltrachten
hat, zurückgezogen. Insbesondere zeichnete
sich Thelemarken mit umliegenden Be-
zirken wie auch Hardanger und einzelne
der anderen Fjord-Distrikte durch ge-
schmackvolle Anordnung der Muster, har-
monische Farbenwahl und eine besonders
sorgfältige Ausführung aus.

Was endlich die Schmuckarbeit betrifft,
so wird sie, wenn nicht ausschließlich, so
doch ganz überwiegend in den Distrikten
gepflegt, in denen oder in deren Nähe
das edle Metall am Häufigsten vorkammt
und gewonnen wird, so hauptsächlich in
Thelemarken und Numadalen. Ts ergibt
sich bei näherer Untersuchung, daß die Schmuckgegenstände, die man
z. B. in Hardanger findet, fast ausschließlich Stadtarbeit oder nach
solcher ausgeführt sind.

Uebrigens beruhen diese Bemerkungen über die Verbreitung
der verschiedenen Zweige des Hausfleißes im Lande lediglich auf
Vermuthungen, die sich darauf stützen, daß die genannten Distrikte

sich am reichsten an derartigen Arbeiten gezeigt haben. Mangel an
nothwendigem Material hat ein tiefer gehendes Studium der Haus-
industrie und der damit in Verbindung stehenden Fragen bis jetzt
leider wesentlich gehindert. Bei der Errichtung des Aunst-
industriemuseums in Thristiania s876 war darum einer
der wesentlichsten Zwecke: hier die Erzeugnisse eines natio-
nalen Aunstfleißes, die sich noch in verschiedenen Distrikten
fanden, zu sammeln und für das Land wieder nutzbar
zu machen. Ts war die höchste Zeit, daß es geschah.
Spuren des Verfalles und Rückganges zeigten sich in allen
Richtungen. Das eigens Interesse der Bauern für diese
Arbeiten war schon lange gering, und was ältere Zeiten
hinterlassen hatten, war zum großen Theil schon von in-
und ausländischen Museen und Sammlern angekauft worden.

Leider standen dem Museum in Thristiania nur sehr
geringe Geldmittel zur Verfügung, und es war darum
außer Stande, die Sache mit der wünschenswerthen Energie
anzufassen. Obgleich man sich darein finden mußte, lang-
sam vorwärts zu gehen und sich gezwungen sah, manchen
interessanten Gegenstand aus den Händen gleiten zu lassen,
ist es doch gelungen, nach und nach in den folgenden
Jahren eine Sammlung von Arbeiten norwegischen Haus-
fleißes zustande zu bringen, die sowohl durch ihre verhält-
nißmäßige Vollständigkeit als auch durch den künstlerischen
und technischen Werth der einzelnen Gegenstände von
großer wissenschaftlicher und praktischer Bedeutung ist.

Gestützt auf diese Sammlungen des Museums soll
in einem späteren Aufsatze eine Schilderung der einzelnen
Zweige norwegischer Hausindustrie, namentlich derjenigen
des Holzes (der Schnitzerei usw.) gegeben werden, welche
die Leser dieser Zeitschrift gewiß mit Wohlwollen auf-
nehmen werden. F. Böttcher.

Abbildung Nr. 20I. Nokoko--Watevne.

Ausgeführt von Paul Stotz, Stuttgart.

ur Herstellung dieser Wandgetäfel-
platten überstreicht man ungefähr
3 mm starke (farblose) Glasplatten
mit einer Anstrichmasse, welche aus Natronglas
mit gemahlener Austerschale, Magnesit oder
auch Zinkweiß und irgend einer beliebigen
trockenen Malerfarbe zusammengerührt ist, und
überstreut vor dem Erstarren mit gewöhnlichem
Sand. Nach 3—fl Stunden, wenn dieser Ueber-
zug steinhart geworden ist, gießt man auf diesen
Anstrich eine dünne Schicht von 60 Theilen
geschmolzenem Stangenschwefel, flO Theilen
Sand und ( Theil Zinksulfat und überstreut
vor dein Erhärten wieder mit Sand (diese Iso-
lirungs- oder Schwefelschicht ist auch durch As-
phaltstrich ersetzbar). Endlich gibt man als
dritten, letzten Ueberzug einen Aufguß von
f Theile Zement mit 3 Theilen Sand. Die
Aufstreuungen von Sand bezwecken eine be-
deutend festere Verbindung der einzelnen Schich-
ten, und ebenso ist die Mittelschicht von Schwefel
oder Asphalt unbedingt nothwendig, um alle
Feuchtigkeit des Mauerwerkes abzuhalten. Das
Zinksulfat soll das Springen verhindern. Dieses
Getäfel wird, wie jedes andere an der Wand
befestigt und ist bei etwaiger Reinigung mit
schwachem Sodawasser abzuwaschen. Die stein-
harte Farbenschicht ist auf der Vorderseite durch
das Glas und auf der Hinterseite durch die Schwefel- beziehungs-
weise Asphaltschicht vor allen äußeren Einflüssen geschützt; beim Ver-
legen schließt das angewendete Material (Mörtel usw.) auch die Aanten
sorgfältig zu. Die Platten kann man ruhig stunden-, selbst tagelang
im Wasser liegen lassen. Dieselben lassen sich bequem in den ver-
schiedensten Mustern und Farben Herstellen.
 
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