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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 2.1891

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Falke, Jakob von: Bronze und Eisen, [2]
DOI Artikel:
Hofmann, Albert: Mein Wohnungs-Ideal, [13]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11379#0139

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Seite s(8.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für „Innen-Dekoration".

August-Heft.

ließ. Wir sind rasch fortgeschritten von der Aerze zu einer technisch
verbesserten Oelbeleuchtung, zur Gasbeleuchtung, zum elektrischen Licht.
Die alten Aunstformen wollen darauf nicht passen; wir sind gezwungen
sie umzuändern und auf neue Formen zu sinnen. Das ist ganz der
richtige Weg zu neuer Gestaltung, zu einer freieren Auffassung der
künstlerischen Aufgaben zu gelangen. Daß wi
wenigstens in diesem Zweige der Aunstindustrie, auf
dem Wege dahin sind, zeigen einige der Abbildungen
moderner Gegenstände, mit welchen wir diesen Auf-
satz begleiten können. Auch bei den Abbildungen
eiserner Schmiedearbeiten aus modernen Fabriken,
die uns zur Verfügung gestellt worden, ist es mehr-
fach der Fall.

Von ein paar älteren Gegenständen (Aaryatide
als Aerzenträger im Empirestil und Stiegengeländer)
abgesehen, sind unsere Abbildungen sämmtlich moderne
Originalkompositionen. Diejenigen für Bronze gehören
den wohlbekannten Firmen Paul Stotz in Stuttgart
sein Aronleuchter im Rokoko-Stil), Talm 6c Ben-
der in Berlin (Vase mit Blumenstrauß), L. A.

Riedinger in Augsburg (orientalische Lampe in Am-
pelform, ein großer Aronleuchter), dem Gasapparat-
und Gußwerk Mainz (Aandelaber für elektrisches
Licht) und der sächsischen Bronzewaaren-Fabrik in
Wurzen, vormals A. A. Seifert (ein paar Aande-
laber für Figuren) und Akt.-Ges. Schäffer 6c Walker,

Berlin (zwei Bronzefiguren) an. In geschmiedetem
Eisen bringen wir von der Aunstschlosserei Paul
Marcus, Berlin, einen Lichtträger und einen Wand-
arm nach Zeichnungen von Pros. M. Aoch, Berlin,
desgleichen einen anderen Wandarm als Träger einer
Blumenampel von Frz. Sales Meyer in Aarlsruhe;
von Hermann Götz in Aarlsruhe einen Ofenschirm
und ein überaus reiches, in Art der Renaissance ge-

Abbildung Nr. 2;?.

Ausgeführt
Akt.-Ges. Schaffer L

tenden Firmen oder Aünstlern, deren Namen heute zu den ersten auf
ihrem Gebiete gehören.

Als modern bedeutsam unter all diesen Gegenständen erscheinen
wohl am meisten diejenigen, welche der modernsten Beleuchtung, denr
elektrischen Lichte, gewidmet sind, wobei es denn sehr charakteristisch
für unsere Aebergangsepoche ist, daß sie zum Theil
der elektrischen und der Gasbeleuchtung zugleich
dienen. So insbesondere die Gegenstände der sächsi-
schen Fabrik in Wurzen. Das Beleuchtungsgeräth-
von Talm 6c Bender in Berlin geht dagegen am
weitesten in freier Benützung pflanzlicher Motivs-
zu Aränzen, Vasen mit Blumensträußen, Blumen-
gehängen, deren Blätter und Blumen frei aus dev
Hand gearbeitet und mühsam zusammengefügt sind.
Mehr an ältere Vorbilder halten sich die Gegenstände
aus geschmiedetem Eisen, am meisten das Lichterweib-
chen, obwohl auch dieses schon dem elektrischen Lichte
dienen soll. Man wird aber doch, trotzdem man an
Vorbilder erinnert wird, den Aompo-sitionen von
Frz. Sales Meyer und von Hermann Götz gerne
zugestehen, daß sie mit freier künstlerischer Fantasie
komponirt sind. Dasselbe ist der Fall mit dem hüb-
schen Gitter von Franz Brechenmacher. Ueberhaupk
läßt sich wohl aus unseren zahlreichen Abbildungen
schließen, daß heute schon in der Bronzeindustrie wie
in dem geschmiedeten Eisen mehr Originalität herrscht
als gewöhnlich zugestanden wird, und die fortschreitende
Technik und künstlerische Erfindungskraft wird auch-
diesen Erzeugnissen immer höhere Vollendung geben.

Wntlke Slrulpkuv. Die Insel Milo ist aber-
mals der Fundort eines bedeutenden Aunstwerks
geworden. Man hat die überlebensgroße Marmor-
statue eines Faustkämpfers entdeckt, und zwar so-
wohl erhalten, wie bisher nur ganz wenige Bild-

Wvonzrfiguv.

walcker, Berlin.

haltenes Abschlußgitter für das Schloß Tullgarn in Schweden, von Franz
Brechenmacher in Frankfurt ein Nischengitter, sodann von Ferdinand
Paul Arüger, Aunstschlosser in Berlin ein Lichterweibchen mit ver-
zierten Aetten, nach einem Entwurf von Heinrich Wetzei gefertigt.
Sämmtliche Gegenstände entstammen daher renommirten und bedeu-

werke der klassischen Hellenenzeit. So gestaltete sich denn auch die
Ueberführung nach Athen zu einem förmlichen Volksfeste. Die ge-
sammte Bevölkerung begleitete das von einer Militäreskorte bewachte
Aunstwerk unter Iubelrufen nach dem Hafen, wo es an Bord eines^
aus Athen abgesendeten Schiffes nach dem Piräus gebracht wurde. —

^Eohnungs--?Döeal.

Von Albert Hofmann-Reichenberg.

(Fortsetzung von Seite >;;.)

einen solchen Salon zu besitzen, ist ein großes Glück und
eine große Seltenheit, ihn kann nur der besitzen, der ein
reiches Leben gelebt, der ein ganzer Mensch gewesen ist.

Ich habe die Schilderung des Salons nicht ohne Absicht so aus-
führlich gegeben. Ist es doch gerade dieser Raum, in welchem sich
das gesellige und geistige Leben der Familie und der zu ihr stehenden
Glieder der allgemeinen Gesellschaft konzentrirt und ist es doch der
Raum, der in unserer heutigen Wohnung immer noch der am wenig-
sten anziehende ist. Ich möchte den französischen Salon in unmittel-
baren Gegensatz zu unserm heutigen Begriffe Salon setzen. Unter
diesem versteht man nichts anderes als das best ausgestattete Zimmer
der Wohnung, das nur von Besuchern betreten, von den Bewohnern
selbst aber mit einer heiligen Scheu gemieden wird. Im französischen
Salon Geist, Leben und Anmuth, in unserm Salon steife Förmlich-
keit, schöne, inhaltslose Worte und sonst — Todtenstille. Aein Wunder,
daß man die Abende, die man der Höflichkeit zum Opfer brachte und
in einem solchen Salon ungenützt entfliehen ließ, schon als verlorene
bezeichnete. Unsre modernste Wohnungsreform hat darin eine, wenn
auch nur geringe Besserung gebracht. Sie hat dem Raume wenigstens
den Eindruck kalter Starre genommen, indem sie namentlich versuchte,
ihn auch außerhalb der Besuchszeit mit frischem Leben zu erfüllen.
Doch tritt diese Wendung zum Besseren vorläufig nur sporadisch auf.

Gibt der Salon ein Stimmungsbild des herrschenden Familien-
geistes, so gibt es nicht minder der Garten, den ich unbedingt in das

Ideal der Wohnung einschließe. Der Garten, die Stätte des trauten
und innigen Zusammenlebens mit der Natur, hat vor dem Salon noch-
den Vorzug der Verschiedenartigkeit und Mannigfaltigkeit der Stimmung.
Er ist ein anderer im Herbste und ein anderer im Winter, ebens»
wie das reizvolle Frühlingskleid der dithyrambischen Sommerstimmung
entgegensteht; der Garten ist ein anderer im Frühlingsregen und ist
wieder ein anderer vor und nach dem reichen Gewitterregen des^
Sommers. Die melancholische, trübe Stimmung des Spätherbstes wird
durch Todtenstarre des Winters verdrängt. Anders scheint die vibrirendv
Sonne im Frühlings und anders liegen dis sengenden Sonnenstrahlen
des Hochsommers auf den lechzenden Pflanzen. So ist der Garten neben
dem Hause eine besondere Individualität, die neben den natürlichen Er-
scheinungen auch die Individualität seines Pflegers wiederspiegelt.
Wie wunderbar muthet nicht die schöne Beschreibung des Gartens
bei dem Landhause des Sophokles im Aephissosthale bei Athen an,
welche Hamerling in seinem Aünstlerroman „Aspasia" gibt: „Ging
man, nachdem man das Thal betreten, eine kurze Strecke zwischen
dem Olivenhain und dem fließenden Gewässer hin, so sah man am
jenseitigen Ufer des Aephissos, auf wiesigem, sanft ansteigendem Bo-
den einen anmuthigen Weiler im Schein der Sonne glänzen, umgrünt
von einzelnen uralten hochgewipfelten Typressen, Platanen und Pinnen,
und von einem Garten, der fast bis an den Aephissos herüberreichte.
Aber nicht blos von dieser Seite erstreckte sich jenes Gartengelände
bis ans Ufer des Flüßchens, sondern dieses, seinen Weg aus dem
Innern des Thals gegen den Eingang desselben sortsetzend, machte
eine Arümmung nach der rechten Seite hin und bespülte sonach auch
dort die Gründe, in welche der Frucht- und Blumengarten, der das
Landhaus umgab, nach jener Seite hin auslief. Nur daß dort der
! Boden des Gartens einigermaßen sich abdachte, und der Bach in
 
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