Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 2.1891

DOI Artikel:
Ueber Mosaik-Dekorationen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11379#0210

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Dezember-Heft.

Illustr. ku nstg ew e r b l. Zeitschrift für „I nn en - D eko r a tion".

Seite f8f.

ev

fsrk

rkovationen.

all den herrlichen Rünsten, welche das Alterthum geliebt
und gepflegt, für die es uns noch immer unerreichbare
Vorbilder hinterlassen hat, ist wohl keine im Lause der
letzten Jahrhunderte so in Vergessenheit gerathen wie die Mosaikkunst,
und doch ist es gerade diese, welche
durch Farbenpracht und Glanz
und das gegen alle Temperaturein-
flüsse unempfindliche Material mehr
als alles andere zur Ornamentik
im großen Stil, zum Schmuck monu-
mentaler Bauten geeignet erscheint.

Im kunstsinnigen, kunstgeübten
Italien war es, wo die Mosaik-
arbeit zur höchsten Vollendung ge-
bracht wurde; wenn auch das by-
zantinische Reich in seiner Blüthe-
zeit dieselbe adoptirte und ihr den
Stempel seiner Geschmacksrichtung
ausdrückte, so kehrte sie doch nach
dessen Verfall in die alte Heimath
zurück. Das ursprüngliche Mate-
rial, Marmor und bunte Steine,
wurde durch die viel bildsameren
farbenprächtigeren Glaspasten oder
Smalten ersetzt, wodurch es mög-
lich wurde, die großartigen Monu-
mente zu schaffen, welche zeigen, daß
die Mosaik in Wirklichkeit der
reichste, vornehmste und geeignetste
Schmuck für die mannigfachsten
Gegenstände war und noch ist.

Als im f6. Jahrhundert Raffael
und Michel Angelo auf der Höhe
der künstlerischen Welt erschie-
nen, mußte sich auch die Mosaik
ihrem alles beherrschenden Rünstler-
geiste fügen und obwohl die bild-
lichen Darstellungen in deren Auf-
fassung etwas von der bis dahin
vorherrschenden Strenge und Maje-
stät verloren, so war anderseits ein
bedeutender Gewinn inbezug auf
Rolorit und Formenschönheit zu
konstatiren. Raffael und seine Schü-
ler zeichneten die Rartons für eine
Menge Mosaiken, welche von einem
Venezianer Luigi da Ponte aus-
geführt wurden, ja er selbst soll
in S. Maria del Popolo Mosaik
gearbeitet haben. Wenn nach ihm
ein Tizian, Paolo Veronese, Tintoretto für die künstlerischen Aus-
führungen gewonnen wurden, so mußte unter deren Leitung die
Mosaik auf die denkbar höchste Stufe gebracht werden.

Welche Sorgfalt zu damaliger Zeit auf Herstellung der Runst-
werke verwendet wurde, erhellt daraus, daß ein Zeitraum von mehr
als hundert Jahren nöthig war, um die fast ganz mit Mosaik über-
deckte Facade von San Marco in Venedig zu beenden. Diese wunder-
bare Arbeit gab der Republik Venedig das Recht, stolz auf ihre Runst

zu sein und das Geheimnis der Glaspastenfabrikation mit ängstlicher
Sorgfalt zu hüten. Es wurde ein besonderes Gesetz erlassen, wonach
sich kein Fremder in den Fabriken aufhalten, unter keinem Vorwand
ein Arbeiter Venedig verlassen durfte. Nur Söhne von Meistern

konnten Gehilfen werden und hohe
Strafen wurden über jeden ver-
hängt, der von den Geheimnissen
der Fabrikation außerhalb der
Fabrik sprach. Das sog. Purpur
und Purpurviolett ist noch heute
zum Theil Geheimnis geblieben.
Als später unter Sixtus V. die
vatikanische Werkstätte entstand,
mußte um die Erlaubnis nach-
gesucht werden, dieses Roth 'für die
Arbeiten in Rom zu liefern.

Die Art und Weise der Tech-
nik, in welcher die Mosaiken von
Anfang an hergestellt wurden, war
überall die gleiche geblieben; an
das grobe Mauerwerk warf inan
nach und nach eine Art Ritt, welcher
aus einer Mischung von Ralk,
Silicium oder Marmorstaub, mit
Ziegelmehl bestand, und in diesem
frischen Ritt wurden die kleinen
Würfel befestigt, nachdem vorher
die Hauptkonturen hineingezeichnet
worden waren. Bei der Lang-
samkeit dieser Prozedur muß man
geradezu staunen, daß überhaupt so
große Werke wie die Ornamentik
der Peterskirche in Rom und San
Marco in Venedig geliefert wurden.

Leider ließen sich die venezia-
nischen Rünstler an dem erwor-
benen Ruhme genügen und gaben
sich keine Mühe, eine Schule oder
Fabrik für Mosaik zu erhalten. So
kam es, daß mit diesen Rünstlern
auch deren Runst zu Grabe ging.
Die Fabrikation der Smalten in
Murano Härte auf, selbst deren be-
kanntesten Rezepte gingen verloren.
Nur hier und da verfertigte man aus
übrig gebliebenem Material kleine
Bilder; eine größere Leistung ist von
s750 bis l 859 nicht ZU verzeichnen.

Endlich, zu Ende der fünfziger
Jahre, nahm sich Salvati, ein
Mann, welcher jetzt europäischen Ruf erlangt hat, der vernachlässigten
Runst an und begann die Technik der Mosaik eifrig zu studiren; an-
geregt durch die Lektüre des Romanes »Res maitres mosmcxues« von
George Sand. Er gewann für seine Idee einen erfahrenen Glas-
fabrikanten aus Murano Namens Nadi; beide arbeiteten mit Eifer
und scheuten kein Opfer, um das gesteckte Ziel zu erreichen. Nach 2
Jahren gelang es Nadi, sehr schöne Materialproben herzustellen. Sal-
vati hatte unterdessen in weiten Rreisen Interesse für sein Unternehmen

Abbildung:

Num. 27Y.

Mllnng für einen Jagdschrnnk.

Entworfen und gezeichnet von Maler Larl Hollmann.
 
Annotationen