Galerie Flechtheim [Contr.]
Der Querschnitt
— 16.1936
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https://doi.org/10.11588/diglit.74679#0011
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Heft 1
DOI article:Schulz, Eberhard: Der Teufel hinter der Leinewand..
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Von
EBERHARD SCHULZ
„Demnächst
zeigt ein rotes Sichtbild mit krakeligen Buchstaben an — bringen wir das atem$
beraubende Drama aus dem Chinesenviertel in San Franzisko
Die grüne Laterne
7 Akte voller Spannung, Kampf eines weißen Mädchens gegen gelbe Schmuggler^
banden, Endkampf gegen die Polizei, Explosion eines Stadtteils und Opiumhöhlen.''
Die rote Scheibe wechselt.
„Ab Dienstag: Die Sehende im Urwald.
Liebesdrama zweier Nebenbuhler im Dschungel, Aufstand der Wilden, Flucht
durch den Schlangengarten usw. ..."
Diese Filme kommen aus Amerika und laufen in der Münzstraße und Wein^
meisterstraße, soweit Berlin O in Frage kommt. Was London betrifft, in den
entsprechenden Vierteln dort. Ebenso in Paris, Tokio und Kapstadt. Dazu in der
internationalen Provinz, außen umsponnen mit ländlicher Einfalt, Kuhgeruch
und Kopfsteinpflaster, innen aber mit einer heimlichen Glut nach Abenteuern
und fernen Lüsten — also in Italien, Sumatra und Dänemark.
Niemand ahnt das, nur der Filmmann, der seine Ware dorthin exportiert.
„Die grüne Laterne" und „Die Schenke im Urwald" sind Indizienbeweis für
ein seltsames Seelenleben.
Was ist Seele des Menschen?
Wir beginnen mit der Statistik. Die Zahlen berichten von den Morden im
Filmjahr. Genaue Ziffern sind uns entfallen. Also sagen wir 500. 2000 Diebstähle
auf der Leinwand. Die Ehe wird 8oomal total oder versuchsweise gebrochen und
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