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Galerie Flechtheim [Contr.]
Der Querschnitt — 16.1936

DOI issue:
Heft 8
DOI article:
Goetz, Wolfgang: Der Porzellankünstler Scheurich
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.74679#0663

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Paris, Pont Neuf Zeichnung von Paul Scheurich

DER PORZELLANKÜNSTLER SCHEURICH
Von
WOLFGANG GOETZ
Tm alten Cafe des Westens spielten wir ein Spiel, das — wohl von Schmitz
1 und Ewers erfunden — den Namen: „Das Besetzungsspiel" trug. Es
ging von dem Grundsatz aus, daß in der Himmelsregistratur nicht alles in
Ordnung sei und infolgedessen bei der Versendung von Menschenseelen
kleine Mißgriffe stattfinden, so daß also ein Mann, der leute lebt, eigent-
lich ein Schüler Ciceros hätte sein müssen. Das Kunststück bestand nun
darin, daß wir den Betreffenden (besser wohl: Betroffenen) seine wirk-
liche, durch keine himmlischen Registraturböcke gestörte Biographie zu-
sammenschneidern mußten.
Man kann kaum ein geeigneteres Objekt für diesen sinnreichen Unsinn
finden, als Paul Scheurich. Dieser Künstler ist oben lange vergessen worden,
bevor er 1883 — auch in dem ganz falsch angesetzten Geburtsort New
York! — auf diesem Planeten in die Erscheinung trat.
Das Besetzungsspiel auf ihn angewandt, würde etwa lauten:
„Scheurich, Paul, um 1700 in Hemmigrode (Sachsen-Schleiz, jüngere
Linie) als Sohn eines Hoftischlermeisters des kunstsinnigen Herzogs Carl
Theodor Eusebius geboren, zeigte schon als Knabe einen ausgesprochenen

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