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Galerie Flechtheim [Mitarb.]
Der Querschnitt — 16.1936

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Heft 7
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Seligo, Irene: Des Londoners Sonnabendruhe
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https://doi.org/10.11588/diglit.74679#0547

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Airedales

Valter Klemm

DES LONDONERS SONNABENDRUHE

Von
IRENE SELIGO

„The train! The twelve o'clock for paradise,
Hurry, or it will try to creep away.
Out in the country everyone is wise:
We can be only wise on Saturday."
Harold Monroe

Sm das Gefühl der Engländer für ihr Weekend verstehen zu können, ja,
um zu begreifen, warum diese nicht gerade als Lebenskünstler bekannten
Menschen so etwas erfunden haben, muß man zuerst ihre Städte kennen. Man^
ehester, Liverpool, London, Wohnhöhlen der Lasttragenden, Fegefeuer des Alb
tags. London an einem Sonnabendvormittag im Sommer, dröhnend, unsauber
und übelriechend; die Straßen angefüllt vom unerträglich langsam quirlenden
Verkehr, Gehsteige und Geschäfte gepackt voll keuchender, blasser Menschen,
über allen jene feuchte Mischung aus Ruß und Auspuffgasen, die in London
geatmet wird. Wo soll die Luft auch herkommen? Es geht ja nicht nur ein paar
Straßen, es geht meilenweit so, Oxford Street, Regent Street, Piccadilly, Strand
und City; nach Osten in die Wildnis der Whitechapel Road, nach Westen in den
tosenden Hammersmith Broadway, nach Süden in die Elendsquartiere des jen^
seitigen Themseufers, nach Norden in die fast noch trübseligeren Wohnviertel

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