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Galerie Flechtheim [Contr.]
Der Querschnitt — 16.1936

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Heft 2
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Krebsgeborene haben Glück auf Wasserreisen
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https://doi.org/10.11588/diglit.74679#0119

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KREBSGEBORENE
HABEN GLÜCK AUF WASSERREISEN
Von
ANTON SCHNACK
Wenn die Sonne in den Fischen steht,
Ist das Meer mir hold,
Wenn auch Westwind weht
Und die Wasserwoge langhin rollt.
Auf der großen Fahrt
Bleibe ich von Schiffbruchnot bewahrt.
Wunderbare Länder steigen auf
Und sie grüßen mich zu gern,
Abenteuer nehmen ihren Lauf
Und sie sind von gutem Stern.
Und im Bau der heißen Hafenstadt
Machen mich verwunsch'ne Dinge satt.
Eilig stampft das Schiff im Meere fort
Und es wird mir nichts gescheh'n,
Frauenauge glüht mir zu an Bord,
Liebe kann ich gnädig seh'n.
Und der Mund der feuerblonden Miß
Schenkt mir Kuß und Biß.
Inseln, Wunsch und Knabentraum
Sind mir aufgetan,
Und durch Flut und grünen Brandungsschaum
Schaukelt vogelhaft des Eingebor'nen Kahn.
Und er reicht mir still die süße Frucht,
Die ich hungrig schon seit langer Zeit gesucht.
Wenn die Sonne in den Fischen steht,
Winkt mir gute Zeit,
Weltwind geht und neuer Weltwind weht
Und das Herz hat niemals Abschiedsleid.
Fremde Sterne blitzen vor dem Blick,
Muscheln orgeln dumpfe Meermusik.
Wenn die Sonne in den Fischen steht,
Schützt mich Gott Neptun,
Wenn auch unten sich der Wirbel dreht,
Wenn auch in der Tiefe Ungeheuer ruh'n,
Wenn auch starren Riff und Felsenstück:
Sonne in den Fischen schenkt mir Reiseglück.

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