Galerie Flechtheim [Mitarb.]
Der Querschnitt
— 16.1936
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https://doi.org/10.11588/diglit.74679#0738
DOI Heft:
Heft 9
DOI Artikel:Bethge, Hans: Vision auf Sylt
DOI Artikel:Das Bleibende
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.74679#0738
Surrrrrrrr. Eine Bekassine saust hinter mir auf. Holla, was war das für
ein nichtswürdiges Bild, das ich soeben dort unten am Strande sah? Diese
Stelle da, diese törichte Stelle...
Ah — bah! Ich springe auf. Ich spüre in den Augen eine Müdigkeit, —
habe ich geträumt? Langsam schreite ich dem Westerländer Strande zu.
Aber ich wende mich noch einige Male um und spähe nach der Stelle im
Sande zurück, dieser merkwürdigen Stelle, dieser unheimlichen Stelle, die
der Teufel holen mag.
Zwei Tage später lese ich im „Sylter Intelligenzblatt":
„Am Freitag wurde nördlich von Westerland am Strande eine Leiche
aufgefunden, die das Meer angeschwemmt hatte. Ein junger Mensch, der
sich zur Heilung hochgradiger Nervosität in Westerland aufhielt, lag
besinnungslos darüber ausgebreitet. Welcher Zusammenhang zwischen ihm
und dem Toten besteht, und ob es überhaupt einen solchen gibt, ist bisher
nicht zu ermitteln gewesen, denn der Kranke ist noch nicht zur Besinnung
zurückgekehrt."
Und etwas tiefer:
„Der junge Mensch, welcher am Freitag zugleich mit der angeschwemmten
Leiche nördlich von Westerland aufgefunden wurde, ist, ohne zur Be-
sinnung zurückgekehrt zu sein, verstorben. Sein Leichnam wird nach Berlin
übergeführt."
DAS BLEIBENDE
Von
PETER SCHER
Feld, Wald und Flur sind gut daran,
daß man sie nicht bewegen kann
und daß sie auch sich selbst nicht fortbegeben,
um Abenteuer zu erleben.
Das schönste Roggenfeld zu Schiff
entspräche kaum noch dem Begriff,
den wir als Einsicht ins Gegebene preisen —
genau so wie ein Wald auf Reisen.
Dies wissen sie und ohne Groll
beharren sie charaktervoll,
indem sie unten ihre Wurzeln treiben
und oben lichtverbunden bleiben.
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ein nichtswürdiges Bild, das ich soeben dort unten am Strande sah? Diese
Stelle da, diese törichte Stelle...
Ah — bah! Ich springe auf. Ich spüre in den Augen eine Müdigkeit, —
habe ich geträumt? Langsam schreite ich dem Westerländer Strande zu.
Aber ich wende mich noch einige Male um und spähe nach der Stelle im
Sande zurück, dieser merkwürdigen Stelle, dieser unheimlichen Stelle, die
der Teufel holen mag.
Zwei Tage später lese ich im „Sylter Intelligenzblatt":
„Am Freitag wurde nördlich von Westerland am Strande eine Leiche
aufgefunden, die das Meer angeschwemmt hatte. Ein junger Mensch, der
sich zur Heilung hochgradiger Nervosität in Westerland aufhielt, lag
besinnungslos darüber ausgebreitet. Welcher Zusammenhang zwischen ihm
und dem Toten besteht, und ob es überhaupt einen solchen gibt, ist bisher
nicht zu ermitteln gewesen, denn der Kranke ist noch nicht zur Besinnung
zurückgekehrt."
Und etwas tiefer:
„Der junge Mensch, welcher am Freitag zugleich mit der angeschwemmten
Leiche nördlich von Westerland aufgefunden wurde, ist, ohne zur Be-
sinnung zurückgekehrt zu sein, verstorben. Sein Leichnam wird nach Berlin
übergeführt."
DAS BLEIBENDE
Von
PETER SCHER
Feld, Wald und Flur sind gut daran,
daß man sie nicht bewegen kann
und daß sie auch sich selbst nicht fortbegeben,
um Abenteuer zu erleben.
Das schönste Roggenfeld zu Schiff
entspräche kaum noch dem Begriff,
den wir als Einsicht ins Gegebene preisen —
genau so wie ein Wald auf Reisen.
Dies wissen sie und ohne Groll
beharren sie charaktervoll,
indem sie unten ihre Wurzeln treiben
und oben lichtverbunden bleiben.
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