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Galerie Flechtheim [Mitarb.]
Der Querschnitt — 16.1936

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Heft 7
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Scheuermann, Wilhelm: Faules und fleissiges Wochenende
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https://doi.org/10.11588/diglit.74679#0535

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FAULES UND FLEISSIGES WOCHENENDE
Von
WILHELM SCHEUERMANN
iemand vermag zu ahnen, wann das deutsche Wörterbuch der Brüder Grimm
einmal zum vorläufigen Abschluß gekommen sein wird. Inzwischen hat das
endlose Hinausspinnen der Sammlerarbeit der späteren Herausgeber auch seinen
Vorteil: Während die ersten Bände schon ganz altmodisclugeschichtlich geworden
sind, zappelt in den Wörtern, die mit einem Buchstaben vom Schluß des Abes
zu beginnen das Glück haben, das munterste Leben. Da häufen sich die Aus^
drücke und Wortbildungen, die sich die Brüder Grimm beim Bande A noch
nicht träumen lassen konnten, und die diese beiden besten Kenner unserer Muttern
spräche, wenn sie sich mit einem heutigen Deutschen unterhalten wollten, erst
in ihrem eigenen Wörterbuch nachschlagen und lernen müßten. Denn solange
eine Sprache lebensjung ist, bringt sie unablässig neue Bildungen hervor, wie
der Baum Blätter. Wir, die wir mitten in ihr leben, achten es nur nicht, so wenig
wie wir die Baumblätter wachsen hören.
Zu diesen Wörtern, die das Glück haben, so spät geboren zu werden, daß
sie irgendwo im vierzehnten Bande des Grimmschen Wörterbuches noch ein
rechtzeitiges Unterkommen finden werden, gehört das Wochenende, das wie der

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