Galerie Flechtheim [Contr.]
Der Querschnitt
— 16.1936
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https://doi.org/10.11588/diglit.74679#0233
DOI issue:
Heft 3
DOI article:Reisen
DOI article:Drawbell, James Wedgwood: Mord im Kabarett
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Reise, wie du, wenn du wieder zu Hause bist, wünschen wirst, gereist zu sein.
Für manchen ist die Erdoberfläche nur eine geologische Erscheinung, für andere
eine ständige Aufforderung, unterwegs zu sein.
Jemand wurde nach seinen Reise^Eindrücken befragt: er sagte, soviel Schlaglöcher
wie auf den Landstraßen Italiens seien ihm noch nigends begegnet.
Ein anderer, der sechs Wochen in der Schweiz war, sagte, ihm sei auf der Fahrt
von Genf nach Zürich Kohlenstaub in das linke Auge gedrungen und er könne
seitdem noch nicht richtig wieder sehen.
Die Welt ist kein Ansichtskartenalbum, das man Seite für Seite gemächlich
umblättern kann: Reisen heißt sie stückweise erobern müssen.
Ein Baedeker mag ganz gut und zuweilen notwendig sein: doch es ist gut, wenn
man zwischen den Zeilen zu reisen versteht.
Nicht jeder, der reist, verdient diese Auszeichnung.
Vielgereist ist doppelt gelebt.
Die Ausbeute an Seeigeln, Palmenzweigen und Denkmälern entnommenen
Steinen sagt nichts über den Wert einer Reise.
Eine Reise ums Zimmer kann aufschlußreicher sein als eine Reise um die Welt:
es kommt auf die Augen an. Richard Drews
MORD IM KABARETT
Von
JAMES WEDGWOOD DRAWBELL
lese Geschichte wurde geschrieben, um von Miles Larkson oder jemandem,
der seinen augenblicklichen Aufenthaltsort kennt, gelesen zu werden. Sie
wird ausgesandt, wie ein SOS-Ruf, um eine Angelegenheit zu beenden, die vor
zwei Jahren in einer kalten Winternacht begann, als ein Mann aus dem Kabarett
„Der Halbmond" herausstürzte, in ein Taxi sprang und dem Fahrer zurief, so
rasch zu fahren als nur möglich.
Dieser Mann war Miles Larkson, der seit dieser verhängnisvollen Nacht
für alle seine Freunde und andere, die gerne mit ihm in Verbindung kämen,
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Für manchen ist die Erdoberfläche nur eine geologische Erscheinung, für andere
eine ständige Aufforderung, unterwegs zu sein.
Jemand wurde nach seinen Reise^Eindrücken befragt: er sagte, soviel Schlaglöcher
wie auf den Landstraßen Italiens seien ihm noch nigends begegnet.
Ein anderer, der sechs Wochen in der Schweiz war, sagte, ihm sei auf der Fahrt
von Genf nach Zürich Kohlenstaub in das linke Auge gedrungen und er könne
seitdem noch nicht richtig wieder sehen.
Die Welt ist kein Ansichtskartenalbum, das man Seite für Seite gemächlich
umblättern kann: Reisen heißt sie stückweise erobern müssen.
Ein Baedeker mag ganz gut und zuweilen notwendig sein: doch es ist gut, wenn
man zwischen den Zeilen zu reisen versteht.
Nicht jeder, der reist, verdient diese Auszeichnung.
Vielgereist ist doppelt gelebt.
Die Ausbeute an Seeigeln, Palmenzweigen und Denkmälern entnommenen
Steinen sagt nichts über den Wert einer Reise.
Eine Reise ums Zimmer kann aufschlußreicher sein als eine Reise um die Welt:
es kommt auf die Augen an. Richard Drews
MORD IM KABARETT
Von
JAMES WEDGWOOD DRAWBELL
lese Geschichte wurde geschrieben, um von Miles Larkson oder jemandem,
der seinen augenblicklichen Aufenthaltsort kennt, gelesen zu werden. Sie
wird ausgesandt, wie ein SOS-Ruf, um eine Angelegenheit zu beenden, die vor
zwei Jahren in einer kalten Winternacht begann, als ein Mann aus dem Kabarett
„Der Halbmond" herausstürzte, in ein Taxi sprang und dem Fahrer zurief, so
rasch zu fahren als nur möglich.
Dieser Mann war Miles Larkson, der seit dieser verhängnisvollen Nacht
für alle seine Freunde und andere, die gerne mit ihm in Verbindung kämen,
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