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Galerie Flechtheim [Mitarb.]
Der Querschnitt — 16.1936

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Heft 2
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Bernard, Tristan: Ein neues Restaurant
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https://doi.org/10.11588/diglit.74679#0144

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Beim Strafenbau

Hans Sauerbruch

EIN NEUES RESTAURANT
Von
TRISTEN BERNARD

Wo sollen wir Mittag essen?
Es war schon fast ein Uhr und die nächste große Stadt 80 Kilometer weit
entfernt. Die Straße war so schlecht, daß man nur mit mittlerer Geschwindigkeit
fahren konnte. Dabei hatten wir fest beschlossen gehabt, in besagter Stadt Station
zu machen ...
Solche Beschlüsse aber pflegt der Appetit unizuwerfen, zumal, wenn er von
der guten Landluft angeregt wird.
Zwei, drei Meilen weiter kam man ja durch ein Städtchen. Aber das Reisen
handbuch wußte nur von einem kleinen Reisendenhotel zu künden, mit zwei
Badezimmern auf achtzehn Zimmer, was keinen besonderen Komfort versprach.
Die Küche war gar nicht erwähnt. Also keine verlockenden Aussichten.
Aber, siehe da! Als wir in dem Städtchen ankamen, begrüßte uns ein funkele
nagelneues Haus. Gasthof Durand. Diese gottgesegnete Gaststätte war erst nach
Fertigstellung unseres Reiseführers emporgeschossen, der sie also nicht mehr hatte
erwähnen können. Aber wir sahen vor der Tür ein halbes Dutzend Autos stehen
und das ist die beste Empfehlung. Wenn auch das Reisehandbuch das Gasthaus
noch nicht kannte, um so besser wußten die Kenner und Feinschmecker Bescheid.
Hier war nichts zu überlegen, hier mußte man bleiben. An der Schwelle erwartete
uns mit weitausgebreiteten Armen die Wirtin.
„Kann man ein Mittagessen bekommen?"
,,. . .Welche Frage!"
Durch einen kleinen, mit Hüten vollgehängten Vorraum führte sie uns bis zu
einer Glastür, die sich neben einer zweiten Tür befand, auf der „Restaurant"
geschrieben stand.

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