Galerie Flechtheim [Mitarb.]
Der Querschnitt
— 16.1936
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https://doi.org/10.11588/diglit.74679#0058
DOI Heft:
Heft 1
DOI Artikel:Berger, Marcel: Fünf Tausender...
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„Wie?... Sie sprechen von meiner Kurzgeschichte?"
„„Seit jenem Abend forschen wir nach dem Urheber des Unfalles ... Das
Opfer ..."
„Nein! ... Ist es denn etwas Ernstes?..."
Ich brachte kaum einen Ton heraus:
„Ist der Mann ... ist der Mann tot?..
„Nein ... nur verletzt."
„... Schwer?"
„Gebrochene Beine ... Innere Verletzungen ... Aber ein armer Teufel. Sie
brauchen sich nicht aufzuregen . . . Sie sind doch wohl haftpflichtversichert?"
„Das allerdings."
„Es spricht nur leider eines gegen Sie ... der Fluchtversuch ..."
„. .. Ich wußte nicht ..."
„Haben Sie den Mann am Boden liegen gesehen oder nicht?"
„Gewiß, aber ..."
„Ihre Kurzgeschichte beschuldigt Sie ..."
„Ich habe das Ganze doch dichterisch zurechtgemacht .. ."
„Viel zu durchsichtig."
„Nun ... und?!"
Die Stimme wurde freundlicher.
„Der Bursche verläßt dieser Tage das Spital. Kein arger Kerl. Wenn er seine
Klage zurückzieht ... und dazu können Sie ihn bringen ..."
„Wie denn aber?"
Schweigen.
„Was kostet die Sache?"
„Nun ... Fünftausend ...", tönte es mir ins Ohr.
Er nannte mir seine Adresse, ich notierte sie automatisch . . . dann hing er den
Hörer auf. Es wurde ein arger Tag. Magenbeschwerden. Weder das Mittagessen
noch das Nachtmahl wollten mir schmecken. Am Abend entzifferte ich in meinem
Notizbuch die Adresse eines gewissen Chiefly, Saal III, Spital Z... Am nächsten
Morgen gab ich in meiner Bank Auftrag, Papiere zu verkaufen . .. die ich, weiß
Gott, schwer genug erworben hatte ... Fünftausend ...
Achtung! Zwei Tage darauf, um die gleiche Stunde, wurde ich wieder an;
gerufen, aber diesmal ist es eine andere, vergnügte Stimme ... die mir bekannt
vorkam ... Oder doch nicht . .. Nein . .. Ja ... beinahe . .. aber ganz sicher
bin ich nicht.
„Dich haben wir schön drangekriegt, mein Junge! Du bist uns schön herein;
gefallen . .. Nun ... Du weißt doch!... Chiefly!... Tu nur nicht so! Du hast
niemanden überfahren! Diese Bücherschreiber sind immer bereit, anzunehmen,
daß ihre Phantastereien wahr werden können. Nein, nein!... Wer ich bin? Das
errätst du nicht? ... Ein alter Freund ... Der dir dein Geld zurückbringen
will!... Wohin? Heute abend acht Uhr zu Scotts?... Ist es dir recht?.. . Schön.
Abgemacht!"
Ich ging um acht Uhr hin. — Aber kein Mensch war dort...
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„„Seit jenem Abend forschen wir nach dem Urheber des Unfalles ... Das
Opfer ..."
„Nein! ... Ist es denn etwas Ernstes?..."
Ich brachte kaum einen Ton heraus:
„Ist der Mann ... ist der Mann tot?..
„Nein ... nur verletzt."
„... Schwer?"
„Gebrochene Beine ... Innere Verletzungen ... Aber ein armer Teufel. Sie
brauchen sich nicht aufzuregen . . . Sie sind doch wohl haftpflichtversichert?"
„Das allerdings."
„Es spricht nur leider eines gegen Sie ... der Fluchtversuch ..."
„. .. Ich wußte nicht ..."
„Haben Sie den Mann am Boden liegen gesehen oder nicht?"
„Gewiß, aber ..."
„Ihre Kurzgeschichte beschuldigt Sie ..."
„Ich habe das Ganze doch dichterisch zurechtgemacht .. ."
„Viel zu durchsichtig."
„Nun ... und?!"
Die Stimme wurde freundlicher.
„Der Bursche verläßt dieser Tage das Spital. Kein arger Kerl. Wenn er seine
Klage zurückzieht ... und dazu können Sie ihn bringen ..."
„Wie denn aber?"
Schweigen.
„Was kostet die Sache?"
„Nun ... Fünftausend ...", tönte es mir ins Ohr.
Er nannte mir seine Adresse, ich notierte sie automatisch . . . dann hing er den
Hörer auf. Es wurde ein arger Tag. Magenbeschwerden. Weder das Mittagessen
noch das Nachtmahl wollten mir schmecken. Am Abend entzifferte ich in meinem
Notizbuch die Adresse eines gewissen Chiefly, Saal III, Spital Z... Am nächsten
Morgen gab ich in meiner Bank Auftrag, Papiere zu verkaufen . .. die ich, weiß
Gott, schwer genug erworben hatte ... Fünftausend ...
Achtung! Zwei Tage darauf, um die gleiche Stunde, wurde ich wieder an;
gerufen, aber diesmal ist es eine andere, vergnügte Stimme ... die mir bekannt
vorkam ... Oder doch nicht . .. Nein . .. Ja ... beinahe . .. aber ganz sicher
bin ich nicht.
„Dich haben wir schön drangekriegt, mein Junge! Du bist uns schön herein;
gefallen . .. Nun ... Du weißt doch!... Chiefly!... Tu nur nicht so! Du hast
niemanden überfahren! Diese Bücherschreiber sind immer bereit, anzunehmen,
daß ihre Phantastereien wahr werden können. Nein, nein!... Wer ich bin? Das
errätst du nicht? ... Ein alter Freund ... Der dir dein Geld zurückbringen
will!... Wohin? Heute abend acht Uhr zu Scotts?... Ist es dir recht?.. . Schön.
Abgemacht!"
Ich ging um acht Uhr hin. — Aber kein Mensch war dort...
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